BH lim: w #>m i s« ä £ ^ar; M; •m:^ ■> |ggä . fi' . Qass_\ Book 'Pj )^n teftlKtifdK gtagnu 9cf$ftif$( fragen von y1 Dr. 3. ffrauenfläbf. Peffon. £rutf unb S3evlag t>on ®e&rübet JUl 1853. ^ ^ 1)1 Prinled in Germany i 0 r w 0 r t «üorltegenbe Scbrtft oerbanft ü;ren Urfprung nt^t einem äußern j&xotä, fonberu einem Innern 33cbürfnt§ be# 23erfaffer§. 5Dte barin pr 6prad)e gebrauten graben befd)äftigten nämlid) feinen ©eift lange nnb lebhaft. (Sr l;atte 93tele§ barüber gelefen nnb nod) mel;r felbfl barüber nad)gebad)t 2>a füllte er fid) beim enblicb, nm bie burd) ba8 ßefen nnb Genien tnnerltct) erworbenen ©ebanfen ftd; and) äugerlid) Kar nnb objeetio ju tnad)en, gebrungen, jur geber p greifen nnb fte aufzutreiben. 8o eutftanben bann na$ nnb \\afy, wie e$ feine Selige erlaubte, bie einzelnen 2(bf$nüte, beren $war jeber ein ©an§e§ für jtd) bilbet, bie aber bod) alle jufammen einanber jur gegenfettigen (Srganjung bienen, einanber bewabrfyetten nnb betätigen* (Srjt nae^bem ber SSerfaffer für fieb nnb ofyne alle 5lbfid)t ber 33eröffentlid)ung bie einzelnen 2tbl;anblungen niebergefd)rieben nnb in bie jetzige nad? ber 23erwanbtfd;aft be$ «Stoffes» georbnete nnb oom Slllgemeinern jum 23efonbern fortfd)reitenbe Reihenfolge gebrad)t I>attef — fanb er, ba§ au$ bem ©anjen eine ®efammt= anfd)auung über ba§ SSefen beS S^ö'nen nnb ber 5?unft beroorginge, bie wofyl wertlj wäre, oeröffentltd)t ju werben, bamit fte puti) anbern greunben ber 9leftbettf $u ©ute fomme. VI £>tefe fuqe genettfdje ©efcfytdjte ber oorliegenben Scfyrift glaubte id) bem ßefer f)ier im Vorwort fdmlbtg \a fein, bamit berfelbc nid?t einen unrichtigen TOaßftab an biefelbe lege unb ni$t mit fatfcfyeu Erwartungen an biefelbe gefye. Die für mid) in meinem ÜKanufcrtpt anfängüd) nur fnrj angcmerftcn (Ettatc Ijabe td) fyter, ba bie citirtcn stellen iüd)t Scbem jut #anb fein bürften, auöfübrlid) mitgeteilt, unb fo finbet man beim in meinem 23ud)e ^k tfon mir tf;cil8 reiben legten, tbetlö betätigten ober ergänzten Sleufjerungen unb Urtfyeüe eines Socrateö, $lato, Slrijiotefeö, £ora$; üRonteSquteit, £etoettu8, JJtcuffeau, Voltaire; Silber, Wlofö ÜRenbelSfoljn, Marcus £erj; $ant, 6d)open()auer; ßeffiug, ©ötfye, @d?t(Ier, %m\ ißaut, Sied5 u. 2(., roie e§ bie jebe$ma(tge Gelegenheit gerabe mit ft$ brachte, biefelbcn an$ufül;ren unb $u prüfen. 23crün im December 1852. Der ITerfttITer. jUNU. @ettc T. 23erfyä(tm§ ber 2(eft6ettf ^um ©cfiifyl beS Sdjttnen .... 1 II. 33erf)ä(tni§ ber 21eftfcetif jur .^unft 14 TIT. ©peciftfcl) »erfdjfebene Slrteit beö 2öofy(a,efaflens 19 IV. ßwet beut Sdjflnen ferroanbte 23c^rtffe 33 V. Mgemeina.iiltigf'eit be§ äftfyettfcfyeu Urteile 53 VI. SSerfd)tebene§ 93ert)a(ten $ur SBirffidjfeit unb sunt SEWbc ... 68 Vir. Ueber t>k ajtfyetifdje ^ac^afjmun^ 76 VIII. Uitferfdjfeb bcr ctjtfyettfcljen unb ntoralifcfceit SBeuvifyeüung . . 83 IX. ©er tragifdje ^petb unb ba§ tragifdje ©efdjicf 95 X. *Pft}d)oU>gtfdje 23ebingungeu be$ tragifdjen 5Kit(etbs .... 100 XI. lieber ba$ tfo'mtföe 102 XII. lieber Sontrajte ' 125 XIII. ßroet ilenngetc^en be3 ächten tfunftwerfs ....... 134 XIV. ßur 5Bergietd)ung ber Jtünjie 137 XV. lieber ba§ ßufantmennnrfen ber fünfte = . 154 XVI. ßnnefacbeS Sntereffe an ftuufür-erfen 160 XVII. Heber Senbeiwoefte 169 XVIII. «jBoefte unb ©efötdjte 174 XIX. $oejte unb Wfofo^te 178 XX. $oefte beö 2lberglaubcitö 187 XXI. Heber ba$ ©enie 197 I. SBerpltmjj bcr Sleftycttf jum ©cfityl fcc§ @d)8ncn. 5Die 5lejiljenf als SBiffcnfc^aft beS 6d;önen »erhalt fid) $um ©efütyl beffelben, n>ic ftd) überhaupt baS Söiffen §um gürten »credit» @o roie baö ©efüfyl beS ÖSed)iS unb Unrcd)tS befielen fann otme SuriSprubens , baS ©efüfyl beS ©ittücfjen unb Utt- ftttltd^ctt otnte (&tfytr fo and) baS ©efüfyl beS Sd;önen unb #ä§lidj>en o^ne 5lejlf)eiif. 2Ber ficr) bafyer mit bem bloßen güfylen begnügt, ber braucht feine 2Biffenfd)aft. (£S fo muten aud) bte meinen 2J£enfd)en, tr>ie bte £l;tere, mit bem biegen ©efüfyl, atfo ol;ne 2Biffenf$aft, burd)S geben* Unb baS ift notfywenbtg. 2)cnn, wenn 3eber mit feinen Urteilen unb «Spanblungen im Seben fo lange warten feilte, bt$ er beutttd)c begriffe — in benen baS~ Söefen ber 2öiffenfd)aft befielt, — oon ben fingen erlangt l;ätte, bann würbe it)m, wie 2lrtt)ur Schopenhauer (bte 2öelt als -äBttte unb Vorftellung II. 75) treffenb fagt, bie Gelegenheit meiftenS fdjon baS fai)le Hinterhaupt ^ugefefjrt fyaben- (£S wäre gerabe, wie wenn ©iner nid)t et;er effen wollte, als bis er einen beut= ltdjen pl)t)ftologifd)en begriff oom Verbauen erlangt, ober wenn (Stner nid)t fel;en uüb f;ören wollte, als bis er bie ^^ftologie beS ®eft$tS unb ©et)örS grünbltd) ftubirt f)ätte, ®efüf)t iji Grunbiage beS Gebens. £>ie 2öiffenfd)aft ergebt ftdj erjt auf bem 33oben beS ©efüfyts* ©efüt)l ift unmittelbares, 2öiffenfd;aft hingegen »er* mittelteS SBiffen. 2Bte aber alles Vermittelte auf bem itn= l mittelbaren ruf)t, fo aud) Me 2ötffenfd)aft auf bem ©cfu^L 28er bafyer nie eine Sa$e gefüllt v)at ober jtc $u füllen uu= fäfytg tft, ber fann eS and; nid)t $ur 2Btffenfd)aft barin hingen, fo wenig, als ber 23(tnbe *ur 2ötffcnfd;aft ber garben. £od) folgt aus biefem 23ebingtfetn ber 2Btffen[d)aft burd)$ ©efübt Mneewege, baß überalt, reo baz Ctfefül)! oorbanben tft, es aud) $ur 2Btffenfd;aft fontme. 3)ie 2btere uub bie nteiften ÜJcenfdmt Reiben oon Un^atyligem ©efübt, wovon fie es bod; nid)t pt 2Siffeufd)aft bringen, 3)ic £rucre t)abeu j, 23. fo gut, tote ber teufet), ein ©efüfyl oon grennbfdjaft uub unterfd)ciben aufs a% Urteil abfaßt: bie Zbüx gehört $um Stalle, f)at einen beutlidmt 33eßriff oon bem ©ebäube, unb biefeS tft fid;erlid) über ba$ Vermögen bei Vtet;c§ . . *, ♦ 3$ Ö^e nod^ weiter unb fage: @ö ift gan^ ma§ Ruberes, bie £>inge von einanber unterfdjeiben nnb ben Untcrfcfyteb bei* SMnge cr= fennen. £>a§ Severe ift nur burd) Itrttjeiten möglich nnb famt oon feinem unvernünftigen Sbiere gefd;eben." (ßant'S fämmtüdje SBcrfe, 2fu8gafce oon 9?ofcnfran$ unb Sd;ubert I. 72.) SDaö (Refill)! bifferirt alfo nid;t baburd) oon bei* 2öiffen= fdjaft, baß jenes nid;t ju unterfdmbeu öerfttag', ma* biefe unter* fdjeibet 2)cmt t>a% ©efü()f unterfd)eibet fo gut Öied;t oon Unrecht, ©ütc oon 23o8l;ctt, Scfö'rtfjett von <£>äß(id)feit, wie bte 3uti«j>tttbeuj bie @t$if unb 2lejil)etif. 3fbet ba« ©efüf)I unterfd)cibet eben bfo$ baö Verfdn'ebene, olme fid; ben Unter = fd;ieb abgefonbert jünt 23ewuftfein §u bringen; bie SBiffenfcfoaft bingegeu weiß ben Uuterfd)ieb anzugeben, weiß §u fagen, worin er beftci)t 3)at;er fonunt e§, t>a^ bie £l;tere unb bie un= wiffenfdjaftticbeu 9Reufd;en §war bie unter einen begriff ge= Irrigen £)inge, ober, um e$ in ber ©prad;e ber £ogtf au$- pbrücfen, ben Umfang eines ^Begriffes, oon ben unter einen anbern begriff gehörigen unterfd)eibcn , alfo \)k ^flan^en oon ben Xfyitxm, biefe oon ben 5Dceufd)en, unb innerhalb einer jeben ©attung wieber t>k befonberen 5(rteu berfelbeu; aber t>^\ 3>u= fyatt beS 33egriffc$ , b, I;. bie in bemfelbeu enthaltenen wefeut- lid)en unb d;arafterifrifd)en $cerfmale roiffen jte nid)t anzugeben. £)enn, wie £erbart rid;tig fagt: „£otaletnbnufe oon äfjnüdjen ©egenftänben, ^ufammengefloffene Vorfteltungen oon Räumen, Käufern, 2Renfd;en iL bgL l;at ot;nc 3weiftl m$ ber Söilbe unb $>a$ £t;ier; aber fjier fet)tt bie (Sutgegenfetjung be§ 2(bftrac= ten gegen baö ßoncrete, £)er allgemeine begriff t)at ftd) nid)t abgefonbert oon feinen Veifpiefen/' (2et;rbud) jur ax oieleß 3d)önc unb oielees ©ute, aber ba$ 6d)öue unb ©Ute felbjt («vro to '/«Aov, avzb ayaftbv) ift Ujnen imbefcmnt; beim jene$ mirb gefe(;en, aber nief;t ge= bad)t, biefeS hingegen gebad)t, aber nid)t Qcfer)en ; unb 3)en= fen iji fdnrerer, als @ef;en. 9cur ber 2Biffenf$aftöliebcitbc bringt ftd) bae OTgemeine abgefonbert jum 23en>ugtfetn. 3)er bto£ anfcfyauenbe unb füblenbe S^enfd) bleibt, trie bau Stner, beim (meinen, bei ben räumlid) unb jritlid) begrenzen, in biefem ober jenem beftimmten Saufalpfammen^attg beftnbu<$en (Sr- fcfycimtngen freien, (lieber ben ltnterfd)ieb , ber b)ierau$ für i>a§ geben ber 2t;icre unb ber SJcenfdjcu entspringt, l)abe tef) einen f (einen , aber inbaltreicbeu 5lrtifet: „£ie Spiere unb ber 2Rcnf$" in ben blättern für Uterar. Unterhalt. 1852, 9er. 11 bruefen laffen, auf ben iä) bier oermeife. 2?cfouber3 aber mu§ id) meine Scfcr auf bie nnebttgen Kapitel, 5, 6 unb 7 in 6d)openl)aueri3 „SBcft als SöiUc unb ^orfteilung" 33b. IL ©♦ 57 — 118 über ben unvernünftigen ^ntelleet, über bte ah= ftraetc ober #ernunfterfenntmB, unb über $>cl& $erl;ältni§ ber anfebauenbeu jtit abjiracten drfenntmg aufmerffam machen, aus beuen mau aitfS beutüd)fte erfenuen mxb, roelcb ein mächtiger llnterfd)teb ^infd;en bem blog auf ba$ GKn^elne unb bem auf HS allgemeine gerichteten ßrfennen ift.) 2>od) @efüt)t unb 2Biffenfd)aft unterfekiben jid) nicr)t btoS baburef;, H% jenes auf ba§ (Sin^elne, biefe auf ba§ 2lftgememe gerietet ift; fonbern auet) baburd), H$ jenes ein (Srfenneu ofyne, biefe hingegen ein Grfennen mit 23enmßtfein beö %t- fenntnißgrunbes iji. 3war ^ au$ ^e ©efüfylserfenntnig nüe jebe (£rfenntnt§, gemäg bem princijnum rationis sufficientis cognoscendi, it)ren ©runb — unb e§ wäre bal;er falfd) , güf)ten unb SBtffen toie grunbiofe£ unb begrün beteg (Srfennen nt unterf Reiben; — aber etvoa$ Ruberes ift e$ bod), au 3 @rün= ben erfennen, unb fiel) ber ©rünbe ber ßrfenntmg betonet fein, fo tote e§ eüoa§ 2lnbere3 tji, nad) SPcotioen Rubeln unb ftd) ber SPcotioe bereuet fein. 6o toie $toar jebe £anbluug ftreng motioirt ift, aber niebt jeber ^anbelnbe t>k SOxottoe toeig, bie ilm befiimmen; fo ftttb anet) alle ßrfenntniffe begrünbet, aber nicr)t jeber (5r!ennenbe bringt fi$ hit (Brünbe feiner ßrfenntnig §um 23cn>ugtfein. 60 3. 33, wer burd; ein unabweisbares ©c= fübl $ut 2lnnafnne einer über 2U(ee iraltenben SSorfeljung be= ftimmt wirb, ber f)at jtear ©rünbe $it biefer 5(nnabme, aber er fann feine (Red;enfd>cift barüber ablegen, n>fe ber Sßtffenbe, ber i>a§ S)afein einer SSorfe^nncj gu bereifen öermag. S)te golden biefeö- boppelten (£f)arafter8 beS ©efüfyte, bag e$ nämlid) nnr auf (SinjcIneS gerietet nnb ftd> ber ©rünbe feiner (Mcnntnig niebt beengt iji, fmb biefe, bag eS Slnbere nid;t belehren unb bag e§ feine Behauptungen gegen bie 2üi= griffe ber ^rttif nnb <5fepji8 nid;t r eilfertigen fann. 2Ba£ hin crfiern *ßunft betrifft, fo bat fcfyon 5(rtftotefeö (2)cetapf), I. 10 gezeigt, bag nnr ber SBiff enbe Rubere \u belehren öermag. „©in allgemein fieberet Qtityin, bag man ttwaz meig, ift, öoenn man e§ lebren fann." £er blo$ güb= (enbe fann roobl fagen: 3$ tyüfo faer ^^fc ^anblung für ge= red)t, ober: tcb ^alte btefcS ©emalbe, biefe 3tatue, biefer ©ebtd)t für fdwn; aber roeldje ^anblungen überhaupt geregt, roelebe ^nnfhrerfe überhaupt fdjon feien , biefe« öermag er niebt in leinen. $)enn bajn bebarf e3 eines beutlieben, abgefonber= ten 33egrtffeS öpn ber ®ereeifler gegenüber, ber bureb febarfe ©egengrünbe l>as SDafetn ©otte§ bestreitet, §»ar auf feine fubjeetioe ®etoigf)eit poeben, aber ibn «überlegen unb überführen fann er niebt; benn ba$u mügte er fieb auf bie ßrfenntntggrünbe, au§ benen er ba$ £>afeiu ©otte§ fd)liegt, eiulaffen; biefer tjt er fieb aber, fo lange er im blogen ©efübl bebarrt, niebt benntgt. Ober, wer $. 23. au§ bem blogen ©efüf)l f)erau§ urtbeilt, bag £iebftabl llnred;t fei, fann bem ßommumften , weleber ibm bereift, bag (Sigentbum $)tebjtaljl, folglich 3Mebjtabl bes SDiebjtablS gerecht fei, fo fange er im blogen ©efübl fteden bleibt, nici)tö lieber* fübrenbeS entgegenfejjen. %m blogen ©efübl ift alfo feine 23er= ftänbigung unb Ueberjeugung Anbeter möglich 6 £>ct$ begriff lid) c SBtffeu erft ift eigentlich Sßtffen. £)a£ biege güfvlcn ift ein 2Biffcn ojjne eigentliche © ewig l;c it. üDenn btc ©cwigl)eit beS güblcnbcn ift nur eine fubjeetiee, aber feine objeetiee. Sßer bal;cr aus bem blogcn ©efübl fyerauS baö 9tcd)te trifft, ift wie ein Slinber, ber ben richtigen 2Beg gcf;t, otnte ju roiffen, b<\$ c£ ber rtd)tigc ift. 2Ber bte 2öal;r= ()cit eines <5ajje8 blo3 füfylt, fann ^mar fc.lbft baeon überzeugt fein, ift aber uiebt im 8tanbe, Stnbere baeon ju überzeugen. £)cr blo# gül)(cnbe ftcl;t, wenn er ntcfyt Sold)e ftubet, bie $>a% ©lcid)e füllen, tfolirt ba; benn ©efüfyle laffcn fid; 2tnbcrn nid;t beibringen, uid;t lehren, nid;t nüttl;citen; wobt aber Segriffe. 3(i ein ©egenftanb fo befd;affen, l)a$ er überbauet nid;t begrifftxd; ertannt, fonbem nur gefüllt werben fann, $. S. ein angcueljm-er ober unangenehmer ©ernd) ober ©efcf)macf, fo läßt fid; ba§ Urteil übet Um freiüd; nid;t burd; 2Biffenfci;aft controüren nnb als wat;r ober falfcl; beweifen. 3)al;er fagt man and; mit 9^ed)t : de gustibus non est disputandum. 3ft hingegen ein ©egenfiaub fo befd;affen, bag er nid)t blo§ gefüllt, fonbem and; begrifflich gewußt werben fann, fo muß baS ©efül)ISurtl)cit bnrd) bau Scgripurtfyeü controtirt werben, bannt bie fubjeettec Ucber^cugung fid; in objeetiee ©e= wi§l;cit eerwanbte, nnb wenn biefeS ntd;t gelingt, entweber $>a$ ©cfüt)I ober ber Segriff als irrig erfannt nnb fo entweber jenes naefy biefem ober biefer nad; jenem umgewanbclt werbe. 3n bem Antagonismus ^wifd)en ©efüfyl nnb begrifflicher örfenntnig ift nämlicl; bie 2öaf)rt)cit nid;t gerabe immer auf (Seiten ber legieren; beun eS gibt ja aud; falfcfye, erbicfytete Segriffe; eiclmct;r ift bie SSatjrfyett gar oft auf Seiten beS ©efüfyls, nnb in allen fotd;en gälten, wo ein ftarfeS, unüber^ wmbltd;eS ®efiit;t tro£ aller entgegengefe^ten Segriffe nid)t weichen will, bürfte eS bal;er geratt;en fein, bie Segriffe einer ftrengeu Prüfung $u unterwerfen, um nid;t wal)ve nnb eble ©cfüt;le burd; fatfd;e nnb eerfet;rfe Segriffe ju unterbrücfen nnb $u ertöbten, wie bieS leiber $u allen fttittn unter ber £>errfd;aft abergtäubifd;cr nnb fonftiger trabitioneller unb coneentioneller Segriffe gefd;el;eu ift. &d)on fo manches ©efül;t ift wegrai= fonnirt werben, wo eS beffer gewefen wäre, bie Segriffe, burd; bie man eS fid) wegraifonuirt l;at, weg^ufüblen. 2öo überhaupt ein Antagonismus §wifd)en begriff unb ®efüt)t jiattfmbet, b, 1). in allen folgen gälten, wo betbe burd) entgegengefe^te 5luSfac\cn wirfttd) in ßonflkt mit einanber ge= vat^en, fann biefer eben fo gut bamit enbtgen, bag ber begriff burd) baS ®efiü)l, als barntt, bafj baS ©efül)! burd) ben 23e= griff pm Sd)wetgen gebraut wirb. 3nbeffen jener Antagonismus ift, obwohl ein möglicher, bod) fein nott)wenbtgei\ ©efüfyt unb begriff muffen nid)t immer in Streit mit einanber liegen, fonbern fönneu einanber fcl)r oft beftätigen unb bewahrheiten, fo bag man in biefen gälten fagen fann: 2luS ber SBärme beS ©efül)tS lägt fid) baS 2td)t ber (frfenntnig , fo wie aus bem fctcfyte ber ©rfenntnig bie SBarme beS ©efüi)tS cntwideln. (SS fei 3, 33. baS ©efityl burd) einen $unftgenug, burd) ein ©emalbe ober eine Statue, burd) ein ©cbtdjt ober eine SRujtf, innig angcfprod)en, fo wäre es tt)örtd)t, fid) oor ber begriffnen 3^^^beruug beS gefüllten Sd)önen $u fürd)ten, als mügte mit beut Üftadpbenfen barüber ber ©enug ocrfd)winben. SDenn, §war wäfjrenb mau fid) ben ©egenftanb bzixhnb jerglicbcrt unb fid) ben gefüllten (Sinbrutf beuttid) nt machen fud)t, wirb, bis biefe Operation ooli^ogen ift, baS ©efül)t febweigen muffen; aber ift nad) Donogener 3**- glieberuug, baS oorerft nur als fd)ön ©efüblte nun aud) als fd)ön erfannt, fo tritt aisbann baS ©efüt)t beS Sd)önen befto lebhafter t)eroor, gerabe wie eine fd)öne 2anbfd)aft, bie »ortjer nod) im 3)unfet lag, beim Aufgang uub ber 23eteud)tung ber Sonne erft red)t ent^üdt. (Eben fo ift es aud) im ßeben, wenn wir auf ßfyaraftere flogen, burd) bie wir nuS gleid) Anfangs lebhaft angezogen ober abgezogen fügten. SBirb biefeS bunfie ©efül)l burd) bie bcgrifflid)e (Srfenntnig beS ßtwrafterS, burd) baS beutlid)e 23ewugtwerben feiner $or$üge ober get)ter erteud)= tet unb bewahrheitet, fo erwad)t aisbaun erft rect)t unfere Siebe ober unfer §ag. SBeit entfernt aifo, bag ber begriff baS ®e= füf)l fd)wäd)en follte , fo wirb biefeS oielmei)r burd) feinen §tn= zutritt oerftärft, fo bag, wer gebad)t fjat, nun erft red)t an= fängt ivl füllen. £)at)er tjaben mfy bie fogenannteu Kenner in ber ^unft einen ertjöfytern unb lebhaftem ©enug, als vit blogen g üb ler, weil fie baS Sd)ö'ne nid)t met)r bloS, vok legiere, mit einem, fonbern mit §wei Organen, bereu gunc= 8 tioneu einanber ergänzen unb vcrflärfen , auffaffeu, ü)re Seele alfo oi ei fettig er angefprodjeu wirb , al£ bie t)cr etufeitigen güf)ler, bie mit einem Organ allein tbätig ftnb, $)ie bcgrifftid)c (Srfetratntfj fann nur ba bem ©efüljl ent- gegenwtrfen nnb e$ fdnräcfyen, wo iln* 9tcfultat ein ben 5(u3= fagen be$ ©cfüfyls wiberfprccfycubcS ift, wenn $. 23. (£iner ftcfy fein* glücftid) ober unglütf tid), fefyr geehrt ober gefcfyänbet füf)lt, nnb bie bcntlid) ^ergliebcrnbe (Srfcnntmg ü;m ^tntcr^cr §eigt, b&$ er gar nid)t (o glücflid) ober unglüdlid), fo geehrt ober gefcfyäubct ift. 3u allen gälten hingegen, wo bte 2(u$fageu ber begrtffüd)en ßrfenntnig mit benen be3 ®efnt>lö überein= ftimmen, nnb biefe burd; jene bewahrheitet werben , mu§ ba$ ®efü(;l bnrd) ben begriff an Stärfe gewinnen. Um bie entgegengefe^te 2Btrfung be$ ©efüfylö nnb 23egrtp nnb i>a% barauö entfprtngeube *pi)äuomeu, i>a$ ber 9ftenfd) $u= weilen gegen beutlid) übcr^cugcnbc (Mrünbc urtljetlt nnb tjanbelt, ju erftären, l>at Sul^er (in einer afabem. Slblmnblung Don 1759, abgebrneft in ben oermifd)ten pln'lofoptnfcfyen Srbrtfren, £etp$tg 1773) anf bem ©runbe be3 Seibni^'f^en ©egeufa^eS ^wifcfyen oerworrenen nnb beutlicfyeu Gegriffen (pensees confuses et distinetes) bie 33el;anptnng aufgeteilt, „ba$ eine $orftellung um fo oiel weniger $raft uns ju rüljren fyat, um fo oiel beut= lieber fte fid) uns barftellt" (S. 111 ff.) nnb biefe$ wiebernm t>at er fo erflärt: „(£tne 23orftellung ift nur barum verworren, weil il;re Xfytite ober bie einfachen Sbeen, worauf fie befielt, in (5in3 oermeugt ftnb nnb auf einmal wahrgenommen werben. Soll eine $orftellung beutltd) werben, fo mu§ man t>k £f>eile berfetben oon einauber abfonberu unb jeben inSbefonbere be= trad)ten. So lange bie Seele btefeS tf)ut, ift allemal nur eine einzige 2>bee ober einfädle $orftellung red)t ftar, unb folglid) wirb aläbann nur ein einziger 9ceroe merflid; erfd;üttert. Dafyer xü\)xt bie Stille ober bie große {Ruf;e ber Seele unb be3 $ör= per§, wel$e mau bei benjeutgen wahrnimmt, bie (lä) im 9kd)= beulen vertiefen. 3Me Sßirfuug eüteS einzigen Heroen ift ju fd)wa$, um feine (h'fdnttterung ben Heroen ber 33ruft münt= treuen." „hieraus wirb begreiftid), warum fef)r beutlidje $or^ ftelluugen wenig auf bte Seele vermögen. 2>nbem wir eine ^orfteÜung tlar au3einanberfe£en, fo gefyt alles, m$ gerbet 9 gefd)iel)t, btoS im ©elnrne oor. 3ft hingegen bie Sernurrung fo groß, ba$ ber 23erftanb nid;tS babei unterf Reiben fann, fo nurfet baS ®an$e ber 6ad)e auf einmal auf uns, unb bringt bte (Smpftnbung l)eroot\ (£s ifi md)t möglich, baß bie lang> fame SBirfung ber beutlicfyen Sbeen bie fdjnclle SBirfung ber bunfeln 3been oerfünbere, nnb auf biefe 2trt überrafcfyet oft t>k (Smpftnbung W Vernunft" Snbeffen, obroof)l eS wat)r ift, $>a$ ber ©efammteinbruef aller auf einmal rotrfenben Z\)tik einer Sorftellung ftärfer tft, alö ber jebeS einzelnen £f)ctleS abgefonbert, baS ©efüf)I infe- fern alfo ftärfer auf ben SSillen nürfen muß, als bie zerglte- bernbe 2luSeinanberfe£ung; fo lägt ftd> bod; auet) attberfetts nid)t leugnen, $>a$, n ad) beut bie 3ctglteberuncj unb 2luflöfuug beS £otalcinbrncfS in einzelne, abgefonberte Sorftellungen »oft* bracht ift, aisbann bie 3ufainmenfaffung biefer beutltd) unb be- fituuut erfannten £t;eüe mit einer @tärfe auf ben SBillen $urM~- rotrfen muß, bte baS urfprüngltd)e, noefy unauSeinanbergefe^te ©efüljt nid)t fyaben tonnte. (Sin $erbrect;er I;abe $. 23, eine gan$ unbeftimmte, oerroorrene £otaloorftclluug, alfo ein bloßes ©efüf)l, oon ber tfym beoorfteljenben £nnrid)tung , fo wirb biefe il;n roatjrlid) nid;t mit fo ftarfem (Sntfe^eu ergreifen, wie wenn er ftd? bie einzelnen 9tctc bei ber Einrichtung, baS §iuauS= fd)leifen auf ben ^id;tpla^, 33e)ieigen beS @d)affotS, Serbinben ber klugen, <§>aarabf$neibeu , 23re$en beS 6tabS ober fonfttge Zeremonien, unb fobann bie ©uillotiue red)t beutlid) unb be* ftimmt auSeinanberfe^t; eS burcfyfd)aubert itm gewiß met)r bei biefer 3er#eberuug , als hä beut oerworrenen unbefrtmmten begriff ber §tnrtd)tung. &bzn fo roirft aud; t)k 3erglieberung beoorftetjenben ©lücfS rocit ftärfer auf ©efüfyt unb 2öi(leu, als bie oerworrene £otaloorftellung. SD er (5t;rget$ige §. 23., ber fid) bie tt;n nod) erroartenben (£f)ren unb 5luS^eid)nungen einzeln ausmalt, roirb mit ftärfer pr sIuSfüi)rung feiner ehrgeizigen glätte angefpornt werben, als trenn er bloS gan$ unbeftimmt, unbeutlicfy, äußere benft. (SS ift alfo nid)t wal)r, wenn Sul= §er behauptet, „baß eine Sorftcllung um fo oiel weniger $raft uuS $u rüt;ren t)at, je beutlic^er fie jtd) uns barfteÜV' 9htr bie einzelnen, abgefonberten %{)äk einer SorfMung für fid) wtrfeu fd)wäd?er, als baS ©an§e berfelben, fo roie ber (Sinbrucf 10 einzelner $öne fd;wäd)er ift, als ber i>on Kccorben; btngegen mug bic 3ufammeufaffung ber einzeln beutltcf; ernannten Steile einer Vorftellung jum ©anjen weit ftärfer wtrfen, als ber un- befitmmte, ungefonberte £otaleiubrud, in beut 9?td)ts beutltcb tyeröortrttt, jemals öemtag. 2)al;cr and) femmt t%, l>a$f je fjöljer bic 3ntelttfctt i\t £>ie jiupiben SJcenfcben füllen weit minber lebhaft, als ^k intelligenten, SPcofes 9Jceubelsfol)it l>tt bie grage, ob beutlicrje 3^" gtteberung ober bunfles ®efül)t bem Vergnügen an ber 6$$m= bett förberücber fei, gleicb in ben erfreu Briefen über bie (£mpftnbungeu $ur «Spracbc gcbrad)t. . 3h &em erjicn Briefe fd)reibt ßupljranor an Sbeofles: „(£s l^at Söeltwetfe gegeben, bie bic Söermmft bic ©tötcrin unfers Vergnügens genannt l;aben. 3$ fyalte fte feineswegs bafür; allein aisbann wirb fte es gewtg, wenn fte ber Gmtficlntng bes Vergnügens nachgrübelt. Unfere ©lüdfeligfett banget iwn bem ©enuffe ai\ nnb ber %t- nuß tum ber fdmellen (fmpftnbung, mit ber jebe Sd)önl)ett nnfre €innc überrafebt Unglüdltcb finb btejenigen, welche bie Vernunft wiber ben Unfall einer foleben lleberrafdmng abgef)är= tet l;at 2>ie 2uft oerfd)winbct, wenn wir unfere (Shnpftnbung allju forgfältig aufmfla'ren fit eben, itn^äblige Veifpiete bieten fid; mir an, bie biefe SBabrfjeit beftattgen. SBcnn bu Ui ber (hblidung einer ©djonen i\i Ghtt^üdung gerätst, fo üereinigeu ftcb un^äblige Drehungen p beiner 9?tebertage. 2)er barmontfdje Vau it)rer ©lieber, ibre blenbenbe ©eftd)tsfarbe, tljre feurigen fingen nnb ibre berebten 3üge fttmmen in einer angenehmen Verwirrung überein nnb bemeiftem fid) beiner ^eele. SDanfe es biefer Verwirrung, baß fte bir nid)t 3eit lägt, fte ju ent- wtcfein. £>üte bid;, anftatt feuriger klugen, bie Vefd)affenl)eit ber ©äfte im eilige, nnb anftatt rei^enber dienen, eine leic&te Vewegung ber ©eftcbtsmusfelu $u gebenfen. 3)en 5lugenblid würbe beut Vergnügen fterben, unb bu l)ätteft, anftatt einer fügen Söolluft, eine DJcenge trodner 2öat)rl)etten." %m ^weiten 11 23rtefe fafyrt Gmpbranor in bentfelben «Sinne fort: „2Bir ttmrbe« unglüditd) fein, wenn ficr; alle nnfve (Smpfutbuugen auf einmal gu reinen nnb beuilidjen SSorjleHungeti aufheiterten. $>te 8 d; ö n tj c i t beruhet, nad; bent 2lu3fprud) aller Sßeltroctfen, in b er unbeutlid;en 93orfteIlnn(j einer S3olIfommen= l)ett: ßitft nnb greube, ja bte fülle ßufrtebenfycit felbft, wer- ben in bent Körper von einer fügen ^Ballung beö ©cblütS, nnb von oerfdnebeneu angenehmen ^Bewegungen in ben ©liebma&en begleitet, ol;ue treibe fte und faji glcidugülttg fein würben. SDiefe tjolbe Bewegung tfi eine £od)tcr be8 Effects, nnb bex Effect ifi notljwenbig mit einer unentwtdctten Vorftcllung rer- fnüpft So tmjertrennftd) tft ba8 ©efül)l; fc nn^ertrennlid) tfi bte bnnfle S&orfteflung mn nnferer ©lücffcligfett 2Bir füblen ntebt ntebr, fobalb mir benfen. £)er Effect oerfdmnnbet, fobalb bie Segrtf e aufgeflaret werben." Sfber hierauf erwtbcrt JbeofleS im brüten SSrtefe: „$)te 3Safyrl)eit ftebt feft, fein beutltcbcr, and) fein völlig bnnfler begriff »erträgt ftd? mit bent ©efüble ber Sd)önl)ctt. Sener, weil nnfre cingefd)ränfte Seele feine ^Jcanuigfaltigfeit anf ein= mal bentltd) p faffen vermag. Sie uutjj, wenn fte beutlid) benfen will, ibre Sütfmerf famfett von bent ©angeu ab$iel;en nnb einen £t)ett beS ©egeuftanbeS nad) bent anbent nberbenfen. tiefer hingegen, weil bie 9)t\tnnigfalttgfett be* ©egcnftaubeS in feine SDnnfclbett gletcbfant .»erfüllt nnb nnfrer 2Bal;rncl)mnng entgegen wirb. 3rotfd?en ben ©renken ber $tart;eit muffen alfo alle begriffe ber a§> Vergnügen, ba3 barauS enfc fprütgt. (Sine ausgebreitet flärere Vorftellung enthält eine reichere 30cannigfattigfeit, mehrere Verfyältnijfe be$ 27tanntgfal= tigen gegen einanber. Sanier Duellen ber £uft! £>öre nun, Jüngling! wie icf; mid) $u bent ©enuffe eines Vergnügens »or= bereite. 3d) betraute ben ©egenftanb beS Vergnügens, icb überbenfe alle feine £l)eile nnb beftrebe mid), fie beutlid) $u faffen. SÜSbann rtebte tct> meine 3ld)tfamfeit auf ifyre allgemeine Ve^teljung; id) fcbwtnge mtd) von ben Steilen prot ©an^en. £)ie fcefoubern beutlid)en begriffe weid;en gteiebfam wie ein 12 Scbatten jurürf. 6te wtrfen alle auf mieb, aber fie wirfen in einem folgen (Sbenmaße unb 23erl;äftniffe gegen etnanber, ba§ nur bau ©an^e au§ Urnen l;eroorftral)lt , unb mein lieber beulen fyat mir bie 5Jcanuigfaltigfett nicf)t ^erftreuet, nur fafc ücf)cr gemacht" $)ie§ fitmmt im SScfentlicfyen mit meiner obigen 33el;aup= tung überein, $>a% beutltd;e 3crgüeberuug bem ©efüf)(e ni$t fdjabet, oiclmcljr baffelbc oerftärft, wenn nur t>k auSeinanber gelegten Steile nad)l;er wieber $ur ßtnljett $ufammengefa§t werben, wenn man bau eingeht ßrfanute in feiner Totalität auf ftd) wtrfen lägt, S)te3 lamt fogar jeber ^laoierfptelcr erfahren, wenn er bä einer ü;m gefallenben Harmonie bie £öne beutlid) unterfd)cibet. SDte ofme biefc Unterfcfyetbmtg nur buufet gefüllte ®d)önt)eit ber 3ufanimenfttmmung wirb, nad)bem man fie beutlid) unterfcfyieben t>at , nur befto lebhafter gefüllt, wie überhaupt jebc (£iubett um fo leb= fyafter als (£tnf)cit gefüllt wirb, je beutlid)er man bie §ur (£inl)ett jufammenftimmenben St^eilc unterfdneben fyat, je beutlid)er man erlanut l)at, wie bie Zl)äte ftd) gegenfeitig forbern unb einanber ergänzen. <5o gefällt int 8 §. 23* aud) bte twrmonifdje ßrgän^ung $wif$en 5Jcann unb 2Beib um fo tiefer unb inniger, je beutltd)er wir unö im (Stn^elnen bte f#rper= (id)en, geiftigen unb moratifeben (Stgenfdjaften, burd) bie fie ftd^> gegenfeitig ergänzen, §ura 33ewugtfein gebracht fjaben. 5lu§ bem ©efagten get)t aber $ur ©enüge Ijeroor, $>a$ oon ber 5left£)etil alö 2öiffenfd;aft bc§ bie wefent= liefen Berlinale beffelben ^ergliebert, — bemtod) ntd)t§ für i>a& ©efüf)l be§ 6d)önen $u fürchten ift, fo wenig als oon ber (Stfytf ct\x>a% für bas moralifd)e ®efüf)l $u fürchten ift, 23iel= meljr fann t>it begriffliche (Srlenntnig be£ 6d)önen, oorau3gefe£t, ba§ tbre Segriffe waf)r, b. !)♦ auö bem 2Befen ber k 6cfyönt;etten einer beftimmten gegebenen 13 £ragöbtc füllen* 9?ur burd) falfdje begriffliche £r)eortc fann i>a$ ©cfüljl irre geleitet werben. 60 xok in ber Sftoral falfd>c ©runbfätje , irrige rcügtöfe ober potütfcr)e Dogmen unb ©ajjmu gen, l>a$ gefunbc natürliche ©cfüt)t bc§ 50knfd)cn r>on bem, wa§ ^Rcdjt nnb Unrecht, gnt unb bdö tft, verbeißen, unb if)n £u unfittlid)en £>anblungen verleiten fönnen, fo fann natürlich and) eine fatfd;e 2Ieftf)erif baö gefunbc, natürltdK ©efüf)t beö 6d;önen irre leiten. £>od) bei ba$ ©cfüfyt immer (tarier ift al§ ber begriff, fo nürb c8, roeun and) nod) fo lange burd; falfd;e £fycorten uuterbrücft , bod) im ©tüten fid> gegen ben t>erfet)vten begriff behaupten unb fid; cnblid) in feine natür= liefen SRcdjti toieber einfe^en *). *) Um bte ltnafrfwngigfett beS ©efüfrts »om begriff 51t tmveifen , fagt Montesquieu (in feinem Essai sur le Goüt dans les choses de la Nature et de l'Art) : „On croit d'abord qu'il suffiroit de connaitre les diverses sources de nos plaisirs pour avoir le goüt, et que, quand on a lu ce que la philosophie nous dit la-dessus, on a da goüt, et que l'on peut hardiment juger des ouvrages. Mais le goüt naturel n'est pas une con- naissance de theorie , c'est une application prompte et exquise des regles meraes que l'on ne connait pas. II n'est pas necessaire de savoir que le plaisir que nous donne une certaine ehose que nous trouvons belle vient de la surprise; il suffit qu'elle nous surprenne , et qu'elle nous surprenne autant qu'elle le doit, ni plus ni moins." 9t0er, übgtetcf) um Vergnügen am©d)önen gu finben, nur unö beS ©runbeS btefeö Vergnügens nid)t befoujjt §u werben brauchen, fo fann bod) aud) anbererf eitö biefeS SSettufct* werben bem Vergnügen feinen Eintrag tfmn, fo wenig aU es bem ^rjjtoiogen in ber Verbauung fnnberlicr; fein fann, ba§ er bte ©rünbe unb ®efe£e ber Verbanung fenttt. II. öer&ältmjj ber 9lcjlf)eftf jur $ unjt «So förbcrüd) and? äftl)ettfd>e ©ruubfä^e für bie 35 cur = t Teilung gegebener $unfiu>erfe finb, ba ftc ba$ bunfle ©efüf)l jum beutttcfyen begriff ergeben, fo unfruchtbar ftnb fte bod) für bie £>eroorbrtngung, für bie $robuctüm fcfyöner $unfttr>erfe> £üe 21eftl)ettf verhält ftd) in biefer 23e$tefntug pr ßunji, lote bie Wloxal jur 90?oratität, wie bie Sogtf jur Vernunft, toie bie ©rammattf jur Sprache u. f. to. ©o fef)r uns au$ bte SO^oral iu ben Stanb fetjt, bte Sftoratttät ber |>anbtungen, bie Sogif, bie 2krnünftigfeit ber Urtfjeife unb ©d)tüffe, bie ®ram^ ntatif, bie öttd)tigfeit be$ fürad)lid?en 9lu8brucf8 ju beurteilen unb $u prüfen, fo toeuig ift bod) vk Tloxal im ©taube, einen Smgenbfyaften, bie Sogtf einen oernünfttg Sdjließenben , unb bie ©rauunatif einen richtig ©pred)euben ju machen, £enn bie befte 50ioral nürb au§ einem £iger feinen Reuigen, bte befte £ogtf au§ einem Dd)fcn feinen Genfer uub bie befte ®ramma= tif au$ einem gifd; feinen Sprecher machen» (Sbenfotoentg &&a^ ' mrb bie befte 3lejityettf eüten Kretin ju einem ©enie umfd;affen, 2We 2Siffenf$aften biefer 5(rt fejjen oietmefyr ba$ reale können beffen, wooon fte bie Söiffeufcfyaft ftnb, fd;ou oorauS. /Die Tloxal fc£t ba§ Dafein be£ tugeubljaften SBitlenS, bie £ogtf ba$ £)afeüt ber toirfttd)en Vernunft, bie ©rammatif va& £>afein ber wirf liefen ©praetye, uub ebenfo bie 9leftf)ettf ba$ £>afeüt ber wirf liefen $unft oorau£, £>emt alle biefe 2öiffenfd)aften greifen ja tt)rc Regeln unb ©runbfätje ntd)t au$ ber ßuft, fonbern abftrafjtren fte aus ber wirf liefen $ra$t§» (Mbe e§ in 15 ber ganzen Statur feinen 3Md)ter, fo l;ätten wir aud> feine ^octif, fo wie, wenn eö in ber ganzen Statur feine ber untergeordnete SBertfy äftf)ettfd)cr ©runbfä^e für ben fd;affenben $ünftfer\ 2Ba§ in ber $unft nicfyt gelernt werben fann, foubern angeboren fein mu§, b, i. ba$ ©enie, wefd;c3 fid) in ber teonceotton ber äftfyetifcben 3becn fnnbgiebt, ba$u tonnen ade ?(eft(;ctifer ber 2Belt ntc^t oertjetfen* 3)icfc$ ift aber gerabe bie £auptfad;c. 5Dte £aupt^ fad;e fann alfo nid)t gelernt roerben, <3o wie 6»rad)en nur unter $orau$fc£ung bc$ wirfttdjcn 6prad)oermögcn3 aus ©ranunatifen erlernt werben fönneu, fo and) fünfte au§ $unft= (et)ren nur unter $orau$fe£uug be§ angeborenen $unftoermögen§. 51ber nid^t genug, ba§ bie genannten au£ ber wirflicfyen *)3rarr3 abftrafytrtcn 2Biffcnfd;aften bau natürticbe Vermögen $ur ^ßrarjö nid)t fd;affen fönnen, alfo bie ©rammatif fein ©pradj* oermögen, bie £ogif feine Vernunft, bie 90?oraf feinen guten SBtilen, bie ?leftf)ctif fein ©enie; fo fönnen fie and) nid;t ein= mal %m richtigen ?tuwenbung iljrer Regeln unb ©runbfä^e oerbclfen. 3>cnn ^wifd^cn ber abftracten Sftegel unb bem ein= ^elnen concreten galt ift immer nocb eine groge $lufi 31Ue Regeln ber ©rammatif würben bem $ur Erlernung einer ®:prad)e yiifytü Reifen, ber nid)t natürlid)en Verftanb unb ©efd)icf genug befäge, fie am recbten Drte an^uwenben, unb ebenfo würben alte Regeln ber Cpoetif bem $um Siebten 9^id)t§ Reifen, ber ibre 5lnwenbung ntdjt oerftünbe. SDa8 bloße 2Biffen ber Regeln fc^ü^t nocf) uid;t oor gestern in ber 2(nwenbung. (&% fann (Siner alle Regeln ber Ototfunft auSwenbtg wiffen, unb bod; oom $ferbe fallen, fo wie (Jüter alle Regeln ber 6d)wimm= fünft wiffen unb bod; ertrinfen. 2)a$ 23efte tf)ut alfo in allen fünften bie 9catur, bie natürliche Zulage unb t>a§> praftifcfye ©efdnd $ur Verrichtung beffen, wo$u bie tl)eor etilen ^unftlebren 2lnweifung geben. SBollte $>tö ^unftgenie nad) abftract begrifflichen Regeln unb ©runbfä^en probuciren, fo würbe e$ leict/t ängftüd) unb bebenftt$ werben unb bann irren unb fel;len, wäfyrenb e§ fo, ofme Regeln, in feinem bunfeln orange ftcf? be$ rechten 2Bege3 16 roor)l bewußt ift. (gg gilt bter, m$ Sd)openbauer fo wabr oon bem ©egenfatjc beS abfiract ^Begrifflichen &um intuitiven 2öiffcn faßt, baß nämltd) bei Stiftungen, ju benen baS (entere erforberüd) ift, ba$ erfterc fnnbcrlict; werben famt. frtyltxtwvixi)\% tft, baß baö begriffliche Söiffen , bic 2tnwenbung ber Vernunft, bk Ü^eflejion oft binbertid) fein famt, $. 23. beim 23itlarbfyieien, beim gelten, beim Stimmen eines 3»ftntmentö, beim Singen: rjter muß bie anfd;aulid)e C^rfenutniß bie £()ätigfeit unmittelbar leiten: ba& £)urd;gcl)en burd) bie Dfteflejton mad?t fie unficfyer, inbem e§ bie 2ütfmerffamfett tbeilt uub ben 9^enfd)en oerwirrt. $)atum fübren 2öitbe uub rofye 9D^enfd;en, bie fet)r wenig $u benfen gemeint ftub, manche 2etbc£übungen, ben $am:pf mit gieren, $>a% treffen mit bem $feil u. bgt. mit einer Si$er= tjeit unb @efd>ii3inbigfeit au3, t>k ber reflectirenbe Europäer nie erreicht, eben weil feine Ucberlegung ifm fd;roanfen nnb ^aubern mad;t: beim er fu$t 3. 23. t>k red;te «Stelle, ober ben red)ten ßettpuuft, w% beut gleichen 21bftanb oon beiben fallen ©rfremen ju fmben: ber Duiturmenfd) trifft fie unmittelbar, ebne auf bte Abwege ju reflecttren. ©ben fo l;ilft e$ mir nid)t, wenn id; ben 2Binfel,tn welkem id) ba$ Diaftrmeffer an^ufe^en f)abe, naef) ©raben unb Minuten in abstracto anzugeben weiß, wenn ity if;n nidjt intuitiv fenne, b. fy. im ©rtff fyabe. 5htf gleiche SBeife fttfrenb ift ferner bie 51uroenbung ber Vernunft bei bem S3crftanbm§ ber $t;r;fiognomie: and) biefeö muß un= mittelbar burd) ben ^öerjtanb gefebetjen: ber 2tu$brucf, bie 23e= beutung ber ßüge laßt ftd) nur füllen, fagt man, b. 1). eben, gef)t nid;t in bie abfluteten begriffe ein. 3^ber 2Renfd; fyat feine unmittelbare intuitive $t)t)ftognomif unb ^atfyoguomü: bod; erfenut (Sfater beutlid;er al§ ber Rubere jene signatura rerum. 2lber eine *pt)t)fioguomif in abstracto jum ßebren unh Semen ift ntd)t ju Staube $u bringen, weit bie Nuancen rjter fo fein finb, ^ ber begriff nic^t §u tfmen r)erabfann; baber $>a% abfiracte SBtffen ftd? $u ü)nen verhält, wie ein mufnüfd)eS 33ilb jn einem van ber SBerft ober Rentier; wie, fo fein auef) bie SPcufaif ift, bie ©renjen ber Steine boct) fietä bleiben nnb bafjer fein ftettger itebergang einer £inte in bie anbere möglid) ift, fo finb aud) bte begriffe mit it)rer Starrheit unb fd;arfen 23egren$ung, fo fein man fte aueb; burd) nähere 23e= 17 flttttmung fpatten möchte, ftet§ uttfäfjig, bie feinen 90?obiftcatio= nen be$ 2lnfd; anliefen ju erreichen, auf toetdje e§ Bei ber f)ier $um SBetfptet genommenen tcfe nämliche S3efd^affcnl>ett ber begriffe, toctdjc fte ben (Steinen be§ SO'cuftobübcS ä(;nlid) mad)t, uttb vermöge roefdKr bie Qtnfcfyauung ftetS t(;re 2lft)tn:ptotc bleibt, ift and? ber ©rnnb, weÄfratB in ber $unft nid)t$ ©nte§ bnrd; fie geletftet nürb. Söul ber Sänger ober löittuäfe feinen Vortrag bnrd) D^eflerbn leiten, fo bleibt er tobt. 3)affclbc gilt oom ßompontften, oom Spater, ja oom 3)id)ter: immer bleibt für bie föunft ber begriff Unfruchtbar; Mo8 ba$ £ed>nifd)c in üjr mag er leiten; fein ®ibkt ifl bie 2Stffenfd;aft." (£>ie SBelt als SBittc unb <8orjtell. L § 12.) 2(uf bie grage : ,,^aun \>k 5öiffenfd)aft nur §um trafen grieben mid) führen?" antwortet @ dritter im „©enhtS": ^afl bu, ©tüdlicfyer, nie beit fcfjü^enben (inget oerloreu, 9?te beö frommen SttjttnftS ttcoenbe 2Barnung Bewirft, SDcatt in bem feufdjeu 5tuge nod) treu unb rein ftcf> bie SBaBrfyeit, Xönt if)r 3iufen bir noefy fyell in ber finbticfyen 23ruft, @d)toeigt noefy in bem gufriebnen ©emütf) beS ßroeifefS ßmoörung, SBirb fie, wäfyt bu'3 gerci$, fdjroeigen auf eroig roie fjeut, 2öirb ber ßmoftnbungeu ©treit nie eines DiidjterS oebürfen, 9tie bm fyeflen $erftanb trügen ba§ tücftfdje £er$ — Ö bann gefye bu f)in in beiner föfttidjen Uufcfyulb, ©id) fann bk SBiffenfdjaft nichts teuren; fie lerne oon bir! 3ene$ ©efeij, ba§ mit ehernem &tab ben Sträuoenben teufet, £)tr nid;t gilt'3! toaS bu tfmft, lva§ bir gefällt, ijt ®efe£, Unb an afle ©efdjtcd)ter ergebt ein göttliches 2Jcad)üoort, 2Ba3 bu mit Zeitiger £anb oilbeft, mit ^eiligem 9Jcunb 9lebeft, wirb ben erftaunten ©inn allmächtig oeroegen, £u nur merfft nicfyt ben ©ott, ber bir im 23ufen ge6eut, ^Jlidjt be§ Siegels ©eroalt, btö alle ©elfter bir beuget; ßtnfacfy ge^ft bu unb fitü* burefy bk eroberte Söelt! $)ie Unabfyängigfeit ber $unjt oom tfjeorettfcfyen , abftract begrifflichen SBiffen ge^t f$on baran$ fjeroor, i>a$ (£iner ein groger ^ünftler fein fann, of)ne 5tejtf;eti!er $u fein, fo toie umgelegt ($iner ein groger Sleftfyetüer fein lann, otyne ^nnjiler ju fein. £)a$ $unft=©enie füfylt meift bie innere 9Wtf)tgung, 18 feinen ®e$enftcmb \o ober fo au^ubrücfen, ernte fid) ber ©rünbe , n^arum e§ $erabe tiefen Sfitöbntcf fd)ön finbet, bewußt ju fein. SDer 9(efir)eiifer fann im 6tanbe fein, bie (Sh'ünbe anzugeben, warum ber 21uöbrucf , ben $>&& ©enie ge- wählt, fd)ön ift, unb babei bod) unfähig; ein akid) fd)ön au$= gebrücktes Sßerf fyerttorjufctingen, SDte äftfyettfcben ©runbfäjje ber ©cuieS finb gewölutltd) einfetttg. 3>enu fie abftrabiren fie in ber O^cgel meift nur au$ ibreu eigenen Sßerfen, ergeben bamit nur bie 5(rt if)reS eigenen 6d;affen$ jur {Regel unb fud)eu biefeS auf foldje 2öctfe $u juftiftäreu. §elr>etiu£ bemerft in biefer £tnftd)t richtig: que les hommes illustres ne sont pas toujours les meilleurs juges dans le genre meme oü ils ont eu le plus de succes. Quelle est, me dira-t-on, la cause de ce phenomene litteraire? C'est, repondrai-je, qu'il en est des grands ecrivains comme des grands peintres; chaeun d'eux a sa maniere. M. de Crebillon, par exemple, exprimera quelque fois ses idees avec une force, une chaleur, une energie, qui lui sont propres; M. de Fontenelle les presentera avec un ordre, une nettete et un tour qui lui sont particuliers ; et M. de Voltaire les rendra avec une imagination , une noblesse et une elegance continues. Or, chaeun de ces hommes illustres, necessite par son goüt ä regarder sa maniere comme la meilleure, doit en consequence faire souvent plus de cas de l'homme medioere qui l'a saisit, que de l'homme de genie qui s'en fait une. De la les jugements differents que portent souvent sur le meme ouvrage, et l'ecrivain celebre, et le public, qui, sans estime pour les imitateurs, veut qu'un auteur soit lui, et non un autre. Aussi l'homme d'esprit qui s'est perfec- tionne le goüt dans un genre, sans avoir, en ce meme genre, ni compose, ni adopte de maniere , a-t-il communement le goüt plus sür que les plus grands ecrivains. Nul interet ne lui fait illusion, et ne l'empeche de s'e placer au point de vue, d'ou le public considere et juge un ouvrage. (De l'esprit IV. chap. 5.) ©pcciftfcf) Derfc^tcbene Strien be§ SSe!)lgefaHen§. 3?be§ 2M;lgefalleu entfpringt au$ ber 23efrtebigung eines tnneru 23ebürfniffe3, fejjt alfo nifyt blo§ einen ©egeuftanb oor= au§, ber gefallt, fonbent and) ein 23egel;ren, ein 23ebürfnig, einen Appetitus, bem cö gefällt. Denn ein bieget Dbject, o|*te ein e§ beget)reube3 6ubject, lann eben fo wenig 2Sot)l* gefallen erregen, al§ ein blogeö 6ubjcct, ebne ein cö afficiren- be$ Dbject, 2Bol;lgefalIcu empfinbeu fann. (Unter Dbject oerflefye iä) fn'er nur ba$ 2Ba§ be$ 2öof)lgefallen§, alfo jebe (£igenfd)aft, jebeu (Sinbrud5 eine§ Objecto, woran 2öol)tgefallen empfuuben wirb.) Um bal)er t>k oeifcbiebenen 5lrten be$ 2Bol)lgefallen3 it)rem Söefen uad) ju unterfebeiben , muffen wir bie oerfdnebenen Wirten be$ bemfelben gu ©ruube tiegenbeu 23eget;ren§ in§ 2luge faffen. (ES gibt aber nur jwei fpecififd) oerfd;iebene Slrten be$ 33eget)ren$: eigenuü^igeS unb uneigennütziges 33eget)ren. Dem 3Bot)lgefaEen am 2iugenet)men unb 9?ü£ltd)en liegt ba& erjiere, bem 2öot;tgefatien am 2Bal;ren, moralifd) ©uten unb ^cfytfneu \)a% 23eget;ren ju ©runbe, h<[$ uufer (EmpfinbungSoermögen (8inneSneroen unb ©emeingcfüljt) auf eine qualitativ unb quantitatio angemeffenc QBeife afficirt werbe. Der ©egenftanb, -burd) ben e$ gef$iet)t, iffc für bie (Empfinbuug gang gleichgültig. Denn uicfyt ber ©e= genjianb tft uns angenehm ober unangenehm, fonbern nur t>u 20 %xt, rote er un§ affictrt, ober ben (Stnbrucf, ben er mad)t* ^o ijt bei einem qualitativ (ber 33efd)affenr)eit nad)) unb quantitativ (bcm ®rabe nad)) nn$ angenehmen ®erud), ober ©cfdjmad, ober garbe, ober Ion, ober einer angenehmen 51 f= fection beS SaftftnneS, burd) «gärte ober 2Beid)f)eit, ober einer angenehmen Stimmung beS ©emeiugefütjlS, bureb 2öärmc ober $ätte, nief/t ber ©egeuftanb, oon bem alles bicfeS auSgefyt, unS angenehm, fonbern ber (Sinbrucf, ben ber ©egenftanb auf un3 mad)t, alfo ber innere fubjeetioe gujianb, in t>cxi er unö üexfejt könnte batjer ein anbercr ©egenftanb benfel= ben ßinbruef machen, tonnte §. 23, Roti) nad; $ofen riechen, ober Sebcr nad) 3\ucr)cn fdmtedeu, fo wären fie unferer (Sm:pfin= bung eben fo angenehm. £>aS 5(ngene(;me gibt unS atfo feine objeetioe 33efd)affeu^eit ber Sad)e $u erfennen, fonbern nur eine 33efd;affent)eit uuferS fubjeetioen ßuftanbeS, Unb baS geiftig 5(ngcnel)me unterfd;eibet ftd> in biefer #infid)t ntd)t oon bem pt)t)ftfd) 2(ngenef)men. UnS errotefeneS ßob, (Srjre, %BofyU roollen ift unS angenehm, b, t). weiter nichts, als ber fub= jeetioe 3uf*anü' ™ ^en ^ir unS baburcr) oerfe^t füllen, be= friebigt unS, 2Bett beim ^lugenetymen ntcl)t bte 23efd)affenr)eit ber @a$e an fid; es ift, bie unS gefällt, fonbern nur tit 5(rt, rote fte unS affteirt, biefe aber bebingt ift buref; bie (Sapacttcit nnfereS (SmpfinbungSoermögenS, fo lägt jtcf; mit #tecr;t fagen, $>a$ 9tid?tS an fid) angenehm ober unangenehm ift, fonbern 211leS nur relatto, b* t> in 33e^iel;ung $u bem aufnefmtenben «Subject. ©an$ anberS organifirte 28efen, als ber äßenfd;, muffen gan§ auberc Ginbrücfe angenehm ober unangenehm ftnben, als biefer, 3nnert)alb ber menfcfyüdjen (Gattung rced)fett baS 2(ngenef)me rcieber nad) ber $erfct;tebent)eit ber ffcaqz, ber Nationalität, unb ber 3nbüübualität 3a / innerhalb beffelben 3u°unbuumS toed)felt baS 5(ugenei;me nad) ben oerfdjiebenen Lebensaltern, nad) ber oerfc^iebenen (Stimmung in ©efunbt)ett unb $rant~ t>eit u, f. ro. £)em 28of)tgefallen am ©uten liegt, wenn barunter baS üftü^ltdje (baS mittelbar ©ute) oerftanben wirb, baS 33egel)ren $u ©runbe, ba$ t>k Wlitttl bem 3®tdz beS 2BitlenS entsprechen. 2BaS batyer als Mittel jur (£rretdmng eines ftmdw fütjrt, baS 21 nennen wir, in 33e$iet;ung ju biefem 3WC(I\ P* uni) ^a^en 2öot;lgefallen baran. SÄidjt atfo bie ®acf)e an fid) ijt e§, Me un$ gefällt, fonbern nur tfyre bem 3wecf entfyred)enbe SBir* fuug. könnte berfelbe 3wecf *>u*$ ^ne anbete or$ief)en. Dem 2Bot)lgefalIen am moraltfd) ©uten liegt ba$ 33e= getreu ju ©runbe, bag ber (£in$etwille jtd) au8 uneigennützigem Zutriebe, ba% allgemeine 2öot;I $um 3^ fetje nnb, erforber= liefen galls, biefem ba8 eigene perfönltcfye 2öofyt aufopfere, ©efd;iet)t t>ie§r fo nennen wir einen folgen Tillen moraltfd) gut nnb t;aben 2Bol; {gefallen an ü)m. #ter ift e$ bie 23ef$af* fenfyeit be§ SBitfeuS an fid), bie uu$ gefällt. Denn gefiele unö ein foldjer SBiile bloö, wie baö 2lngenet)tne nnb 9?ü£tid)e, wegen be3 Vergnügens nnb 9ht£en8, ber möglid)er 2Betfe für uu$ anö il;m entfpringt, fo würben wir blo$ auf bie £t)at fefjen, uid;t aber auf bie ©efinnung, wir würben aufrieben fein, $>a$ er fid) bem allgemeinen 3Bol;l opfert, ni$t aber aud? verlangen, l>a$ er e$ au 8 uneigennützigem antriebe tfme. Dem 2Bot)lgefalIen am 2BaI)ren liegt baZ 23eget)ren $u ©runbe, bag bie fubjeetioe (Meuntnig bem objeetio ju (5rfen= nenben entfyred;>e. £f)ut fte bieS, fo gefällt fie uns als wafyr, ba8 objeetio ju (Mennenbe fei übrigens, weld)e$ e§ wolle, ein empirtfefy (a posteriori) ober ein rein rational (a priori) (£r= fenubareS. 2lud) f)ier gefällt un$ bie 23efd)affeuf)eit ber $r* fenntntg an fid). Denn bie wat;re (Menntmg gefällt uns, gan$ unabhängig oon il;rem 3n!)att nnb bem Vergnügen ober 9ht£en, ber mögtid;er SBeife für uns aus if)r entfpringt, blo$ barum, weil fie wafyr, b. f). weit in if)r baS (irfennenbe mit bem $u ßrleunenbeu in Uebereinftimmung ift. Dafjer fyat ber 2öat)rt)ett3liebcnbe gletd;e3 2öof;tgefalten an ben »erfdjiebenften Sitten t>on 2M)rt)eit, an matf)emattfd)er unb fogifd)er, wie an empmfd)er, an p^t)fifd)er wie an metap^ftf^er. 22 ©nbtid), \m$ btö 2öüt)l^cfai{cn am 6d)öncn betrifft, fo ift, ef)e ßefaßt wirb, weld)eö 23egel)ren bemfelben $u ©runbe liegt, not(;wenbig, bic oon (£iutgeu aufgehellte 23ef)auptung ju wibertegen, ba& ba$ <5d)(Jue, ttüe baS 2lngenet)nte, nur ein SubjectioeS fei, alfo feine objeetiöe 33efd? äffen f)eü ber ©ad;e ausbrüde, fonbern nur eine fubjectioe 2(ffcction unfereö 5lu= fcbauuugöocrmögenS. @$#ti, fagen fie, fei ba$, wa3 un§ in ber 5(nfd)auung gefällt, üftnn gefalle aber $u oerfdjiebenen Seiten uub unter oerfdjiebcnen Golfern 83erf$iebene$ ; ja, SBcfen oou gang anberer 9£atur, mit gang anbern Drganen auSgerüftet, alö wir, müßten uotfywenbig ctnniö gau$ 9lnbere$ fd)ö'n finbeu, alö wir. Söcnn bie (?bcr über 6d)önl;eit raifonniren tonnten, fo mürben fie oermutt)lid) behaupten, cä gebe fein ferneres Sßefcn, als eine Sau. golgttd; fei bau 6d;öne 9lid)t$ au ft$, foubern fd)öu fei, ma§ bafür gehalten werbe. Söärc biefeS wal;r, bann würbe fid; freiltd; t>a$ enn ange= nel;m ift nur, xotö als angenehm empfunben wirb, uub eben fo wäre, nad; ber erwähnten 2lufid;t, fd)ö'n nur, xca$> at$ fd;ön angefd;aut wirb. SBenn alfo (Einer 2Bol;lgefalteu am Slnfcfoaueu 33ucfliger , krummbeiniger , £)idbäud;iger , 33reit= mäuliger, £ang= ober «Stumpfnäfiger u. f. w. f;ätte, fo wären biefe eo ipso fd;ön. £>iefe gan^e Stuftet berut;t auf einer 2krwed;3lung be§ ©efd^macfeS mit ber Sd;önf)eit. 2öeit ber ©efd;macf $u oerfdriebenen Briten, unter oerfd;iebenen Golfern unb unter 2öefen oerfd;iebener %xt ein oerfd;iebeuer ift, fo ift, festlegen fie, aud; $>a$ ®d;öne ein $erfd)iebene$ unb wed?felt, reit bie Stoben, — ein 6d;lug, ber beut gleid) fommt, baß, weil $u oerfdnebenen ^äten s#erfd;iebene$ für wafyr gehalten wirb, aud; an fid) $erfd;iebene3 waf;r ift. 2(l§ ob e$ feine fefte, nuwanbelbare 2öal)rl;eit gäbe, weil l>a% ßrfetineu berfetben wed;felt, unb als ob e$ eben fo feine fefte, nuwanbelbare <5d;ön= l;cit gäbe, weil ber ©efdnnacf fid; änbert! — 9?ein! 3)a3 ©d;öne ifi mef;r alö eine blo£ fubjeetioe ©e~ fd;macf$fad;e. £>enn $>a%, was unferm ©efdmtacfe gefällt, fann ja, wenn unfer ©efcfymacf ein rofyer ober oerbilbeter ift, gerabe fyäßlid; fein; fo mt, was wir für wafyr Ratten, unwahr fein 23 tatt, wenn nnfer (£rfenuen ein oerfd;robeneS ift 3)aS 8d;önc tji, unabhängig oom 2öecf?fet beS ©efdmtacfS, eine objeetioe 23efd)affenbeit ber <&ad)t, £>aS 6d)öne bleibt fd;ön unb betmlt feinen Sßertf), and; wenn cS bem ungebilbeten ober oerbtlbeteu ®efd;macf nid)t gefällt. £)aS 8d;öne rietet fid; nid)t uad; bem ©efd;macf, fonbern umgefel;rt, ber ©efdmtacf f>at fid; nact) bem «Schönen $u richten. 9lux baS 9(ngenet)me l;ört anf angenehm §u fein, wenn eS ntd;t mei)r als angenehm empfunbeu wirb; benn eS befrei;* eben nur in ber (Smpftnbung. hingegen, fo wie was wa^r unb red)t unb gut ift, eS bleibt, wenn eS aud) nid)t als fotd;eS anerkannt wirb, fo bleibt, waS fd;ön ift, fd)ön, wenn aud) gan$e 3^tten unb gan$e Golfer fiel? mit ü;rem oer~- borbenen ®efd;macf baoon abweuben. graben wir nun aber, worauf baS 2Bot)lgefalten am 8d;ö^ neu eigentlid; beruhe, welches 23egef)ren eS fei, baS in tl)m befrtebigt wirb, fo wirb fid; febwerlid; etwas Ruberes angeben laffen, als biefeS, ba$ bie einzelne, räumltd; unb §eitltci> be= grämte (£rfd;etuung baS in i|t (£rfcf;einenbe, b, i. bie ewige 3bee, ben UrtypuS il;rer ©attung, bie Forma substan- tialis, (baS äfjüd)e :p(öi$ttd; in eine €>$öne Deroanbetn. £)em ©ofrateS n>ar ba§ a3 an ft$ gut ober fd;ön fei, fyat für ifm feinen «Sinn, benn roaS in ber einen föitcfftc&t gut unb fd)ön fei, fönne in einer anbem fd)Ied)t unb l;ä§tid) fein. 2öa3 für ben junger gut fei, $>a% fei oft böfe für 8 gteber, unb n>a8 für« gieber gut fei, tauge m$t für ben junger. Oft fei, was fd)öu ift pm kaufen, $um fingen f)ägltd), unb wa§ jum fingen fd)ön fei, f)ä§lid) $um Saufen. SDcmt 3We$ fei gut unb fd)ön in SBejtefyung, $u bem, roo$u es (td) gut ocrfyaltc, fd)led)t aber unb f)ä§lid;, wo$u e§ ftct) f$ted)t tterbalte. (jravTa ydg hyaftd [iev xai xaXa e6xu Ttobg d av ev e%i], xaxa de xai alg%oa TCgbg av xaxcog.) 5Ü3 ob $>a§>, tro^u ^tn>a§ ftfy gut unb fd;ön ober entgegengefe^t oert)ält, nur ber äußere ©ebraud), ber üftu^en, wäre; al8 ob e§ nid)t ba§ eigene innere SBefen ber <&afyt fein fönnte, »oju fte ft$ entroeber gut ober fd)(ed;t, f^ön ober t)ä|(i(^) »erhält! Um §u beurteilen, ob ein 5Dcann gut ober fc^led^t, fd)ö'n ober fyäglid) fei, brausen toir toafyrttcfy nidpt mit 6olrateö immer erjt p fra= gen: »oju gut, rooju fcf>on, roeü ein pm Saufen guter unb Wöner Statin ja pm fingen fd)te(^t unb ^a§Ii$ fein fönne, 25 fonbern wir brauchen nur bte objecttt>e 3>bee, b. I). ba$ ^tato= ntfd)e Xlrbtlb , ben UrttypuS be$ Cannes ins 2luge $u fafeti unb mit biefem beu wtrftid)en 50£aun ju oergfeidjen ; eben fo um bie <&Mxtf)dt eiltet SBeibeS §u beurteilen, brausen wir nidjt $u fragen, ob fte $um $od)en unb 2Safd)en ober $um ©ingen unb £an$en fd)ön fei, weit eine ju biefem ©djöue ja jum $o$en unb 2öafcben t;ä§tid) fein lönnte, fonbern wir brauchen fte nur mit bem Urbitb be$ SBcibeS $u Dergleichen* $3 gibt alfo ein an fid; 6d)öne3, Vergleichen wir nun bie t>erfd;iebeuen Wirten be$ 2Bof)t= gefallend mit einanber, fo finben roir, $>a$ Ut Reiben juerft genannten, $>&$ 2Bot)tgefalten am ^Ingeuetmten unb Üftüjjltdjen, einen fdjarfen ©egenfa£ bttben $u ben brei te^tgenannten, bem SBotifgefatlen am moratifd) ©Uten, 2öat)ren unb «Schönen, fo lxx$ e$ eigentlich nur $wci fpeäftfd) t>erfd;iebene Wirten be$ SBofylgefaltenS gibt. $)a§ Söotjtgefaltcn am 2(ugenet)men unb 9c7i£tid)en ifi nämltcb ein tutcreffirteS, eigennü^tgeS, ba% 2Bot)tgefalIen am moralifd) ©uten, SBafyren unb «Schönen hingegen ein umnteref* jirteS, uneigennü^igeS- £)enu Jenes bat feinen ©runb md)t in ber objeetioen Vefd;affent)eit ber <5ad)e an jt$, fonbern ba nur $>a§ Vergnügen ober ber 9?u£en, ben bie 6ad)e bringt, gefällt, in il)rer 23c$tet)ung §u bem ©efütit unb ^Bitten be§ ©ubjectS; wäfyrenb bie brei (entern Wirten be$ 2Bot;tgefatlen$ ifjren ©runb in ber objeetben 23efd)affent)ett ber <&aa§ 6ubject 3n jenen beiben erften Wirten be£ 2ßol)lgefallen3 lommen roir ntd)t über unfer 3$, unfere Sn^^^inalttät InnauS; in biefen (entern hingegen werben wir frei oon unferm (£go, erbeben im 8 über unfere Snbüübuaütät. ßwar lönnen wir aud) am moralifd; ©uten, SSafyren unb ©cfyönen ein etgemtü^tgeS Jutereffe nehmen, infofern uns bie= fetben nid)t wegen itjrer objectiüen Vefd)affent)eit, fonbern wegen be$ Vergnügens unb 9?ujjenS, ber mittelbar für uns barauS entfyringt, gefallen. 5lber bann ift e$ auefy eigentlich nid)t ba§ moralifd ©ute, 2Bat)re unb ©d)öne als folc^eS, woran wir 2öof)lgefallen fyaben, fonbern nur $>a% Vergnügen unb ber 9?u£en, ber ümen anfängt. 9^ e i n ift l>a& Sntereffe am 26 moralifd) ©Uten, 2Babren unb Schönen nur bann, wenn un* biefelben and), obne bag fte uuS 9h\b>t\\ ober Vergnügen bringen, ja fogat g e g e n unfern perjonltekn iöortfoeU iti= tereffiren. &ant unterfd)eibet baö 2öol)lgefallen am 2lngenebmen, ©uten unb 6$ö*nen als brei fpeciftfdj oerfcfyiebene ?(rten bee 2öoblgefallen$, aber ungeachtet alter £krfd)iebeubeit $tt)ifd)en bem angenehmen unb ©uteu ( berjnfotge man $. 23. „oon einem bureb ©etrüqe unb anbere 3lM'al3e t)en ©efdnnacf er= bebenbeu ®erid)te obne 23ebeufen fagt, t% fei angenehm, unb bod) jUgteict) jugeftebt, ba$ es nicfyt gut fei, treu e§ jtrar un= mittelbar ben ©innen be ba gt, mittelbar aber, b. i burd) bie Vernunft, bie auf bie golgeu ruttaus ftebt, betrad)tet, mißfallt,") — ftebt er $>od) ein, ba% ba$ Sßobtgefallen am 5(ngenebmen mit bem 2Sobtgefallen am ©uten biefeö gemein tyat, bag beibe jebciytt mit Sntereffe oerbnubcu finb, atfo bem <5d)öneu gegenüber, an welchem ba§ SBoblgefalleu ein untnterefftrteS ift, in eine klaffe geboren; fo ba$ t% atfo auä) naef) ßant nur $met fpeeiftfer; oerfcfyiebene 5trten beä 2Boblgefaltenö gibt: intercfftrteS unb uninterefftrteS. 2lber bann t)at $ant gefehlt, ba$ er bas 2öoblgefalfen am moralifd) ©uten mit beut SSoblgcfallen am 9?ü£lid;eu, unter ber genteinfcfyaftitdjen Kategorie bes 2SoblgefalIen$ am ©uten, $u ber klaffe be$ tnter effirteu QBoblgefallenö gerechnet t)at, inbem er fagt: „Ungeachtet alter ^erfebiebeutjeit muffen bem 2lugenef)men unb ©uten fommen betbe bofy barin überein, ba% fte jebeqeit mit einem ^ntereffe an iljrem ©egenftaube oerbunbeu finb, nid)t allein ba$ angenehme unb ba& mittelbar ©ute (bas Dfti^ltcfye) u)eld)e§ als Mittel $u irgenb einer 2tnnebmlid)feit gefällt, fon = beru auch $>a% fd)lecf;terbing3 unb in aller 2lbftd)t ©utc, nämltd) ba$ moraltfcfye, roelcfyeS Hq t)öd)fte 3"= tereffe bei ftd? füfyrt. 2>enn $>tä ©ute ift bas Dbject bcS 2BiUen§. (Sttraä aber trollen unb an bem $>afetn beffelben ein Sßobtgefalten haben, b. i. baran ein 2intereffe nehmen, ift iben^ tifd)." (£rit. b. iL §.4.) Merbütgs intereffirt un« ba3 moralifet; ©ute; beim obne 3ntereffc ift ja überbauet fein SBo^l- gefallen möglich, aber tote tmnmeltrett »erfebieben tffc bod) biefe$ uueigennü^ige Sntereffe oon bem eigennützigen Sutereffe am 27 2tngenef)mcn unb 9cüj$lid)en! S)aS moralifdj ©ute xntereffirt unS, wie baS ©d)öne, um fetner felbfi willen, b. 1;. »«gen feiner ob jee tilgen Q3cfd?affenf>eit, baS Stngenefmie unb 9£ü£li$e hingegen wegen feiner 33e$iel>ung %u unS, alfo wegen fetner SBirfung auf baö ©ubjeet, 3)aS ©angefallen am moraltfcb ©uteu gehört alfo ntd)t mit bem SBofjlgcfallen am 5lngenelnneu unb 9?.ü^Hdjcn in eine klaffe, fonbern mit bem 2B eingefallen am Sdwnett unb am SBaftren. ®an$ eben fo uneigennützig mc uns bic Sßafyrfccit beS pi)tl)agoräifd)en ßebrfajjeS unb bie 6d)önt)ett einer grted)ifcbeu ©tarne gefällt, gan$ eben fo un= eigennüjjtg gefällt im 3 and) bie ntoralifebe ®üte eines geredjtig* feitsliebenben unb wol)lwclIenben ÜJcenfcfyeu; beim fte gefällt uns ntd;t etwa btoS, wenn wir ihrer bebürfen unb 2>ortbeil von tt)r traben, fonbern and? bann, wenn fie einen uns gang fremben 9}ceufd;en trifft, Ja fogar, wenn fte gegen unfern eignen 93ortl)cil gerietet ift, wenn §, 33. bie ©ereebttgfeit burd) it)r unpartbetifcfreS Urtl)ett unS felbft oerbammt. DaS moraltfdje 2öot)lgcfallcn gehört alfo, als uneigennützig, mit bem aftt)e= tifdjen in eine klaffe , obwohl beibe in Stnfelmng ibreS ©egenftanbeS oerfd;ieben ftnb. 51m Slnffallenbften ift ber fd)arfe ©egenfajj muffen bem tnterefftrten unb uniutereffirten, eigennützigen unb unetgennüjp gen 2öof)tgefallen t)a, wo beibe Wirten beS SB ob (gefallen S an einem unb bemfelbeu ©egenftaube in (Sonflict fommen. 6o $. 33. wenn grüßte $ugleid) angenebm, niifclid) unb febön fiub. Snfoferu fie angenehm (wofjlfdmtecfcnb) unb nüjjlid) (uabrbaft) jtnb, motten wir fte gern »er$et)ren; infoferu fte aber fd;öu ftnb (burd; ttjre gorm gefallen), motten wir fie gern confer= oiren, fie in ber ©ruppe, bie fte am 23aume t;ängenb, ober im gruebtforb tiegenb, bilbeu, belaffen, um uns au itjrem 5lublicf fo lauge wie mögtid) §u erfreuen. §ier tritt ber ©egenfaij $wifd;en itnferm inbioibuetten SBilleu unb bem äfrbettfct) an- fdjaueuben, contemptatioen «Sinn rect)t fd)arf §u £age. Sener ocrt)alt ftd) ben fingen gegenüber felbftfüd)tig, egoifrtfcb, §er= ftörenb; biefer hingegen fetbftfud)ttoS, uneigeunüjjig , erbaltenb. 3ener gefreut ben fingen nur einen mittelbaren SBertl; ju, betrachtet fie nur als Mittel $um fubjeettoen I9cu£en unb $er= gnügen unb »erwirft fie bafyer, wenn fte biefem nicfyt entfprecfyen ; ber äftl)etifd)e (Sinn hingegen gibt ben fingen einen un* mittelbaren Söertl;, fagt fie als inge fo feien, tr-ie er will, verlangt ber uneigennü^ige äftbetifdje 8inn weiter 9liä)t$, als bü% t>k 3Mnge baS feien, \ra§ fie felbft Üjrer ^atur nad) fein wollen, ba$ fie alfo in ibrer (frf(fyetnuug ungetrübter Spiegel tl)re3 2Befcn3 feien. 3Me <2elb(ifu$t be£ 2öilteu§ gibt jtd; ferner barin $u et- fennen, £aß er nur burd) wirflid)e ©egenftanbe befriedigt werben fanu. (fr »erlangt, ba§ ba$ 2lngenebme unb 92ü£lid;e real ejifttre. Tlit gemalten grüd;ten, gemalten fcfyönen 2Bet= bem ift bem 2Billen uid)t gebleut. £)a§ t ja in ber drf;abenf)eit über btn dgoismu*. 2tt>er freiließ ift i§ etwas Stnberes , in ber contemptatioen Stnfcfyauung frei roerben oom dgo, unb im 20 ölten unb £anbetn ftcf; ü6er t>a)]dbt erbeben. %tntä foftet feinen folgen fdjroeren ilampf, roie tiefet. 9Jlit bem f)öd)ften ©enie, ba§ rcäfyrenb feines fünftterifcfyen Scfyaf* fen$ in ber 9ütfcf;auung beS Schönen ganj fein 3$ er= (iert, famt ftd) bafyer im Sebeu bennod) an unmoratifcfyer, eigenartiger 2Mle oerbinben. 21ber i>a$ e§ bem, ber öfter in ber Slnfcfyauung ftd) oon feinem 3c^ toSgeriffen fyat, ^ute^t aud) leichter gelingen mujL im SSotten von bem- fetben frei ju roerben, ca§ roirb ^Riemanb leugnen. (©teS jur drgänpug beS ©c^iüer'fdjen 5tuffa^e» „über ben mora(ifd)en 9lu$tn äft^etifc^er Sitten.") 29 5Dtc Cßräbtcate angenehm nnb aut (nüfclid)) brücfen nichts weiter aus, als bte Begebung bcS einzelnen, materiellen, wirfitdjen, räumltcr; nnb $eitttd; begrenzten, in biefem ober jenem (Sanfalpfammen|ang ftefyenben Dinges jum tnbnübuelten ©efüt)l nnb SBillen beS (gtnjehicn. 6d)önt;eit hingegen ift ©e$en= ftanb ber inbiMbuqlüät$= nnb witlcnlofen 2lnfd;auung, bie in ben einzelnen Dingen nid)t fte fctbft in il;rer (Sinjetnfyett, in ü;rer räumltd;^ettlicr;en (£aufaIbe$ieIj>Mtg, fonbern hu generellen, raunt = nnb jcttlofen 3been, bie in it;nen §ur (£rfcbeütuug fommeu, ftefyt. ,>3nbent \x>ix einen ©egeuftanb f cl; ö n nennen, fprecfyen wir baburd) aus, baf3 er Dbject nnferer äftl;etifd)en Betrad) tung ift, wcld;eS zweierlei in .ftd) [fliegt, etnerfeits nämttcr;, $)a% wir in ber Betrachtung beffelben nüfyt met;r nnferer als Snbiinbnen, fonbern als reinen wtllenlofen 6ubjectS beS (SrfenncuS uns be= n>ugt ftnb; nnb anbererfcitS, ba$ wir im ©egeuftaube nicr)t baS einzelne Ding, fonbern nur eine 3bee erlernten, weld;eS nur gefd)el;en fanu, fofern unfere Betrachtung beS ©cgcnftanbeS nicfyt bem ©a£ oont ©runbe Eingegeben ift, md?t feiner Beziehung ju irgenb etwas auger ifmt (welche jule^t immer mit Bejicfyun* gen auf uufer SBoHen pfammenl)ängt) nad;gef)t, fonbern auf bem Dbject fclbjt rufjet Dafyer, wenn iti) z- B, einen Baum äfti;ctifd), b. f>. mit fiiuftlerifct)en fingen betxafyU, atfo uid;t il)n, fonbern feine 3bee erfenue, es fofort olme Bebeurung ift, ob eS btefer Baum ober fein oor taufeub 3al;ren blütjenber Borfatn* ift, nnb cbenfo, ob ber Betrachter biefeS, ober irgenb ein aubereS, trgenbwann nnb trgenbwo lebenbeS 3nbÜHbnum iji" (8d)openl)auer „bie SBelt als SBtlle utib Borftellung" 93b. I. §. AU zweite Auflage.) (Sben, weil baS €>c$öne ©egenftanb ber inbioibnalitätS- unb willenlofeu 3lnfcf)auung ift, barf bei Betrachtung beffelben ftd; nid)tS DtetzenbeS, b. t;, nid)tS ben inbiiübnellen Sollten, Begierben nnb ©elüfie (SrwecfenbeS, einmifcfyen. Denn, too ber Sßttfe txxoafyt nnb anfängt unruhig jn werben, ha ijt es alsbalb mit ber 6eligfeit nnb $ut)e beS äftljetifc^en ©enuffeS aus. ©ine ©cfyöne lieben nnb eine©d?#ne äft f) e ti f c^> aufbauen, ifi ba= Ijer ein fe^r oerfdjiebeneS Behalten. Die Siebe mad)t begel;rlid) nnb unruhig, bie äftr;etifcr;e Kontemplation hingegen wirft berul)igenb. 30 <&uti)t man bafyer reinen äftf)etifd)en ©enug, (o oermeibe man alles Ütc^enbe. &ünftler, Me baS ötet^enbe, 3d)lüpfrige, Süjiernc in tfyrcn Sßcrfen lieben, begrabiren bte ßunft ju einer gemeinen SMrne. „3)er ©cjdmtacf, fagt $ant, ift jeber^eit nod) barbarifd;, wo er bie 25eimtf($ung bei* 9iei§e nnb föüfyrungcn jum SBofylgefallcn bebarf, ja wo 1)1 gar btefe jum 27cagftabe fei- nes Beifalls ma$t." (ßrittf ber itrtf>etlefraft §. 13. Sergl Sdjopenfyaucr a. a. D, §. 40.) (Srft nad) 5lbfonberung beS sJ?et$enben ober Oiüljrenben bleibt baS emnacr) follen ©ebäube unb ©erät^e nid;t ber 9catur nacf/geatjmt, fon= 31 berit im ©elfte berfelben gefcfyaffen fein 3>te£ jeigt bie antik 23aufuttft, in ber genauen 2(ng,emeffenl;eit jebeö £r;eüe3, ober ©liebet, $u feinem nnmittelbarcn B^ecfe, ben cS eben bacuref) naiti betriebt, nnb in ber 5lbroefenr;ett alles %\x>t&~ lofeit Daffelbe gilt ron ben antuen ©efäßen, beren @d;önl)eit barau$ entfprtugt, baß fte auf fo uaiöe 5lrt au$= brüden, »a$ fie §u fein nnb §u leiten beftimmt finb; uub eben fo ron allen übrigen ©erätt;eu ber 2Uten: mau füt>It ba-~ bei, ba% trenn bie Statur 23afen, Simpborcit, Sampelt, £ifcf)e, 6tül;le, $etme, ©d;tlbe, $an$er u, f. ro, l;errorbräcf;te, fie fo auöfeben mürben/' (€$opent)auer $arerga uub ^aralipomeita 33b, H. §. 214,) 2Bie uotf)roeubig e$ ijl, baß ftd) nnS bie 3)inge frei n ad; il;rer initern ßroecfmfijngfeit barfteltctt uub nid)t bto3 im SDienfic äußerer Mi$Ud)feit^roecfe, röenn roir fie fd)ön ftuben fotten, tefyrt uns bie (Srfalmtitg, ba$ ber ©eituß be§ ©cpnfien une vergällt mirb, fobalb roir baf)iuter fommen, baß e£ utd;t au3 innerm eintriebe befielt nnb nürft, fonberu nur als Mittel $u äußern 3 werfen ber dloti) nnb beS 23ebürfniffc£, 8o fjat e§ mir oft ben ©euuß ber fd)önften 33allct$ verleibet, trenn tdj baran M)ter baß bie armen @efd)öpfe bod) nur be$ ©elbe§ roegen fo fd;ön tauten, uub trenn fie c§ mtf;t bc§ 23roberroerbe§ roegen müßten, feinen gnß aufgeben würben. SBarum gefällt un£ ein ^3ferb, oor ben Safhrageu gefpannt nnb unter ben Rieben ber !ßettfd)e mitljfam ^iebenb, nid;t trie ein in oötliger greifyeit ftd) tnmmelnbeS Cßferb ? trarum finben roir $>a% geben in 6täbten mit it)ren räucherigen gabrifen, geräufdjrollen Sßerfjicitteu, feu= erhüben Öajtträgern ober bem fteifeu, geviertelt nnb geuirteu SB'efeu ir)rer ©ejellfd;afteit uid)t febön, trie ba£ freie, uitgenirte Sanbtebcn? trarum nennen nur ba8 Reifen auf ($;ifenbal)nen unpoettfd;, abftcl;r^tofe gußtraitberungen bagegen poettfef;? 2IUe§, roeil jene un§ an 9cotl), 2)cül)fetigfeit nnb SSebürfttgfeit erinnern, t>a fie uns bie ©egenflättbe nid;t in il)rer fetbfteigenen, ftd) fetbfx übertaffenen 9catur geigen, fonberu im tjarten nnb faureit grofm= bienfte be3 2Bitlen§, roäfyrenb ber Public! bes Rotten, foroie e3 felbji an fi$ ein Selige^, 33ebürfniß-- uub SWütjefofeä tji, aud) in un3 ben 3ufianb ^cr bebürfntß = nnb mütjelofen 6eltg^ feit erzeugt. 32 3)te tübifd)--ü)ei(iifcbe SBeltauffaffung, berpfolge ©ott 3(ttc« nur $u be$ SRenfcfyen 9ht£en ober Vergnügen gemalt fyat, ift eine fyöcfyft unäftl;etifd;c , unpoettfcbe, unfd)öne. 2öa3 t)at ber Fimmel nod; 6$b'ne8 uub @rl;abcitc8 für uns, wenn wir i()it nur als eine oom 2öclttape$terer über unfern köpfen auS= gekannte uub mit ©lernen üerjierte c£ecfe betrad)ten? 2öeld)' äfti)etifd;e3 Sutereffe fanu uuS bie ©onne uub ber SWoub nod) einflößen, wenn nur fte ald ßampett betrachten, bie ber SBe(t= illuminateur über un§ aufgehängt uub angepnbet bat? 2öie nngefal$en wirb bod; baS üXRcer, nüe fabc bie 23erge, bie üBäume uub glüffe, nüe tbeatermäßtg verpuffen $)onuer unb 23tit$, trenn alles SDtefeö nur be£ 2Kcufd)cn wegen vom 2Beltmafcbintften fabricirt ift? $oettfd)e Naturen, nüe ©ötfye, (;atten bafyer bie entfebtebeufte Abneigung gegen biefc utütfttfd)e SBeltanjtdjt. „m i% fd;tcibt ©öttje an Better ($riefn>e$fel, 707. 23rief) ein greu^enlofeS SSerbtcnfi uuferS alten $aut um bie 2öett, unb tdj> barf aud; fagen um mtd>, bag er, in feiner ßrtttf ber ltrtt)eü$= traft, $unft unb Statur neben einanber ftellt unb beiben $>a$ SRifyt ntgeftebtl aus großen ^Mncipien ^recfloS §u fyaubeln. 60 fyatte mieb 'Spinoza früher fcfyon in bem $aß gegen bie ab- finden (Jnburfacben beglaubigt. Statur unb $unft jtnb ju groß, um auf Sroecfe auSntgefyen, unb baben'S md)t nötlüg, benn 23en"tge gibt'S überall unb 23en"tge finb baS £eben." Sßerfpottet ift jene t>k ÜTCatur nur aus äugern 9?ü£licbfeitS= ^irecfen erlläreube £eleologie, bie ber £ob aller äfü)etifcben ^aturauffaffung ift, in bem $enion: SSelc^e 23erefyrung »erbtent ber äMtenfcfjityfer, ber gnäbig, $US er ben jtorfbaum fdjuf, gleich audj bit ©topfet erfanb! 3Mc9?atur febafft aus innern *ßrtnctvten ^tvecCmäßig, U)r (Schaffen unb SSirfen nürb ntd)t benimmt bureb ^)k ^ücffidü auf äußere 3trec!e. Unb in biefem 6inne ift aueb baS Schaffen unb Silben beS eckten ^ünftterS ein naturartiges, aus tn= nerm orange erfolgenbeS, 5Die eckten $unfttverfe fyaben bafyer mit ben ^aturprobueten btefeS gemein, ba% fte ein, obtvobl innerlicb $roecfmäßigeS, boct) von ber CRücfftc^t auf äußere gwtde greteS jtnb. IV. 3föei bem @d)8nen berfoanbfe Segriffe, @t unnatürlich auS, unb alled Unnatürliche ift fd)mt unfcbön. $>emt ber ö&e* feutltcfye parate beS 6d;önen tfi freie, ungehemmte 9catur= aufjerung, nwburd) es §um Maren ©ptegel beS innern SöcfcuS wirb; biefem ftcljt aber nichts \o fcl;r entgegen, wie bie Unnatur nnb ber 3waN& bie ben fingen etwas 2lnbereS §u fein aufer- legen, al§ fte gern aus eignem innern eintriebe fein möd;ten, \l)x Sßcfcn alfo »erfüllen unb unfennttid? mad)cn. £)od) anberfeitS, uid;t minber als bie gretfyeit, ift aud) bie 9t o tfyroenbt gleit ein irefenttid;er Qtl;arafter$ug beS ©cb;ö~ nen, unb biefeS ift fein Sßiberfprud); benn nid)t gretljett unb Ptütfjwenbigfeit fd)tiegen eiuanber auS, foubern grciljeü nnb 8*»cmg, grctfyett unb Hemmung, SDie natürlichen, ungejnjuuge* nen 2leu§crungcn eines SSefenS jinb eben fo fireng notfywenbig, nüe fte frei finb; fie ftmneu nid;t nid)t unb nid)t anberS fein, jxnb nid)t ju fällig, unb bt>d; finb fte nid;t gelungen, fonbern frei, »eil fte ber Mltfommen entfpred)enbe 3luSbrucf beS eigenen Sintern, ber eigeutl)ümlid)eu Statur beS SBefeuS finb, 3n>ar ift nt$t alles 9catürlid;e unb Ungezwungene fcfyön, beim eS gibt ja aud) -ftaturwefen nnb tebaraftere, Ut ftd) ganz frei unb natürlid) äugern, t>k tfyr SBefen ganz ungezwungen entfalten, unb bennod) Ijäglicr/ finb unb bleiben. 2Iber t)k *ftatürlid)fettunb Ungezwungenheit ift immer unb überall, 3 34 and) roenn fie am llu[d)önen uorfommt, fd)ö'n; unb ftc iji e$ eigentlid), bie ben ©runb ber 9?aturf$onfyett ausmalt. £ie üftatur nennen wir mit allem nod) fo §ägltcr;en nnb Sßibrigen, ÜRtfjgcjialteteu nnb SSerjerrten, plumpen nnb 8$n>er* fälligen, wag in ihr oorfommt, bcnuod; fdjön, nnb [fliegen eben fo ben im Sumpfe quafenben gtofd), roie bie auf bem 93aume jingenbe 9c\td)tigalt, eben fo ba§ jur (£rbc gebücfte grunjenbe Sdnvein, roie ba$> ben ßopf frei fyebeube rotefyernbe Otog, eben fo ben fricd)cnben 2Surm, toie ben flatternben <2cbmet= terling mit in W\\ Segriff ber 9c\ititrfd)önl)cü ein, toeü au£ allen tiefen, ber äugern gorm nad) fo heterogenen (Srfct)eü nungen ^ gleiche 9t\ttürtid)l:eit unb Urfprünglictjfett tfyreö SßefenS l)erauöfprtd>t $>a ift ntcfytS ©einad;te8 unb (Srfünfteltes, nicf;tö 33erftclXteö unb Umoat)reS, nichts auf äugern Schein nnb £äufdntng 33cvcci)ncteö, unb tbtw biefe 9tatoetät ber Statur, biefe Stncerttät unb ©im^licität, mit ber fie fid) gibt, tote fie ift, K\§> ift es, toaS nu$ an it>r entlieft. <5d)ou $ant t)at in feiner ^riti! ber Urtfyetlefraft, in bem ßapttel oom tntellectuetten Sntereffe am Scbö'uen (§. 42.) barauf aufmerffam gemalt, bag btä Suteteffe an ber $Katurfct)önfyeit eigentlich ntcf)t ein 2Bo bigefallen an ber <5ct)onfyeit tfyrer gormen ift, fonbem au ber 9c atürlicfyf eit unb Urfprüng = ttd;feit be3 2Bcfen6, ba$ au§ il;nen l)erauefprid;>t, „£)er, roetcfyer einfam bie fd)öue ©eftalt einer rotlben Slume, eines ^ogelö, eines? 3^ct^ u. f. m« beträfet, um jte |u berounbern, p lieben unb jte nict)t ganj in ber Statur überhaupt oermiffen §u roollen, ob it)m gletd) baburefy einiger ^cbaben gefd)äl)e, oiel weniger ein 9ht£en barauf für tt)n t)eroor(eud)tete , nimmt ein unmittelbares unb jioar tntellectuelleS Snterejfe an ber Bd)ö\^ t)eit ber Dlatur, b. i. nid)t allein ba§> <ßrobuct ber gorm nad), fonbem and; $>&$ 2>afeüt beffetben gefällt, ofjne bag ein ift aber lueroet merfnutrbig, bag, roenn man biefen ßiebtjaber be£ Seimen insgeheim Untergängen l)ättc unb fünftlicbe ißfumeu (bie man ben natürlichen ganj äl)nlict) oerfertigen faun) in bie (Erbe gefteeft ober füuftlid) gefd)ni£te Söget auf 3^^ un^ Säume gefegt l)ätte, unb er barauf ben betrug entbedte, baS unmittelbare 3ntereffe, ixte er oorfjer 35 barem nat)tn, alSbalb verfebwinben, aber ein anbereS, itamtidj i>&% Sntcrefre ber (ittelfett, fein Qxmmx für frembe Singen bamit au3pf$mücfen , an befreit ©teile fiel) ctnftnben würbe* £)aß bie Statur jene 8d)cut)eit fjerüor.gebr.adj>t bat: biefer ©ebattle muß bie 2tnf<#auung nnb JReflejiou begleiten, nnb auf Hefen grünbet ftcb allein ba§ unmittelbare Sutereffe, $>ti$ man bavau nimmt." £>tefe Betrachtung l;at @cl)iller §u feiner Slbljaubluttg über naive nnb fentimcutalifd;e $>id)tuttg veranlaßt, in ber er gtetd; s}(ufaugö, tu Ueberctiifttmmuug mit ßant, $>a$ Snterefre an ber 9c\tturfcbvut)ett burd) bie Üteflerion btiiwQt fein läßt, ba% ber ®egenftattb, ber tut 3 biefeS Sntercffe einflößt, Statur fei, aber uod) als zweite Bebingtutg bin^ufügt, t>a^ er (in weitefter Bebeutttng be$ SöovtS) naiv fei, b. I). t>a^ bie Statut mit ber ^ttnft im Goutraft fiefye uub fie befd)änte. „6obalb 1)a$ £e£te ju bem (Srfteu fnnpfpinmt, uub tttebt el;er, wirb bie 9?atur jum Naiven. Statur in biefer BetracbtungSart ift wt$ mfytS 5lubere$, als $>a$> freiwillige 3)afeitt, $><[& Befreien ber Dinge burd; ftd; felbft, bie (Sjiftcuj uad) eigenen nnb uuab= änbcrlicfyen ©efefcen, SDtcfc Bvrfteilung ift fd;led)tcrbiugö nötlng, wenn wir an bergletdKtt (Srfdjeinitngett Suterefrc nehmen follen. könnte matt einer gemad)ten Blume beit 6d;eiu ber Dktur mit ber vvltfmttittenften £äufd)ung geben, Bunte matt bie 9kd)= atjmttng beö Naiven in bett 6itten bis pr l;M;fien SHujum treiben, fv würbe bte ßntbecfuug, baß e§ 9c"ad?ar;mung fei, i>a$ ©efül)l, von bem bie 9rebe ift, gän^lid? vcrnidjtett. daraus errettet, t>a^ biefc 51rt beS 28ol)lgefallett3 an ber 9?atur fein ei$ einer bem mora* tifc^ ©uten anfyängtidjen , ober aud? nur baju geneigten £)enfttng3art abgebe, bagegen behaupte idj, t>a$ ein unmittelbares 3ntereffc an ber «Sdjön* t?ett ber 9tatur ju nehmen, jeber^eit ein ilennjeicfyen einer guten Seele fei, wenn biefeS Sntereffe habituell ift, roenigftenö eine bem moralifcfyen ©efüfjl günftige ©emüt^ftimmung anzeige, roenn eS ftcfy mit ber Sefc^auung ber 9iatur gern »erbinbet." 3* 36 aud> richtet e$ ftd) gan$ unb gar nid)t ttad; £>er Sd)önfycit ber gönnen. 2öa3 ()ättc and) eine ttuf deutbare 23tume, eine Duelle, ein bemoofter Steht, ba8 ©e^witfcber ber 23ögclf $>a$ «Summen bcr dienen tu f. \\\ für fid) felbft fo ©cfdtttgcö für tut 8? 2BaS tonnte tfym gar einen 21ufprud; auf unfere ßtebe geben? (£$ ftnb nid)t biefe ©cgenftäube, e§ tfi eine burd) fte batgefteiltc 2>bce, traS mir in tl;nen lieben. Sßtr lieben in if)nen $>tö fülle fd^affenbe geben, ba& rttfytge SBirfen aus ft$ felbft, baS Dafetn nad? eigenen ©efetjen, btc innere 9lott)roenbigfeit, bie etrige (Sütljcit mit ftd; felbft." 60 aufgefaßt, befommt aber baS Sßort: ^aturfdjönfyett einen »eitern unb umfaffenbem Sinn, als ben, beu man ünn getrö{)nlid? gibt, trenn man eS bloS auf bie (£rfd)einungen ber äugern üftatur cinfeijrättft. 2tud) alle etl)tfcf)en unb intellectuellen (frfd;eittungeu, in betten fiel) ein naturartigeS, b. i. ein freies unb ungezwungenes, auS intterm antrieb etttfprungeneS unb bennod) gefe^mägtgeS unb notI;trcnbtgeS 3Birlen fitnb gibt, finb fd)öu $u nennen im Sinne ber ^atutfdjöntjeit, unb fo fpredmt roir benn oou einem fd;öttett gamilienleben, einem fd)önett 23olMebett, trenn in ber gamtlie unb im &taat alle Drbttungen unb (£inrid)tungeu au§ beut tnnern 2Sefeu berfelben l)eroorgcn)ad)fen finb, trenn fein 50tttglieb fiel) burd) biefelben beengt füfylt ober bettfelben jurotber Rubelt, deinem ein äu§e= rer S^ang ciuferle^t trirb, hü deinem Sßftityt unb Neigung in (Eollifion fommen, fottbem 3eber baS ©efe£ auS Siebe erfüllt, trie ber Wlcn\fy im golbenen Softer, von bem Doib fingt: vindice nullo, Sponte sua, sine lege, fideni rectumque colebat. Poena metusque aberant, nee verba minacia fixo Aere legebantur, nee supplex turba timebant Judicis ora sui; sed erant sine vindice tuti. 5iud) bte £ugenb tfi ein 9catutfd;öneS, trenn fie ausfielt, trie eine ftd) oon felbft ergebenbe SSirfung ber Statur. Itttfefyön tugenbtjaft tfi, trer gedrungen, triber SBttten, mit oer= brieglid;em ©efid)t unb mürrifd)em Söefett ®uteS tl)ut, trer alfo un= unb tribertrillig TOigigfett, ©ered)tigfeit unb 2Bol)ltf)ätig= feit übt, fur$, trer ntd)t inuerlieb tugenbfjaft ifi, fonbern es 37 nur äußerltd) fdjeint. £)enn baS Schöne ift fein bloßer äußerer 6d) ein, gu bem baS innere SBefen fefytt; fonbern eS tft oolllommene (Srfcfyctnung etneS innerlid; nnrfenben 2öefenS, Sollte bat)er auct) tucl)t aKe6 uatürlid; enn §war unfcr 2Bo 1)1 gefallen baran tft, tote ßant unb Sd)itler rtdjtig bewerft fyaben, infofern ein moraltfdjeS, als eS einen loafjrbcitsüebenben, geraben unb offenen, naioeu £l)a= rafter ocrrätf), ber alten falfd;en ©cfyetn, alles 3\ünflli$e unb ©entarte, altes nur gu äußern 3»^** 23ered;ncte tjaßt. Slber barauS folgt uod; nid)t, t>a^ altes 9catürltd?e, an bem nur wegen feiner SBafyrfyett unb 9catitrlid)feit 2Bol;tgefallen ftnben, aud; fd)on au fid) an moralifd) ©uteS fei. $ielmef)r fann unS oom Stanbpunfte beS befcbaultdjen üftaturintereffeS baS mora= Kfd) @d>lcd>tcfie eben fo gut gefallen, tote baS moralifd SSefte, ioöfern es nur ein Natürliches, aus innerer 9cott;irenbigfeit QtnU fprungeneS tjt. So gefallen unS in ber Dcatur uicfyt bloS bie mitben unb freuubttcfyen, bte tool;ltf)ätigen unb betlfamcn Söirfungen, aus beneu ein guter ©etji fprid)t, fonbern eben fo bie fcbredlicfyen unb oerfyeerenben, bie fcfyonungStoS oernid)tenben unb oer= nntfienbeu, in beneu ftcf) ein böfer Danton funb gibt. 3n Drlanen unb (Erbbeben, geuerSbrnnjten unb 2Bafferflutf)en , im Rauben unb Sorben ber trüben £tnere fpridjt unS W Natur nid;t minber an, als im häufeln beS 3tyfy)x$f bem Riefeln1 beS 33ad;S, bem ©rün ber 2Biefen, bem £l;au ber 33tumen, bem Summen ber Plenen unb beut 23töfen ber beerben. £)er fd)laue gucfyS unb bie giftire Solange flößen unS ein gletd;eS Natura intereffe ein, tote ber treue £unb unb t>k unfd)ulbige Staube. Unb eben fo gefallen uns, oom Stanbrntufte beS NaturintereffeS, in ber OJcenfdjemoelt bie 2(uSbrüd)e ber böfen Effecte unb 2eibenfd)aften, beS ©rtntmS unb NeibeS, beS &affeS unb ber 9tad;e als ein natürttd) Sd)öneS, ni$t minber als bie aufrichtigen 5Ieußeruugen ber Siebe unb ber greunbfd)aft, beS 38 äßot) (wollen 8 unb ber ©iugebung, wc8t)alb aud; bie $>id;ter jene nid)t miuber als tiefe $u ©egenjianben tt;rer $>arftellung wüblen. 3)a3 3ßof)Igefailen am 9caturfd)önen ift alfo uid)t 2Bol)l= gefallen an bcr 9Koralitat be3 9c\tturfd;öuen. 5Dcan barf fid) alfo feineSmegS ade Slusbrüdjc ber Statur geflattert, weil eö fd)ön fei, ber Statut tt)ren freien Sauf ju laffen.) 5(ud) bie Sleugerungen unferö in teile et neuen SßefenS finb im ©inne bcr 9faturfd)önr)eit fd)ön $u nennen, roenn fte frei, natürlid) nnb ungezwungen erfolgen. £>iefe§ ift ber wafyre S^ängäil: (bel-esprit) im ©egenfatj $u unfern gewtffmlid) fo genannten ©cfyöngeiftem, bie meift fet)r unfdjone ©eitler finb, \>a fie bie ^robuetion be$ ©ä)önen auf eine fer)r tjäßticbe, gemeine, gelungene nnb erfünfteitc SBeife betreiben. Ü£er wabre <5ä)öngetft ift ein latent, ein ©ente, ba§ jtä) aus angeborner föraft nnb bemjufolge aus Sufl nnb Siebe ber gei= fttgen Arbeit roibmet nnb fte mit 2eiä)ttgfett vollbringt, it)r ©egenflanb fei übrigens, wetd;er er wolle. 3n biefem Sinne fann ein sDcatbematifer öon ©enic ebtw fo gut §u ben fct)önen ®etjtern gcred;uet werben, wie ein $oet; benn obgteiä) ber ©cgenjlanb be§ ©rjtern fein fä)öner ift, fo ijt bod) bie geniale 5lrt feiner 33el)anblung eine fä)ö'ne. 2Boju ber ÜlRenfä) $raft t)at, ba$n i)at er auet) ßujl; nur aber, woju er ßujl l;at, ba^ tbut nnb treibt er auf eine fü)öne SBetfe. SDte in bem eben angegebeneu Sinne fct)önen ©elfter gewähren un8 nur barum burd; ii;re 2Ber!e fo große Sujt, weil biefe felbjt aue ßujt entsprungen futb, ir>r ©egenjlanb fei übrigens, welcber er wolle. SDera geborenen 2)ict)ter ift e$ eine roat)re ßujl ju biebten, bem geborenen *pfyüofopt)en eine wafjrc Sujt ju pt)ttofoptytrcn, bem geborenen Krieger eine wafjre ßuft in ben Stampf $u get)en, nnb barum gewähren uns and; i|te ßetjlungen Suft. Mangel an ßujl $u einer £r)ätigfeit oerrätb febon Mangel an gäbigfeit, an Talent, an angeborener ftraft ^u berfelben. £iä)ter bat)er, bie jtä) $um Siebten zwingen, tonnen niä)t8 ©d;öne§ §u Staube bringen, bemt man nterft ifjren Sßrobucten balb i>a% ©e^wungene an. 3)te Unluft, bie fie beim ^robuetren empfanben, überträgt jtä) and) auf ben Sefer ober #örer beim ©eniegen tt)rer Jßrobucte. Sie 39 gteid)eu ben Männern, bte in einer Mesalliance leben unb ftd) §u ber Siebe fingen, bie fte ntd;t füllen, ober bcn 3*n= potenten, bie ftd) jur 3eugung zwingen f ju ber fte oon 9c\ttur unfähig ftnb. SO? au ftebt t)tcrau3, bag um S$one3 beroor= jubringen, man aud) auf eine fd)öue SBeife tjeroorbrütgen mug, Burd) eine bäglidje 2trt ber 3cuplu3 — un& ic^c gqwuncjene, wtberwitlige, unlufttge 2trt ift bägltd) — lägt ftd) utd;t$ 6d)öne§ erzeugen. Invita minerva fommt eben fo wenig ein f$öne§ Svitnftwcrf, wie ein mafjxeö wiffcufdjaftlicbeS Söerf $u ©taube, 9ftöd)tcn baber and; immerhin bie Bitterlinge b<\§ ®d;önfte jum ©egenjianbe ii)rer SDarjtettuua, »äjlen* fa würbe e3 boer; burd) bie l;äglid)e, gegangene nnb erfünftette 2trt, mit ber fie eö betjanbelu, ftd) tu ein ^äglicbeö oerfeljren, wäl;renb umgefetjrt ber wat;re, atfjte Bid;ter ba§ |)ägttcfyfie burefy bie fd;öue Wct ber 23ef;anbluua, tu ein Sd)öne6 §u oer= wanbeln weig. Bie 3eiten beS Verfalles ber gunjte nnb 2Siffenfd)afren unb be§ 3uru#Kfeu§ in bie ^Barbarei ftnb altemal biejeuigeu, wo bte ftd; mit ttmen 23efd)äftta,enben feineu innern natürlichen S3eruf burd) angebornea Talent ober ©enie baju tjabeu, fte alfo nicfyt um ibrer felbft willen, foubern blo§ als DJcittel ju' äugern Sieden, fei e$ ber $<&'-, ober £errfd)= ober (£t)rfud)t, betreiben, SBerben ähtnjt unb Sßifjenfcftaft erfi au3 fjerrfcfyenben $u bienftbaren ©etjiern, — bann ift ber Verfall in beiben $>a. 3ebe3 ä$te SBcrf ber taffc unb SBiffenföaft ijt ein nott)= wenbige3, fann ntd;t ni^t unb nic^t anber£ fein; benn e§ trägt, wie bie SBerfe ber Üftatur, feinen (£ntttetntug§grunb in jid) felbft, in ber p feiner ©djöpfung antreibenben 3^; e§ ifi ein au$ einem innent $rincip (£ntf»rungeue$, wie ein £t;ier, eine $flan$e. dagegen ftnb bte erbärmlid;en %Ratf)tötxh , mit benen in fttittn be$ 5öerfall8 ber fünfte unb SBiffenfc^aften ber $carft überfd)wemmt wirb , unnotljwenbige ^robnete; fte föunten auefy nt$t ober aud; auberö fein, weil fte ü)reu (£nt= fietjungSgrunb nid)t in ft$, in einer ju ü;rer 6$öpfung inner* ltd) treibeuben 3bee, foubern in äugern Sftotioen tmben, ©ie finb nid)t um tt;rer felbft willen ^)af ftnb folglid) an ftd) gan§ überflüffig, ba bie ftvoidt ber ©ewinu=, (£fyf= ober £errfd)fn d)t, 40 benen fie bienen, fid; aud) auf anbete Söcifc befriebigeu (äffen, wie barauS t;eroorgel)t, $>a$ wenn ein fold;er, nid;t aus innerm orange, fonbern auS äußern SRottüen ^robucireuber ^ünftfer ober ©d;riftfteller auf aubrem 2öege $11 föeid)tl)um, Stttfefyen ober Wlad)t gelaugt, er bie &uuft über 2öiffenfd;aft an beu 9c\agel l)ängt uub fid) mit auberu fingen befaßt, »a(;tcnb ber geborne 2)td)ter unb Genfer unter allen Umftänben bid)tet unb benft. Um bat;er bem Verfall in $unfi unb 2Biffenfd;aft entgegen $u arbeiten, ift ntd)tS notf)Wcnbtgcr, als erftenS bie oon Natur berufenen unb 33cfäl)igten nid)t nur nid)t burd; äußere, beengenbe SSorf^rtften unb sJiücf(id;teu in il)rer freien, auS innerm orange entfpringeuben ^robuetion ju Ijemmeu, fünbern fie fügar auf alle mögliche 2Beifc bariu §u unterfingen unb $u be= günftigeu, ju)eiteuö aber alte Unberufenen unb Uubefäfytgten, bie mir auS äußern egoifttfd)eu Guttuen irgenb wetd)er 5lrt ))robuctren, unerbittlid) ^urürf^nreifeu. 2)od) nicfyt btoS angeborenes, fonbern and) (Erwor= beneS, (McrntcS, 2lngenommencS, angeeignetes unb 2Ingebil= beteS wirft fd;on, wenn man tfjnx nid;t mel;r Ut faure Wltyt beS Lernens unb UebenS anfielt, fonbern eS barin ferjon jur gertigfeit unb 2fteifterfd?aft gebraut Würben ift; benn atSbann ift eS $ur auberu Natur geworben unb wirft alfo gan§ wie ein Natürliches, $. 23. bie SDceifterfdjaft im Neuen, Sanken, ©ingen. Dbwofyl alfo immer greiijeit unb Ungezwungenheit ein wefentüdjer ßijarafteruig beS 6$önen ift, fo braucht bod) bie~- felbe ni$t immer angeboren, fonbern fann and? erworben fein. (ES gibt alfo eine angeborene unb eine erworbene 6cf;ünl)eit, fowof)l im ^^fifc^en , wie im (Ettnfcfyen unb 3n= tellectuellen. 2)er ©runb aber, warum nur baS greie unb Ungezwungene, fei eS nun ein NatürltcbeS, angeborenes ober ein burd; Semen unb Hebung (Erworbenes, t>tn (Einbrucf ber @d;önf)eit mad)t, ift biefer, t>a^ nur in ber freien unb ungezwungenen (£rfd;einung bie Materie burefy t>k gorm oollig überwuuben unb oon t|r burcfybrungen ift. ^Durd^bringung ber Materie burd; t>k gorm ift aber bie erfte unb wefentlid;fte 23ebingung ber 6d)önl)eit. 41 £)a$ Sd;öne xji feineSireoS ein (£infad)e3 , nur aus einem (Clement 23eftef)enbe3, fonberu e$ ift entfprungen aus beut Kampfe nnberfirebenber (Elemente, oon benen jebod; bvt§ eine über i)tö anbere üplljidtibig (jefiegt nnb es nun cjctnj in feiner ©eroalt l;at. 3 in Sdjönen tfi ber Stoff bedungen burd) tk gorm ober bie 3b ee, fo baß jener nun nid;t ntefjr feinem SBillen nnb feinen ©efetjen folgt, fonberu ben SBtllen nnb t>k ©efejje biefer auSbrücft. Itnb je forö'ber, je roiberfpcnftiger ber Stoff roar, befto größere greube entforingt unö aus bem 2tn= btief feiner Ueberroinbuug* (Sin aus fdjroerent Stein leidet emporftetgcnbeS ©cbäube finben nur bafyer fd;öner, at^ ein gtetd)e$ auö £o(j, eine in (Sr$ gesoffene Leiter jlatue fd)öner, als bie gleidje aus £l)on, 2)enn je größer nnb fdjroffer ber ©egeufa£ $roifd)eu Stoff nnb gönn, je roiberftrebenber bie Materie, bie jn überroinben roar, befto augenfälliger ift t>k Wlafyt unb ber Sieg ber gorm. 9cur aber anö ber 9Dfcad)t nnb bem Siege ber gorm über ben Stoff, ber 3bee über bie Materie, cntfprtngt bte S$önt)ett £)a jebod; nid;t jebe gorm an ftd; fd)on eine fd)ö'ue ift unb aud; bie oollftänbigfte Durdjbriitgung ber Materie burd; bie gorm nod) feine Sd)öni)cit geben tauu, lrenn bie gönn felbft eine t)äj$lid)e ift, fo betraute td) bie Ueberroinbuug ber Materie burd; bie gorm nicfyt als einen mit ber Sd;önf;eit ib enttfcfyen, fonbern nur als einen mit tyx oerioanbten begriff unb nenne fie, jum Uuterfdnebe oon ber Scfyöufyett, 33c ttfommcnf;eit. 2>te 23otlfomment)ett ift alfo ber ^roette mit bem Sd;ö= neu oenoanbte begriff. 2>enn o er ro an bt finb foldje begriffe, t>k ptn £t)eit ftd; beefen, $um Streit aber and) roteber auS= einanberfatlen. So roie td; ben begriff ber 9tatürlid;fett mit bem ber Sd?öuf)ett oerroanbt genannt f;abe, roeil, trenn aud; nicfyt alles 9ktürltd)e fd;ön, bod; alles Sd;ö'ne ein 9catitr^ lid;eS, ein greteS unb Ungezwungenes ift; fo nenne t$ je£t ^tn ^Begriff ber $ollfommeitl;eit mit bem ber Sd)önt;eit oerroanbt, roeil, irenn aud) nid;t alles Soltfommene fd)ön, bod; alles Sd;ötte ein in feiner 5lrt 23otIfontineneS ift (£tit fd)öneS $ferb, ein fd)öner £unb, an fcfyöuer SRaun, ein fcfyöneS 2Beib finb ein in it)rer %xt unb ifyretn ©efd)ted;t ^otlfoinineneS; 42 beim ein Uitoollfommenc$ btcfer 2(rt ober biefeS ©efd;{ed;r$ fanu ntcfyt fcbön fein. T>en erwälntteit ©egenfa£ jnrifdjeu Materie unb gorm nefmte td; fyter gan$ im 2lrijtotelifd)eit Sinnt, SBenn id; bafjer bie Ueberwmbuug ber Materie burd) bte gorm $otlfomment)ett nenne, fo meine itf) bamit ntd;t blo3 bie llcbcrwtiibiuicj be3 f innltd) materiellen Stop, fonbern überhaupt jeben Stop, bem eine gorm eingeprägt wirb, affo and; bie be$ getjrtgeu ©top; beim e$ gibt ja and; unjtnitlicbcn Stoff, bem eine gorm eingeprägt wirb, »>ie g. 23. im 9J?oraltfd)en ber SBiKc bes Grtnjemen ber Stoff tft, beut bie moralifdje gorm gegeben wirb. Ueberad, wo in einem Stop, fei e§ nun ein fmntidjer ober geifttger, bie gorm, W it;m oon ber 9?atur ober ßunft eingebübet wirb, oollenbet $ur ßrfcbcinung fommt, t)d ift bie (Srfdjeittuitg eine ootlfommenc. (£tue $flan$e, in beren Stoff t)k Urform, ber Urtopu£ ber $flanje, fertig — ofyne Ueberflug nnb oI;ne Mangel — mr (*rfd)emung fommt, iji eine oodfoiitmcne ^flan^e, obg(cid) fic feine fd)ött.e ^u fein brauet. (£in Urtl;eil, in bcffen Stoff bie Urform bc$ Urtljeü3 (Subject nnb ^räbicat) fertig ^ur (Erf Meinung fommt, ift ein oottfomme* ne$ Urteil, obgleid; e£ fein wat)re§ m fein braucht, ©ine §anblung, in beren Stoff bie Urform ber £anbhtng (ein 2ötden3befd?lug unb bcffen Stusfüfyruug) mr (£rfd)einung fommt, tft eine oodfommene £anbluttg, obgleich fte feine gute m fein braud)t. £>aß wirftt$ Söoüfommcnfyeit nid)t§ anbere$ fei, als ÜDurd)bringung ber Materie (in bem angegebenen Sinne)- burd; bie gorm, get)t au§ beren ©egentfyeif, ber Unoodfommenbett, fyeroor. £)etm unooltfommen ift jebe (*rfd)eimmg, ber (£twaö fet)lt, xva$ m tljrem SBcfeu gehört, ober bte (£tioa§ l;at, wae $u ifyrem SBefen ni$t gebort; fo finb 3JH§geburten — unb e$ gibt beren in jeber ©artung, nicfyt Mog pf)t)fifd)e, fonberu aud? intedectuelte unb moralif$e — uitoodfommcne (Srfcfyeitmngen. %ba fold)e fehlerhafte 23tlbungen laffen fid) nur mit 2trtfto = teteö auö beut SBiberftanbe ber üftaterte gegen bie gorm erftären. golglid) tjatte id; Otecfyt, bie ^Bemeifteruug ber Materie burd? t>it gorm ^odfoiumenfjeit §u neniten. Sul^er fagt (allgemeine Stt;eorte ber frönen fünfte, 2lrtifet $ollfommen = 43 f> et t) gan$ richtig: „Sollfommen tft, was ju feiner 93 öile gekommen, ober was gän^licl), ofme Mangel unb Iteberfluß ba§ tft, ma§ es fein füll £>emnad? befielt bte Soüfommenl;eit in gän$tid)er Itebereinftimmung beffen, l>a& ift, mit bem, was e$ fein füll, ober be§ 2ötrflid;en mit bem Sbealeu, Ttaw erfennt feine Sollfommenfyett , als in fo fern man bic Sefd)affenf)eü einer üorfyanbenen 6ad;e gegen ein UrbÜb, über gegen einen alö ein SRnfler feftgefe^ten Segriff l;ält." Uebereinftünmung beS Sßtrfüdjen mit bem Sbealen ift aber nnr möglid; unter SorauSfetjung ber gän^id)en £)urd)brtngung ber Materie beS 2Büfttd)eu burd) bie ibeale gorm. 5Det begriff ber eit. 3^ar muß jebeS waf)re Urteil, jebe gute £anblnng, jebe fd)öne (Sxfcfyeinung üültfümmen fein; aber barum gilt no$ nid)t baS Umge- fefjrte, fü wenig als aus bem ©a£e: 3eber Sftenfdj) muß fterben, baS Umgefefyrte folgt, t>a$ jebeS fterbltc&e SBefen ein 2ftenfcfy fein muß. ©u($er, ber, wie eben gezeigt, ben Segriff ber $oll= fümmenl)eit richtig' befinirt t)at, erflärt t>k @$3u$eit für gefüllte, b, 1). unbeutüd) erfanute Sotlfommentjeit ©enn in bem 3lrtifel: Süllfommen(;eit fagt er: „(Eine Wla* fcfyine üon grüßer SoUfommenljeit, als $. S. eine f)öd)ft genau gearbeitete unb richtig gefjeube Ufyr; bie ric^tigfte unb genauefte 2luflöfung einer ^ l)itofopt)if d)en über matf)emattfd)en Aufgabe, ber bünbigfte SewetS eines ©a^eS, finb ootlfommene ©egenftänbe; bod) ntd)t ©egenftänbe beS ©efd^madCS, weil tfne SoUfommenfjeit fef)r allmätjltg unb müf)fam bur$ beutlicfye 44 Sorftriftingen erfaunt uurb. 9htr bic 23ollfomment)ett, bte man anfcbauenb, olme üoUftciubt^e nnb aUntä£;lige (£n tun (flung, fiunltd; erfennt uub gteid)fam auf einen 33ticf überjtefyt, ifi ein ©egenftanb be$ ©cfdjinacfs, 2Birb fie nid)t erfaunt, foubern bto3 in il;rer Sßivfiutcj cmpfunben, fo befommt fte ben Tanten ber 6d;önl)cit." 2tcl;nltd) befiuirt and) 2Karcu$ £er$ (93erfu$ über ben ©efcfymad nnb bie Urfadjen (einer $erfd;iebenf)eit, jactte 5luf= tage, Berlin 1790) bic £d;önl)eit att flar oorgejteflte »oll* fommenl)eit, b. I;. alö in ifyrer Totalität angebaute, im ©egenfafc pr beutttd) er! a unten, in il;re Zfytiit $ergfte* berten. („hierin allein, fagt er, mug man bei ber logtfcfyen Untertreibung ber flarcu $orfteuungen von ben b entließen bie ©ren^e jnnfcfyen betbeu fefcen, bag bei jenen ba$ 23enmgt= fein fid; bloS auf ba§ @an$e, bei biefeu aber aud) auf beffen SLf;etle erjirecft.") SDtc 23i>IIfonuHcnI;ctt bal;er als augefd;aute genommen, ftnbet er 23auingarten'8 ßrfltirung gan$ richtig: Pulchritudo est perfectio phaenomenwi/ (©♦ 21 — 29,)» dagegen wollte ßant burcfyauS 9cid;t3 oon ber $otf= fommeul;ett a(8 einem SugrcbienS ber 6d)önl;eit wiffen. £)a$ äftt)etifd)e Urzeit tft ü;m twn beut Segriffe ber SBoüfommenljeit, fei berfelbe nun an ftarer ober beutlicfyer, völlig unab= bäugtg. @r befuürt bie $ollfomment)ett alö objeetioe, innere 3n?ecfmägig!eit (Ärii b. UrtyeüSfr. §. 15.). 9ciut fonnte er §n?at ntdjt unü)tn, ba3 6d;öne ebenfalls als ein ßwecfmägigeS anjuerfennen, aber um eS nicfyt mit bem ©uten ju ibentificiren, verfiel er auf eine ganj eigene 2trt »on 3m&ma$i$täl , Vit er „ formale ßroeccmctfHgfett" ober „ßweefmägigfeit olme ß^ctf" nannte, (Sgl. trtt ber UrttjcitSfraft §. 15.) 9Clö ob eine 3n>cdmä§igMt o^ne 3tr>ecf nid)t ein 2ötberfprucfy, eine contra- dictio in adjeeto wäre!*) *) £)ie ßant'fdje „3wecfmä§ig.feit ofyne 3^ecf" fyat aueb fc^on - fräfcer 9tnfiofj erregt. Bo fagt 3. 33. -23 outer roef (3been £ur SMapfytijtf bes ©Rotten, eine ßugaüc jur Slejibetif, Seidig 1807. 8.29 ff.): „Äant er&licfie* im ©ebenen ganj gern ein bloyeS 8oie( fetner reflectirenben Urtt)etlcfraft, roeit er (bie 23eifpie(e, bie er gewöfmlicfy anführt, beroetfen e8) bei feinen 35etracf>= hingen über ba$ ©cfyöne uidjt ;teid}t an ben »aticantfdjen 9tpoE ober an $apbael$ SSftabonnen backte, befto öfter aber an fct)örte SSlumen, unb, nict)t ju 45 ßcutt ftc()t felbft ein: „(Sine formale objeetioe !3ti>etf= mägigfeit olmc 3»^ &• *• ^e Möge gönn einer SBötl* fommenf)ett (ohne alle SJcaterie unb ^Begriff i)on beut, wo^u ^ufammengefitmmt nurb) ftd) oor$uftellen, ift ein unterer 2Siber= fprud/', unb füf)vt bafür baS Setfptel eines im 2öafbe ange- troffenen OftafenptajjeS an, nm weisen bte Saume im 3^* fielen, (Sin fold)er, fagt er, gibt uns nid;t ben minbeften begriff oon löollfemmeufyett bnrd) bie Möge gönn, wenn mir uns baftet ntcfyt einen S^ecf, nämlid) t>ti$ er etwa jum läftb- liefen £au$e bienen folie, öorjieHen. Um bal;er bie „formale 3wetfmäfjtgfett °^ie 3lr,ecf" Su retten, berieft fie $ant aus bem Dbject tuS 6ubject, inbem er fagt: „£>aS ©efdjmacfSurtfmt ift ein äfit)etifd)eS, b. t. ein folcbeS, baS auf fubjeettoen ©rünben beruht unb befreit SeftünmungSgrunb fein begriff, mithin and) ntcfyt ber eines bejtimmten $m$& fw* fann. 2Ilfo wirb bnrd) bie @d)önl;ett, als formaler fubjeetioer $mdma%i$üt, fcineSmegS eine 93oü% fommenfyeit bcS ©egenftanbeS ^cbactjt, unb ber Unterfdn'eb, ber $wtfd;cu ben Gegriffen beS 6d;önen unb ©uteu, als ob beibe nur ber (ogtfcfyen gorm nad) unrcrfd)tcbcn, bie erfte bloS ein verworrener, bie ^weite ein beutlid^er Segriff ber Soltfommenfyeit, fouft aber bem Sntjalte unb Urfprunge nad) einerlei wären, ift nichtig, weil aisbann ^wifd;eu ilmen lein fpectftfdjer Unter = fd)ieb, fonbern ein ©cfd)macfSnrtt)ci{ eben fo wofyl ein $rfennt= nijhirtt;eil wäre, als baS Urt&cif, wobnrd; etwas für gut erflärt »ergeffen, an fcfytfne Dringe, £)ofen u. bergteicfyen. (£twa§ 23efonbereS mu§te t§ bafyer fein, was für tf>n bie äftfyetifcfye ßtuecfmä^fgfeit tfon jeber anbern unterfcfyieb. -Dtefeö 23efonbere nun, ba$ btc ^ofjtfcfysSaumgartenfdjen 5teftr;e= tifer in ber ßtreclmä^igfeit als jmnltdjc SMfcmmenfyeit erfannt fyaUn tt>oflten, würbe in .ftant'S fpeculirenbem SSerftanbe gur fogenannten ßwedntäjjtgfeit ofjne 3roect, einem «Soielroerfe ber reflecttrenben Urtljeiföfraft, tit felbft nicl)t roei§, roaö fie roitL SBie Berber ftct> an biefem Spiele ärgerte, fo bürfte ftc£> 3'cbcr baran ärgern, roem nicfyt tik frönen Otinge unb ©ofen gur Ungeit einfallen. £>enn rcefcfye ©opbiSmen unb ©ubtifitäten muffen auf* geboten werben, t>k Scfyönfyeit eines ©emälbeS oon Okpfjaet, ber buref) ben beftimmtefteu unb boö) burcbauS frönen 9tuSbrucf befttmmte, unb bodj burdjauS äftf>cttfd?e %bmx ausführte, fo $u beuten, ba§ ftdj t>k fyimmetanftre* benbe 2)arfMung in ba$ fcfjroanfenbe ^3§antom ber ßroecfmäjugfeit oijne ßroeef oerroanbele!" 46 wirb, fo wie üwa ber gemeine ÜRaun, wenn er faßt: bafj ber betrug unrecht fei, fein Urtbcil auf oerworreue, ber ^3l)i(ofopb auf beutltd)e, im ©nmbe aber 23eibe auf einerlei 9ßernunft= ^rineipien grünbeu, 3$ l)abc aber fcfoon angemerft, bc[$ ein äftf;etifd>cö Urtbcil einig in feiner 2lrt fei uub fcbledrtcrbings fein (Svfemttntfj (and) nidjt ein tternwrreneS) »om Dbject gebe. 2>a$ Urteil beißt and) eben barum äftfyetifcb, weil ber 33e= fttmmungSgruub beffelben fein begriff, fonbern bti% ©cfül;! (bee iunern Sinnet jeuer (£tntjeu'tgfeit im «Spiele ber ©emütt)e= fräftc ift, bie nur empfunben werben fann." (§. 15.) Slber buref) biefe Juriuffübrung be3 äftl)etifd;eu ttrttjeilS auf ein Mos behagfid)ee> Spiel ber ©emütl)$fräftc benimmt $ant bemfelben bie objeetioe Slügemeingültigfett, bie er bod) nid)t miuber bemfelben *ufd;rciM. 23erul)tc btä Sd)ö'ne auf weiter uicfyte, al§, wie .ftant fagt, auf ber fubjeettoen 3wecfmüßigfcit ber iecfmä§tgfett bee 5öorftelIunge$ujian= bes im Subjcct unb in biefem eine 23cf)aglicbfeit beffelben, eine gegebene gönn in bie (finbilbungefraft außufaffen, aber feine 2Mfomment;eit irgeub eines Objecto angibt; fo wäre es ja nid)ts Dbjectitfes, feine ^efd) äffen l;eit ber Sad;e, fonbern, wie bas 91 n genehme, ein rein Subjecttües, folglich nad) 23crfd)iebenbett ber auffaffenben Subjecte oerfdjieben. £)as Schöne unterfd)eibet ftd) aber gerabe baburet) mm 2Ingenet)men, bü$ es uns nid)t, wie 2e£teres, nur unfern fubjeettoen ßuftanb, fonbern eine objeetioe 33efc§affenf;ett ber Sacbe p erfennen gibt, wcsfyalb es fein bloßer ©egenftanb bes fubjeettoen ©efüt)ls, fonbern ber objeetioen (Srfenntniß ift, wie fd;on baraus f)er- oorgef)t, ba$ wir r>on fingen, bereu objeetvoe 3bee wir nt$t fenuen, au* gar ntd;t urteilen fönnen, ob fte fd;ön jtnb ober tatyt Um eine a% ifyxt 5lnfd)auung unfere ©emütfjsfräfte in ein bel)ag= iidjes Spiel »erfejje, beim bie ©emütfjsfräfte bes rof)eu, gefdjmacflofen *ßöbcls werben burd) gan$ anbere Objecte in ein bel;aglid>es Spiel Perfekt, aB bie bes feinen, gebilbeten Kenners. Der $öbcl liebt ftd) in garben, £onen, ©eftatten unb £anb= hingen meift bas ©reife, Sd)reienbe, 2luffaflenbe, tteber= 47 triebette, Ungemobnlidje, Sßuuberbare; beim fein jhtntyfer ©inn bebvtrf ftarfer (Hei^e, um ergriffen ju werben. 2BaS vlber bic @emütf>SMfte beS pöbele befyaglid; fritnmt, oerfejjt gerabe ben geinfü^lenbeu in eine fejt unbehagliche Stimmung; tt>aS bei jenem ,,(Iinl) eiligfeit im Spiele ber ©emiittySMfte'' bewirft, baS n>trb biefem §nr unerträglichen £iebarmouie unb SMffenauj. £>em= naef) gäbe es gar fein objeetioe* Kriterium $ik 23eurtbeilung beS ©cpneu, t»enu nur baS, »aS Me fnbjectiben ©emütfyS^ fräftc in ein einbettiges <5ptel »erfejjt, biefen Tanten »erbiente. (Seibft bie oon £\aut fe genannte pulchritudo vaga ober freie ©ebonbett, töte §. 33. baS 2aubtrcrf §u ©infaffungen ober auf Spapiertapeten, ober in ber DJhtfif freie ^bantafien (§.16.), muß, trenn eS ft d> oen beut Mos fubjeetio Slugenefymcn unb ©efäüigen nnterfdjeiben, trenn e3 Slnfprucb auf objeetioe G)ül= ttgfeit babett foll, einer objeetioen 3bee entfyrecben, bttreb treidle bic mannigfaltigen Steile ju tw& initertt Ginbeit $ufammen= ftimmett. $can mu§, trenn aucl) nid>t toiffen, boeb roenigftenS füllen, mag eine freie e 3ntuttiou ü)res innern SßefenS ober ibrer Sbee trerbe id) nimmer eine <£rfd?et= nung als fd;ön beurteilen fönnett, roerbe nimmer füllen, t>a% aEe ir)re Steile l;armouifd) $u einem ©an^en pfammenftimmen, ba% 9ticr;t$ ju oiel unb 9liti)t$ §u toenig an il;r ifi, 3^beS a™ 48 rechten Orte fiefyt, $um Uebrigen ba§ richtige Serfjättntg f)at nnb feine Sejtimmung erfüllt; fo nrie id) aud; im entgegeuge= festen gall, »erat nämlid) ein £)ing ftdßti^ ifi, oljne bte $or= ftetlung feiner Unoollfommeu^eit , b. 1). otme bie $or= fteltung, bafj e8 ba3 niebt ift, tta'3 eö fein foll, bag e3 auger- lid) nid)t erreicht l;at, wa$ eö iunerlid;, feinem Sßefen nact), wollte, fein llrtbcü über feine §äglid;feit I;aben »erbe, SDie Sorftellung ber Soltfommeutjett nnb Unoollfommenfjett fann eine met)r ober minber bentlidje fein, ^wtfd)eu bein bnnleln ®efüb( nnb bem inMlig bentlidjcu 93cßriff berfelben tonnen oiele ©reibe liegen; aber gan$ ofjne biefelbc wirb fcfywertter; ein äfibetifd;eS Urtbeil ju ©tanbe fommen. Völlig grunbloS ift ber Unterfd)ieb, ben Rani $wifct;en ber Sahirs nnb ^\nnftfd)öiü;eit mad;t, bafy nämlid) nur bti teuerer H$ äftt>etifct)c ltrt(;eil burd) bie Sorftedung ber So 11= ommcnl;eit bebittgt fei, nic^t aber bd erfterer. „Um, fagt er, eine ÜKaturfctyonljett als eine fold)e p beurteilen, brause i$ nid)t oorfyer einen Segriff baoon $u (;abeu, roa§ ber ©egen= ftanb für ein Dincj fein fotle, b. i. icf; f;abc nicfyt nötlüg, bte materiale ßroetfmäfjigfett (ben 3wed) P kennen, fonbern bie bloße gorm ol;ne £enntntg beö 3m$8 gefällt in ber Seur= Teilung für ftd) felbfi. Sßeim aber ber ©egenftanb für ein ^robuet ber Shmji gegeben ijt nnb als folcrjeS für fd;on erflärt werben foll, fo mug, weil $uuft immer einen $wtd fo ber Urfacfye (unb bereu teaufalität) »orauSfejjt, §uerfl ein Segriff oon bem $um ©runbe gelegt werben, roa§ t)a$ Ding fein foll, unb t>a bie 3llfammenf^mmnn9 üe^ Mannigfaltigen in einem Dinge, $u einer innern Seftimmung beffelben als j&xotä, ^ Sollfommeuljeit beS Dinges ijt, fo wirb in ber Beurteilung ber $unftfd)önl)eü jugleid) l>k Soltfommenfjeit beS Dinget in ?lnfcr;lag gebraut werben muffen, wonach in ber Seurtljeilung einer Dcarurfcfyönljeit (als einer folgen) gar nid)t bie grage ift." (ßrittf b. UrtyetlSfraft, §. 48.) tiefer Unterföteb ijt, mt gefagt, grunbloS. Denn, um ein ^aturprobuet, eine beftimmte *PfIanje, ein Z\)itxt einen üDcenf^en als fd)ön $u beurteilen, muffen wir eben fo eine Sorfteltung — wenn aud) ntc^t einen beutlicfyen Segriff — oon bem, was jte an jtd) fein füllen ober it)rem objeetioeu S^eef, it)rer 3bee t)aben, als bei Seurttjetlung 49 ber fabeltjaftefien 2öefen ber $unft, ber «Spln'nr.e, Kentauren, gaunen, ©attyrn u. f+ w. 2>ort, reu lüer, fönnen bie manntg- faltigen Steife nur bnrd) bte — trenn and) nod) fo bunfle — 93orflcttuitg ber 3bee be§ ®an$en aU $ur (Stnfyeit jufammen* ftimmenb erfannt roerben. $)ort, wie Iner, fommt alfo bie $ollfommenl;eit in 25etra$t; nur wirb e$ un$ bei Statur* gefd)öpfeu leichter, fie $u erfennen, als bei ©ef^öpfen ber (Sin* bilbungSfraft, weil un$ bie Sbeen ber Statur befannter unb oerwanbrer ftnb, als bie be£ ßüujtferS. ßant jte|t fid) fetbft (am angeführten Drre) geni>t^igtf eingugefte^eu, baß „im SBeurt^etliutg ber belebten ©egenfMnbe ber Statur, j. 33. be$ SDtenfdjen ober etueS SPferbcS, aud) bie objecttoe 3we(^nia§tgfett .gemetuigltd) mit in 23etrad)t gebogen wirb, um über bie @d;önl)eit berfelben $u urtl;etlen, baß alfo ba8 teleologifdje Urteil bem ajifyettfcfyeu jur ©rnnblage unb 23ebingung bleut, worauf biefcS C^ücfftcfjt nehmen muß. 3n einem folgen gälte benft mau and), wenn $. 23. gefagt wirb: ,M$ ift ein f$öne$ %&db", in ber £l;at ntd;t$ SlnbereS, als bie Statur ftettt in if)rer ©eftalt bie 3^ecfe im weiblidjen 23aue fd;öu oor." 2lber er nennt ein foldjeS teteologtfd) bebtugteö Urteil „nicfyt met;r rein äjityettfd)". 9htu, bann gibt c$ über^ Ijauol fein rein äjn)ettfd)e$ ItrttjeiL SDenri jebeS äftl)etif$e Urtbeil, bqkU es jtdj auf Statur= ober auf ßuujifcfytfnfyetren, iji nun einmal teleologtfd) bebiugt. Dtme 9tüofy einen ©runb t;aben, wenn es nt#t grunbtoS, b. I). unwaljr fein foll. Sßäre nun aber ber ©runb, warum wir (StwaS als 4 50 fd)ön beurteilen, tote Rani behauptet, nur ein fubjectioer, bann I)ätte attd) t>a% Urteil feine objecttoe Mgemeingültigfett mef)r. 3)ag bie mannigfaltigen Stjetle bem objcctioen 3wtf be$ ©an$en entfprecfyen , b. I). bag fte nict)t fco-n klugen, rein pfattig, äufammengebtafeit, fonbern att§ einem innem fd)opfe= rifcfyen ^ßriucip mit 9?otf)tt>enbigfett hervorgegangen finb, biefe — fei e$ bunfte ober beutlid)e — (£rfeuntnig ift 23ebingung jebes äftfyettfcben Uttt)eil$. SBarum attbcrS nennen mir einen rofyen «Raufen ci;acftfd> burd)einanber geworfener $)inge, eine rudis indigestaque moles, nnb bte congesta eodem non bene junctarum discordia semina rerum nid)t fd)öu, al$ toetl fyier nod) bei* r>ou Stuten t)erau3gcftaltcnbe 3^e(f f et>lt , treu uns 3ufatl ftatt ber inncrn 9?otl)fteubigfett entgegentritt? @g bleibt alfo babei: <5d)önf)eit ift oljne 33 ollfo mitten =■ fyeit, b, i). obue objectioe 3we^^ägigfeit, otme 3ufatnmeu= ftimmung ber mannigfaltigen 3:l;ci(e $ttr 3b ee beö ®an$en, ni$t benfbar, obgleid) fte ntd)t bainit tbenttfd) ift. £>ag nur nun aber, obgleid) alleg a% oollfommen in t>k (£rfd)etnitng tritt, eine fd)öne ift. ©eftatteu, Stellungen, ©eberben unb Stimmen oon £f)ieren nnb $ceufd)cn föunen oollfommen ber 3bee berfelben entfpred;en nnb bod) nid)t fd)ön fein, toie j. 23. ©eftalt, 23emegung unb ©equafe ber gröfcbe. (Mbe ee nid)t eine Stufenleiter oon een felbft, fo mügte mau alfe§ $otffommene ber oerfdnebenften ©attungen für gteid) fd)ön galten, alfo ein in feiner 2frt ooUfommeneö £i)ier für eben fo fd)ön, toie an Dollfommen ber 30ee ^ 2Kenf$en entfpred)enbe§ menfd)ficbe3 3ubioibuum, eine ootlfommene (£rfd)einung be$ männfid)en £t>puö für eben fo fd)öu, toie eine oollfoinmene be§ n>etbltd>en. Unb bod? ift ein oollfommener S^enfd) fd)öner, aU ein oon-- fommeneg £fyier, ein oollfommener 2Beib fd)öner, al$ ein »oll= fommener 9D?amt. golgtid) f)äugt bie Sd)önf)eit nid)t bloö baoott ab, bag bte (£rfd)einung ber %t>tz oollfommen entfpred)e, fonbern e£ fommt aud) barauf an, treibe 3bee e§ ift, t>k poc (Srfcfyetmutg fommt. £)ie oollfommenfte (£rfd)etiutng einer un= fd)önen 3bee ton ntci)t fd)ön nnrfeu. ^xoax behauptet ©d)opeu = 51 bau er, um feinen Sa£, bag jebe3 natürliche £)ing, alfo and? jebeS £tiier, fd)ön fei, pi rechtfertigen, bag, trenn utt'8 btefeS bti einigen gieren nicfyt einleuchten will, e3 baran liege, bag wir nid)t im «Staube finb, fie rein objeetio p betrachten uub baburd; it)re 3bee aufpfaffeu, fonberu |!eröon abgelegen wer= ben burd; irgettb eine unoermeiblidje ©ebanfenaffociation, mei= ftenö in golge einer fiel) uns aufbriugenbeu ?let)nlicl;feit, §. 23. be$ Riffen mit bent 9D?eufd;>en, bafyer nur nid)t t>k 3bec biefee* £f)iere3 auffaffeu, fonberu nur bic ßarrteatur etneS 9ftenfd)en feien, uub eben fo beim Public! ber ^rö'te burd) tljrc 2lci)u= licfyfett mit färtfy uub 6cbtamm afficirt werben. ($arerga uub it 3bee be$ SSeibeS eine fd)öne, aber nid)t jebeS wirflid;e SBeib tft f$ön, weit ntdjt jebeS oollfommener 2lu3brucf ber 3bee ift. (£3 gibt alfo, trojj ber ®d;önt)eit ber 3^ee bee 2Beibc$, bod) in ber [Realität met l;äglid)e 2öeiber. 3ji hingegen bie 3b ee feine fcfytfne, fo fanu aud) ba£ einzelne, wirflid)e 3)ing, felbft bei ber oollfommenjien ?Inge= meffenfyeit $ur 3^, ntd)t fd)ön fein. SKöcbten batjer ein 2lffe, ein grofet), eine ^rtfte, eine spinne, eine Schlange uoef) fo oollfommeu ber %$>tt tf)rer ©attuug entfpred>en, fo würben fie un$ boefy ntc&t at$ fd)#n erfd)eiuen, wie j. 33. an ber %btt feiner ©attung ootlfommeu entfpred)enber §unb ober *Pferb ober 2öme. Söoran nun aber t>it 8d)önt)eit ber 3keen eigentlid; ge= meffen werbe, $>a% eben bleibt p erflären noefy übrig, unb iä) forbere baljer 3eben, ben bie @ac^e interefftrt, auf, barüber nad)pbenfen unb mitptfjeüen, warum wir gewiffe 3been oor anbern f$ön nennen, warum wir $war bie %l>tc ber £aube, aber ntd)t bie ber ©erlange fdjtfn finben. 4 * 52 2>te €>d)önfjett einer einzelnen (Srfd)eimmg, meffen roir, reit gefaßt, an ifyrer 3bee. 2Boran aber meffen roir bie S$önf)eit ber Jbeen? (Sin>a trieber an einer anbern, noef) fyöfyem 3bee? Unb oon n>eld)er 33ef^affen(;eit trare bann biefe? — «§>at e$ me(Ieid)t einen moralifd)en ©runb, ba$ wir ©efdjopfe ber erwähnten 2Irt: 5Iffen, Sd)langen, Kröten, Spinnen u. f. ro., trären fte and) bie ooKfommenften i^rcr 9(rt unb bräd)ten ben Urtppue berfelben am rotfenbetften mr (Srfdjcinnng,, bennod) nicf)t }ä)ön finben fönnen? üM§fälIt un$ bie 3b ee biefer 2Bcfen, toetl ibr moratifdjer ßfyarafter un$ migfällt, fo rote baa,ea,en bie 3bce bc^ #unbe$, be§ a$ ]\\x Sd)önf)eit noefy (Sttraö mefyr erforber(id) 1% at§ Sßollfommenbeit, $o(Ifommenbett nämlid) in bem Sinne, in ire(d)em id) fte l;icr genommen v)abt, als abäqnater 2(nSbrncf ber 3bee burd) t>a% einzelne materielle 3)mg, ober, traS baffetbe befagt, aU 5lngemeffen()eit ber (Srfdjetnung ^u bem in ibr (Srfcbetnenben, &oHfommenf)eit in biefem Sinne ifl ^toar ein uotbtrenbtgeS 3ngrebten§ jeber Sd)önf)ett; aber fd)etnt icö^ nid)t mit ifyx burdmuS'ibentifd? m fein. V. pgemeingfilftgfeit be§ äftyetifc&en Drfjettä. 2Ba§ ba^u oerleüet fyat, ba§ Urtljctl über ba& @d)one ©cfd;>mad3urtf)eit $u nennen, ift biefe§, t>ag e3 mit bem ©efcfymacfe bie Unmtttclbarfcit be$ SnnewerbenS ge~ mein fyat 80 wie n>tr, ob (StroaS füg ober faner fei, unmit= tetbar burd) blogeö 6dmtecfen tunewerben; fo and) füllen mir, ob Qttroaü fd)on ober fyäglid; fei, unmittelbar, otme alle $er= mittelung burd) abftracte SSccjriffc unb ©runbfätje, ha leitete oielmefyr erft Ijintertyer aus bem unmittelbar erlaunten ©d;önen abjtrafürt werben. 3lnbererfeit8 jcbod) weicht baö Urteil über $>az Schöne oon beut ©efdjmtacföurtfycü baburd) rabical ab , $>a§ e$ fein rein fubjectioe£, inbhubuclleö tft , ba$ aller objeetioen 2ülgemeingültigfeit entbehrte, mte $>a$ itrtfjctl über $>a§> %n* genehme, fonbern, wie bic objeetioen (Srlenntni§urtl)eile, 5tU= gemeiugülttgfeit l)at. „3n 2lnfebung be§ 3fogene$meu gilt ber ©runbfafc: ein 3eber tyat feineu befoubem ©efdjmact Ttit bem (Schönen ift e$ gan$ anberS bewanbt $3 wäre lädjerlid), wenn Semanb, ber fid) auf feinen ©efdjmacf etnmö einbitbete, ftd) bamit $u rechtfertigen gebähte , biefer ©egeuftaub (ba§ ©e= bäube, t>a§> nur fefyeu, $>a$ Stleib, ba$ %tbtx trägt, ba% £on= cert, ba§> wir frören, baö ©ebtcfyt, welches $ur 33 eurtf) eilung aufgeteilt ift) ift für mtd) fd)ön. 5Denn er mug eö ni$t fd)ön nennen, wenn es bto§ il)m gefällt, ©inen 9^ei^ unb 2lnnef)m= lictyfeü mag für it)n Zieles fyaben, barum befümmert ftd) 9lk* manb; wenn er aber etwa£ für fcfyö'n ausgibt, fo mutzet er 5lnbern eben baffelbe 2Bol;lgefalten $u, er urteilt nicfyt bloS 54 für fid), fonbcru für Scbermann, unb fvrtcfyt fobamt von ber 6d)önl)ctt, als wäre fte eine @;igenfd)aft ber SDinge. (Sr fagt bafyer, bie 6a^e ift fd)ön, unb rennet nid;t ettva barum auf Ruberer (S-inftimmung in fein Urteil beS 2Bol)lgefa(lenS, weil er es mefyrmalen mit bem feinigen einftimmtg gefunben l)at, fonbcru forbert eS von tfmen. (Er tabelt fie, trenn fie anbcrS urteilen unb fvrid)t il;nen ben ©efcfymad ab." ($ant, $rit t>. it. §. 7.) £)aS Urteil über baS it Unmittelbar^ feit unb t>it objeettve 2lllgemeingülttgfett jufammen- nimmt, fo roirb man ba§ äjtl;cttfd)e Urtl;eil am rtd)ttgften als intuitives (£rfenntni§urtl)eii beftimmen, t>a baS intuitive (5-rfennen, als intuitiv, ein unmittelbares ift unb, als (£r= fetttttnifj, objeetive OTgemehtgüIttgfeit t)at S)ie objeettve 2lllgcmeingülttgfeit beS äfti)ctifd)en UrtfyetlS rübrt von bem l;er, roaS in ifmt erlannt mirb. 2)ie Unmittel= barfeit beffetben hingegen brücft nur bie 2Irt aus, tote eS er= fannt roirb. 2BaS in bem äftf)etifd)en Urteil erfannt roirb, tft baS 33 er f) alt niß ber (£rfd)einnng eines SSefenS $u feiner 3bee. gtnben mir $.23. ein beftimmteS, roeibltcfyeS 3nbivi= buum ber 2>bee ber SSeiblidjfett , b. f). bem, roaS bie -ftatur eigentlich in ber 23ilbung beS SBeibeS roill, vollfommen ent= fpred)cnb, fo nennen mir eS fd)ön. £>er SJcaßftab ber äfttiettfd)en 23eurtf)eilung ift bemnad) fein fubjeetiver, in ben 2Bünfd;en unb 23ebürfntffen beS 23efd)auerS, fonbern ein objeettver, in ber eigenen Intention ober %btt beS SöefenS, beffen (Erfd)etnung beurteilt wirb, begrünbeter, unb bat)er bie objeetive SlUgemcüu gültigfeit beS äftf)etifd)en UrttjetlS. Denn t>a bie 3bee ober baS Urbilb, roonad) bie (£rfd)einuug als fd)ö'n ober l;äglid) be- urteilt roirb, für alle (£rfd; einungen berfelben ©attnng unver= 55 äubertid; biefelbe tft unb bleibt, fo muffen aud) 2llle, wenn fte nnr wirfttd) btefe objectioe, im 3>iuge felbft Itegenbe 3bee jum ÜRagfrabe ber 33eurtfyeüimg nehmen, in intern äfttjettfcfyen UrtbetI überetnftünmen , folgltd) 5XUe, unabhängig »cm 2Bed;fel be3 ®efd;macfe3 nact) ßeiten nnb 6itten, biefelbe ©eftalt eüte$ S^anneS ober 2Beibe£, eine§ 3:t)tcrc§ ober einer $ftan$e, je nad)bem fte tl;rer etgentt)ümltd;cn 3bee entfprtd;t ober ntd;t, fcfyön ober t>äßttc£> ftnben. 3)a wir bie Sbeen ber £)inge aber ntd;t mittelbar, fonbern unmittelbar, ntd;t btScurfio, fonbern intuitto ernennen, fo lägt ftd), tro£ ber 2tltgemeingütttgfett beö äfttjeti^ fd;en Urtl;eü3, benuod; deinem anbemonftriren, bag biefe ober jene (£rfd)einuug fd)ön ober fyäglid; fei,, fo wenig al§ fid; 3e= manbem anbemonftriren lägt, bag 3)iefeö ober 3eue$ füg ober bitter fd;mede, rott; ober gelb auöfel;e, fid; l;art ober wetd; anfülle» (Er mng e$ eben felbft fd;mcden, fel;en unb füllen; unb thtn fo mng Seber felbft $>a$ 6d;öne als fd;ön, $>a$> §äg= li$e alö t;äglid; erfennen. 2öer e$ md)t felbft unmittelbar tnne wirb, beut lägt \idf$ nid;t beibringen. £l;iere baber unb SBübe, benen e§ an unmittelbarer, iutuitioer (Srfenntuig ber 3been gebrtd;t, fyaben aud) fein äftt;etifd;e§ Urtl;eil. 3 war gibt e$ atlerbtugS eine 5lrt oon $erftänbigung über ba$ 6d)öne, eine 3lrt oon 23ewei3, wonad; man Rubere überführen lann, bag eine (5rfd;einung fcfyö'n ober t)ägli$ fei. @o lägt fid; $. 23. beweifen, bag £t) er fite 3, vok itm un§ §omer (31. 2, 216—22) fd;ilbert: 8cfyietenb tt>ar er unb laljm am anbern $u$ , unb bte «Sdmlteru £>öcferig, gegen tk 23ruft ifjm geengt, unb oben erfyub fiel) 8p t£ fein £anpt, auf ber ©Zettel mit biinnücfyer 2öoI(e Oefäet. Sötberltd) war er t>or aflen beS ^eteu§ enn fte iäftert' er ftety. %)oä) je£t Agamemnon bem ^errfdjer ilreifd)t' er fyefl entgegen mit @d)mäfyungen u. f. \\\ l;äglid; war. 2lber ber beweis fann bod; immer nur burd) $ergieid)ung btefeS Spannes mit ber 3*>ee ober bem Urbilb bee 9Wanne3 geführt werben , al$ wetd;em er total wtberfprid;t. $)a bie 3bee aber fid; deinem , ber fte ntcfyt fd)on felbft in unmittel= barer Sntuition befi^t, beibringen lägt, fo lägt fid; aud; 3)em, ber W ibeale ©eftalt beö 9ftanue$ md?t in feinem $opfe trägt, 56 nt$t beweifen, bag £ijerftte$ f)ägUd) war; wer aber bie 3bee be$ 2Rantte$ üttutttö ernennt, für ben ift biefer 23ewet3 über= flüffig, benu er f i e f> t e§ unmittelbar, bag Stf>erftteö berfelben md)t entfprtdjt. SDcr 23cu>eiö f bag eine beftimmte, iubimbuelle (£rfd)einung fd)öu ober fyäglid; fei, lägt fid) alfo immer nur unter SSorauä* fe^uug ber unmittelbaren 2lnfd;>auung ifjrer 3bee führen, SBer biefc aber bcjijjt, bebarf beS 23eweife$ gar ni$t, fi> wie bem, ber jte nid)t bcjtfct, ber 23ewei§ utd^td fyilft. Dafyer lommt e$ and), bag wir Dinge, bereu Sbeen uns fremb unb unbefannt fiub , gar nicfyt äftfyettfd) beurteilen fon= neu. $3 fef)lt unö baö innere Serftänbnig für biefelben, gletd)= fam ber 6d?lüffel, ber unö tl)re (£r(d)etnung auffd)ltegt unb bas 9tätf)fel berfelben beutet. 3e entfernter bafyer auf ber 6tufen= leiter ber Sßefen ein Ding tton uns (tel)t, je heterogener feine 3bee gegen bie be$ 9ftenfd)cn ift, befto fdjwerer wirb e$ un$, feine 6d;önf)eit $u beurteilen. 5(m leid)teften unb fd;nellften erfennen wir menfdjltdje <5$ontyeit, weil bie 3bee bes TOen- fd)en un$ bie näd;fte, weil wir eben felbft i(;r 3luebrud unb it)re (Srfdjeinung ftnb. „Dag wir alle bie menfd)lid;e 8d)ünt)eü erfennen, wenn wir fie fefjen, im äd)ten ftünftter aber btes mit foldjer $fart)ett gefd)tet)t, bag er fie $eigt, wie er fie nie ge= fetjen f)at, unb t>k Statur in feiner Darftelluug übertrifft; bieg ift nur baburd; mtfgltd), bag ber SBiiie, beffen abäquate Db? jectiüatüm auf ifjrer l)öd)ften ©tufe fner beurteilt unb gefunben werben feil, ja wir felbft ftnb» Daburd) allein l;aben wir in ber Xfyat eine Slnticipation Deffen, n\\% t>k Vlatux (W ja tbtn ber SBille ift, ber unfer eigenes SBefen ausmalt) bar^u= ftellen ftd; benutzt; weld;e 2(nticipatbn im äd)ten ©eniuS tton bem ©rabe ber 33efonnenl)eit begleitet ift, bag er, inbem er im einzelnen Dinge beffen 3b ee erfennt, gleid)fam bte 9?atur auf 1) albern SSorte verfiel) t unb nun rein ausfprid^t, vom fie nur fiammelt, bag er W 6d)öul)eit ber gorm, wel$e ü)r in taufenb 2krfud;en miglingt, bem i;arten Marmor aufbrücft, fie ber 9?atur gegenüberstellt, tf>r gleid;fam ^urufenb: „Das war e8, m$ bu fagen wcllteft!" unb „3«, ba$ war es!" l)alit e§ au§ bem Kenner wieber. (®d)ü:penl)auer nhk SBelt als SBiUe unb 23orfteIiung" 33b. I. 251 f. ber ^weiten Auflage.) 57 5lu§ allem biefen gefyt pr ©enüge fyeroor, baß ba% 6d)öne feine bloße ©ef$macf3fa$e ift, fonbern bag eö »erjranben fein töid, aber mtttelft eines $erftänbniffe$, weld)e§ oon bem geroöfmlidjen 33erftefyen einer 6acfye nacfy ©rüuben nnb golgen, Urfadj>en nnb Sßtrfungen, räumlichen nnb §extttdE>en 33e$iefyuna,en, 9ht£en ober @d)aben u. [♦ ro. fjimmelr» eit »erfdjieben ift, ba e£ fein fotd)e3 blo$ äugerltcfyeS, anf ber Dberfläd^e ber £)inge fyafc tenbeS 23erftel;cn ift, fonbern innere 3 23erftänbntg, welche* in ba$ Sßefen ber $)ing,c einbringt nnb oon Snncn fyeraus bie (£rf$einung,en oerftefyt. 3)a3 gewöhnliche, :profaifd)e $erftel)en — i>a& 93crftänbnig ber fingen — bejtctjt nur eine (£rfd?etnung anf eine aubere, einen 3uftano auf c^ucn anbern nad) ber $erfnüpfnng oon itrfa$en nnb SBirfungeu, Mitteln nnb 3wccfen. £>a$ äftl;etifd?e 23erftänbnig bagegen — t>ic (2ad;e be$ $ünftler$ nnb $unft> fennerS — berief) t bie (£rfd)einungeu auf U;re eigenen inwofj- nenbcn Sbceu, auf ba$, wa£ iu il;nen juv (SrfdKtnung fommt (23ergL 6d)openl)auer am angeführten Drte,) Söenn bal;er bte $ tu gl) ctt bei ber ßrfafyrung iu bie 6d;utc gelten mug, ha bie (Srfenntnig ber äußern 23e$iel)ungen ber ÜDinge nur burd) (£rfaf)ruug erworben wirb, fo tji bagegen ba£ äftf)ettfd;e Ur* tt)eil 8ad)c be§ ©enie£; fowofyl be§ actioeu probucirenben, als be3 paffioen, reprobuetrenben; ba bie (Srfenutnig ber Sbeen als be$ SBefenS ber äugern (Srfd) einungen eine unmittelbare, iutuitioe ift*). *) SDarauS, t>a§ ntt^t 9tüe ©enie, b. f). baS Vermögen ber objeettteu Intuition ber 3>D^n, beftjjen, iä§t e§ ftd) erflären, bag in einer gemifcfyten ©e* feflfdjaft roett eljer Ueberetnftimmung ber Itrtfyeüe über i>a$ fubjeetio 9tnge* neunte unb sM|Ücr;e, af§ über baS objecto «Schöne §u ftnbentjl. 2)enn, obgleich baö ©d)öne, aU ein DbjectiüeS, Mgemeingüttigfeit fyat, unb nidjt bloö, rote bie Slnnefymlicbfeit einer ©peife ober i>k Sftüijticfyfeit einer <&afyt, burefy ben inbioibueflen ©efcfymacf unb Sßitten bebingt ift; fo ftnben fieb bed) £)erer, roetcfye gleichen ©efcfyntacf unb $&UUn traben, weit leichter eine SD^enge beifammen, aU £)erer, bie gleich ©enie, b. f). gleite ^üfyigfett ber objectiüen Intuition ber 3&een fyaben. Einern ^tutijter fann biefeibe ©oeife unb ber* feibe Xranf gut fct)tnecten, als einem ©enie; aber fd;it>erlidj wirb einem (Sknie biefeibe ©tatuc, baffetbe ©emätbe ober baffetbe ©ebicl)t gefallen, a(S einem 5pt)itifter. 58 Die mobernen ^pfioiogen führen baö 2BoI;IgefalIen am €>d)onen auf tue 23cfrtebtgung innerer gorberungeu ber ©imtc$= neroeu unb ber SKuöfelactüm $urücf. 60 fagt $. 23- £arte§ in feinen populären s#orlefungen au8 beut ©ebiet ber 03£>i;fiologxc unb $ft)d)otogie (33rauufd)wctg 1851): „6d)ön burd) 2id?t= unb garbenwed)fel erfd)eint uns, tt>a§ ben 2Bed;fet ber eigenen fid) fetbft überladenen £f)ättgfett unfcrS <5el;uen)en wteberfpiegelt, unb e$ werben fomit alfo and) fyier \)k Regeln beS wal)rf)aft (Schönen oou \)c\x ©efc^en ber eigenen £l)ätigfeit beS 8inne£= neroen be{;errfd)t." (o. 131 J Dag 2Bol;ltl)ueubc l;armontfd)er gönnen unb ©efialten wirb au8 bem 2öol;ltf)uenben ber fingen-- bewegung, ju ber fie aufforbern, abgeleitet: „(£ine allgemein gültige Definition be§ 23eariffe8 ber Harmonie gibt eö ntd)t; nur fo oiel ift gewig, $>a$ jebe Harmonie oon einem innern ©efe£ beberrfd^t wirb, bcffeit gorm je nad? bem beftimmteu galt wcd)fetn fanu unb abhängig ift oon ber Statur ber Mittel, burd; wetd;e t>a& ^armonifd;e bergeftellt wirb, 23ei ber Slugetu beweguug finb e§ bic SOhiSfeln mit il;rer 2öirfung$wetfe unb ibre gefe^lid) früber bargelegte 2krfnüpfnng. §arntonifd; wirb bierbei fein, waö als s}lusbrucf foleber gcfc£lid)eu £fyättgfeü be= trad;tet werben fanu." (6. 226.) (£8 läßt fid; alicrbütgs nt$t leugnen, ba% ba$ Gefallen einzelner äftl)ettfd)cr (Elemente, mögen fie, wk bie Kombination t>on garbeu unb Dimenfionen, im kannte, ober, mt bie oon Gölten, in ber $tit liegen, auf ber 33efriebigung pfypfifcfyer gorberuugen berufen, £arle§ l;at gan$ dtefyt: „Die $bätig= feiten ber Organe finb oerfcfyieben; wa£ fie leiften ftfnnen unb wie, I)ängt oon tfyrem 23au, ifjrcr 8tructur, iljren Gräften ab. Diejenige £l)ätigfett, welcbe bem am meiften cntfpri$t, wirb and) am ebeften mit ©enufj fid) oerfnüpfen. Stetig wirfenbe Gräfte, bie etaftif$en, finb fortwäfyrenb in bem ^cusfel tt)ätig. 6tetig $u= unb abuetjmeube Kontraction ift bei ifym ba£ 9£atur= gemäfjefte; fie ift e§ auefy, wel$e am meiften 23el;agen mad)t. 9tid)t fprungweife, fouberu gau^ alimälig l>a$> SO^ajimum er= reid)enb, wirb bie ^DcusMcoutraction, wenn fie um it)rer felbft willen ausgeführt wirb, am augenetjmften fein, gür bie 3**= fammen§iel;ung jebeS $cu3fet3 gibt e£ ferner ein beftimmteu $caa§." (225.) „kluger ber ^reiSbafyn, mag fie an äußern 59 Dingen »cm Sluge verfolgt werben ober burd) ben ©enug, bert il)re Slu$füt)ruug gewährt, felbftftanbig eiugefd;lagen korben fein, finb nod) alle anberu auf befttmmten 23etüegungögefc^en berut)enben Kurven ber einfacheren Wtt wofyltlwenb für baZ Singe, wie bie 2öellenitnie , bie (Mtpfe, bte 6d)nedenlinie. Die $räu$luugen ber SBellen, i>a§> ßüngeln ber gtantme, bie 2öir- bei be§ Dampfet, bie l)üpfenben tropfen be$ SpringqueltS, bä welken in angenehmem @piel biefelben Bewegungen mit leief/t §u finbenbem Slufang fiel) wieberbjolen, — fie alle verfolgt $>a$ Singe mit innerer £uft an ber Bewegung; aud) ben para= bolifcfyen unb ljl)perbolifd)cn Stuten, welche bie Körper imgalle betreiben, folgt gerne ber 231icf, noef; mebr, wenn, beut Sluge wol;ltl)nenber ©lan§, mt bei geuerwert'en, von ben Körpern entgegenftrarjlt. Slud) bti äußerer 9tui)e ber Dbjecte, bei ftjir= ten Linien, wie in ©emälben unb arcfyüeftonifcfyen ^vunfiwerfen, gleitet ber Blicf mit innerer £uft auf biefen oorge^etclmeten 23at)= neu, unb freut ftd), in il;ncn wieber px fxnben, was fein inner* fter eigener STrieb verlangt." (228.) Slber biefe$ t>en iunern '8innentueb , ber gewiffe Dirnen^ (tonen, gewiffe 3ufammenfie^uu9en U)$ 9lbwed)3lungen oon garben unb £önen forbert, Befriebigenbe verbient bod; eigent= lieb) nur ben tarnen be$ Sin genehmen, nid)t aber ben be£ Schönen, unb e§ tagt fid) nid)t beweifen, \)a$ i>a$ 6d)öne ein btoö auf fold;eu p^jifc^en gorberungen be§ fel)enben ober tjörenben Organa 2Serul)enbe$ fei. Denn biefelben räumlicbeu unb jeitlicben Kombinationen oon garben unb Jonen, bu an ftet; wegen ifyrer llebereinftimmung mit ben gorberungen be£ ©eftcfytS unb ©el)öt3 gefallen, ftfnnen bod? an einem Dbjecr, beffen inwotmenber 3bee fie ntct)t entfprecfyeu, beffen 3bee gan$ anbere Kombinationen forbert, im fyöcr/ften ©rabe mig= fallen. Diefelbe fteife ©tymmetrie, bie an einem ©ebäube ge= fällt, würbe an einem ©emälbe abgefcfymacft erfd)einen. Die weichen Söellenlinien be$ 2ßeibe§ unb bie SBölbung ttjrer Brüfte gefallen nur am Söetbe, titelt aber am ÜDtanne. Die gefäl= ligen Dimenfionen ber £t;üreu unb genfter eines ©artenljaufeS gefallen nur an biefem, nid)t aber an einem Dome. Der fcfynelle $t)tt)mu3 einer £an$mujtf gefällt nur an biefer, nid;* aber an einer Srauermuftt Die pt)r;fifd)en gorberungen beS <5ubject$ 60 jinb alfo bei ber äjifjettfcljen 33enrti;eilnitg ntcfytes Urf:prnng= ltd)e3, fonbern l;ängen oon ber 3bee beö DbjectS ab, bef= feit ßrfcfyeinnng beurteilt roirb. Da ber föniten fogar biö^ar= mt>ntfd)c $erl)ältniffe äftl)cttfcf) gefallen, roenn jte ber 2>bee be$ Objecto entfpred)en , rote $. 33- ba§ knorrige, 3^9* ^n einer (Stdje, ober ba3 ©equteifd)e in einer £e$enmuftf; roäl)renb nm= gefeiert bie fyarmonifcfyeften $erl;älrniffe mißfallen muffen, roenn fte an einem ©egenftanbc Dcrfommen, Don beffen 3bee (te nic^t geforbert roerben. (£3 bleibt alfo habü, bie Sntnttton ber Sbeen ber Dinge bilbet t>k ©rnnblage ber äftf)etifd)en 23enrtl)eihmg. (£in 2Renfcbenfo:pf tfl fcbö'n, ein är$ei hinauslief unten jum $i\fyt: 2ie§t it)r, g-reunbe, ba§ Sachen bei folgern gematteten 2Inblicf?) (ßlaä) geller.) 3Rögen e$ nun bie $l)i)fiologen oerfnd)en, $>a8 SRijjfallen an einer foldjen gtgnr pljtiftologtfcf) an§ ber gorbernng ber a$, roenn ($tvoa$ als fcfyön gefallen füll, eö ben pt^fiologifcfyen nnb pft)= d)ologifd)en ©efe£en ber £i)ätigfeit be§ anffaffenben Subjectö nid)t roiberftreiten barf, roeil eine ejtenjtü unb tnrenftü t>it ßapaettät beffelben itberjieigenbe, bte natürlichen 33ebingnngen berfelben »erlejjenbe (£rf$einnng Ut objeetioe 2lnfd)anung über= fjaupt nnmöglieb machen roürbe. 3n biefem «Sinne fagte fcfyon 3lrijroteie0: „Da $>a$ Schöne, fei e§ ein lebenbtgeS SBefen, ober irgenb ttvotö fonfi, an3 geroiffen Xbeilen befteljt, fo mn§ e§ biefe nic^t nnr in fefter Drbnnng , fonbern and? eine geroiffe, ni$t oom 3ufatl gegebene ©röße fjabeiu Denn ba$ 6d)öne bejiel)t in ber ©röge nnb Drbnnng: begroegen fann and? ein 61 gan^ Hetneö STf)tcr nid)t fcfyön fein, 3)enn wenn bic 23etrad)= tnng beinahe in nnbemerf barer $ät gef$iel)t; fo oermtfdjt fid) barin bie Unterfd;etbxtng* oben fo wenig aber ein gan$ grogeS Xfyier; benn babei gefd)ief)t t>k 23etra$tnng nid)t anf einmal, fcnbern bie (Stnfyeit nub ba& ©an$c oerfd)winbet bem 23etrad)= fenben bei ber 23etrad)tnng : $. 33. wenn ein £t)ier 10,000 ©tabien lang wcire. Söenn baljer Körper nnb £i;iere eine ©röge fyaben, biefe aber tcid;t iiberfel)bar fein mng, fo muffen au$ bie Wiyfytn eine ßänge fyaben, bie aber leicftt im (&ebäd)U nig behalten werben fann. (9lafy Sßalj. — ^Eml xb xalbv, %al £coov, xal d%av TtQay^ta, o 6vv86x?]X8v 8% xtvcov, ov {tovov xavxa X8xay\i8va dei 8%8lv, cclla %a\ ^iy8%og VTtaQ%eiv [ir] xb xvypv' xb yaQ xalbv, Iv [leye&SL nal td^st iöxi' dtb ovts Ttcc^iKQOv dv xi yivoixo xalbv t,G)ov' 6vy%uxai yaQ r ftecDQia syyvg xov dvccLö&rjxov %qovov yivo\L8vy\. ovxs ita\n- jieytösg' ov yaQ a^ia rj ftscoola yivsxcci, all' ol%8Xai xolg ftecogovöL xb fV %a\ xb blov{ 1% xrjg fteagiag' olov, d {ivqicov öxadlav elr] £g>v' coöxe Ö8u, Kaftäiteo liti xcov öco^axcov, %al htl xc5v £cog)v 8%8iv fisv ^sysd'og, xovxo dl evövvoTtxov tivai, ovxco Kai 87ci xcov {iv&cov £%slv [ilv nijxog , xovxo ö' ei>[ivr][i6- V8VXOV 8LVai.U) Spätere 2leftl)etifer f)aben cö bann nn§ät)lige Wlal wteber= fyolt, bag weber (Einheit t)l;ne SKannigfattigfeit, no$ 5Kannig= faltigfeit o$ne (Sinljeit, fonbern nur (Mnfyeit in ber bannig-- faltigfeit, ober 2)cannigfaltigfeit anf (Sintyeit prüdgebra$t, für fd)on gelten fönne*). *) k S$önr)eit bie ßüüjett int Mannigfaltigen ift, ober i>a§ Mannigfaltige, auf (Stnf) et t 5urücfgebracr/t. (£in fdjtecfjterbingS einfacher ©egenfianb, roorin fiel) gar nichts unterfdjeiben läßt, fann auefy niemals fcfyün fein; fonbern um fcfyön $u fein, mu^ ein ©egenftanb burcfyauS »tele unb mannigfaltige X^eile fjafcen. Qi fet g. 35. üon einem ©eoäube, einem ©emälbe, ober einer Sanbfcfyaft tk O^ebe, fo tjt alle 2öelt etnftimmig, ba§ bie ®cl)ön^eit btefer 2)inge aus ber 5tnorb* nung t^rer Steile entfpringt. Sie bloj^e 5^enge ber Steile mac^t ntc^t tk 6d)ön{)eit auS; eä mu§ auc& Mannigfaltigkeit unb 33erbinbung barin fein. Man fefce, ba§ man in ber ^Ratur ober in einem ©emälbe eine Menge »on ©egenftänben, olme 33erbinbung unb Orbnung fe^e, als 5. 35. eine gro§e 9tn= ^a^l ^ttt unb ^er laufenber Menden, ober eine Menge rotlb burcl) einanber 62 $lbet man meine nur ntd)t, an3 folgen aprtortfcfycn pftjc^o^ logifcfycn 33ebma,un bie(c Säume, \U\tt ber »origen Unorbnung, in »erfcfu'ebene mit einanber »erbimbene Meen gepflanzt, bic jufammen eine regelmäßige ft-igur bifben, unb fogfeief) wirb man ©djön&ett barin gewafyr werben. ,,©efe|t, ein ©emälbe [teilt eine Sanbfdjaft »or, aber man erblicft bartn nichtig als ein weittäuftigeS ^elb of)tte alle Stfnvecfjfelung, fo wirb gewiß 9cie* manb biefe ßanbfdjaft fcfjön nennen ; unb ebcnfoweutg bann, wenn jwar Man* nigfaftigfeit genug baxin ift, aber bk übetoerbunbeneu Ifyeite fein ©an^eS machen. SBenn 3. 33. ber Maler fie ftncfwetfe au» anbern ©emälbeu jufammen geftor)fen t)ätte, unb nun in bem einen £bei(e baS £icfyt »on ber rechten, in bem anbern »on ber liufen Btik hereinfiele; wenn er Serge angebracht fyätk, ebne fonft trgenb ein uttterfdjeibenbcS Merfmal bergigter ©egenben anzugeben; wenn er enbticfy Säume unb Söge! aus allen »ier feilen ber SBelt f)tneinge* malt Mite; fo würbe man baS ©emälbe, ofmeradjtet aller biefer Mamttgfats tigfeit, bodj niemals fcr)öu nennen; aber bann würbe es fcfyön fein, wenn alles biefeS Mannigfaltige fo mit einanber »erbunben wäre, ba$ man fogtetcfy ein ©anjeS erbtiefte." („llnterfucfyuug über ben Urfvrung ber angenehmen unb unangenehmen (fmyftnbungen, " tu beu »ermifcfyten pf)ilofopf)ifc^en ©Triften, aus ben 3^brbüc^ern ber Stfabemfe ber Sßtffenfdjaften ju Serliu gefammclt, Seipjig, 1773. S. 27 ff) ©er »f»cr;ofogifcr;e ©ruub, warum allein (yinfyett in ber Manntgfattigfeit, ober Mannigfatttgfeit auf ßtnfyeit jurücfgebrac^t, uns als fcfyön gefällt, tft nad) ©ul^er biefer: „@o oft eine »erwirrte 3bee beutlidj wirb, fo muß not^wenbtg bk 8eele Sergnügen barüber emofinben. Da nun jebe «Scfyöulieit eine Menge befonberer Jbeeu in jtdj fcfyließt, \o jrettt fte uns fo lange »om ©anjen eine »erwirrte 3^ee »or, bis wir bk dinfceit, buref; welche wir bie Mannigfaltigfeit entwicfelu fönuen, gefunben fmben; unb alSbann wirb bk 3>bee beS ©anjeu, bte bisher nur unbeutlict) gewefen war, beutlid)." (S. 39.) Marcus ^erj fyat fobann gezeigt, bn$ audj baS (Eaufatgefe£ nict>t »erlebt werben barf, wenn uns dtwaS als fcfyön gefallen füll. „(£'S ift," fagt er, „§ur ©djönfyeit nidjt genug, wenn alle £bette ber Mannigfaltigfeit §ur <§>er* »orbringung ber dinbett mit einanber »erfnüvft finb, fonbern ein jeber berfel* ben muß an biefer SBtrfung einen beftimmten, ibm angemeffenen SIntfyeitfjaben; ein größerer ober fleinerer, als if>m »erbältntßmäßig jufommt, entfteüt baS ©an^e. ©roße ßurüftungen in einer Mafdjine, bte ^um ^auotjwecf nur eine iUeinigfett beitragen, ftnb tfjrer 6ct)önf)ett eben }o juwiber, als große SSirfun* gen, bte man in berfelben auf fctjwacfye unbebeutenbe Xriebwerfe anfommen läßt." (£r nennt biefe Sebingung ber ©cfyönfyett bte Haltung, unb fagt: „©er ©runb biefer Sebingung fcfyeint mir tn bem befannten ©ajje §u liegen, jebe ttrfacfye muß t^rer SBtrfung »rooortionirt fein. 5^äcf)il: bem 63 9?id)t§ at§ fct)ön crfcf)etnen fanu, »eil fte t>ie ©renken btlben, innerhalb bereu 3llle$ liegen mug, roaS un$ äftt)etifct) gefallen fall, — irgenb ein mvHiti)t$ S$öne§ bebuciren $u lö ritten. 2Benn mir weiter nict)t§ wüßten, als bag pr Sct)önl)eit dtnfyeit tu ber SJidtttitgfaltigfett unb richtiges $ert>älrnig ber Xfyäk $u etnauber crforberltct) fei, fo würben wir batnit allein eben fo wenig etwa3 wirHtct) Sct)öne£ l)eroorbriugeu ober beurteilen fännen, al$ ber <£>iftorifer au$> ber biegen apriorifcfyen ©ewtgtjeü, bag jebe Sßtrfung tt)re llrfad)en t;abe , bie Utfadjen einer beftimmtett gegebenen Söirhtug, §. 23. bc$ Verfalls einc$ Staate«, bebuciren formte. «Denn, woran follten wir beim nun erfenneu, $>a$ jene 23ebmgungett, (Sint)eit in ber 3)caunigfaltig!eit unb richtiges $erl)älttü§ ber SLfjette $u einauber, in einem Statur» ober $unft= probuet erfüllt feien, wenn nur nict)t fd)on bie 3bee beffeloen befärjenV 3)er 9cict)tfenner ftnbet oft Unorbnung unb TOgoer^ tjältntfj in SDem, roa§ ben Kenner aU bie fct)ö'nfte (Sinljett unb Drbmtng ent^üeft. 2Bot)er biefe $erfd;iebenfjeit? (£rwa bat)er, ba§ bie Seelen 23eiber oerfd)iebenen pfact)oIogifd)cn ©efejjen unterworfen finb? 9cein, bat)er, bat} ber (£me bie 3bee ober bie innere 3 attention ba§ ju beurtt)eilenbeu Objecto fennt, wät)renb fte bent 5lnbern oerfd;loffeu ift. Wlit gan$ anbern s2lugen ftefyt ber Ut)rmact)er ba^> innere ^äberroer! einer Ut)r an, als ber, ber ben 3ufammenl)ang baoon ttid)t fennt. Unb tbcn fo fter)t ber 23otanifer eine ^Pflan^e, ber 3^olog ein £t)ier mit ganj anbern klugen an, alö ber 3porant, bem ber immanente 3roecf berfelben unbekannt iji. ©efefce be» 2Btberfprudj8 gibt e» feines, baö unferer Seele fo mistig ift, überall in ibrer £bätigfeit fiel) ibr fo fe$r aufbringt, unb an tveldjeö fte fclbft unbewußt, in ifyren bunfefften Operationen, fo tiki 3lnbang(icl)feit hat, aU t)a$ (55efe£ ber Gt au fallt ät. 3tn einem feften nervigen üörper, ber mit ange= ftrengten Wl\x§Mn unter ber Saft ber drbfugel feinen ötütfen beugt, ftnbet ik Seele unter ber ©eftalt bt§ 9ttla» utdjts 2lnftöfngeS; ik $orfteflung berfet* btn $igur in berfelben Stellung, tk ftatt jenes SSafle^ eine gläferne Saterne trägt, beteibigt un§. (£$ i\t bier »ergebttdje jlraftäuf^erung, Urfadjeobne 2Bir= fung. Sine runbe Säule auf einem tubifcfyen $u§geftetlc erregt ©efallen, vre* gen ber 2tngemeffenf)eit ber Stii^e jur Saft; ein oierectiger Obelisf auf einer Jtu'gel mißfällt aU Söirtung ofyne Urfadje, $eftfgfeit ofyne fyinfeidjenbe SSefefit* gung." (Serfudj über ben ©cfömacf, 2. Stuft. S. 37 ff.) 64 , Stuf bie bloße 23efriebigung fubjcctiücr f pfi)d)otogifcber 33e= bingungen allein lägt ftcb alfo bie objeettüe 21Ugemeingültigfeit be$ äftt)cttfd)en UrtfyeilS nun unb nimmermehr grünben. 2>enn obwol;l ba§ 23ebürfnig nad) (Einheit in ber äJcanntgfaltigfeit, nacb innerer ßtöfctfmagigfeit, bei SXÜcrt ba% gleite ift, fo mug boeb baz äftfyetifcbe ttrtfjeil über bie (Sinbctt eines beftünmten 9?arur= ober ßunjiprobuctcS oerfdueben auefallen, je nad) ber ^erfdnebcnfyett ber 3b ee, bie bemfelben ju ©runbe gelegt wirb, dhxx erft, wenn 2llle e$ im 2id;te berfelbcn 3bee erblicfen, unb biefe bie eigene, immanente be$ angebauten Objecto ift, bann ift ba% Urtivit barüber überftimmeub unb bat objeetioe 3lllgemeingültigfctt. Sut^er fagt baber mit 9t>d)t: „Wlan muß bau Sd)öne fennen unb um eo ^u feuuen, muß man in ber ©attuug, ju wetd)er e£ gehört, einigermaßen bewanbert fein, weil man fünft nid)t gleicb im Stanbe ift, ba$ Schöne an einem ©egenjtaube jufaffen. Söenn bemnad) alle 9)cenfd)en einerlei $eunt= niffe beuten, fo würben and) alle einerlei ©efdjmacf baben, unb c§ würbe über ba$, was fd)ön ober nid;t fd)ön ift, feine Streitig! eiteu metyr geben, ftxoti groge 9Reijier in ber Malerei werben niemals in s#bftd)t auf ©emalbe r>erfct)i ebener Meinung fein, wenn fic nur aufrichtig bamit beraub geben. 5llfo nur au8 £krfcbiebenbeit ber ^enntniffe unb ber Gmtjt($t eutftebt bie SSerfdjieb enteil be3 ©efcbmacfS. 3cbe (&aU tnng be$ Scbönen hat, fo §u reben, ihre 2Biffenfcbaft für fieb; unb biefe mug man ftubtrt baben, wenn man richtig über fte urteilen foll. dlux bie $ernacbläffigung biefer $egel, unb ba& unwiffenbe Urteilen über 2llle$, oerurfaebt bie wiberfprecbenben Meinungen über alte Strien oou Scbönbett, bie einige fogar auf ben falfcben ©ebanfen gebrad)t baben, at$ wenn Scbönljctt unb ©efd)macf ttxvaü gan$ Sötllrnrlicbes wären." („llnterfucbung über beullrfprung ber angenebmen unb unangenehmen (£mpfin= bungen ," au§ ben 3abrbüd)ern ber 5(labemie ber 2Biffenfd)aften in Berlin abgebrueft in btn oermifd)ten pfyüofopMfcben ©Trif- ten <5. 46 f.) $ant geriet^ in Sßiberfprud) mit fieb, inbent er etnerfeüö bie Stttgemeingültigfeit be$ ä'jityetifcben Urzeit* behauptete unb boeb leugnete, bag baffelbe ftcb auf objeetire (5r!ennt= nig grünbe. So fagt er: „£)a§ ©efcbmacfSurtbctt bejtimmt 65 feinen ©egenfknb in 2tnfef)ung be§ 2Bof)lgefallen£ (als S$ön= tjett) mit einem 2Infürud)e auf 3 eb ermannt SSetjlimmung, als ob e$ objectio wäre. 6agen: biefe 231ume ift fd)ön, tyeißt fo otel, als tfyren eigenen 2lufprud; auf 3ebcrmann§ 2Bol)l= gefallen if)r nur nad;fagen. Durd) bie 2lunetnulid)feit ü;re3 ©c= rud)§ fyat fie gar leine 2lnfpTÜd?e; benn (Sinen ergibt biefer ©erud), bem Zubern benimmt er ben 3vopf. 2Ba8 füllte man' nun auberS barauS vermuten, als bag bie ®d;önt)cit für eine (Stgcnfd;aft ber 23Iume felbjt gehalten »erben muffe , Me fid) nicfyt \\a6) ber $erfd;icbeufyeit ber $öpfe unb fo oieter €>tnne rid)tet, fonbern banad) ftcb biefe richten muffen, wenn fie barüber urteilen 10 ollen, unb bod? oert;ält e$ fid) uid)t fo. Denn barin befiebt eben ba§ ©efd;madSurtt)ei(, bag e$ eine k $>a% äjtt)etifd)e Itrtfyeü nur auf fubjectioe,- :p{;r;jtologtfd)c unb :pfl)d)ologifd)c gorberuugen grünbeu. hingegen erfannte ©ötlje : Dag jur 25eurtf)ettung be§ a$ ©efüfyl be£ :pf)t)ftotogtfct) 5lngenet;men, ben 6inue§neroen unb ber iDcuöfetactton (£ntfyre= cfyenben, unb be§ ben pfl;d)tfd)en ©efe^en ©emägen, ober ber (Sint) elligfc.it ber ©emütbSfräfte, tote eö $aut nennt, — bag oiet= mel;r bie tomtnig ber untern Sntention beS nt beur= tl) eile üben Objecto ba^u gehört. Denn in (Mermann'3 ©efpräd)en in. fagt er: rt^)a§> Sd)ö'ue ifl ein Urülninomen, $>a$ §toar nie felber pr (Srfd)einung fommt, beffen Abglanz aber in taufenb oerfdnebenen ?leugerungcu be$ fd)affenben ©eifte§ fic^tbar nürb unb fo mannigfaltig unb oerf^iebenartig ift roie t>k dlatux felber. 3d> bin feineStoegS ber Meinung, bag biefe in allen üjren 2leugerungeu f$ön fei. 3t;re Intentionen finb ^toar immer gut, allein bie 33ebingungen ftnb e3 nid)t, bie ba$u gehören , fte jfcetS oolllommen jur (£rfd)einung gelangen p laffen. 5 66 So tfl bic (Sicfye ein Baum, ber fe^r fct>ön fein fann. SDocr) \»ie »tele günftige Itmftänbe muffen pfammentreffeu, el)e eS ber 9?atur einmal gelingt, if>n watjrtjaft fd)öu ^eröorpbrütgen." üftun gel)t ©ötlje biefe eerfdjtcbenen Sebingungen burefy, bic ade jufammentreffen muffen, um bie innere Jntcntion ber (£id)e aud) äußerüd) jur (Srfcfyetnung $u bringen, nnb faijrt bann fort: „2Bill man aus btefen 3mbeutungen ben Sd;luß ^ief)cu, ein ©efd)öpf fei bann fd)öu, wenn es ju bem ©tpfet fetner natürlichen (£nt= widtung gelangt fei; — rcc&t wofyl, bod; müßte man p&ar au$- fpred)en, was man unter bem ©ipfel ber natürlichen (Sntwtcfc- hing reelle rerftanben l)aben. Skjeictmet man bamit biejeuige <ßeriobe beS 2Sad;StlntmS, wo ber (Eljarafter, ber biefem ober jenem ©cfd)öpf etgcntrjümltcf; ifi, oollfommen ausgeprägter fd)cint, fo märe nxdjtS bagegeu eiu§umenben, bcfonbcrS wenn man uod; t)in$ufügte, bü% ju folgern eollfommen ausgeprägten (Efyarafter pgleid) gehöre, baß ber 23an ber »ergebenen ©lieber eines ©cfd)öpfS beffen DZaturbeftimmung angemeffen nnb alfo §mecf= mäßig fei. So roare $. 23. ein mannbares SKäbcben, beffen Sftaturbejiünmung ift, ^inber ju gebären nnb ^inber $u fangen, nicfyt fd)ön ofyne gehörige Brette beS BccfenS nnb ofnte gehörige gülle ber 23rüfte. S)od) roäre aud) ein 3urnet nid;t fd)ön, beim baS würbe über baS 3wecfmäßtge (nnauSgefyen. (Sin *ßferb nennen wir fd)ön wegen ber 3wecfmäßtgfett feines Baues, (SS ift ni$t bloS baS 3ierlid;e, Scicfjte, ©ra^iö'fe feiner Bewegungen, fonbern ttod) etwas mebr, worüber ein guter fetter unb $ferbe= fenner reben müßte unb woeon wir Slnbern nur ben altgemeinen (Sütbrucf empfinben. Unb ein üDfoler fänbe an bem ftarf aus- geprägten (£r)arafter, an bem mächtigen SluSbrucf oon £nod)en, Seimen unb ^uSleln eines Brabanter ^arrengaulS wat)rfd;ein= lid) and) ein rcät mannigfaltigeres Spiel oon allerlei Sct;ön= Reiten, als au bemmilberen, egaleren (Efjarafter eines $ierli$en 3teitpferbeS. „üDie §auptfad)e ift immer, oa$ bie dlaqz rein unb ber Sßenfdj nid)t feine üerftümmelnbe £anb angelegt f)at. (Sin unb mit gefhtfjten Dfyren, ein Baum, bem mau oit mäcfytigften Steige genommen unb baS Uebrige fugeiförmig gefctynij-jelt l)at, unb über 5llleS eine Jungfrau, bereu Seib oon Sugenb auf burcr; 67 ©djnürbritfte entftelit korben, aEe$ biefeS ftnb 3)tnge, öed)felt, nod; fetneSwegg ibentifd) ift mit bem 6d)öneiu UcbrtgcnS ergibt ftd; pgletd; auö bem 5ln= geführten, in weldjent «Sinne bie ^pfjtyfiotogte wafyrfyaft fcr= berlid) auf ben ©efdjmacf nurfen ftfnnte, wenn nämlid; ü)x Streben bafyin ginge, uns t>k tterfdncbenen ©ejtalten ber orga= nifd)en ©efd)ö:pfe be§ $ftan$en = unb £l;ierretd)3 naefy it;rem inuern3tredf ber uatürltd)en SntcntiDn be$ fte bübenben $rüu cipeö »erjiefyen $u lehren. 9ftand)e§ mürbe un§ atöbann me(= tet^t al§ fd)ön erfreuten, n>a$ und bisher als l;ä§Itcfy mißfiel. 54 VI. Serfc&iebeneS SSerjjalten $ut SSirflidjfeit unb jitm SSilbe, SRüOrte t>tö Vergnügen, tr>eld)e3 un§ gelungene 9kd)= afymungen gewähren, fcon bent ©egenftanbe berfelben t;er, fo formte ntc^t §ägltcf)e3 unb <5ct)rccf lid)e$ , überhaupt ©oldjeS, beffen Slnbüd5 in ber Sßtrfltcbfeit unb im geben un§ abflögt, bennod; in ber 9kd)al)mung ber ^unjt an$iet)en unb gefallen. (£8 wäre unmöglich, bag, roie ©ött)e fagt: 2Ba3 im Sefcen im» »erfcrieftt, 5!ftan im Silbe gern genießt. (Eben biefe (Erfahrung aber, auf bie au$ SlrtftoteteS ($oettf ßar). 4.) ^invücift r „bag »on fingen, bereu Shtblttf in ber 9?atur un$ unangenehme (Empftnbungen erregt, hk ge= naueffcen 5lbbilbungen un$ greubc madjen, 3. 33. ©eftalten ber f)äglid)ften .Spiere unb Seidmame", bereift am beften, bag im Vergnügen au fold)en 9?adj)a Innungen nid)t ber ©egenftanb e§ iji, ber un$ greube mad)t, fonbern bie 9?ad)at)mung be$ ©egenftanbeS. £)tefe oerfcfytebene SBirfung beS Originale unb ber ßorne, be8 2öirflid?en unb 9?a$geai)mren, bebarf aber einer (Erklärung. ÜDie ^rllärung, bie £effing oon bem ©efallen unangenet)= mer ©egenftänbe in ber 9?ad)al)mung (£aofoon XXIY.) na$ ben „Briefen, t>it neuefte Literatur betreffenb," gibt: „$>ie SBorftellungen ber gurd)t, ber Sraurigfett, be$ 6d)recfen§, be$ 5Ö^itleib§ u. f. to. fönnen nur Unluft erregen, in fo roett rotr ba§ Hebel für nürfltd? galten. £)iefe fönnen alfo burd) bie (Erinnerung, bag e$ ein fünfi(td)er betrug fei, in angenehme 69 (Smpfutbuttgen aufgetöfi werben" — biefe ßrflärung aus bem SSttten, ber fror; ijt, bag baS bargeftellte Unangenehme, £rau= rtge unb 6d)recflid)e unroirfltd;, nur fingtrt ijt, müßte, wenn fte roatjr roä're, §ur golge tjaben, bag umgefet;rt baS in ber !fta$= afnnung bargeftellte 2tugeuel)me, ©lüdlicfye, greubige burd) bte ßutbectung , bag es nur. ein ruuftlid)er betrug fei, 5Dttgoergnü* gen nnb llnjufriebeufjett in bem 23efd)auer enreefte, t>a ber SBitte ja roünfd)t, bag eS ein 2Birflt$eS fei, Unb bod? ijt eS ntd)t bloS baS (Scfrred'licfye, traurige, Unangenehme, roaS in ber 'ftadjafymuug gefällt, fonbern eben fo fe£>r baS 2ieblicf)e, fettere, 2lngeuer;mc, obgletd; wir roiffen, bag eS in ber 9?acf)= atjmung fein 2ötrflid;cö , fonbern nur ein fünftltcf)er betrug fei. 9liä)t alfo bie 3nfriebent)cit beS SBtllenS, bag baS SRadjKjeafymte fein 2Birfltcr)eS fei, fann bie Urfad;e beS Vergnügens baran fein, fonbern biefeS Vergnügen mng eine anberc Urfad?e l;abem 2(riftoteleS gibt näcbft ber natürlichen, bem 9ftenfd)en oon ßinbfycit angebornen 9?ad)afmutngSfud)t, roegen beren er tlm baS nad;af)mungSfüd;tigfte Zi)kx nennt, nod) biefe Urfacfye an, „bag baS fernen nicfyt nur ben enn baS @el)en ber 23itber mad;t ifmen barum greube, roeil fte bei beren 23etract;= tung lernen unb erfahren, roaS jebeS ift, g. 23. bag £>aS jenen oorftellt: beim trenn ber Vefcfyauer ben ©egenjtanb iüd;t oor= f)er gefeljen fyat, fo roirb it)m ber ©egenftanb ber £>arfteltung nid)t als folcfyer, fonbern burd; bie 2luSfüt)rung, ober burd? bie garbe, ober burd? fonfi eine Urfad)e ber 5lrt Vergnügen er^ regen/' ($oet. 4. nad) SBalj.) SDicfe (Mtärung aus ber greube am SBicbererfcnnen beS Originale in ber £o:pte trifft bie pte bebarf fetbji roieber einer (Srflärung, unb biefe fann nur barin liegen, bag roir uns pm ©egenftanbe in ber SBirf^ lic^feit, pm Original, ganj anberS oertjalten, als §um 2tb= bilb beffetben in ber 9£acr;at)mung, pr (Eopie, inbem roir an jenen gan^ anbere gorberungen fteEen, als an biefe. 70 2öäf)renb mir nämlid) cm btc ©egenficmbe im Beben unb in ber SBirflic&feit , mo mir uns praftifd; p tynen »erhalten, bie gorberuug frellen, bag fte nnferm SBillcn gemäg feien unb bal;er nur bann greube an ifyncn fjabeu, »enn fte uns 9cufeen ober Vergnügen gemäbren, furj, »enn fie unfern fubjcctioen SBünföen unb SBebütfniffen entfpmbcn; fo ift i§> bei nnferm tljeoretifdjen »erhalten pr füuftlerifcbeu 9cacbal;mung ntd)t ber materielle ©egenftanb, mit bem mir es $u tfmn t)aben, fonbern bie nad)geafmtte gorm beS ©egenftanbeS, unb mir »erhalten uns alfo, inbem mir biefe mit bem Original »ergießen, md)t me$r mollcnb, fonbern erfennenb; mir faffen ben ©egenflanb nid)t mef)r in feiner fubjeetioen 23estef;ung ju un§ auf, fon= beruin feiner objeetioen 23e$iel)uug auf fein eigenes djaraf* terijtifdjeS 2Befen, aufrieben, menu er biefem ocüfommeu entfpriebt. $>a3 Vergnügen au gerungenen fünftlerifdjeu 9cad)a[;mungen, tyr ©egenftanb fei übrigens, meldet er molle, entfpringt alfo aus unferm uuinterefftrteu, uneigenuü^igen, milfenlofen 93er^ halten jiuu ©egenftanbc; es ift baS Vergnügen ber burd) feine ftörenbe (Siumifdjuug beS SBidenS oerunreinigten Goutem»la= tion, bie ja and) na<$ 2lrtfroteleS baS £eligfte unb 23efte ift. 3n biefer faffen mir nämlid? baS £argcftelltc als ein 2)arju= ftettenbeS, aU ein a$ eoen l;ter £>aS ift, maS eS fein foll, als eine tljrer 3bec oollfommen eutfpredjenbe @r= febeinung. Söcun bafyer ber SO^aler, fctcfcter ober ©ctyaufpieler in i&ren SDarftelluugen Darren unb 33öfemid)te, ^ampfenbe, traurige, Unglücf lid)e, SBatmfinuige unb ©terbenbe nad;afmien, fo fyaben mir fein anbercS Snteteffe babet, als baß i^re 9^$= aInnungen treu unb mat)r feien, mä^renb mir im Beben forbern, bag jene ßl;araftcre unb 3uftänbe überhaupt gar nid;t fein folleu, »eil mir uns im Beben nid)t ju tfynen, mie in ber $unfr, erfennenb, fonbern mo üenb oerljatten. 9tur aus biefem entgegengefe^ten SSerfyalteu beS SubjectS lägt fid/S erflaren, bag baffelbe Dbject, baS im Beben uns fcfymcrjltcfy berührt, in ber gelungenen , täufdjenben 9cad)af)mung ber teift uns erfreut. $Md)tt im Beben (Stuer bie Otolle beS Unbaufbaren, beS geigen, beS ©einigen, beS BügnerS, «£>eud;= lerS unb 23errätl)erS noefy fo treu unb confequent .burd;fül;ren, 71 fo würben mir ilmt bod) nict)t , mie in ber ßunft, 33etfaE f(at= fd)en, fonbern nnö mit äBtbermillen nnb dmpömng r>on tl;m megmenben; benu im Ztbtn foll er &a§ nicfyt fein, fonbern üon allem bcm bau gerabe ©egentfyeü. SBir vergalten uns alfo im geben nt$t erfennenb p il;m, mte in ber $unft, fonbern mollenb. 3)aber fommt e3 and), bag, trenn mir im £eben $ccnfd;en begegnen, bie bie perfoniftetvte Unfd;nlb, (Mte, (£fjrlid)feit, 23'ieberfett, $>anfbarfeit, grbmmtgfeü u. f. m, $u fein febetnen, l;mterl;er aber als ©old)e entlarvt merben, bie bie$ 3llle3 nnr fpielen, aber nid)t finb, bie bie £ngcnb änger- tid) %max fänfd)enb coptren, inncrlid) aber 93dfcn>tcbtc finb, mit über biefe £eud;ler, biefe SBöife in S{$af$ffetbera uns nidjt frenen; mätjrenb nmgefebrt in ber $nnft, mo eine fold)e Stolle gefpielt trerben foll, bie gelungene 3)nrd)füfyrung berfclben nn§ Beifall abnötigt ÜDaS Vergnügen am £ragtfd)en unb bem barin abgebt^ beten mibrigen ©efcfyicf, baö, trenn e# uttS felbft träfe, nnS fetncSmegS Vergnügen mad)en trürbe, beruht ebet't baranf, bag mir in ber £ragöbie btö 2)avgefielite als ein £ar$nfteltenbe$, bie traurige Gegebenheit als eine il)ver 3bee entfpredienbe Ott* fd)einnng, folglid) als notljmenbig betrauten; mät;renb mir nnfer eigenes trauriges ©ef^ief feineSmegS mit biefem rein objeetioen 231id anfd;anen, fonbern, roeil eS nnferm inbioibnellen SSillen jntiuber ift, meinen, t§> fei anfällig, nnnott;menbig, fonnte and? ntd)t, ober and; anberS fein. S)aS befte bittet bafyer, fein eigenes trauriges ©efd)id mit 9^nt)e nnb Ergebung §u ertragen, märe biefeS, eS mie eine gezielte £ragöbie an$nfd;auen, mit bemfelben rein objecttüen 33lic!, ofyne alle (Sinntifcfynng beS SBillenS, bie eigenen Reiben nnb kämpfe als notljmenbig, als abäquate (ürfcbetnnng ber 3bee nnferS inbioibnellen SebenSlanfS $n betrad)ten, mte in ber £ragöbte bie fremben. Mut fo mirb eS uns möglid), nnfern (sd)mer§ $u geniegem e Jnjnrien uub ©djraer$en leichter, als mc^ raüfdje; benn bei hen Unbtlbeu ber Dcatnr beufeu nur: bie Statur fauu ja niebt aubers, hingegen bä ben Shänfungen ber STcenfcben benlen nur: fic fönnen unb feilen aubers fjanbeln. Neunten wir uns ba^er geronnen, bie 9L)cenfd)en wie reine 9catnrwefen unb ibre §anblungcn wie 9caturercigntffe $u be= traduen, fo würben wir bei ibren ltngered)tigfeiten unb ßiefe loftgfeiten weit rubtger bleiben. &pino%tf$ ^t;iiofopf)ie i]t eben barum fo poetifd; unb wirft fo berubtgeub, weil fte bie 3)inge weber belaßt noef; be= weint, foubern als notljtoenbtg begreift, jieft alfo rein erfen= nenb $u leiten oerbält, einen eben fo objeetioen uniuterefftrten 33li(! auf t)it Effecte uub 8etbenf$aften ber 9)ceufcben wirft, wie ber ©eometer auf ßinien, (Ebenen unb Körper. 2llfo, um nun wieber auf unfer 2f)ema jurürecf lieben, erhabenen ©egenftänben gegenüber uns t)it contemplatioe, rein objeetioe, 73 wiltenlofe Erfenntnig nid)t fo leidet wirb, wie bei ruhigen, frteb^ liefen, Reitern ©egeuftänben , $. 33. bem ©emälbe ibi;Etfd)en SanblebenS in einer frönen lad)enben ©egenb. 3)a$ ginftere, 6d;auerttd)e, ©efäfyrttcbe, fd;redlid) Erhabene fe£t un§ in eine 2lrt oon fubjeettoer 33eflemmuug unb 23cbräugni§, bereu £err p »erben un$ nid)t fo leicht wirb, bafür aber and), trenn e$ un§ gelingt, befto metjr greube maebt, weit bie greube be$ contemplattoen (SrfennenS, wie jebe greube, je fdjwerer fte erlauft, befto tiefer nnb inniger gefüllt wirb. SDa$ Vergnügen an fd)recf(id) Erhabenen in ber ßunft ift alfo Vergnügen an bem (Gelingen ber Erhebung über ben ^Bitten, worin überhaupt ba3 Vergnügen. am- (£r§ ab enen bejrebt, „2Ba3 ba§ ©efüt)l beö Erhabenen oon bem beö Sd)ö'nen untere [Reibet , ift biefe$ : 23eim ©d)onen t)at $>tä reine Ertennen ol;ne $ampf bie Dberbanb gewonnen, inbem btc €>d)önt)eü beö Db= Jectö, b, t> beffen bie ©rfetittt-mß feiner 3bee crlcid)ternbe 23e= fd;affenl;eit, ben Sßitlen nnb bie feinem SDtenfte frö'tmenbe Er* lenntnig ber Delationen, ot)nc Sßiberftanb nnb bafyer unmerllid) au§ bem 23ewuftfetn entfernte nnb baffetbe aU reines ©ubjeet beö ErlennenS übrig ließ, fo bag fetbft feine Erinnerung an ben SBitten nad)b(etbt: hingegen bei beut Erhabenen ift jener 3nftanb beö reinen ErjennenS altererft gewonnen burd) ein be= wugtes nnb gewattfames SoSreigen oon ben als nngünftig er= tonten 23e§iel)itugen be3 Objecto pm SBideu , burd? ein freiet, oom 53cwugtfein begleitetes Ergeben über ben Tillen nnb bte auf it)n fid) bc^efyenbe Erfenntntg. SDiefc Erhebung mug mit 23ewugtfein nid)t nur gewonnen, fonbern and) erhalten werben nnb ift batjer oon einer fteten Erinnerung au ben Sollten be= gleitet, boefy nid)t an einzelnes tnbtoibuettes SSotten, wie gurcfyt ober 2öunfd), fonbern an bau menfd)tid)e Söollen überhaupt, £räte ein realer einzelner SBtttenSact in§ 23ewu'gtfetn bureb wirf= ticfye, perfo'ulicfye 23ebrängmg nnb ©efafjr oom ©egenftanbe, fo würbe ber alfo wirflid) bewegte tnbhübuetle SBitle alsbalb bie Dbertmnb gewinnen, bie Otuije ber (Kontemplation unmöglich) werben, ber Einbrucf beö Erhabenen oerloren geben, inbem er ber Stngft $la£ mad)t, in wetebem i)a$> «Streben beö 3nbioibuum§, fid? p retten, jeben anberu ©ebanfen oerbrängte." (2trtt)ur ©d;openl)auer „bie SBelt als SBille mt) 23orfteltung" I. §. 39.) 74 2tnber$ aber, aU mit beut 6 cfyre (flicken, »erhält e$ ftcb mit bcm Sfelfjaften, SBtberlicben , llnnatürltcben, Slbfd^eu (£rregenbeu, überhaupt mit Altern, beffeu ftoff!id>c 2Birfung eine fo (tarfe, fo grelle, fo abftogeube, fo unübentünblid)e ift, l>a$ eö beu 23ef$auer felbft bei ber »oilenbetften ÜKadjafymung, ber $uuft, bemtod) ntct)t §ur formellen, rein contemplattren 2ütf= fajfung fcmmen lagt unb tf)it niebt über bie fubjecti»e SBideng- affection ergebt, fonbern immer nüeber feinen 2Bt(Ien erregt unb, oa biefer jtd) ()ter abgezogen füblt, beu 5Micf com ©egenftanbe abpmenben nötf)igt Solcfcc ®egenftänbe, $. 53. bie efelfyafteu (h*fd)einuugcn bei einer ^ßeft ober £htuger$not(; bürfen l;öd)ftenö aU 3ngrebien§, als ein untergeorbneter 23eftanbtbeit in beut #aupttl)ema einer $unftnad)af)muug bargeftellt »erben; aber fctneSrcegs .bürfen fte felbft bas #auptt(;ema bitben, benn ber Grfel am ©egenftanbe richtet ba% äftbetifdje 2öoblgefallen au beffeu fünft» oller £)arftellung $u ©runbe, meif, mie^ant richtig bewerft, bei efelbaften Sujets „bie funftlidje $orfte(tung bes ©egenftanbce tunt ber 9t\ttur biefes ©egenftanbeS felbft in unferer Gmipfutbung ntctyt mefyr unterfd)teben irirb unb jene alö= bann unmöglid) für fd)ön gebalten »erben fann." ($rtt. b, U. §. 48.) gerner ift es nicht gleichgültig, in »eld)er $unft foldpe ©egenftänbe »orgefüljrt werben. So rote namlidj nicht jeber ©egenftanb $ur 9?adwf)mung ftd; eignet, fo ift e3 auch; nicht gteidjgültig, welche $unft einen ©egenftanb nadmimte. £)eun in Söorten lann bte nad?= aljmenbe ^Darftellung eines ®egenftanbe§ nod; fo befc^affen fein, ba$ fte bie nüllenlofe Kontemplation nicht ftört, wäbrenb ber^ feibe ©egenftanb, in ficht baren ©eft alten ua&geainnt, fd)on 21bfd)eu erregt, alfo bie willentofe 21nfcbauung aufgebt. 2>te Malerei barf bal;er 2ftaud)e$ nietet abhüben, was ber ^oefie p, fcfyilbern erlaubt ift, unb nüeberum innerhalb ber ^oefie mad)t es einen großen Untetfdüeb, ob ber ©egenftanb nur in 2öcife ber (£r$äl)lung, alfo als »ergangen, ober in bra= matifd)er gorm, alfo aU gegenwärtig bargeftellt wirb. 2luf biefen Uutetftbieb mad;t fd;on £>ora$ aufmerffam, wenn er fagt: Aut agitur res in scenis aut acta refertur. Segnius irrilant animos demissa per aureiu, 75 Quam quae sunt oculis subjecta fidelibus , et quae Ipse sibi tradit spectator. Non tarnen intus Digna geri promes in scenam , multaque tolles Ex oculis, quae mox narret facundia praesens. Ne pueros coram populo Medea trucidet, Aut humana palam coquat exta nefarius Atreus, Aut in av.em Progne vertatur, Cadmus in anguem. Quodcumque ostendis mihi sie, incredulus odi. (Salb fptelt offen bte ©aefee oor 9tugeu, batb wirb fte erbtet, @d)wäd)er ergreifet ta§ £er$, roa§ btoS bureb tk Obren ^utetnfomnit, %i$ roaö'oor ben cjetreutidjen Qtugeu be« ©d)auenben baliegt, Unb er ftd) fetber ergäblt. £)öcl) aber, was fdjtcfucl)er brinnen Vorfällt, ftetl' auf ber Süfme utd)t bar, unb entbebe ben klugen S3ie( unb mancrjeS, was bann oortraa/ du rebenber 3eUi3e- 2Beber erroürge oor klugen be$ 23olf* 5D?ebevt bie iliubcr, 9codj fod)' öffentlich ^enfcfyengcroeib' ein greuüdjer 5ttreuö, Otocl) auch, roerbe $um a$ £>ägücl)e unb (Sfctfyafte aH SugrebtenS fel;r wbfyi noeb tu ber *ßoefte ein ®egeuftanb ber dUdja Innung fein barf, wafreub e§ aus ber Maleret auögefd)loffen bleiben muß. ,,3n ber *ßoefte verliert bie ^g>ägltd>fctt ber gorm, burd? bie 2kräitberung ü;rer coevifttreuben STfjeile tu fuccefftoe, tfyre nübrtge 2Birfung faft gän^lid;; fte l;ört oon biefer ®eite gletd)= faut auf, «guigltdjt'eit $u fein unb famt fict> t>al>cr mit anbern drf(|etnuitgctt befto inniger oerbütben, um eine neue befoubere SBirfumj t)eroor$ubrtngem 3u ber Malerei hingegen fyat bie «Jjäfjiüfyfett alfe ü;re Gräfte beifammeu unb wirft nid)t oiet fdnoa^er, aU in ber 9c\itur felbft." ,,2(ud) $>a$ (Sfelfyafte oer= l)ält ficf> $ur Dhcfyabmung oollfommen fo, mie $>a$ £äß(td)e. 3a, i>a feine unangenehme SSirfuug bie heftigere ift, fo fanu eS nod) weniger als bi\# £>äfjlid)e an unb für ftd) felbft ein (^egenftanb toeber ber $oefie, nod; ber Malerei werben. 9ta meü eö ebenfalls burd) ben rotfrtltdjeu SluSbrucf fci;r gemübert wirb, getraue id) mid) bod) mol)l p behaupten, ba$ ber 3Md)ter wenigfteuS einige efelf>afte 3üge als ein 3ugrebien3 $u ben uämlid)eu oermifd)ten (Smpftnbungen braud;eu föunc, bie er burd) baS §ägttd)e mit fo gutem (Erfolge oerftärft." lieber Me äj}fjefifd)e 9tod)ajjmung. Wlaxi fyat einen ©egenfatj gemalt $tmf$en na^a'^men- ben unb frei fcfyaffenbeu fünften unb $u lejjtem bie 33aufunft nnb SWujtf geregnet, »eil biefe ba$ Urbilb ju ibren SBerfcn niebt in ber Natur ftnben, fonbern au$ jx$ felbft f$opfen. 3nbeffen biefer ©egenfajs tyat bod) nur bann Söa^eit, wenn man eben nur auf ben ©cgenftanb ber £)arftellung ftel)t, nur barauf reflectirt, l>a% in ber Natur leine ©ebäube unb 2Jcuftfeu oorfommen, roie fte ber 2trd)iteft nnb £onfünft(er Raffen. %a$t man hingegen t>k 3t rt be§ £)arfie(len§ auf, fo erröetfen ftcb t>k fogenannten nad)al;menben $ünfte (8culptur unb Malerei, fo tou in ber ^oefie bie objecto barftellenbe, (£po$ unb £)rama, im ©egenfaji jur fubjeetioen, lt>rifd>en) md?t minber frei fdjaffenb, als Skufunjt unb Tlufif; benn trenn jene and) Naturgegenftanbe, ©eftalten pon ^flanjen, gieren, 9Kenfd)eit, £anbfd)aften ober biftorifcfye Gegebenheiten pm ©e= genftanbe ifyrer £>arftellung träfen, fo lönnen fte bod) biefelben nicfyt laffen, wie fie in ber Natur ftnb; tt)r Original liegt alfo nid)t in ber Natur, 2Bäre Nadjaljmung be$ Natürlichen $>a$> SBefen ber bitben= ben $unji, fo müßten Sßatfysfuntren t>k ooüenbetften $nnft= roerfe fein, unb bod) rennen trir biefe nid)t ju ben äftbetifcfyen ßunftroerfen. &btn fo, träre Na^>al>mung be§ ®ef$t$tli$en ba§> SBefen ber objeetiren (epifdjett unb bramatif^en) ^oefte, fo müßte ber erfte bejte a,ef$id)tli$e Vorgang, treu na$ ber 77 2Bd)rf)eit in Sßerfe gebrad)t, eine ootfenbete £>id)tung geben, unb bodi) fe^en tt>tr mit StriftoteleS bie ©efd)td)te tief unter bte ^oefie. Ueberljauipt märe cö §u oerwunbern, bag ecf;te ^unftwerfe fo t)öd)ft fetten fiub, wenn weiter nichts als üftacfc afymung beS Natürlichen unb @efd;id>tlid>en ^ur $unjt erfor= berlid) wäre. £>cnnod) barf man bie 23e$etd)nung ber bitbenben fünfte unb ber objeetioen $oejie als nad;af)menber nid)t fd;fed;tt)in verwerfen, trenn man nur babei ba% 2Ba$ ü;rer Nacfyafmtung oon bem ber gemeinen, unäfttjettfeben Nad)afymung wof)t uuter= fd)eibet. (£$ fomntt ja 2lUe3 barauf an, roaä man in ber $unft als baS Nad^ualmteube betrachte* SSa§ nun bie 3vunft nad)$ual)men I;at, fiub utd)t bie einzelnen räumlich unb jeitlid) begrenzten £iuge in ttjrer (Einzeln!) eit, Natürlich fett unb factifd)en 2öirftid)feit, foubern btö ungemeine, 2öefentlid)c unb (£wige, bau in ibnen §ur (Srfcbcinung fommt ober fommen wül. 3)ie3 ift $war aud) ein Natürliches unb Reales, aber ein NatürlidjeS unb Reales I)öt)crer 9(rt, als ba$ (Einzelne, in Dfaum unb 3?it (Srfd;einenbe, ja e£ iffc l>a$ allein wafyrfyaft Natürliche unb Ncate, beffen unoollfommcne Qlbbilber nur bie einzelnen, ^cttlicr; unb räumlich erfd)eiuenben £)tnge ftnb. „3ebeS ^uuftwerf ift eigentlid) bemüht, um ba$ £eben unb bie £)inge fo ju geigen, wie fie in 2öaf)rt;eit fiub, aber, burd) ben Nebel objeetioer unb fubjeetioer 3uf^^Ü3^tten l)in= burd), nidjt oon 2>ebem unmittelbar erfaßt werben fönnen." (6d)o»enf)auer, bie 2öelt als Söitte unb 23orftellung II. £ap. 34.) „2Betd)e (Srfenntnißart betrachtet jenes auger unb unabhängig oon aller Delation bejtebenbe allein eigentlich 2öefenttt$e ber 2Belt, ben wahren ©eljalt tf)rer (S-rfdjeinungen, baS feinem 2Bed)fel Unterworfene unb batjer für alle 3e^ mit gleicher 2Bat)rfyeü (Mannte, mit Einern SBort, bie 3been? (§S tji bie $unft, baS SBerf beS ©eniuS. 8ie wiebertjolt bie burd) reine Kontemplation aufgefaßten ewigen Sbeen, baS 2Befentltd)e unb 231eibenbe aller' (£rfd) einungen ber 2Belt, unb je nac^bem ber 6toff ift, in weld^em fie wieberfyolt, tft fte bilbenbe $unft, ^oefie ober 9Pcufif. 3t)r einiger Urfprung ift bie (Menntntg ber Sbeen; it)r einiges ßiel 5Jcittt)cifung biefer ßrfenntntß." (£)afetbft I. §, 36.) 78 SDie em:pmf$e 2Birflid)feü in Statur unb ©efd)id)te liefert bem Mnfifcr ®egeuftänbe, aber nid)t, was baS 2öefentltd)fie ift, bie gorm feiner 2)arftettnngen , burd) bie er uns bie ewigen 3becn jur Slufcbauung bringt. SD^it 9Red)t nennt bafyer ©$»= penbauer bie ÜRcinung »erfetyrt unb abfurb, ba§ bie ©rieeben baS aufgeteilte 3beal mcnfd;(td)er 6d)önl)ett gang empirifd), bnrd) 3ttfantttienlefen einzelner feböner £beilc, fn'cr ein föne, bort einen 2lrm entblögcnb nnb merfenb, aufgefuuben Iwtten*) nnb ba$ eben fo 8^afefyeare bie nu$äl;lig mannigfaltigen, fo wahren, fo gehaltenen, fo aus ber £iefe ^ausgearbeiteten ßbaraftere in feinen ^Dramen, aus feiner eigenen (Jrfaljrung im SBeltieben fid) gemerft nnb bann wtebergegeben t)ätte. „(*S ift offenbar, $>a$ ber ©eutuS, wie er bie Söerfe ber bilbenben Stnnft mir burd? eine alntbenbe 5(nticipation bcS 3d;önen l)er= oorbnngt, fo bie Sßerfe ber SMdjthtnft nnr bnrd) eine tbcn foldjc ?(nticipatton beS &l)araftertftifd)en ; wenn gleich betbe ber fc faljrung bebürfen, als eines <2d;enta'8, woran allein jenes ifyntn a priori bnnfcl 23cwugte jur oollcn 3)cutlid;feit fyeroorgernfen wirb nnb bie SOcögltdjfeit befonnencr 3)arftellung nunmehr ein* tritt/' (£>ie SBelt als SBitte nnb £orjtefiung I. §. 45.) „Die (Stfafjrung nnb 2Bir!Iid)feit l;ält bem Snteliect beS ßünftlerS menfd)lid;e ©cftalten oor, wcld;e, im einen ober anbern £t)eil, ber Üftatut mebr ober minber gelungen finb, ilm gletd)fam nm fein Urttjeit barüber befragen, nnb rnft fo, nad) 6ofrartf$er Ü)cetl)obe, ans jener bunfeln Slnticiparion bie beutücfye nnb be= ftünmte (Menntntf* beS 3bealS t)eroor 51uf gan$ analoge SBeife ift bem £>id)ter, $ur 3)arftellung ber £l)araftere, eigene drfabrnng nü^lid; nnb nötfyig. Denn obgleich er ni$t nact) ber (h'fat;.rung nnb empirifetyen ^coti^en arbeitet, fonbern *) SDtcfe a&furbe Meinung finbet fid) 3. 23. oei 23üfcf;ing, welcher fagt : „SBcil bie f>cc^)fte ©cfjönfyeit in aßen feilen tint§ ganzen 2>inge3 j. 23. etne§ metifcJjttdjen itörperö, nodj nidjt gefunben Sorben, fonbern gemeiniglich btefe über jene Xbetle in anbern fingen fcfyöner gefeiten roerben, ober roenigftenö gebaut werben fönnen: fo roäfylen bk großen Jüünftler fcfeöne Xr)etfe aus oielen einzelnen frönen ©ingen, unb »erbinben biefei6en in eins. £)a3 barau§ ent* ftebeitbe jlunftwerf roirb tbeaüfcf; fcfyön genannt." (2Ieftf)er. £er;rfä'£e unb begeht §. 22.) 79 nad) bem Haren 23ewngtfent beS 2Sefen$ ber äRenfd) f)ett, wie er fold)e3 in feinem eigenen Sintern fhtbet; fo bient bcct) biefem 23ewngt[cin bte (Srfatnmng jnm 6d)cma, gibt t()iit Anregung ttnb Hebung. 6onacb erhält feine ßrfenntnig ber menfd)tid)eit Statur unb il;rer Serf$ieben$eiten, obwot;! fte in ber $auptfad)e a priori nitb aittictptrenb »erfährt, bod) erft bnrd) bie (Srfafyrung geben, 23eftnitmtf)cit nnb Umfang." (£afetbft II. &ap. 36.) £>aS td)k ^ttuftwcrf entfprhtgt alfo weber rein oon Sunett, nod) rein mix 2utgen, fonbern aus ber Innern (lonception ber ewigen 3^cen, W bnrd; bie ändere 91ufd)auung beö entpirifcf) ©egebeuen hur gcwedt wirb. 2Ba3 ber ec^te ^ihtftler nad)= bilbet, ift alfo utd)t tu empirifd)e (h-fcfyetnung, fonbern bau in ihr (Srfcfyctnenbe, ba$ SBefctttlicbe nnb 2öabre. SBeitn <ßlatou, beffen S^cen als baS wat)rf)aft 6etenbe, baS immer ift, aber nie wirb, ncd) vergebt, als bie ewigen ilr^ büber ber einzelnen Dielen, in $dt nnb Otam erfcfyeinenben, »ergäugtidjcn SHnge, ber eigentliche ©egenjianb ber ^unftnad^ al;mnng ftnb, — bennod) mit 23erad)tung Don ber nad)al)menbett $unft fpr ad; nnb bie 5Dtcf)ter als üftadw inner aus feinem Staate oerbannt wiffen wollte (9tep. X.); fo fam bieS baber, bag er l)ier bie $unfi mir als gemeine ^ad)al;merin ber einzelnen, emptrifd)en SMnge oor fingen tjatte, wie bieS beutüdj) aus bem 23eifptel oon ben dreierlei ßagergeftelien t)eroorgef)t , betten breierlei äRcijier entfpreeben, inbem baS urfprünglid;e, was in ber 9iahtr ift, ober bie Sbee beS £agergeftelts oon ©ort l)tx= rüt)rt, baS ^weitc als einzelnes oom 3iuunermann gemad;t, nnb baS britte oom Dealer bem 3nmnermann nachgeahmt wirb. <£>ätte ^piaton unter beut ltadiabmenben ^ünftler nict)t einen fotdjen „mit beut brüten (Sr^engnig oon ber 9catttr an" 33e= febäftigten oerftanben, fo t)ättc er attbcrS gettrtljeitt. £>enn ber wafyre 9cad)af;mer ift gerabe mit bem in ber 9?atitr ßrften, ben ewigen Sfreen ber £)inge befd;äftigt, bie er uns im (Sin^elnen $ur 2utfd)anmtg .bringt. Sa biefem @inne fagte batjer 2(rtftoteleS t)it 9?ad)af)mung als baS SQBefen 'ber ßunji auf. 31;m ift t>k [il[ir]<5Lg nid;t btoge 9iad)af)mung beS Dcatürltcben, xck .es bie gemeine ängere 2Birflid)feit barbietet; fonbern, wie ans feiner iBergleidmttg ber *ßoefte mit ber ©efd)id)te int 9. &ap. ber $oeti! ;nnb fobann aus ber 21eugerung (Sap. 15. fyeroorgetjt: 80 „$>a bie £ragöbie £>arfteliuug bcr 23effcrn ift, fo muffen wir bie guten Dealer nacfjafymeu, £>enn inbem ÜDtefe bie eigen= tf)ümlid)e ©ejiaft abbitbcn, machen fte jte ^war ä'bnltd;, aber bod) fcf)öuer* ©ö muß and} ber ÜDicfyter, wenn er ^ornige, gleid)gültige nnb anbere berarttge (Efyaraftere barftellt, ifynen eine eble «Seite abgewinnen, töte e£ 2tgat()on uub <§omer bei SltöttleS getfyan tjviben," — bem 3lrijiotele8 ift, wie aus bicfen «Stellen jur (Genüge bcroorgefyt, bie füuftlcrifd)e üftadjatymung 2lbbübung beS 2Befentlid)cn , allgemeinen, (Swtgen, Sbeaten, $>tö in ben einzelnen fingen uub $er()ältuiffen jut (Srfcfyeinung tommt Uub in biefem Sinne ftnb nt#t ^txoa bto8 bie oorpgS-- weife objeettoen, b. (;. bie einen ©egenftanb ber D^atur ober beö SJccnfcbentebene barftelteubeu fünfte, bie Seulptur, Malerei nnb in ber ^oefie bie eptfdjc uub bramatifd)e, uad)abmenb, fon* beru and) bie fogenannten fubjeetioen, bie üUhtjtf nnb bie Ityrtfdje ^>oefte, ftnb cö. £>enn ber Itnterfcr; ieb jwifdjen objeetto nnb fubjeetio betrifft bier nur ben Ooegenftanb, aber uid)t bie 5lrt ber £>arftel(uug. 2öot;t ftnb in ber 9Knjtf nnb Iorifct)en *Poefte nid)t objeerioe ©eftalteu, tebarafterc uub -jKrnbtungen, wie in ber Seulptur, DJcaterei nnb in ber epifd)en nnb bra= matifdum Cßoefle, fouberu fubjeettoe 3uftäube nnb Stimmungen ber ©egenftanb ber 9?ad)a Innung; aber bem ungeachtet ftnb, xoa§> W 5lrt ber üDärftetlimg betrifft, and) ^it üDlujtf nnb lr;nfd)e *Poejie objeetioe fünfte, wie überhaupt baz SBefen ber $unft in ber Dbjecthutät beftet;t; benu, wenngleid) ber ©egenftanb t>er £)arfte(tung tu ber Üftujif nnb lorifcfyen <ßoefte ein fubjec-- ttoer ift, ba biefelben nur innere, fubjeettoe 3wflänbe uub Stimmungen abbüben, fo ift bod) bie 21 rt ber Slbbübung eben fo objeetio, nnb c>it üftadjafjmuug ^hm fo nur auf i>tö allge^ meine, ibcate SBefeu jeuer innern, fubjeetioen ßuftanbe gerichtet, wie bte 9t\tcr;at)mung ber ülafttfcfyeu fönnft auf ba$ allgemeine, ibeale 2Befen ber objeetioen ©eftalten. S)a3 SBofjf nnb 28er)e, t>a% bie SJhtjtf buret) £ö'ne auSbrüdt uub bie oerfdnebenen, ±t>ei(e ermuttngenben, fyäfö nieberfd}tagenben, tfyeils Reitern, ttjcilö traurigen, fei e§ burd) bte Dktur in ifjrem 2Bed)feI, ober buref; menfcbticfye greuben nnb Reiben, bureb greunbfd)aft nnb getnbfd)aft, Siebe nnb £a§, Streit unb grtebe, ober fonft wie 81 veranlagten Stimmungen unb ©emütf)3betocgungcn, welche bie lprifd)e *ßoefte reranfc^anltc^t, jinb ttid)t t>w iubioibitelten @m= pftnbuugett unb Stimmungen nur biefeS (Sütjeltten, ber jetjt unb tu er \\d) fo ober fo freut ober leibet, fonbern a Kg cm ein menf$lid)e, wie fte Jeben in ätmltcber Sa^e ergreifen tonnen, ^itbem ber Ipüfcfye £>td)ter ober üRujtler einen fubjeettoen 3u= jtattb abbitbet, fafjt er bie ctoige 3bec, btö allgemeine Sßefen bejfelben auf, inbent er alte* Untoefentlicfye, 3ufäfö9e> jeitliite baran oott beut 3ßefentlt$en , dtoigeu unb allgemeinen abfon= bert, fo i>a% btö 33ilb beffelben nid)t nte(;r blo3 btö Snhere btefee einzelnen, raumltcf) unb $ettltd; begrenzten ^nbioibutuns enthüllt, fonbern uns einen 33litf in bie iuuern 3uftünbe unb Stimmungen tbutt lägt, in bie überhaupt ba8 mettfcblid)e §er$ hei oerfcfyiebenett $erautaffungen oerfe^t totrb. 28tr muffen baf)er biejenigen mobemeu Stmfer auf* Scbärffte tabelu, bie, wie feilte it. ${., uns nur mit il;rer eigenen inbioibuellen Eifere unterhalten, bie alfo beu fubjeetioen ©e genftaub ber huifcfjen Sßoejte au$ auf eine fubjeetioe perföttlidje 51 rt bebaubeln. S)a« ift oö'llig unpoetifd;. ^3erföuttct>feiten gehören anbcr*wol)iit, aiö in bie ^Poefte. 2>te ^erautaffung nt einem Siebe mag tm= merfytn eine perföitiicfye fein unb im Siebe berührt werben, tote e$ hei oielen $ora$ifd)en unb in ber neuern ^oefie hei bat ©öWfcbeu Stebem ber galt ift; aber ber eigennute Sutyalt unb ®el;alt bc3 Siebes litug ftd; über bau rein ie ©ebanfen unb (Smpftitbuitgeit, bie ber fallenbe 33aum tu §ora§ angeregt, (Od. IL 13.) tonnten eben fo gut oon einem anbern lebensgefät)rltd;en galt angeregt werben unb gelten bal;er für alle älmlicftc gälte. 9ta fold;e Sieber bafyer fpreeben altgemein §um «perlen unb werben allgemeines (£igeit= u)um, in betten itö rein $erfönlid)e , Sitbioibuelte in bett hinter gruttb getreten ift, unb nur ber lebhafte 2luöbrucf ber Stimmung, fei es ber greube ober ber Trauer, be£ ÜJcutbeS ober ber 9äcbergcfd)lagent;)ett, ber Hoffnung ober 33eforgni§, ber Siebe ober beS §affe$, ber ($Hntrad)t ober B^tra^t, (feien biefe veranlagt burd) natürliche, ober gefelligc, ober polütfd)e, ober religiofe 23erl)ältttiffe) bett Snfjalt btlbet, unb fte §um 6 82 ürfyo für bie altgemein mcnfcfy(id)eu ©tfmmungen unb ®tmMfi* beroegungen bicfer 2fr t mad)r. lieber, bic »egen ifyrer perföiu liefen 33e$tel)wtgen unb Slnfpichutgen ju fetjr eines Kommentare bebürfen, wie bei mannen (^ötbe'fdKit bet galt ift, fönnett $roar öle! $ßoettfd;cö enthalten, aber ber Popularität werben fie flcf> nimmer erfreuen, ba fie nid)t allgemein oerftäubiiet) finb.*) £>ierau3 ge$t jur Genüge beroor, bafj aud? in beu fo= genannten f u b j e c 1 1 o e n fünften , ber SQhtfif unb Iprifcfyen ^oefie, obg(eid) ibr ©egenjianb oerfdneben i\t von bem ber objeetioen, bennod) t>i^ 2(rt ber 9 t\i cb a l) m u n g, biefelbe ift, wie bti btefen. *) (Bötbc's £ar$reife im 2Binter fyat einen befonbern Kommentar fcon R. 2. ^annegiejjer fceroorgerufen, bei beffen ^Beurteilung ©ötbe feibft (in ßunft unb 2fltert&. IN. 2.) eingeftebt, bajj bicfcS ©ebiebt fefjr ferner ju cnt= wiefetn fei, weit e§ fiel) „auf bie ötleroefottberften Umftänbe" beliebt, bie er beim aueb barfegt. $ei biefer ©clegenbcit fagt ©ötbe: „2BaS »o« meinen arbeiten burc§au§, unb fo aueb oon ben flehten ©ebiebten gilt, i}t. bajj fie alle, burcl) mebr ober minber bebeutenbe (sklegcnbeit aufgeregt, im unmittel* baren Slnfdjauen irgenb einee ©egenftanbes oerfa§t werben, beöbalb fie ftcf> nicfyt gleichen, bar in jebocl) ü b er ein fo mitten, t>a$ bei befonbern 5u§errt, oft gewöhnlichen Umftanben, ein SUIgemeincs, 3nneree, ^pöberee bem Dieter r-orf djwebte." VIII, Hnferfduct) ber äjlf)cftfd)cn imb moralifd)en Scurf&eilung, 5(eft()ctifd) gelungen ftnb in einem (£po8, Otontan ober SDxama bic Qtyataftete, wenn fie cotifequent bnrcf^efüljrr, b. [;. wenn fie gletd)fam nur ^crfcnificattcncn eines kfttmmtcn $räbt= cat§ ftnb, genta tu etuer kfttnunten C^t^cnfd;aft aufgeben, Der alte Steuer bc$ £>aufe§ muß bte perfomftärrc breite unb $nljanglt($fcit, ber 9?arr bic perfouificirte 9carr(;eit, ber 2ar= tfiffe bie perfomftctrie £cud)ciei unb <2d)etnktltgfcir, ber $rak ler bie perfotuftetrte ©rofjfpredjeret, ber 25o§i)afte, ber Ötänfc= fnd)ti^e , ber §arti)cr$ig,c , ber ©einige, ber Werfet) roenber, ber $ür;nc, ber geige, ber Verliebte, bie ßcniuerre, bie ^ßrübe, bie (Smpfutbfame, bie SBtberfpenfitge, — fürs jeber (Sftarafter nut§ t)k ^erfötperung biefer gan$ kftinmUcn, Um kl;errfc|)enbeit (£tgcnfd)aft fein ; nnb gau$ barin aufgeben , möd)te mcralifd; btefe (£tgenfd)aft and) nod) fo »erwerflid) fein/) *) hiermit ift uicfyt gefaxt , i>a\$ ber 2)icf)ter »om abftracten begriff ber (Sigenfcttaften ausgeben unb al§bann erft t)interf)er ju tiefen bte ifmeu ent* fprecf)enben J$erfonen unb £anblungen erbieten feil. Otiten folgen, nur einfache, einförmige ^egrippuppen, „Magere ©erippe »on Saftern unb Xugen- ben" un§ »r>rfüi)reubcn £)ict)ter nnirbe mit Diecfyt ber Xabel (in 2efftng'3 £)ra* maturgie, 92. ©tnef) treffen, ben -§urb über bie 2)arftellung einfacher, unt>ermifcf)ter Öeibenfcfyaften ausfpricfyt. @o ift afcer bie ^erfonifteation ber (Sigenfcfyaften t>ier ntdjt gemeint. «Sonberu ber £>id)ter füll uns jttjar foldjc Gfyaraftere »erführen, bie r>cn einer Ijerrfcfyenben ©runbeigenfcfyaft befeelt ftnb, in bereit 2)ienft alle ifyre anbem triebe unb Gräfte fielen, t»i^ jebocfy, wie £urb an 6f)afefpeare'$ (Ef>arafteren rüljmt, i£>re tvefentiidje unb Berrfcfyenbe 6* 84 9lifyt% tft bem Didier unoer$eti)lt$er, als feine ßfyaraftere au§ ber £Rotle fallen §u lajfen, mäfyrenb mir im Seben fe^r oft münfd)en, t>a$ biefer ober jener uns t^tberro artige (Etjarafter aus ber Ü^olle fallen möd)te. 5ln bem fefieu, unerbittlichen £>urd)füf)ren ber £(;araftere, an biefer eifernen (£onfequen§, erfennt man bie ©röße eine£ ferner, ©oplmflcs, 6bafefpeare, ßeroanteö, ©tftfje. könnten mir un3 genuinen, bie un$ im Seben begeenn etmaS Ruberes ift e8, bie geiler ber 23ornef)men nnb $eid;en, bie geiler ber ^egierenben, ^riefter, Krieger, (Mehrten nnb ©emerböleute, t)k geiler ber 3ünglinge nnb ©reife, ber Männer nnb SBeiber, äftfyettfcty, unb trieber etmaS Ruberes, fie moratifc|> auffaffen. £>er llnterfdueb beS äftf)etif$en unb moratifd)en UrtfjeilS, ben ftd) flar gu machen fetjr mistig unb nottjmenbtg ift, bamit fid) nid)t bie Wloxal unbefugte Eingriffe in $>a$ ©ebiet ber ^unfi ertaube unb man nid)t äfttjetifd) (£tma$ oer= merfe, meit es moratifd) mißfällt, nod? moralifc|) (StmaS billige, metl e$ äftfjettfd) gefällt, — befielt mefentlid) in golgenbem. (gigenfefjaft nur gelegentlich, fo rote bie Utnfta'nbe eine ungezwungene 9teufje* rung berfet6en r-eranlaffeu, an ben £ag legen, al\o eigentlich „cfyarafterifute ^erfonen", nkfyt „perfontficirte (Sfyaraftere". (Sgl. Sefftng'S Dramaturgie, 83. etücf.) 85 3n ber äftf>ettfd;en ^tuffajfung unb ^Beurteilung »erhalten wir unS nt$t als (§in$elne jum einzelnen 3)ing ober Vorgang, wir fteEen alfo nic^t mit unferm mbnnbuellen Sßitteu gorbe^ rungen an baS (Einzelne, baß eS biefeö ober jenes, fo ober anberS fein feile; fonbern wir betrauten es, in mbiotbualttätS= nnb wtlienlofer ßrfennttüß, sub specie aeterni, b, 1). int 2id)te feiner ewigen 3>bee, inbem wir eS generell, als d>arafte= riftifdje (Srfdmmmg eines allgemeinen SöefenS, einer (Stattung, auffajfen. 2Bir fel;en alfo im inbtotbuelicn, räumlicf) nnb $eit= üä) begrenzten, in tiefen ober jenen canfalen 23e£tel;ungeu ftefyenben SDing nid;t eS felbft nnb feine iubioibuellen 23e$ie= Imngen, fonbern feine räum- nnb jettlofe 2>bee, fein 2öefen, feine ©atrung, 2SaS uns baber, wenn wir eS als ein (£in$elneS , SnbioibuelieS auffaffen , mfällig nnb unwefentltd? erfcfyetnt nub bafjer uumfrteben mad)t, baS erfd;eint unS, im 2td)te feiner 3 bec gefeiten, als ein 2öefenttid?eS, allgemeines nnb !ftorl)wenbigeS, nnb ebtn baburd) wirft bie äftbetifd)e 33e= tracfytung berul)igenb; beim fie befreit uuS oon bem läftigeu gorbern nnb ftiengen ©ollen, alfo überhaupt oon unferm inbi- oibuellen SBttten, ber bie Duelk alier Unruhe nnb alier Dual ijh 6o lanu eS beim lommen, $>a$ SDütge, bie wir moralifd; mißbilligen nnb oerwerfen muffen, $♦ 33* Wloxi>= nnb 6d;lad)t= feenen, bennod) äftljetifd) uuS gefallen unb m ©egenftänben ber ^unflbarfteltung ber Malerei unb Cßoefie werben. 2Bäre eS nun nid)t ein unbefugter Eingriff ber Ttoxal in bie ßunfi, if)r foletye ©tütfe p oerbieteu, weil fte oom moralifd;en ©tanbrmnft oerwerflid; ftitb? 3n bem moraüfcf)en Urtfyeile oerljalten wir uns $war au$, wit in bem äftl; etilen, nid)t mel)r als einzelne egoiftifcfye Snbioibuen p tun fingen, benn bie moraüfcfye Billigung ober Mißbilligung ift feine eigen nü^ige, bie einen (Eljarafter ober eine ^anblung nur barum billigt ober oerwirft, weil fie unS nütjen ober fcfyaben, für unS gut ober fd?led)t finb; fonbern, fo wie wir in ber äfti)ettfd;en 5luffaffung baS an fid) 6d?öne, fo beurteilen wir in ber moralifd)eu baS an fid) ©ute. SDaS moralifd;e Urtfyeil fyat alfo mit bem äftlj et tf d;en bie objeetioe eiligem ei ugültigfeit, wonach eS frei ift oom inbtotbuellen (Gefallen unb belieben, gemein. 5lber ber große llnterf d)ieb 86 $roifcbeu beut afif)etifd?en intb moralifd;en VLxfytil hkibt bod) immer btefer, baj3 nur uns in jenem rein contemplattr, alfo millenloS, in kfykm (jmgegen wollenb unb forbernb i>crf;alteiu 3m äfr()ettfd)eu Urtbeü ift bcr ©egenftanb unfern 23e, urttjeihun] bie ßrfd» eiuu ng unb ber SKagftab, wona wir jte beurteilen, tt;rc etgentpmtidje 3bce. Qtntfpxityt fte biefer oofffommen, fo nennen »tr jte fd)öu ober foemgjleng <$arafie* riftifd), unb jtnb mit ibr aufrieben; im entgegengefe^ten gaffe erregt fte unfer äftbetifd)e* Etötfjfallen. 2Bir ge(;cn alfo im ajtljetifdjen Urteil nidrt über t>k Sbeen ber SDinge, ober über U*, »ad fte mefcnttid) ftnb, t)inaus. 3m morattfdjcn Urteil hingegen bleiben mir nid)t bei ben 3been ber £>tnge fielen unb aeben nus alfo §. 33. nid;t aufrieben, locnn ein Ungerechter, ein ©et$al8, ein 23öfcitüd)t, nur red)t confeauent ber 3bee ber tfngeredjttgfeit, bee ©ei^ee unb ber 23oofy febön! 9(ber, moralifd; erwogen, bk entfestigen Sünben, Hebel unb Seiben angefefyen, bk biefe fo feböne unb cfyarafte- rifttfebe SBelt in tbrem Scfyooße birgt, mug man bk Setmfucfyt nad) einer beffern -SBelt empftnben unb Schopenhauer ba^er betjtimmen, wenn er fagt: „p. febn ftnb bk £inge freiließ fd)ön; aber jte ut fein ift ganj etwas Ruberes," (SDte Sßelt als 28iüe unb »oiftelL n. <&: 579.) 28 tr muffen alfo bie aftfjetifct^e Stuffajfnng unb 23 eurtlj eilung burebaus fonbern öon ber moralifcben unb tonnen ber Tloxai feiuerlei 23cfugniß erteilen, ftcb in bas ©ebiet ber tatft ein- nuntfcfycn unb if;r gewiffe Stoffe oor$uf$retben, anbere bagegen ut »erbieten. & a n t untertreibet treffenb bie ä ft 1; e t i f d; e oon ber moralifcben ©üte, inbem er fagt: „Selbfl bte ßafter unb 87 moralifdjen ©cbrecfyeit führen öftere gletcfjwobl einige ßü^e be£ ßrbabenen ober Sd)öuen bei fieb; wcnigfteuS fo mie fte unferm ftmtltd)eu <55cfn£>t erfreuten, obne burd) Vernunft geprüft gu fein. SDer 30V11 e^lc§ gur&tbaren ift erbaben, wie 3(dulle3 3orn in ber SXiab'e. Uebetbaupt ift ber <§elb beS £omer fd)recfltd) ergaben, ber beS Birgit bagegen ebel. Offenbare, breifte fftadje nacb großer 23cleibiguug l;at etwas djroßeö an )id), nnb fo unerlaubt fie and; fein mag, fo riibrt fte in ber (£r$äblung gletdjwobl mit ©raufen nnb 30 ob [gefallen. 211$ Scbad) dlatix §ut 9Za$t^eit oon einigen $erf$woruen in feinem 3eltc überfallen warb, fo rief er, roie «ganwaty erjagt, nad;bem er f$on einige SBuubeu befommen nnb jtd) ooll Verzweiflung mehrte: (Srbarmung! id) will (£ud} Tillen oergeben. (Siner unter tljncn antwortete, inbent er ben Säbel in bie <£>ö'be fyob: $)u t> aft feine (£rbarmung bewiefen, nnb oer^ bie njr aud) leine. dntfd)loffenc Verwegenbett an einem Scbelme ift böd>ft gefäl;rlid), aber fie rübrt bod) in ber (£r= jäblung nnb felbft, wenn er &u einem fcbäublidjen £obe gcfcfyfeppt wirb, fo ocrebclt er it)it bod) gewiffermagen baburd), ba% er ü;m tro^ig nnb mit Verad)tung entgegengeht. SSon ber anbern Seite i)at ein liftig ausgebauter Entwurf, wenn er gteid) auf ein Vnbenftüd ausgebt, (£twaS an ft$, ba$ fein ift nnb beladet wirb. Vublcrifd)e Neigung (Goauetterte) im feinen Verftanbe, namlicfy eine ©efltffen^ett, einzunehmen unb $u reiben, an einer fonfi artigen ^erfon, ift oielleid)t tabctl)aft, aber bod) }d)ön unb wirb gemeintglid) bem ebrbaren ernftbaften 51nfianbe oorge= ^ogen." (Seobad)tnngen über ba$ ©efübt beS Scböncn unb (Murbencn, 5(uSg. o. 9tofenfran$ o. 405 f.) @ du 11 er rennet $>a% Stellen unter bie uftaf^ettfifen ©egenftanbe, aber uid)t, weil eS unmoraltfd), fonbern weil e3 tt\\x\§> „2lbfolut = 9HebttgcS" ift. „(£tn $tenfd), ber fttet)tt, würbe für jcbe poetif^e Darftellung iwn emftljaftem 3uba(t ein l)öd)ft oerwerfltd;eö Dbject fein. 2Birb aber btefer 2Jcenfd) ^ugleid) $cörber, fo ift er $war moraltfd) nod) oiel oerwerftieber, aber äftfyettfd) wirb er baburd) wieber um einen ©rab brauchbarer, derjenige, ber fid) burd? eine Infamie erntebrigt, fanu burd) ein Verbrechen wieber in etwas erbost unb tu unfere äjifyetxfcfye 5l$tuttg reftituirt werben, Sennin 88 ber äftbetifdjen Veurtbeüuug fef)eu tr>tr auf Me $raft, bü einer moraltfcbcu auf bie ©cf cfemagt^f ctt. ^raftmanget tfi etroaS Söera^tlic^eö r unb jcbe <£>anbhutg, bie un$ barauf fcbliegen lägt, tft e£ gleidnalls. 3ebe feige unb trtbrige Zbat ift uns roibrig burd) ben färaftmanget, ben fte üerrätt) ; umgefefyrt fauu unö eine teufltfd)c Zhat, fobatb fte nur Greift oerrätt;, äfl:f> et tf gefallen. (Sin £iebftat)l aber ^eigt eine frtecbenbe, feige ®e= ftnuung an; eine sD?orbtf)at f)at roentgfteuS ben (Schein oon föraft, »enigjlcttö rietet [xd) ber ©rab unfereS SntereffeS , t)tö mx äftbctifd) baran nehmen, nad) bem ®rab ber föraft, ber babei geäugert korben ift." (©cbanfen über ben ©ebraud) be$ ® enteinen unb fiebrigen in ber ßunfi.) Uebcrcinftintntenb hiermit fagt ßeffing (^Dramaturgie 79. Stüd): „Oücftarb ift ein abfcbeuticfyer Vöferoid?t; aber and) bie Vcfcbäftigung unferö 5(bfd)cuce ift nid)t ganj ofme Vergnü= gen, befonberS in ber 9kd)af)muitg. 5htd) btö Ungeheure in ben Verbredjen ^artieipirt oon ben Qmtpfutbuugcn, roetd;e ©röge unb Mtyitlmt in un8 einreden, 2ütcs, roa§ Oftc^arb tt)ut, ift ©reuet; aber alle biefe ©reuet gefd)cf>en in 51bjtd)t auf (StroaS, Otid)arb i)at einen $tan; unb überall, wo mx einen $(an roab;r= nebmen, rotrb uufere Dceugterbc rege; irir »arten gern mit ab, ob er ausgeführt rotrb ro erben, unb roie er e£ rotrb »erben; trir lieben t>az 3»etfmagtge fo fefyr, bag es un§, au$ unab* gängig t>x>n ber ÜRoraltta't bee 3ir,ec^, Vergnügen geroäbrt." 2Bäf)renb bie DJcorat Verleugnung unb Verneinung ber bofen Vegierben, Vcfämpfuug unb Veljerrfdjung ber oerberb= liefen Effecte unb £eibenfcr>aftcn ferbert, alfo an bie stelle be$ 3orns Sanftmut^, an ok Stelle bes 9Mbe£ 2öof)(roolten , an bie Stelle ber Otadjfucfyt Verfo£)itttd?fett, an bie Stelle be£ £odmtutt)S S)entutf) u. f. ro. gefegt rotffen mit, fo gel;t bie äftbettfebe £arftellung gcrabe barauf aus, uns jene o erb erb liefen Effecte unb 2eibenf$aften, in tfjrer oollen &raft unb ßonfe* quen$, in ibrer ungebrochenen Energie unb (£ntfd)iebent)ett oor bie fingen $u führen, unb je treuer, $arafteriftif$er fte uns biefelben abfpiegett, befto gelungener ift it)r SBerf. 3)er £)id)ter t)at fid) batjer oor allen fingen an bie £ora$tfd)e Dteget §u galten, %tbm feinem ßfyarafter gemä'g 89 reben unb Rubeln §u laffen; ob biefer fefyarafter aud) ein moralifd) guter unb $u büligeuber fei, ba& flimmert um ntd^t. Aut famam sequere, aut sibi convenientia finge, Scriptor. Honoratum si forte reponis Achillem; Impiger, iracundus, inexorabilis, acer, Jura neget sibi nata, nihil non arroget armis: Sit Medea ferox invictaque, flebilis Ino, Perfidus Ixion, Io vaga, tristis Orestes. Si quid inexpertum scenae committis, et audes Personam formare novam: servetur ad imum Qualis ab incepto processerit, et sibi constet. (Ep. ad Pisones, 119-128.) dlad) ©djellefö Ueberfc^ung: ^foljj' im Schreiben entweder bem 9iuf bu, ober erbiete, 2BaS ftd) »erträgt. 2Benn neu tm »ereftrten Stcfjitle^ bu barfteflft, itnfauf, äornift unb taub für bitten unb heftigen Sinnes (Sag' er ber Siechte ftd) tos, unb ertro^e mit SSaffeu ftd) Meö. ft-red) fei, rttc^t 51t Dehnungen SSKebea, »rvätfyrifd) %x.ion, 3no flagenb, unb finfter Dreft, (anbflud)tig i>k 3o- 23ringft jur 33üfme bu nimmer Vernommenes, röagft bu ju Gilben 9teue ^erfenen, fo fitere fte burd) junt dnbe, fo roie fie 5tuf im Anfang traten, ftd) felbft gleichmäßig gehalten. SBenn SCrtjlotele* (am 6d)(u§ bc8 2. £ap. ber $oetif) fagt, bie £ragöbie ftelte bte 9J£enf$en beffer, bie föomöbte f et) t echter bar, als fte mrflid) fütb, fo bewerft &t)nftian 2Bal§ in feiner Ueberfejjung feljr richtig ba$u: „Wim mürbe $H'e3 mtjjtterjietyen, trenn man ben Uutcrfd)ieb beiber ^unftgattungen in einen moralif^en ©egcnfajj fe^en trollte; fonbern bte £ragöbic gebraust, tote ba% (£po§, bocfyftebenbe *perfonen, beren Saaten unb <5d)tdfate ein allgemeines Sntereffe erregen unb Stoff §u einer erhabenen £)arfteüung bieten. £>ie domöbie, treibe bie 5llbernt)eiten ber SKenfcben perfiflirt, mät)lt U;re $tb ben au§ ben Greifen be$ gevoöfmltcfyen ßcbenS, unb inbem fie bie Mängel ber ganzen ©attung auf einem Snbtotbuum concen= trirt, ftellt fte tfyre ^erfonen fd?led?ter bar als fie fid) in ber 2Birf= ti^feit ftnben," £>er ©egenfa^ £tmfd)en beffer unb fcfyledjter ift atfo tner fein ntoratif$er, fonbern er bebeutet nur fo tuet, als ber ©egenfatj ^toif^en bem (Srtjabenen unb fiebrigen, bem (£blen unb ©erneuten. $)emgemä§ ift es benn auefy $u oer= fielen, trenn 2lrtftotele3 oon ben £t)arafteren ber Sragöbte (am Anfang beS 15. ßap.) $uerjt forbert, t>a$ fie gut feien. 90 {jizqI de ra rj&rj rtttaga bötlv, a§ bier gut nicht im (Sinne moralifd)er Feinheit unb Sd)ulbloftgf'cit $u oerfteben fei, fonbern nur fo oiel bebeutet, aU ebel, gel)t aus fofgenbet Stelle beffetben dapttclö beroor: „$)« aber bie Xragöbie ©arjlettuug ber 23cffcrn ift, fo muffen wir bie einten ^Dealer uad)al)men. Denn inbem biefe bie eigentümliche ©eftalt abbilben, mad;en fte fte jroar cifjnltd) , aber bod) fd)öner. So muß and) ber Dtd)ter, trenn er zornige, gleichgültige nub anbere bcr= artige (Sfyaraftere barftellt, ibnen eine eble Seite abgewinnen, wie e£ Slgatbon unb £>omcr bä 2ld)tlfc§ getrau fjaben." (9cad) SBalj.) UcberbicS ^eigt fdwn bie Definition, bie Slriftoteles im 13. Gap. öon bem trao;ifci)cn (£barafter gibt, ba£ er uämlid) bie Dritte halten muffe §wtfdj>en bem völlig Sdjntlblofen, unreif bient Untergcbeubcn, unb bem gemeinen, feine Strafe oerbie= nenben 23öfewicbt: „(*§> bleibt alfo nur ber OTttelweg §n>tf$en biefen übrig; nämlich; eine ^erfon, bie fief) roeber burd) £ugenb nnb ©ereebtigfeit au^eidntet, noef) wegen Safter unb (S$Ied;tig- feit in Uugliuf oerfe^t wirb, fonbern wegen eines gel)ter3, nnb $war eine fold)c, wcld)e in großem 9tuf)m unb ©tue! ftebt, wie Cebtpu3 unb 2i)r>eftcö unb lic glän^cnbcn Scanner au§ folgen ©efdVlcdUen," — fd)on biefe Umgrenzung ber tragifcf)eu <ßerfon iKmi)tr ba$ wenn Slriftotelcs forbert, ber Gf)rtraftcr folle gut fein, er bamit nic^t moralifc^e ©üte im Sinne bat, fonbern ©röge, (£r{;abenf)eit ber ©eftnnung, ber fiel), wenn auch ber objeetioe ßweef, auf ben fie gerichtet ift, fein moralifcb ^u billigen^ ber ift, t)od) eine eble Seite abgewinnen lägt, woburd) ftc^ ber tragifdje £etb über gemeine, nur aus niebrigen egoiftifctyen 5lbjid)-- ten t)anbelnbe ^erfonen erbebt unb, obwohl fdnübbelaben, bod) unfer TOtleib erregt unb oerbient. Unb i)k$ forbert SlriftoteleS mit Oiecbt. Denn ein gemeiner, ein niebrig gefinnter DJcenfcb würbe, wenn feine ©emcinfycit eine unfcbäblidje wäre, fich unfere Verachtung ptjtefyen, wäre fie aber eine fcfyäblid)e, unfern 5Ibfd)eu erregen. Der ©cmcine ijat bei all feinem Xtmn unb treiben nur fein 3$), feinen perfönüchen Deuten im Singe. Wlvfytt batjer and) ber £cbcnöwanbel eines Sold)en noch fo unfcfyäblid) unb unauftöfjtg fein, ja mtfd;tc er nod) fo oiel ©ute§ tfyun, fo 91 würbe er bod) immer gemein (ein nnb bleiben, nnb ftcr) nnfere $eracf)tung p^te^en, weil er nidjt au§ 2eibenfd;aft, au$ 23e= gctfternng ^anbelt, fonbern nur au$ fluger, [planer 23erecf;uung feinet trbifcfyen ober büumlifd;en 93ort^etIö, Umgefcbrt, ber (Eble wirb »ölt einem t)ö(;ern, objeetioen, allgemeinen S^tereffe bef)crrfd)t, er banbelt aus 2eibenfd;aft nnb bringt biefer fogar fein pcvföutid)eö 2öof;l jum Opfer. Tlödjtc batjer feine 2eibcn= fdmft in ibrem Saufe nod) fo febäbltd) nnb $erftörenb wirfen, fo bleibt er bod;, Don ber fubjeetioen Seite betrachtet, immer ebet nnb erregt im ©IM nnfere 23cwunberung , im Ungute! unfer TOrleib. 3orn nnb £Rad)e finb gewiß nufyt moralifd) p billigen, Unb boeb faun ber oon $oxn nnb ÜRacl;e (Entbrannte ebler fein, als ber bei allem Sd;impf unb aller Sdmube, bie man ifym antbut, rul;ig unb gclaffen 331etbenbe, wenn nämltd) letzterer nid;t au§ ®ro§mutb »ergibt, fonbern nur auö feiger, frtedjenber ©efiuuung, au§ gurd)t, feine (*riftcn$ burd) bie 9tad?e in ©efabr ^u bringen, bem il;u befdmnpfenbcu geinbc 2(llc3 geftattet. 2Ber an§ geigtjeit ftd> rubig befd)üupfen läßt, tji gemein. 2Ber mit Aufopferung feinet eigenen SebeuS Otad;e nimmt, iji im äftbetifd;eu Sinne ebel. 3öer bem getnbe, obwohl er 3)cad)t bätte, ilju ju oerberben, großmütbig oergtbi, iji moraiifcb gut, ^ierau§ ergibt fid), baß $>a$ äftfyetifd) (Eble mit beut mo= ralifd) (&uttn nur oou ber fubjeetioen Seite, oou Seiten ber (^cfiuiuntg, ^ufammcnfälit, nid)t aber au cb oou ber objeetioen, oon Seiten bc£ erftrebten 3wecB. ^^r äfüjetifd) ebie §elb fann mit fdnoerer Sdjntlb belaben fein, tuet 53öfe$, moralifd; ntcf;t §u 9^ed)tfertigenbcö getrau fyaben, unb bod) nnfere 2lcbtung unb unfer TOtleib oerbienen, weil er nid)t au$ niebriger ©e= fiunung, fonbern au§ einem über feine ^erfou biuau3get)enben Sutereffc gebanbelt. $reon %> 23. in ber 2lntigoue bee So= pbofleö banbelt objeetio unmoralifd), aber nid;t gemein. üDer 3orn be§ 2tcbilie3 unb bte 9fatd)fud)t (EorioIanS fiub unmoralifd), aber nid)t gemein. ©in unäftl)etifd;er, weit unebler £elb wäre. 2(d)ille3 §. 23. nur bann, wenn er in feinem 3ox\u fo weit ginge, baß er wegen feiner perfönlid)en Sad;e bie ©rted)en gegen ifyr Dber= l;aupt aufreihte, ober in feiner (Enthaltung oom Kampfe fie 92 fcfyabenfrof) ben Trojanern unterließen fät>e ; benn bann würben wir une mit Unwillen unb $erad)tung von ü;m wegwenben. 60 aber, une tf)n uns <£>omer Gilbert, anfangt heftig unb* unerbittlich $war in feinem ^ox\u, bod) nid?t ofyne 23efinnung, unb nid)t feinem perfönlid)en ©roll bie 6acfye ber ©riechen opfernb, fonbern, als er biefe am f;ärtcften bebräugt fielet, ftd) erbarmenb unb feinem greunbe etltgfett fei, — benn er fann ja, nne roir gefeiten, mit großen gef)lern unb fcfywerer ^d)ulb behaftet fein, — fonbern nur MefeS, $>a$ baS menfcfylicfye 2Befen von feiner eblern (Seite fid) in iv)m abriegele, weSfjalb er $war oon Effecten unb 2etbenfd)aften bet)errfd)t fein, aber in ifmen ntd)t $ur tfyterifcfyen $ot)i)eit fyerabftnfen barf. ©ine SJhitter $. 33. \)ut roie Sftebea, il;re eigenen ^inber mor= t>tt, barf in ber $oefte nicr/t wie eine rofye, füfjtlofe, gemeine ^inbeSmörbertn erfreuten, fonbern, foll fie ©egenftanb bei- hefte roerben, fo muß ber ^inbermorb menfdjlid) motioirt fein; eS muß, roie bä (SuripibeS, gezeigt roerben, roie f$roer Wltbta oon ifyrem ©atten gefränft roorben, wie fie, ^u Barbarin, bie ifmi in bie grembe gefolgt, nad) fold)er ^ränlung, bei ifjrem ftarfen, fjeroifcfyen (£f)arafter, oon teibenfcfyaftttcfyer O^ac^fucfyt entbrennen, unb roie i\)x «£>aß gegen ben treuiofen ©emafyl fid) auf bie unfcfyulbigen ^inber übertragen mußte, fo bafj fie in benfelben nun ntct)t met)r ifyre ^inber faf), fonbern nur Söertyuge tfjrer SRacr;e. üftan muß eS füllen: „£>ie ^inber eines folgen $aterS werben oon einer foldjen Butter gesagt, fte fann fie nicfyt jurücfiaffen unb thtn fo wenig mit t^nen leben." OJtanbgtoffen eines £aien $um ßuupibeS, oon g, 0» Otaumer.) 93 3e confequenter in biefem 6tnne bie $oefte tfi, je weniger fie ftd? unmittelbar anf morattfdje gorberungen einlägt unb tugenbfame ßweefe »erfolgt ; befto fixerer wirb fie mittelbar, burefy treue £)arftellung leibenfd;afttid;er ßljaraftere unb <§>anb= Innren in it)rer Verfettung unb itjren golgen, moraüfcfye 23effc- rung unb 23elef;rung erreid;eu. ÜDenu ba$ menfd;ltd;e ßeben ift fcfyon an ftd) üon moralifd;cr 23ebeutung, bie 3Koral jteeft tief in bem SBefen beffelben , unb ber $>i$ter brauet e$ batjer nur feinem SSefen mfy treu abgufpiegetn, um bclefyrenb, beffernb unb oerebelub auf ba% ^enfd)engefd>lcd)t gu wirfen. Ueberfyaupt mug man ben ©egenftanb ober Stoff ber äfif> etilen ^robuetion oon ber 5irt ber £>arftetlung beffel= btn wol)l unterfdjetben. 60 wie «£>äglid;)e£ auf eine fd;öue SBeife, fo lägt Xtnntoralifc^cö auf eine moralifcfye SBetfe'ftd) barftellen. Verwerflid; fann e$ bal)cr nid)t fein, bag ber SDic^ter un3 unmoralifcfye (Efjaraftere unb £>anblungen vorführt; wot;l aber mügten mir e$ mit Snbtgnation aufnehmen, trenn er un§ biefelbeu aud? auf eine unmoraltfdje SB elf e, mit fid)tbarem Söoblgefatleu an il;rer Scfyted;tigfeit, unb ofyne bie oon ber ewigen ©ercd;rtgfcit ber Sdnttb gugemeffene innere ober ängere «Strafe, rorgufüt;ren wagte, £)er 3)id)ter brandet nid)t moratif$er gu fein, als ba% ßeben; aber er foll au$ nicfyt weniger moralifd) fein, als biefeö- SRag er t>at)er immerhin in feinen Stücfen Unfdmtbige ben Sd;ulbigen, ®ered)te ben Ungerechten, greifjettliebenbe ben £t)rannen, SBeife ben £l)oren, für Zifyt unb SBafnfjeü ßämpfenbe htn gtnfterttngcn unb Sügnem g um Dp f er fallen laffen, wie cö im£ebeu gefd;icl)t; aber er geige aud), mc ber Sieg berufen über bie ©uten gum Siege be$ ©uten über ba$ 23ofe, füfyrt; er geige, mt ber Ungered)te, ber Stffewufyr, ber£tirann, ber Sügner u. f. w., inbem fie $>a$ Seben ber UnfcfyulMgen, ber ©ered?ten, ber greü)eit3 = unb 2Bal)rf)eü$üebenben oerftören unb gerrütten, gugletd? fW) felbfi hk ©rube graben, äugertid? unb innerlich »on ben gurten »erfolgt werben, unb fei es, bag fte gule^t fetbft gur Veftnnung unb Umfeljr fommeu, ober unbelebt oon ben golgen il)rer greoel I;irt weggerafft werben, an ftd? felbft ein (ebenbige^ Veifptel ber ewigen ©ered)tigfeit geben, Unb btefe£ 211te3 geige er ungezwungen, er gelje nid;t oon ber abftracten 94 bereit au3 nnb fud;e fyinterfyer ba$u eine fte r>eraufd)aulid)enbe «^anbtung, n>ie afo^tf^e gabelbid)ter, bie eine abftracte. 3Baf)r= fjett in einem au$ ber Tierwelt entlehnten <551ctd;ntg vortragen; fonbern er fud;e fold;c 33ea,ebeu()eUeu auf, au§ benen nne oen fefbft nnb uatürlid) bie Wlcxai bc§ 5Jcenfd)cn(ebcn3 I)erau$fprid;t, nne e$ in ben £raa,öbieu bc$ <5o:pbcf(es nnb ©tyafefpeare ber gaU tft 3>cun ba$ ^vunfimerf foli uid)t einem augern $\vzät bienen, (ei eS and; ber moratifd)efte, fo ba% man fü[;(t, c3 fei md;t um feiner felbft nullen 1a, fonbern nur Mittel $ur fe retdnuta, einer auger ii)m üe$enben 3tbji$t; tüelmeln- fod e$, wie bie organifd;cn ^aturprobuete, 6elbft$n)etf fein, oonSnncn l)erau$road;fcu, feibftftäubia,cs 2ebeu nnb innere ^Bcbeutung l;aben, woburd? eö eben al£ ein freies Sd;öueS fid; von bem btoö bienenben Singe nehmen nnb ÜKüjjlidjcn unterfd)eibet. 2Ber bal;er \)k $uuft ber Sftoral bienftbar mad)en null, t;at bau 2Befen bc3 8d;önen als eines greten, ^catürlidjen, 8e(bft= ftänbtcjen, nur ftd; felbft Siusfprecbenben unb 23ebeuteuben nod; nid;t begriffen. IX. Set ttagifdje §elb unb ba§ tragifdje ©efd)i£ 2tu$ bemfelben ©runbe, au§ welkem ba$ ^et^eube au§ SBerfen ber fd;önen Shmfi ju Derbannen ift, weil e$ nümttd) ben 23ef$auer aus bor reinen Kontemplation, bic §ü jeber Sluffaffung be3 <8d;öneu erforbert ift, (;eral^iel)t, inbent e$ feinen SBillen bind) bemfetben unmittelbar jufagettbc @egen= fiänbe notl;roenbig aufbringt, woburd) ber 23etrad;ter utcfyt mebr reinem ©ubjeet be$ (Menneuö bleibt, fonbem jitm bebürftigen, abhängigen 6ubject beö 2öolleu3 wirb (oergl. 2lrtl;ur @d)open= r,auer'§ „2Bctt als 2BtKc unb ^orfteltnug'' 33b. I. §. 40 ber feiten Auflage) — auö eben bemfelben ©rnnbe ift baö ©räß- lidjje au§ ber £ragöbte gu verbannen; benn e£ ift ein SfctjeubeS negativer 2trt, ein 3lbfto§enbe§, (SmpöreubeS, 9htu wirft e$ aber empörenb, ben Unfcfyulbigen unb Dtei= nen in fcfywereö Unglüef (türmen unb bagegen feinen $erberber im ©lücfe triumplnren $ü fet;en. 2(u3 biefem ©rnnbe allein baljer ift e§ $u rechtfertigen, wenn 2(riftotele3 in feiner ^Soetif (ßaptt. 13) für bie £ragöbtc bie Siegel anfftellt, bag weber btebere Männer oom ©lue! ütS ttnglücf, noct) fcfylecbte üom Unglüef in§ ©IM oerfetjt »erben bürfen ; benn 23etbe3 errege 2lbfd)eu, ({iiaQÖv eanv). 2lbfd)eu §u erregen unb $u empören, fann nämlicb nict)t bie Aufgabe ber £ragöbie, überhaupt ntc^t bte Aufgabe ber $uufi fein. Die £ragöbie foll, wie 2iriftotele3 fie befinirt, burd? Darfteilung gurebt unb TOtfeiben erregenber 96 ©egcnftänbe bie Reinigung ber. fieibenfd;aftcn biefer 5lrt be= rotrfen, b. fy. fte folt un8 nicr)t in biefen Effecten fteefen laffen, fonbern über btefelben ^iuanS ju reiner Kontemplation ergeben. 33on beut (*mpörenben, Unf^ulbtge aräjjlid) untergeben ja fel;en, faßt Sefftug, &er W ^cr 2lriftoteHfd>eu (SrfTänma, an* fd;ließt, bei 23efpred)ung bes 9ttd)arb (im 79. Stücf ber 2)rama= turgte): „3ft biefer Santmer, ber mid; mit ©djaubern an bie ©djitffale be8 $)ceufd)en benfett läßt, bem Durren wiber bie $orfel;uug ftd> gugefeftt, unb öerjroetfluna, oon weitem nad)= fd>Lcid>t, iji biefer Sammer — icr? und tttd^t fragen, 9Jcitleib? — C*r beige wie er wolle. — 2lber ift er oaz, w>a$ eine uact;= abmenbe Shmfi erweefen follte?" 216er and? ber umgefefyrte galt, wenn ber 6dntlbige gut unb glüdüd) oavow fommt , erwedt t>cn gleiten Sammer. („3$ glaube, fagt Seffmg, bie gried)ifd;e Spraye iff bie einige, welche ein eigene* Sßort l;at, btefen Unwillen über bas ©lücf eines 33öfewid)t3 auSpbrMen: ve^ieöLg, ve^eöav"). Wlityiw barf bie Jragöbic meber beu Untergang olme ©djulb, wo 6) bie S$ulb o()ne Untergang jetgeu, fonbern (£l;a= r alt er unb ©cfytcffal bes tragifd)cn «gelben muffen einauber entfpre^en. Sein Setben muß, bireet ober inbireet, eine golge feines £fyun3 fein. SDal;er aud; barf vas tragif^e ©efc&tcf nid)t burd) bloßen 3 ii fall I;erbeigefübrt werben, fonbern, wenn 3ufatf mitwirlt, muffen bod; ber ßfjarafter unb t>k «ganblungswetfe bee gelben bem j&u]n\l beu 2lnfuüpfung3punft geben, wobnrd} er i?erberb= lid) wirb. £> er «gelb muß e3 felbft »erfdjulbet Ijaben, ca% eine äußere, zufällige Gegebenheit il;m beu Untergang bereiten fyilft. 2Bäre er felbfi ein 3tnbercr gewefen, muß ftct> ber Genauer fagen, bann l;ätte it;m biefer 3ufafl ttic&tö fd)aben tonnen. 2Bäre in ber antuen £ragöbie oa$ <5d)i(ffal ein rein äußerliches, in feinem innern, moralifdjen 3ufammenf)ang mit bem ßfjarafter unb ber 8cf;ulb ber f)anbelnbcn ^erfonen ftcf)enb, fo würbe eS emporenb würfen , alfo bie äftfyetifcbe Kontemplation aufgeben. 2lber fo ift e3 nid?t. £ebipu§, fo mt ßteofteö unb <ßolr;neifes fallen md)t fd;ulbto3. dagegen waltet va% 97 ou bem barin walteubeu ©cfytdfat fagr: „SBiS td? mir bte ©adje redjt t>erftnnlid)en, fo fann icl) mir ben ©cfyicffaBgott aflenfaßg tr-te einen fpapaften ©d)iff$bernt benfen, ber mitten auf bem Speere 5U feinem Vergnügen einen ©flauen über 33orb geworfen f>at, um 5U fet)en, wie lange er baä ©djwtmmen wobl aushalten »erbe, ebe er untergeht. ©er ©flaue will auefy biefem ©djicffale entgegen uub glaubt es redjt gut 5U machen, wenn er jtdj an bem Oiaube beS 2?ooteö feftfyält; aber ber ©cfyiffeBerr fjaut il)m mit einem glüdlidjen $kbt beibe £änbe ab. ©er ©ffate will barauf mit ben 3S$tten in ein berabt)ängenbe3 ©eil beiden, aber ber £err taucht ilm burd? einen fräftigen ©to§ mit einer ©tange tief ins SBaffev fnnab, bafy er blutig wieber fjerauffommt. ©od) fdjroimmt er nod) ganj matt eine ©treefe fort, Mä tt)n tk Jvräfte t>ertaffen unb er ertrinfeu mu§." SDtefer Oebipus, ber, wie e$ Werfer ftd) oorfteflt, burd) ein graufameö ©piet beS ©d)itffafe-s gotteS gemartert wirb, ijl feiue^wegö ber ©opf;ofleifd)e. $8on biefem fyat metmebr ^art S^nn £>offmaun in feiner ©ebrift „über baö ^iditr-or^anben* fein ber ©cfyidfalsibee in ber alten ilunft" (Berlin 1832, 3Uejanber 0. ^pum= boM gewibmet) nad)gewiefeu, baf? feiueSwegS t>k ©djtcffaBibee ba§ £aupts motio ber Sragübie bilbet, fouberu hk ©d)ulb be6 £>ebipu§, unb eben biefeS l)at aud) jlonrab ©<|wencf in feinen (Srflä'rungen ber Jragöbien be§ ©opfiofleö (1846) nacfygewiefeu. %n ben (Srflürungen ber ©djiflcr'fdjeu SBerfe fyat berfelbe gezeigt, wie ©Ritter in ber 23el)aubfung ber ©djitffalsibec weit fmtter ©o* Softes jurücfgeblieben, ba in ber SSraut oon SDteffina ber %iu6) beS 2tf)nl)emt, bem hk feinblidjeii Srüber unterliegen, nur wie ein ©d)tcffat3popan§ waltet: „©er <£a§ eines folgen 53rüberpaar$, wie eö uns ber ©idjter oorfübrt, mu§ wenn er irgeub fttttid) wtrffam fein fett, ftd) in menfd)tidjen ©rünben beS paffes bewegen, bamit tt)neu eine ßured)nung$fül)igfeit ju Xfyil werbe. 53et folc^er SOtotioirung mag ein ftfud) im ^intergrunbe ftel)en unb einen bämoni? fd)en ©d)auer über bas ©aitjc oerbreiten, er wirb bann t>a§ ©ittttc^ ?5^enfc^= lic^e nid)t roffe ©d^icffal ofyne ©pur einer SOcitberung ju feiner ©arfteüung gett>a^(t, obg(eid) bte Oebipuefage bie ©c^rofft;ett in f)of)em ©rabe mitbert. 3« biefer füllen bte ©öf)ite be» Oebipuö, büfy dn ft-Iud? in i^rem <^aufe walte, aber U)r ^a§ entbrennt erft um bie £errfd)aft unb rei§t 33eibe in ber 2öut^ be3 SBc^fef* morbe§ in ben £ob. Um ^errfdjaft fämpfen aber aud) 5tnbere, o^ne ba§ fie glauben, ein %ivity lauere auf jte, unb um Jperrfc^aft finb fcfyon jal)lreic^e grauenoolle SSerbredjen begangen werben unb werben nod) begangen. 2)a bietet ftc^ benn bod) eine menfdjiicfye ßeibenfe^aft bar, wei^e tu fo vieler 7 £)ie lüelfad) befproct)cne ^riftotelifck ^Definition ber £ragöbie (im 6. Kap. bcr *Poetif), ba% jte bie £}arjtellung einer £anblung fei, welche bureb TOtleib unb gurdjt bie Rei- nigung ber Seibcnfdjaftcu biefer 2lrt bewirft, lägt jid) gau$ einfad) unb ungejumngeit aus ber Aufgabe ber ^unft überhaupt ableiten, burd; Grroctfung ber ajil;ctifd;en Kontemplation baS Snbioibnum über feinen aufgeregten ^Bitten, feine Effecte unb 2eibenfd)aften p ergeben, alfo eS p reinigen unb p läutern, nur mit bem Untcrfdjiebe , bag bieS in ber £rag#bie burd) £)ar= fMung gurcfyt unb SD^tt leib erregenber ©egenfränbe gefcbiefjt, bie Reinigung fid) alfo auf biefe fyier eben angeregten Effecte be= §tet)t. 2Bir muffen bal;er i :\ grünblid)cu iteberfe^et bcr 2lriftoteti= fcfyen Cßoctif, K 1) r t ft t a n 2B a 1 $ , beiftimmeu, meun er in feiner 5ln= merlung pm 6. Kap. fagt, bag bie oiclbefprod)cne Stelle einem erfi bunlel nürb, trenn mau bie pm £t)eü fonberbar flingenben 5tnfid)ten ber $unftnd)tcr lieft. „gr. ©cfylegct im brüten 33anbe feiner 2Berfc $äl;tt fte turpeg p beu ^arabojen ber 5Iriftote= lifd;en $nuftlef)re : mir unfercS Drteö galten fte für ^)c\i roaf)^ ften unb eiufad)ften ©a£ be§ ganzen 23ud)cS. 33etrad)tcn mir eine alte £ragobic, j. 33. bie Drejtte beS 2lefdn;fuS, ben CebipuS beS 6opl;ofleS. &ie Selben, meldte bie gelben biefer £ragtfbte treffen, erregen nic^t nur unfer Sftitletb, fonbern roir fdjroeben and) in fteter guretjt (ni$t bag uns baffelbe <5d;icffal treffen fönnte, fonbern) über baS Knbfcfyicffal, baS über bie £)ulber ergeben roerbe. 2Bäre nun l>k Dreftie bamit gefd)Ioffen, bag DrefteS, meiner ben SKuttermorb, genötigt bur$ bte k Harmonie unferS ®e= füt)tS bureb ÜRttletD unb ©d)recfen geftört unb mir mürben un= befriebigt beS £fyeater oerlaffen. 2Benn aber DrefteS in ben Kumeniben öon bem Streopag burd) ben meigen 6tein ber *Mneroa freigef proben; roenn ber oerfbgene DebipuS in Ko= lonoS im $atn ber Kumeniben feine Krtöfung finbet, fo roirb 9Kenfcf)en 33ruft heftige Regier entflammt, unb bte lieber »erfreuen fann, unb eS ifi ntcfyt ein gegenftanbiofer ^afl, ber wie ein tfitertfcrjer Jnftinft wirft unb, wie bei Scfyifler, als unbegreifliche 3^onfon!rajte erfcfyein-r." 99 bctburd) i>a$ geflörte ©tetd)genüd>t unferS Sintern nneber f)er= geficllt, unb je tiefer bie £ragöbie in tfyrem Verlaufe un§ burd; 3)ätleib unb @d;redeu ju erfdmttern wußte, befto größer ift bie 23efriebigung , n>el$e ber tterföljnenbc 2lu§gang in unö fyerttor= Bringt, d§ erfolgt eine trafyre Läuterung ber unreinen, nulb aufgeregten £etbenfdj)aften." X. $Pf9d)olegtfcI)e SSebingungen be§ tragtfc^en SWitleibB. £>aS tragifdje SRttlcib ifl: nicfyt bfoS objecto, burd? ben 9Kü(etb erregenbcn ©egenftanb, fonbern and) fubjectn\ burd) ben @eelen$ujlanb beS 93cfc^auerö bebingt. (£S ift bebingt ba= burd), baß man fLd^> gang in bie Sage beS Setbenben t)inein= »erfejjen fonne. 3>ieS wirb aber immer am teicfyteften bann gefcfyeljen, wenn man felbft fcfyon in einer gleiten ober wenig/ ftenS in einer äl)nltd)en Sage gewefen. 3>af)er wirb ein firmer ben anbern eber bemitletben formen, als t>m Dftetcfyen. lieber- banpt fmb (Bleiche mit ©leiten efyer pm TOtleib geneigt, alö fotd)e, beren SooS burd) einen jn weiten 5lbjianb , wie baS beS Bettlers »cm $önig, getrennt ift. $)enn nur ©leid^e »erftebjen (Siner beS Slnbern Selben. 5tnbrerfeitS aber ift baS Sftitleib bebingt babur$, ba§ man nid)t burd? eigenes Seiben oecupirt fei. £)enn wen eignes Seiben btütft, ber tjat nic^t $aum pin üDtltgefüfyl mit frembem. SDafyet finb $erfoneu, bie fid) felbft wofyl befinben, beim StnMitf fremben (SlenbS mit ef)er jnm TOtteib geneigt, als tu, weld;e felbfi im (Slenb flecfen. Stlfo greifet fcon eigenem fdjroeren Seiben ift ntd)t minber eine 23ebingung beS TOtleibenS, als t>k gäljigfeit, ftd> in bie frembe Sage ju uerfefcen. Sttefe bähtn 23ebingungen muffen bat;er fowof)! beim 3)t$ter, als beim Sefer nnb 3u1$auer eintreten, wenn 3 euer im e mit ©leiten, alfo ©.ef$Ie$tfe, 310er«*, ©taubem unb SBerufS-- genoffen mein* §um TOtleiben mit einanber geneigt jinb, als oöllig heterogene Naturen, weil jene nnter einanber il;re Reiben beffer soerfteJjen; fonbern and) barau«, ba§ intelligente, geü füg tiefe $lenfd;en, bie in ba$ SBefcn ber Dinge einbringen nnb bie ein $erftänbniß für bie $igent(?ümtid;fett ber oerfd)te= benften Sßefen fwben, be§ TOtfetbenS fähiger finb, als ©ebanfen= lofe nnb geiftig (Stumpfe, bereu ©ejicfytSfretS nid)t über tt)re eigene befd^ränfte Sphäre t)inau3reid)t. Der intelligente Genfer) fann fid; bie ßetbett tote bie greuben jebc§ oon if;m fetbft au$ nod) fo öerfcfyiebenen SBefenS ju eigen machen. Dal;er ba§ ^Jätgefüfyl be§ achten Didiers mit Willem, roaS lebt unb roebt; benn er vermag fid) niebt nur in bie tterfd;iebenarttgften (Etjaraftere unb ®efd;icfe ber sD?enfd)cn l)ineinpoerfe£en, fonbern auefy in $>a$ £eben unb Reiben ber $lnere, ja fogar ber ^3flan= jen» Dal;er fein roat;rer Dichter otme Sentimentalität Die äd)te Sentimentalität ift leine leere (£ntpfmbelet, fonbern au§ (£rfenntni§ unb 23erftäubntg ber 2Bcfen tjerüor* gefyenbeS TOtgefütjL Die fatfd;e Sentimentalität ift freiließ oeräcfytftd), weil ftc nur eine runftlicfye, gemad;te ift; aber bie roatjre, äcfyte Sentimentalität ift gar nid)ts fo ®eringe§, roie man weitetet glaubt; beim e§ gehört p ii)x ein Set)erblicf, ber in t>a§> Snnere ber oerfd)iebenartigften ^araftere, 3uftänbe unb Situationen, ntd)t blo$ unter Sßefen berfelben ©attung, fonbern and? ber tterfdjüebenften einbringt, ©emeinen Naturen ijt fotdje Sentimentalität unmögttd)- (Tierquälerei roäre unmögttd), roenn bie Dualer Sinn unb 33erftänbni§ für ba§ Seben ber ^t)tere Ratten, ^inber unb rotye, gebanlenlofe TOenf^en quälen nur barum fo gefüt)tlo3 bie £fytere, roeit ü)nen biefe$ 23er(iänbni§ abgebt) XU lieber ba8 $ omtfd)e. 2öäf)renb unö bie £ragöbie ba$ geben ber 9Renfd?en oon ber f$recflt$en ©ctte barftetft, $eigt utt§ bie ßomö'bie baffelbe t»on feiner Iäd)ertid)en 6eite. £)enu ba3 geben trägt, wie 3ean $aul treffeub fagt, an beut einen gufje einen SoccuS nnb am attbern einen (£otfmrn. dlmx ijl $roar gäd)er(td)e3 nnb 6d;redlid;e§ im geben tüd)t (o getrennt, ba$ nid)t jenes au$ an biefem nnb biefeö an jenem oorfäme. 2>a§ ©d;redüd)e tjat fefyr oft eine läd)erlid)e Augen^ feite, fo rote l>a% Säd>erü<^e oft fc^recfltcipe golgen. 3)er 2Ba(m= finn §. 33» nnb ber Aberglaube finb ein ©d)reditd)e3 , t>a% oft unter läd)erlid)ett ©eberben uttb ©rimaffen auftritt. 33et ge= fät)rli(^en Tumulten, bei geuerSbrünften u. f. ro., fommt oft mitten im 6d)redttd)en man$e$ gäd)ertid)e oor. Könige fliegen in lomifc^er SBerfleibung nnb muffen läd)er(id)e £)tenfre oerrtd)= tett; in bem orange nad? Rettung ttjrer #abe raffen bie Wltn* f$en tfyörtcfyt btö Unbebeutenbjie pfammen nnb laffen ba$ 2Bid)tigjre prüd. AnbrerfeüS fommt 2ä$erti$e3 oon f$rea$ £omifd)e an i>a% £ragifd)e grenzt, er^ät)tt geffing nad) Voltaire (im 21. <5tM ber Dramaturgie): „(Sine fetjr etyrtoürbige Patrone fa§ bei einer oon tfyren köfyUxn, t>k gefäfyrltd) franf lag, am 103 23ette unb bie gan$e gamtlie ftanb um it)r fyerum. Sie sollte in Tratten verfliegen, fie rang bie §änbe nnb tief: D ©ott la§ mir, laß mir biefeS $inb, nur MefeS; magft bu mir aud? alte Ut anbern bafür nehmen! §ier trat ein 2Kann, ber eine »on ifyren übrigen £öd)tem get;eiratt)et fyatte, näfyer p if)r f)in$u, jupfte fte beim Stermet nnb fragte: ÜRabame, au$ bie Sd;nüegerfö()ne? $)aS falte 331ut, ber fonufdje £on, mit benen er biefe 2Borte auSfprad), matten einen folgen $inbrud auf bie betrübte $>ame, bag fie in »ollem ©eläd)ter tjerauStaufen mugte; alles folgte il;r nnb lachte; t>it Traufe felbfi, als fie eS t)örtef trare faft »or £ad)en erfrieft." gerner: „(SS trifft ftd; \»ol)l, bag mitten unter ben ©reuein einer Sd;tad;t, mitten in ben Scfyrecfen einer geuerSbrunft, ober- faul eines traurigen 2krl)ängniffeS ein (Einfall, eine ungefähre $offe, trojj alter 33eängfiigung, tro£ alles TOtleibS, baS unbäib bigfte 2ad;en erregt. 9^an befahl in ber Sd)la$t bti Speier einem 9?egtmeute, bag eS feinen $arbon geben foltte. (£in beutfd)er Dfficier bat barum nnb ber grau^ofe, ben er barum bat, antwortete: bitten Sie mein £err, roaS Sie trollen, nur baS geben ntdj)t; bamit fann iä) nid;t bienen! SDtefe 9?ai»etät ging fogletd) »on 9Jhmb §u ÜKunbe: mau tadjte nnb nieselte." 5lber, obgleid; fold)en»eife im %cbtn £ä$erli$eS nnb SdjredlicfyeS oft gemifd)t »orfommt; fo fann bod; auf baS an- fcfyauenbe nnb empftnbenbe Subject immer nur eines »on beiben oort)errfd)enb roirfen, fo bag Ut Stimmung in bemfelben immer eine ein= nnb gleichartige \% 3n ber tragifd)en Stimmung, t»o uns baS Sd)redüdj)e einer Sa$e ergreift, tonnen nnr über baS bamit »erbunbene $omtfd)e ntcr)t lad)en, ober biefeS fann uns t)öd)ftenS ein nnb ernnlligeS £a$en abgeroinnen, auf t»et$eS ber Sd?mer§ »erboppelt ^urüdfeljrt, t»ie beim 5lnblicf ber fomü f$en ©eberben nnb ©rimaffen eines burd? 2Bat)nfinn 3crrütte= ten ober ber lad)erüd)en (Zeremonien eines 5tbergläubif$en, ber im begriffe ift, feinem ©otte §u opfern. Umgefet)rt, n>o baS £äd)erlid)e einer Sad)e »ort)errf$enb wirft, fann baS Sd)redli$e berfelben feinen (Stnbrucf matten» 23ei uuoerftänbigen ßtnbern bafyer nnb hä rol;en 3Kenfd)en bringt ber 3tnblitf eines 23etrunfenen ober Söatmftnnigen , fo 104 wie ber be$ 3aP^^nö gequälter Entere fein 9Jcirletb fyeroor, fonberu erregt nur if)r 2ad;en über ba3 $omifd)e bcr äugern ©eberben. SDiefe ftd) gegenfetfctg auffycbcnbe SBtrhutg bc£ Scfyrecfltcfyeu unb be§ £äd)ertid)en fontmt baber, bag 3ene$ erfcfyütternb auf t>a$> ©emütl) wirft unb tu biefent bte Effecte ber gurcbt unb be§ TOtteibS erregt, wctfjrenb 2ej3tercs ben $erftanb ergoßt unb ba% wobft()ätigc ©efüfyl geiftiget Ueberfegenfyeit gibt. 3rotfc&en ©emüt()s = unb 23erjtanbe$tt)ätigfeit waltet aber ein 2(ntagontS= muö ob, bcmjufolge bie eint bic anbete aufgebt ober wenigftenS in beut Momente tl;rer £()ätigfeü t)emmt unb läfymt- Söarme ©emütfjS = unb falte 2krftanbe3nteufd;cn ftogen bafjer and) einanber ab, wie JKouffeatt unb Voltaire. £)er falte «Spötter, ber über 5llle§ lacbt, wirb feiten oon 6dnner£ unb OTtfetb ergriffen, fo roie umgefefyrt ber ßmpftnbfame unb SJcitleibige feiten fällig ifi, ju fpotten unb §u lachen. 3)er lac^enbe $>e= ntofrit unb ber weinenbc £eraf(it werben fiel) nie git (Siner ^erfon oerbütben. 2lu3 biefem 2üttagontsmu£ $wifd)en ©emütt) unb 33crftanb gcl)t aber für t>k $unft, bereu erjte unb wefenttid)fte Aufgabe e3 ifr, burd) il;re 2öerfc ben 35efd)auer in eine reine, einheitliche «Stimmung p oerfe^eu, t>k $cgef fyeroor, Sd)recfücfye3 unb 2äd;erlid)eö nid)t fo in einem SBerfe p mifdjen, bag bie 2Bir= fung be$ einen bie be$ anbern fyemmt unb labmt, i>a& TOtleib burefy Sachen unb ba§> 2admt burd; SKttletb etfticft wirb, fon= bern fo, bag t>a§> eine i>a$> anbete bebe unb oerftärfe. £)er tragifd)e £>ctb werbe alfo tücfyt läd)erlid; gemacht, unb ber fomt= fd)e errege feinen Scfyrecfen; woi)I aber biene in ber £ragöbte l>a& 2äd)erltd)e, als ein nntergeorbnete§ SngrebienS, wie bei «Sfyafefpeare, ba^tt iburd) feinen Sontraft ba$ 6d)recfltd)e nur nod) mefyr $u fjeben unb fd;recf lieber erfreuten $u laffen; unb anbercrfeit§ biene in ber ßomtfbie t>a§> fcfyrecflict) £>ro^ benbe, xok hä Poliere, aU ein $orüberget)enbe§ unb jtd) Reiter 21uflöfenbe§ ba$u, ba% ßäd;erlicf)e nod) mel;r $u rjeben unb bie ßuji baran ju erbten. £)ie ^au^tfäc^)ltd;e Aufgabe ber £ragö'bie ift, un3 bie fd)recf= liefen golgen heftiger Effecte unb £etbenfd)aften unb ber au$ 105 ümen fyeroorgefyenben fd;tt>eren $erirrungeu unb ßonfltcte $ur 2lnfcl)auung $u bringen ; bte bev ßomöbie hingegen, baS 2äcf)er= licfye befdjränfter Urttjeil^fraft ober geiftiger 23erntrn)ett unb ber barauS beroorgetjenben 2f)or()eiten unb Ungereimtheiten pm 23cÄ>u6tfctn $u bringen. Jene wäbtt if)ren ©egenftanb aus bem (Gebiete bcS SBttlenS, benn ifyr Dbject ift ber SBilfe in feiner §eftigfeit nnb in feinem Reiben; biefe hingegen aus bem ®e= biete beS $erftanbeS, benn ü)r Dbject finb $erftanbeSfef)ler nnb £fyorl;eiten. £)arauS gel;t aber bte 9?egel tjeroor, bag ber tragifd)e «gelb nid)t geiftig bornirt unb ber fomifdje nid;t oen böfem, gefährlichen 2öillen fein barf. £>ie geiler unb &o\v flicte, bte ben tragifd)cn gelben inS $erberbeu ftitqeu, bürfeu nid;t fold;e fein, Ut ifnt lädjerltd) machen; nod) and; nmgefet;rt bte, weld)e ben fontifdjeu gelben lä<^>erlid> mad)en, fotd;e, bic tfm inS $erberben fiürjen. £)enn 9ftitleib unb Spott oertra^ gen ftd; einmal nid)t 2öo mir SDütleib empftnben feilen, barf ntd;t unfer %ad)tn erregt; wo wir lad)en feiten, nid)t unfer 9ftitfeib erwedt werben. 3war feinten biefetbcu gefyler, je nad; Umftänben, fomifd) unb tragifd; nürfeu, ben Damit 33el)afteten entweber tädjerltd? ober fd)redlid; machen, £enn (Eitetfeit, (Eigenftnu, ©et$, 9ceib, 3ern, Stol$, StKad;fud)t, ^eitd)elet u. f. w. fönneu ftd? ^btn fo, unter gewiffen Umftänben, oen einer täd)erlid;cu, als unter anbern oon it)rer fd)redfid)en ©ette geigen. Geliere t)at $♦ 35, in feinem 2Ioare unb £artuffe ben ©ct§ unb du «genietet, bie an ftd? gar nid)tS ßäd)erltd;eS ftub, otelmefyr bie fd)recf tieften golgen tjaben feunen, unb aisbann einen Jragöbtenftoff abge= ben, oen il;rer lädjerltcfyen 6eite gezeigt. Unb eS wäre $u wünfdjen, ba§ überhaupt alte geiler, bie in £ragöbten eine fd)redticfye Duelle fielen, auefy in guten (£omebien oon it;rer lä$erttd)en Seite bargeftellt würben. 5tber, wie oerfc^ieben ift bod; du 23el)anbtung berfelben get)ler in ber £omöbie gegen bie in ber £ragöbie! 2Set$ ein gan§ anbreS ©eftc^t trägt ber läd)erlid)e ©ei^alS unb |>eu$ler, als ber fd?recflicf)e ! SBeld? ein Untere fcfyteb $wifd)en ber oerberbticfyen @c|>wäcfye unb Seicfytgläubigfeit eines 2ear unb berfelben S$wä$e, wie fie in einer (Eomöbie oerfpottet wirb; wet$ ein Unterfdneb ^wtfcfyen ber fd)recf liefen (£iferfud)t eines Othello unb ber läd;erlid)en eines £omöbien= 106 gelben; tote gan$ anberö wirft bte teufüfc^e Sntrigue eines SRannelli, als bte Heinlidjen oeräd?tli$en JHänfe in einem Suftfpiel! Sreffenb fagt Stiller: 5Die greit)ett be3 ®emütt)3 in uns hervorzubringen nnb $u nähren, ifi hk fd)öne Aufgabe ber teomöbie, fo t»ie bie £ragöbie beftimmt ift, bie ©emütfySfreifjeit, wenn fie burd) einen Effect gewattfam aufgehoben worben, auf cifif)etifd?em SSege wieber fyerftetlen $u fyelfen. %n ber £ragöbte mu§ bat;er bte ©emütt)0freif)eit fünftltdjer 2Betfe unb aU ®$* pertment aufgehoben werben, treu fte in £erjtettung berfelben itjrc poetifd)e $raft beweift; in ber (Eomtfbte hingegen muß oer= f)ütet werben, ba§ t§> niemals §u jener 2lufl)ebung ber ©emütf)^ freifyett fomme. $)af)er befjanbelt ber £ragöbienbid)ter feinen ©egeuftaub immer praftifd), ber ßomöbtenbtdjter hm feinigen immer ttjeoretifd). £)er £ragifcr muß ftd) oor bem rubigen O^aifounemcut in ^lä)t nebmen unb immer ba$ £er£ intereffiren ; ber $omifer mug ftd? oor bem tö ©emütt), fon= bern ben Jßerftanb befd)äftigt) ; beim $>a& £äd)erti$e ifi ein geiler ober Mangel, ber treber 6d)mer^ erregt, no$ $erberben {>erbeifüt)rt, (^ßoet. 5.) Unb bem entfpred)enb, fagt Cicero: Locus et regio quasi ridiculi turpitudine et deformitate quadam continetur, haec enim ridentur yel sola, vel maxime, quae notant et designant turpitudinem aliquam non turpiter .... Nee insignis improbitas et scelere juneta, nee rursus miseria insignis agitata ridetur .... Ea facillinie luduntur, quae neque odio magno, neque niisericordia maxima digna sunt. Quamobrem materies omnis ridiculorum est in istis- vitiis, quae sunt in vita hominum neque carorum, neque calamitosorum, neque eorum, qui ob facinus ad supplicium rapiendi videntur, eaque belle agitata ridentur. (De orat. n. 58.) 107 Wlit bem £äd)erltd;en tft ba$ £ägltd;e Derwanbh 2Bemg= ften§ wirb burcf) ba§ «§>ägttcf)e in oielen gälten ba$ Säcfjerlicbe »erftärft; beim ba£ §ägticfye tft ein £äd;erlid)e3 ber äugern dr= fdjeinung. 2lber and) f)ter gilt bie Siegel, bag nur bie unfd)äb= licfye »g>ä6üd)feit läd;ertid) erfd;eint, hit fd)äbltd;e bagegcu fd)recf lief) , wie biefeö £effing am £l;erftte$ be$ £omer nad)= gewiefem „9[Kan neunte aud) nur au, bag bem £l)erfttc3 felbft feine f)ämifd)e feerfletnerrmg beö Agamemnon teurer ju ftet;eu gefomraen wäre, bag er jte, anftatt mit ein paar blutigen Sd;wtelen, mit bem 2eben bebten muffen: unb wir würben aufhören über itjn $u (ad)en. £)enn biefeS @d;cufal t>on einem 5Jtenfd)en ift bod) ein SWenfd), beffcn 23ernid)tung uu8 fietö ein grögereö liebet febeiut, als alle feine ©cbrccfyen unb Sajter ©efe^t aber gar, bie $erl)ei$uugen beö 3:f)crfitcö wären in Meuterei au§gebrod)cn , t>a§ aufrül;rertfd;e SSotf wäre wirfltd) $u *Sd)iffe gegangen unb t;ätte feine £>eerfüf)rer oerrätt;ertfcf) $urücfgelaffeu, bie £>eerfüf)rer wären tner einem rad/)füd)tigen geinbe in bie §äube gefallen, unb bort fyättc ein göttlich äglid)feit be3 STfjerfite^ erfdjeinen? SBeuu unfd;äblid)e §ägltd;feit lac^erltd> werben fanu, fo ift fd;äb(id;e £äglid;feit allezeit fdjrecfltd)." (Saofoon XXEI.) ©efjen wir näfyer auf t>a$ eigentliche Söcfen be$ 2äcfyer= tidjen ein, fo t>at biefeö deiner fo rtd;tig befinirt, at$ 2lrtl;ur Schopenhauer („bie 2Belt at3 2Stlle unb $orftellung " I. §. 13, unb n. &a:p. 8.), £)aö 2äd)erlid)e befielt, \x>k er gezeigt, allemal in ber 3ncongmen$ §wifd)en einem begriff unb einem burd? benfelbeu gebadeten realen ©egenftanb, alfo $wifd)en bem Slbftracten unb beut 5tnfd)autid)en* „3e größer unb unerwartet ter, in ber 5luffaffung be$ 2ad;enben, biefe Sncougruen^ ift, befto heftiger wirb fein Zadjm auffallen, £)emnad) mug bti Willem, xctö Sachen erregt, allemal nad^uweifen fein ä\x begriff unb ein ^in^etueS, alfo ein $)ing ober Vorgang, welker §war unter jenen begriff ju fubfumiren, mithin burd) tt)it §u benfeu ift, jebod) in anberer unb oorwattenber 23e$ielmng gar nid;t barunter gehört, fonbern fid) tton Willem, wa§ fonft burd; jenen begriff gebaut wirb, auffallenb unterfcfyeibet" „3e nad)bem wir, beim 2lufftnbeu einer folgen 3ncongruen§, oom Realen 108 b. t. 9lnf$autt$en , pm 33ec^rtff , ober aber umgelegt oom begriff §um Realen übergeben, ift ba$ baburc^ entftef)enbe 2ä$er; Ücfje entroeber ein 2ötJ3tr>ort, ober aber eine Ungereimtheit, im (jofyern ©rabe, $uma( im $raftifcf)en, eine 9£arrt)eü." 2Ü3 ein 33etfpict beö £äd;erlid;en ber erften 5(rt, beS SBtjjtgen, tretd)es burd) 6ubfumtion eines Beaten nnter einen contraftirenben begriff cntfprtnv^t, füfjrt Schopenhauer unter $lnberem l>a% Süigramm an: „$rar> iji ber treue £irt, t»on bem bte 2Mbel fpracf;: 2Benn feine beerbe fdjtaft, bleibt er allein nocf; roacfy." „als roelcbeS unter ben begriff eines bä ber fcfylafenbeu £>eerbe rract)enben Wirten ben lancjrücilicjen ^3rebicjer fubfumirt, ber W gan$e ©cmeinbe eincjefd;tafcrt f;at unb nun ungefjört allein fort belfert/' Ueberfyaupt ift ber tm^uie ol$ er ein C^ealeö burd) Subfumtion unter einen ctmtrafttrenben begriff, tacfyerlid) macf)t 3$ friere $♦ 33, nur nod) folgenbe brei (Epigramme oon ßefftncj an: 5fuf ba3 ^uttgfetnfttft ^u * * £>enft, tt>ie gefunb bie ßuft, rote rein, 6ie um bieö ^ungfernftift mu]3 fein! ©eit SJtenfdjen jid) bejtnnen, ©tarb feine Jungfer brinnen. Stuf ßufrtttS ®ra&. SSetcf/ töbtenber ©eftanf l)ier, reo ßufrin begraben, £)er unbarmherzige gitj! — 3$ glaube gar, jte fjaben £)e£ SBucfyrer'S ©eele mit begraben. Stuf hm ganttuluZ. £)em 3Uter naf), unb fdjroadj an Gräften, dntfcfclagt ji$ ©anftuluS ber SBelt Unb allen toeltltc^en ©efcfyäften, S3on benen feinS ifym meljr gefällt. £>ie fleine trübe steige Seben, 3ft er in feinem ©ort gemeint, £)er geiftticfyen Sefcfyauung §u ergeben, %\t roeber SSater me^r, nodj Bürger meljr, nodj g-reunb. 109 3it>ar fagt man, ba£ ein trauter jfrtecfyt £)e3 StbenbS burdj bte £tntertf)üre 2Jland)' tyü&fdjeö aRäbdjen 31t ifym fufre. SDocf) böfe 2Bett, tt>te ungerecht! 3fym fö voa§ übel au^ufegen! Studj £)a$ gefcfyiefyt Mos ter SSefdjauung wegen. TO Setfyiele be$ 2äd)eritd)en t>er ^wetten 3lrtf be$ Un = gereimten, welches umgefefyrt „t>om abftracteti SSe^rtff übcrc^e^t $u bcm burd) btefen gebauten [Realen, alfo 2tnfdjaitltd)en, wel= cfyeS nun aber irgenb eine 3ncongruen$ ju bcmfelben, bie über= fernen werben, an beu £ag fegt, woburd) eine Ungereimtheit, mithin in praxi eine närrifd;e £anblnng entfielt," — fü^rt 6$o:penf)auer jenen Sebtcnten an, ber t>a% abgefd)abte <5ee= bunbäfett am Koffer feinet £erm mit SKafaffaraöl beftreid)t, bamit e§ trieber behaart werbe; wobei er auSgeljt oon bem 23e^ griff „SKafaffaraöi mad;t £>aare wad)fen"; ferner bie «Solbaien in ber 2Bad)tfhtbe, treibe bem eben eingebrachten Slrrejxanten an ttyrem ^artenfpiel Xfyäl p nehmen erlauben, weit er aber babei dneanirt, woburd; Streit entfielt, ilm t)tnau§werfen: fie laffen ji$ leiten burefy ben allgemeinen begriff „fcbtecfyte ©e= feilen wirft man fyinauS", oergeffen aber, baß er $ugteid) 5trre= ftant, b. ty. (Siner ift, ben fie fefifyalten füllen. Qd) füge tjier nod) ba§ Setfpiet Neffen f)tn$u, ber an ber *ßoft einen 33rief or)ne 5lbreffe abgab unb auf bte grage be$ $oftbeamten : 2ln 2öen benn ber 23rtef fei? antwortete: er brandete aud) nietyt alle ©ei;eimniffe $u wiffen.) „Belege jtnb ferner bie meijien «£>anb- lungen be$ £)on Duijote, weldjer unter begriffe, t>k er au£ Otitterromaneu gefcfyöpft, bie if)tn oortommenben fefyr heterogenen (Realitäten fubfumirt, §. 33, um bie Unterbrächen $u befd;ü£en, bte ©aleerenffiaoen befreit." (Sergl. Sdwpenljauer a. a. £)♦ n. 96.) 21u$ biefer Definition bc$ £äd)erlicben nebji Setfpteten ergibt fi$, welcher 2lrt ber 2öiberfprud> jwifctyen Segriff unb Realität fein mug, ber lomifd) wtrfen foE. Qt$> muß allemal ein SStberfprucb für ben Serftanb fein, ntd)t aber für i>a& §er$ unb ®emütf). Die Segriffe, ju benen bie Realität fomifd? contraftiren foll, muffen tfyeorettfdm, nief/t prafti^ 110 fdjer 9htnr fein, $3 mafyt biefeS aud) beu ttnterfd?ieb $wifd)en ber (£omöbie unb Satire au$. 3n ber Sartre nämltd) ftnb bie begriffe, jit benen bie Realität als contraftirenb bargefteilt wirb, pr aftifd>er Statur, es finb 2>beate ober $orftetlungen t>o\\ bem, was fein f oll, wooon aber bie 2Birf(ict)feit abgewichen ijt nnb inö gerabc ©egcntfyeil ftet) »erfetjrt t)at. So j. 23. wenn oon bem 3bea(e ber 0?etnr)ett nnb Einfalt ber Sitten, ber 9toürlid)fett nnb Unoerborbeutjctt , ber förpertidjen wie getfiigen $raft nnb ©e= funbfyeit ber ^aturmenfcfyen aus bie Sittenoerberbniß, baS ©e= fünjieltc nnb 2krbUbete, baS 2Beict)lid)e nnb Entartete im 2eben ber (£ulturmenfd)eu fattrtfc^ gegeigelt wirb. £ier erfreuten bie getjter, bie ber Satirifer firaft, feineS= wegS als lad; erlief, MneSwegS als bloge $erftaubeSfef)ler, foubern als oerwerfltd), als geljter beS #er§enS unb SBtlfenS. So §.23. wenn galf in bem fattrtfct)en ©ebid;te: bte gelben, oon bem Sbeale menfd)lid;er (Stntrad)t, Sanftmut!) unb grieb* liebe aus, \)k $crfer)rtt)eü unb 23ert;eerungen ber frtegerifd)en 9?ul)mfud)t beleuchtet: 2)a3 $euer tft entweiht unb SBaffer, 8uft unb 5ietl)er, SDfe Otufyftatt felbft, t>k fonft im (£rbenfcfyoo§ uu§ barg! £)er ilrieg bereitet aus ber £obtengruft Salpeter, ©ief?t Dörfer au§ ©eläut, fdjmeljt Üugein aus bem Sarg; (Er murmelt ßauberfprücfy' unb ruft ba§ Scf)facl)tgebrüfle 5Iu§ unterirbifcfyer ©eroötbe Xobtenfttüe. *) 2)a3 (It$, ba$ tiebreict) uns, ben üpp'gen SBud)* ber Saat, £)ee 2öein|tocfo abjumäfyn, 9latur »erliefen f>at, WläU ©lieber (tatt ber Saat unb mu9 in Sajaret&eii, Stnjtatt mit Xraubenbtut, mit 9Kenfd)enbtut ftd) rotten. £)a3 ^euer, ba$ un3 t>on bem Sonueubeerb', 2tf3 ©afrgefcfyenf, $rometf)eu3 $ugefe&rt, Unb btö, roann raufy ber ^Rorb r>om braufenben ©efieber 9teif, ^roft unb Sdweegeftöber fcfyüttctt, rcertl) £)eS r)ofyen Urfprung'3, roirtfjbar um ben £eerb 2)a§ .§>au3 t-erfammeft, unb (£rquicfung lieber Unb geben roärmt in r)alb erftarrte ©lieber: *) ^ierju madjt gfalf bie 5Inmerfung: 23efanntttcfy fdjmofy man in ^ranfretet) bie bleiernen Sargbecfef unb 5SJ?etaflgbcten in Dörfer unb kugeln um. SSet ben ^acfyfucfyungen nad) Salpeter in kellern unb ©ruften gaben t>k ßeicfyengeropibe feine »erädjtftcfye 9tu§beute. 111 5lcf), auggeartet tft bk§ ^tmmel^ftnb! Oft, wann ber $urpurfaum beS ftacfytgewölfS im SSefien 3n fanften hinten blafjrotfy wie gerrinnt: 23er>urt>urt mit bem 6#ein »on ausgebrannten heften, 9tnftatt 5U teuften, e8 ben fpäten ^ori^ont. Sßerjefirenb tft fein ©rimm! 9lid)tö bleibt ibm unfcerfcfyont! ©er Apfelbaum nicfyt, ber mit fcfiwer belab'nen heften ©icfy rötbenb nieberbeugt, »on ^J^eboS mifb umfonnt, ©er SSeinftocf nidjt, unb nicfyt bie gotb'ne ftrucfyt ber 5lebren, £)ie jener langfam reift. Umfonft ftrömt frifdjc 2ebeuc-fraft (£rwärmenb $r)öbo3 in ber Traube ^urpurfaft: (£3 ftür5t taut jifcfienb ftcfy unb witb auö $euerröt)rcn ©ein wiberfpänftig ilinb. — Unwaubelbar im $unb Wlit ber Vernichtung, beult eS um ben offnen ©cfjtunb 2Beit aufgeri§ner, gtüfjenb rotier Srefcfyen, £)en ftunfen, ben (£r freunbfict; angefacht, Unfreunblid}, unb mit ftebenfacf)er ^ac^t, 3n unferm 23ufen wieber auSjutöfdjen. §ter ftnb e$ and) SBtberfprücfye $wifd)en begriff unb 9?ea; Utat, §wifd?en bem (Bebauten unb 2ötrfltd)en, bie ber ^atirifer bur^nünmt; aber nicbt läd)erli$e, fonbern fyer^erreigenbe. £>enn ber 2Siberfprud) , ber barin liegt, ba§ geuer nnb (£r£, jiatt ju friebttcfyen unb £ekn erfjaltenben, ju friegerifd;en, Seben $erftören= ben 3wecfen oerwenbet wirb, tft fein 2ßiberfpru$ für ben$er = ftanb, leine Ungereimtheit, fonbern ein SBtberfpruct) für ben Sßillen, eine ©d;lecfytigfeit Säcberltct) würbe nur btejenige Slnwenbung be$ geuerS unb (&x%t% fein, bie bem eigenen begriff betber wiberfpräcfye ; eö wiberfprict>t aber bem Segriff beö ^r§eö unb geuerS eben fo wenig, $u frtegerifcben , als $u friedlichen ßwecfen angewenbet ju werben. £)er begriff, welchem ber friegerifd)e ©ebraud) beS ©rje'g unb geuer$ in ber ©atire wtberfprid)t, ift ein Sbeal, ba% moratifcfye Sbeal ber (£tntrad)t nnb griebliebe. Unb berfelbe Untetfdneb ber fomifcfyen üon ber fatirifcfyen Setjanblung ergibt jtd) für alle get)ler unb ßafter, (£$ fei £• 23. ber ®et$ $>a$ $u befyanbelnbe Dbjeet, fo wirb bte6attre benfelben baburd) als oerabfd)euung§wertf) barfteEen, bag fte ifjn bem moralifd;en Sbeat gegenüberfyält, $>a$ fte §eigt, wie ber ©einige ber wahren ©üter unb ber ächten greuben beS SebenS entbehrt, wie tlm greunbfcfyaft unb %ubz fliegen unb er 112 cittfam unb oerlaffen in ber Sßelt ,bajtef)t, nüe bieS $. 33. £ora$ getrau in folgenben Serfett: . Du fdjfummerft auf ©äcfen, r>on allen Seiten getfyürmet, mit fcfynaopenbem SHunb', unb fronen ber gteicfyfam ^eiligen mu§t Du, unb i^rer, als wärenS ©ernälbe, genie§en. ilennft Du nod) nidjt oom (Botbe ben SBertf), nod) feinen ©ebraud) nid)t? Äauf Dir 93rot unb ©emüfe, »erfdjaff Dir beS SBetneS ein SfJcäfllein, Unb irae fonft nocf) tk 2Renfdjennatur mit Schmerlen entbehret. 8d)taf(e$ rieben, entfeelt i»or 9lngft, unb iRacfyts unb am Jage gittern r>or Dieben, ben böfen, »or 33ranb, »or ilnecfyten, fte tonnten Dicf) aueptünbern unb ftiebn — bks wäre Dir $reube ? 60 müdjt' idj (5wig ber Slermfte bleiben an folgen begincfenbeu ©ittern! — ,,%'ä\)xt Dir aber ber %xo)t burcfc fcfymerjenbe ©lieber, unb wirft Didj „5lnber ©ebreft auf's Sager, fo f>aft Du, ber neben Dir ft£e, ,,33äf>ungen madje, ben 9trjt anflehe, tamit er Dir fjetfe, . ,,Did) fyerfteüe ben iltntern gefunb unb ben tbeuren 93erwanbten!" Deine ©enefung oertangt Dein 2£üb, Dein eigener Sofjn nidjt! Me 23efannte unb 9iad)baru Raffen Did), Knaben unb SRägbfem! SBunberft Du Dtcfy, ia jeglichem Dinge ba§ Silber Du »or^ieljft, 2Benn Dir feiner erzeigt, »a$ Du nicfyt erwarbeft — hk Ste&e? Hör. Sat. I. 1, 70-87 (nad) Steuer). $ter tft ber ©einige nicht fäcbevlid) gemacht, fonbern oiel= mefyr als beb au ernsroertl) bargeftellt, unb ber $)id?ter lägt beutlid) genug ba§ Sbeal burc^b liefen, mit weitem er ben ©ei$ in Sötberfprud) ftubet, ja er toeift fyater au3brücflt$ auf baffelbe als anf bie richtige apfttte $tr>ifd)en §abfud)t unb $er= fd^wenbung t)iu, iubem er auf bie grage be$ ©einigen: „9hm roa$ rätr)ft bu mir alfo? 6oll id) wie bie Klemmer 27cäniu3 unb Momentan leben?" — antwortet: Du fäfyrft nur fort gu Dergleichen, 2ßag mit feinbiicfjen Stirnen ftcfy antampft. &ei§' id) Dir barum Socfrer $ergeuber §u fein, wenn ben ©et^ali id) Dir »erbiete? 3eg(id)es §at fein 9)ca§, fyat feine gewiffe 23egren$ung, Senfeitä welker ba$ Oledjte fo wenig beftefjet aU bieffeits. — Rubere hingegen bie fomifd;e 23ef)anblttng be3 ©et^eS. £)tefe wirb benfelben baburd) lad? erlief §u machen fucfyen, bajj fte ben auffallenben Sontraft $eigt $nufd)en ben Gegriffen, 113 uacf) bencn ber ©einige fyanbelt unb bcr Realität, ttrie fic ber gefunbe unbeirrte $ceufd)cnt>crftanb auffaßt Sic trürb alfo beit ©ci$ me|r ron Seiten feiner g eifrigen 23ornu*tl)ett, als »on Seiten (einer moraltfdjen 23ermerfÜ$feit unb Sd^cd^tigfeü barftclten. Sc $. 23, trenn 23tumauer fpottet: (£iu ©ei^fialö fiel in einen ft-(u§, ber tief Unb reijjenb war. Sin $ifcf)er, ber btö Nebelt 3bm retten wollte, (prang hinein nnb rief: (£r möchte nur bie £>anb ibnt geben; Mein ber ®d$aU fprad). inbent er unterfanf: 3$ fann nichts geben, unb ertranf. unb trenn Poliere feinen 2loare, nad;bcm er beftol)lcn trorben, in einer folgen ^rftanbeSrertiürrung jeigt; bag berfetbe fid? felbft für ben SDieb l)ält unb ftd) beim 5lnue ergreift unb fd>reit : Arrete! Rends-moi mon argent, coquin! (9(ct IV. Sccne 7), alöbauu fid) fd)mt als begraben betrachtet unb aufruft: Wj a-t-il personne qui veuille me ressusciter, en nie rendant mon eher argent, ou en m'apprenant qui Fa pris? unb cnblid) in 3cbem feinen %)kb erbltcft unb alte 2Bclt l;enfeu tritt 3n ber Satire behält allemal bcr 23 c griff £Rcd)t gegen bie Realität, benu jener ift ba$3beal, bem biefe cntfpredjen foll, tum beut fic aber abgetrieben ift*). 3n ber ßomöbie bin= gegen rcr(;ält e$ ftcr) umgefcljrt $)a behalt allemal bie Otea = lität Hftcdjt gegen bie üerf ehrten 23c griffe, nad) benen ber Xl)ox fyanbett, benu eben bie Realität ftraft feine begriffe Sügen, ftellt il)uen ein 23ciu, über h\% fie fallen. So $. 23. trenn ber £artuffe meint, burd) feinen benoten Sd)ein, feine frömmetnben sJ?eben unb ©eberbeu alle Sßelt büpiren ju tonnen, unb Drgon meint, ein fo Sctjeinenber fei and) trirt'lid) ein ^eiliger, bi3 23eibe (Drgon fogar unter bem £ifd)c) §u il;rer 23cfd)ämung *) 6d)ilter fagt: „3n ber ©atire wirb tk SBirflidjfeit, als fanget, bem 3beat, alk ber böcfyften SReaittät, gegenüber gefteflt. (§,§ ift übrigen^ gar nicfyt uötfyig, ba$ btä (entere ausgebrochen werbe, wenn ber SDtcfjter e§ nur im ®emütb ju erweefen tQti$; t>U§ muß er aber fcf)(ed)terbing§, ober er wirb gar nid)t poetifdj wirfen. SDic Sßirfiidjfeit ift aifo f)ier ein norfywenbigeS Ob* jeet ber Abneigung; aber, worauf fyier 2lfleS anfommt, biefe Abneigung felbft mu£ wieber not^roenbig au3 bem entgegenftel;enben 3beat entfpringen." (Ueber naioe unb fentimeutalifcfye Sichtung.) 114 erfahren, bag bxe Realität ba8 gerabc ©egentbeil oon ifyren bornirten Gegriffen ift £)ie fomifebe 6atirc qe£;ört tt>ett mebr mit ber fatirifcfyen teomöbte $u einer ©attung als mit ber ernften, ftrafeuben Satirc, obgleid) jte mit biefer ben tarnen Satire gemein fjat. Denn, wie bie fatirifdie teomöbie, mug aud) bie fomifdje Satire nicfyt oerabfd)euung3wertt)c, fonbern läd;erüd;e geljler m ifyrem ©cgenftaube wallen, ober jte mug wenigftenS bie abfd;eulid)eu gefyler, rote ben ©eij, ben 9ccib n. f. w., nid)t fcon ihrer ux- abfdjcuuugSwcrtben, fonbern üon it)rer lächerlichen Seite geigen. £)ie ernfte, ftrafenbe Satire hingegen [teilt uns bie geiler unu gefeiert ntd)t oon ibrer lächerlichen, fonbern oon iljrcr oerab= fcbeuungöwertljcn Seite bar; beim fie null Unwillen, Abneigung gegen bie gerügten geltet einflößen. So roie fiefy bal;er £ad)cn nnb Unwillen ausfd)liegen, fo fd> liegen bie fomifcfye nnb ernfte Satire einanber au$. SDet Satirifer, ber bie gef)ler ber Wlnu fd)cn läcfyerltd) machen will, barf fie nid)t fo barftellen, bag er unfern Unwillen gegen biefelben erregt, beim t»a$ nnferc 2>n= btgnation erregt, finben wir nid)t lädjerlid); nnb nmgefebrt, ber Satirifer, ber nnfere Snbianation erregen will, barf bie gefylet* nid)t läd^erlicb mad)en, benn ber ftärf'fte Unwille faun bind) £ad)en getilgt werben, ©ewölmlid) baben aud; bie fomifcfyen Satirifer fein Talent jur ernften, nnb t)k eruften feines $ur fomtfdjen Satire, woraus man erftetjt, wie bit poetifdpe ^robuetion an pft)d)ologifd)e <&efe£e gebuuben ift *)♦ *) 3MeS bemerft audj fcfyon 9lrtftotele§, inbem er fagt: „£)ie £>id)U fünft tfyeilt fiefy naef) beu eigentümlichen (Sfyarafreren ber £)tcf)ter in x>tx* fdjiebene Ölleitungen: benn t>k (fmiieren ftellten eble unb »on ebleu ^erfonen ooflbracljte ^anbtungen bar; bte £etcf)tfertigeren bagegen bie £anblungen ber @djledjten, inbem fie guerft Scfymäbgebicfyte bieteten, roie 9Inbere £wnuen unb SoMieber." (tyott 4. nad) 2ÖCÜ$. — ^leandad-r] de y.ard rd oiy.ua r,&r] f\ noir\Gig. Ol /uev ydo geuvoteqol tag zaXäg Ifxifxovvio nQa'Zeig y.al zag zojv toiovtiüv xvyag' ol de evTeleaxeqoi zag tG)V (favlcov, tiqohov \poyovg noiovvieg, äöneq eteQoi vfxvovg y.al eyxojuia.) 2>as Ulltfaffenbe ©enie ift freilief? nicf)t fo einfeitig, ba$ eS nur ju einer (Gattung befähigt märe, fonbern e§ letftet auclj in entgegengefetjten ©attungen ©ro§e3, rote *§ljafefpeare in ber Xragöbie unb (Eomöbie. 516er aud) bei bem umfaffenbfteu ©enie lann in bem Momente, reo bte eine SRidjtung be§ ©etfteS üorberrfcfyt, ntcfyt gugleici) t>k anbere entgegengefe^te tljätig fein. 115 2) et ba$ ßäd)crli($ef wie gezeigt worben, tu einer für ben Serftanb auffallenden, unerwarteten 3ncongruen$ jwtfdjen 33e= griff unb Otealität befielt, fo wirb alles dasjenige ©toff ju (£omöbien unb fomifd)en (Satiren geben, nxx% eben jene 2lrt ber Jncongruenj an ben Sag legt. (Sigenfcbaften bal)er, bie an ftdj gar nicr)t läd>er(ic^> finb, fonnen burd; bie begrtp= wibrige Serbtubung, in ber fte auftreten, burd) ben unred)ten Ort unb bie ungehörige ftdt, wo unb wann fte würfen, fo wie burd; ben übertriebenen ©rab, in beut fte wirfen, Iäd;er= lid) werben, %* 23. (Ernft, SBürbe, ©elbftgefül)!, ßonfequen^, Strenge ; ober 23cfd)etbenl;ctt, gügfamfett, (Smpftnbfamfeü, grei- gebigfeit n. f. w. am uuredjtcu Ort, %ux unrechten fcit unb im übertriebenen ©rabc geübt. £uc falfd;e 2Bürbe, ba$ falfcf) e $att;o$, bie falfd;e (Smpftubfa infeit u. f. w. mad;en fid; eben babitrd) läcfycrlid), $>a$ fte falfd) finb, b. I;. ftd; t>a geigen, wo man bem wahren begriffe nad? Qtwaü gan§ 2lnbere3 erwartet. Dtitterli^er 6inu ift an fid; nid)t läd;erlid;; aber £)on Duirote'S ritterliche Segctfterung ift läd)crlid), weit fie ilm and) t>a ergreift, wo etwae> gan$ 2lnbere$ nötlng ift. (£ben fo ift Sielwiffen nid;t läd;erlid), aber ber prafylerifcfyc Sielwtffer, ber überall feine (Mefyrfamtat pr ©d)au trägt, and) wo fie uid)t t)ingel;ört, unb $. 33. bei einem früf)üd)en Wlafyk eine gelehrte ©efd;id)te ber f£od)funft auSframt, macfyt ftd? läcfyerlid^ £)ergletd;eu ßfyaraftere bieten alfo 6toff $u (^omöbien unb !omifd)en 6atiren. Sßaiöetät ift an fid) ntd)t§ ßäcfyerltdjcS, wirb aber eben= falls burd; bie unerwartete, begripwibrige Serbinbung, in ber fte oorfommt, tädjerttd), wenn fte nämlid; einem (£rwad>fenen in gällen entwifd;t, xoo mau oou it)m gerabe $>a§> ©egent^eil, nämlid) Serftelluug, Serbergung feiner wahren 5lbfid;ten unb ©efiunuugeu, furj 9taffinement erwartet. Son biefer Slrt ift $. 33. bie Antwort einer grau an ifjren fterbenben ^Ocann, ber il;r bie ^erfou befd;rieb, bie fie nad) feinem £obe fyetratben folite. 9ciutm ifyxt, fprad; er, bu wirft feljr wot)l ttjun! %6)\ antwortete fie, ict; l)abe aud) fdjon barau gebad;t. (Sgl. „lieber ba$> (Srfyabene unb 9caioe in ben frönen 2Biffen= fd;aften" oon 9Jcofe£ 9D?enbel§fotm , in beffen ptntof. 6d;riften.) Stiller nennt biefe$ beluftigenbe 9£aioe, weldjeS ber $erfon 116 wiber SBtffcn unb SBilleu entfährt, baS $faxu ber Ueber = rafcfyung, im ©egeufa£ pm 9caioen ber ©efinnung, weites rüt;rt unb 2(d;tung- einfloßt, ba bie Duelle bcffelbeu nid)t Un= oerftanb, Unvermögen ift, fonbern eine £>öf;ere p r vi f 1 1 f cf> e @tärle, ein £er$ roll Unfcfyulb unb 2Bal;rl)eit, weld;e£ bie #ülfe bei* 5viiuft, ber 33er(ie(lung, aue innerer ©rage uerfdunäbt (Ueber naive unb fenttmeutate 3)td)tung.) 5lud) ba$ ßrtyabene, weliteS an ftd; utebt (ädjerltd) ift, wirb läcfoerüd), trenn e3 tu einer begripwtbrigen Söerbinbung, alfo reo man c$ nicfyt erwartet, oorfommt. 33 om (Srfyabenen jum £äd)ei(id)en ift bafyer nur ein Schritt. £>affelbe, waö am 6tarfen erhaben ift, wirft am Sdjwadjen läd)eili$. £)er gorn unb bie SDrofyimgen eineö §erfutcö ober 3Cd)i(fcö $, &. finb ergaben, hingegen ber $oxn unb baS Proben ber &tnber ober fd)wad;er SBeibct erregt nur Sachen* X)enn überall, wo un$ ©röge ol)ite 6tärfe, ber Sd;cin ber (Srtjabenfyeit ofyue bt% innere Sßefen, beu $ern, entgegentritt, wirb unfer 23egriff bureb bie Realität unerwartet getcutfebt. 3tf|iu8 9D?öfer beftnirt fogar in feinem „«parlcf'iu ober SBertljeibtgung bee ©rotesf= $omtfd>eu" btä 2äd?ertid)e nur al§ „©röge o()ne <5tärfe." „(Sin Statut fällt px $rbe, fagt er, unb neben ttmt ftür^t ein fötnb, Ttan (ad)t über ben erften, weit man feiner ©röge 3tärfe genug zutraute um ftcfy vor bem galt p bewahren; letzteres im ©egentbetl erweeft TOtteib. 9JUfromegaö, biefe£ Ungeheuer in ber übertriebenen 2lrt, ift nid)t täcfyerlicfy, weit er eine feiner ©röge angemeffeue ©tetrfe befi£t, allein bie burefy feine ©egenwart gefcfywäcfyten ©rögen, ok gebemüttngten Sllejanber unb Newtons, reiben pm Mfym/? „Steine £ari= caturmaterei, lägt ÜRofer feinen «^arlefiu fagen, ift bie l;öct)fte ^orfieltung be§ £äd)ertt$en, inbem id) bie ©eftalt vergrößere unb bie innere 6eete ober <5tärfe biefer ©eftatt aufs mögüd)fte oermtnberc, S)er mannhafte bitter bei bem erften (£aricatiu> maier, bem Sero ante 3, ift ein ausgehöhlter Körper, welcber ©röge $eigt unb @tärfe lügt" ($ermtfd)te 6$riften oon3uftu« $cöfer £1k I. ©, 96 f.) Subeffeu bie ©röge ol)ne etärfe, biefer äugere 8d;ein ber (M)abeut)eit bd mangelnbem Sßefen, ift nur eine befoubere 9ftt be3 2ä$erltd)en, erfd^öpft aber nic^t oa% gan$e Söefen beffelben, folglid; ift SKöfer'S Definition 117 eme etnfeitige. £>a$ Sßcfen be§ 2äd)erlicr)en beftebt, wie wir o,efeben fyaben, in bcm unerwarteten ßontrafi $wtfd)en 33egrtff unb Realität. 2)a§ ©röge oljne «otärfe Iäcr>erlid) wirft, tarnt nur baber, bag wir in uuferm 93cgttff mit bei* ©rege Stärfe verbinben, alfo, wo eine ßrfcfoemuttg ftd) al§ ^rog anfünbigt, aud) ©tarfe ttion it)r erwarten, biefe unfere (Xrwartuua, aber alöbann burd; bic Realität Sü^en tfefiraft wirb. Söcnn 33erge freifjen, fo erwarten wir nid)t, ba$ eine ÜRau§ beranSfommcn wirb. £)al)er tjeigt biefe SDcaue» and) in bent betonten Werfer Parturiunt montes, nascetur — rieliculus mus, eine lad) er= üd)c 90cau3,*) *) (Einen aubern ©egenfaij, atS baS 2 äd) erlief e, Eiltet baö © cm ütbti dje jum (Mmbenen. © emütfytid) nennen nnr nämtid) ein Söefen, baS 2Iuge unb £)t>r, -$>er$ unb (Sinn für unfere perföntidjen SBünfdje uub Sebürfniffe, für unfere inbitubueffen 3ntereffen, Reiben unb ft-reuben Ijat, fur$ baS fic£> perfön tief) für uns interefftrt. SDal 33_erljättnifi bei* Altern $u ben itinbern, ber $reunbe unb ber ©etiebten gu einanber ift barum ein gemüt^tidjeS-. ©cmütfyticr; ift aud) hk öletigion, in ber ©Ott afS tiebenber Safer »orgejieflt wirb, ber für jeben (gingelnen forgt unb ftd) fpecieff um i(;n befümmert. ©emütbtoS fyin=- gegen ift ber dgoift, ber fiel; nur für fid) interefftrt unb beut äffe 2luberu nur Sadjen, nur bittet §u feinen ßweefen ftn0- ©emütfytoS ift audj bie falte, rüdjtcfjtstofe, nur ibren eigenen affgemeinen ©efe|en fofgenbe unb um SBont unb 2Ber)e beS (xiujetuen ftd) ntd)t tummernbe 91atur. diu ferneres ßeidien bei ©emütbtid)eu ift, bafj er frei unb ungezwungen, aus eigenem innern antriebe fjanbett, ba$ er ttjut, was t£>nt baS -£>er$ eingibt, fern oon affer St&ftdjtlidjfett unb Serecfynung. 2Bot)twotten unb 2öor)ttfwn, Xreue unb £)anfbarfeit, ©efättigfeit unb ßnt'orfommcnt-eit, — alles bieS neu* nen wir gemütt)ttd)e ©tgenfdjaften, fo tauge wir fte für äd)k uub natürliche £barafter§üge Ratten; \obaib wir aber binter affem biefen 9lbftd)t merfen, füljft ftd) unfer ©emütt) »erlebt unb wir nennen tmf ber jene (figeufdjaften ju ge= wtffen ßweefen nur r)eud)ett, feineSwegS gemüttjtid). (£in .ftöntg 5. 33., ber ftd) unter baS 93olf mifdjt unb fiel) für t>k perföntid)en 2Jnge(egeubeiten ber din= jetuen interefftrt, gitt für gemütfyltd) ; fommen wir aber bafyinter, ba§ baS ©ange nur aus fdjlauer, bipfomatifd)er23ered)nung gefd)iet)t, bann t>erfd)Winbet W ®emütfjtid)feit. ©emütt)Iid)er oft als SRenfd^en fpredjen uns befreunbete •öauStbiere, C^unbe unb S3ögei an, wäl fte ftd) unperftefft geigen, wie fte ftnb unb es rebtid) mit uns meinen. ©tatte ©iptomaten unb rautje ©runbfa^menfd;en, fteife Bureau* fraten unb gebauten, gtei^enbe «^eucr;ler uub ©c^maro^er ftnb baS Ungemütbtid)fte, was ©otteS drbbobeu trägt. ©a§ in ©etbfad)en bie ©emütbtid)feit aufhöre, Witt nid)tS anbereS fagen, ats ba$ wo baS 01 e cfyuen unb SSeredjnen anfängt, es mit ber ©entütfytid)* 118 £)a§ 2äd)erltd)c unb bempfofge ba3 $omtfd)e entfpringt aber nid)t immer Mo8 barauS, baß bie angef^autc Realität unfern Gegriffen ntdjt gemäß ift, foubern oft aucr) barauS, ba§ bie begriffe ber t)anbelnbcn ^erfonen ber ö»n int 8 ainic flauten Realität nict)t gemäß ftnb, wie j, 33. bie ritterlichen begriffe Don Ctutjote'S gegenüber ber reellen Situation, in ber wir it)n fet)en. Der Dumme, Unmtffenbe unb Ungebitbete, ber, weil er burd) sJteid)tl)um entporgefommen , nun and) meint ben Sftäcen fpieten $u bürfen unb um ftcb einen ®d)voarm oon Tutoren, ^oeten, SSirtuofcn oerfammelt, bie ftd) alle feineu $&ün gut fdnneden (äffen, mit feiner grau ober £öd)tern £tebeeintriguen auftürmen unb hinter feinem bilden über feine abgefd;madten Sottifen Iacr)cu; ber Sßeiberfciub, ber mit feinem §a§ unb feiner $erad;tuug bc£ ioeibltd)en ®efcr)lcd;t3 prablt, fyetmlid) aber, ol;nc eS ju miffeu, fd)oit oon (guter entbrannt ift, ftcb rafenb in fie ocrlicbt unb cnblid) $u ben güßen ber angebeteten angetroffen wirb ; bie run$ltd)e 2üte, t>k ftd) nod) geliebt roäfynt, aber ju tt)ret 23cfd;ämung erfahrt, barj nid;t fie, fonbern tt)re fd)önc 9ttd)te gemeint ift; ber ©ro§fpred)er, ber oon feinem Sftutfye, feiner £apferfeü unb feineu §elbcntl)aten oiel SBefcnö mad)t, bei ber nädjftcn geringften ©efat)r aber feig baoon läuft; ber oon SBtrJenSbünfel 9htfa,eblafcue, ber in ben einfachen unb ge= \oö'l)nlid)ften Dingen be3 SebenS bie gröbftc Itunüffenbeit au ben Jag legt, — alles btcfeS ftnb fomifdjc teljaraftere ; benn fie machen ftet) baburd) läcberüct), ba$ fie jtd) unter begriffe [teilen, §n benen ibre Realität ba% gerabe ($egentr)eil bilt>tt feit 51t (£nbe ift. — äöer ftifo tu bei* Jiluitft fjeniüttUtct) wirfen null, üermeibe bie erwähnten ©egenfä^e beö ©enuitljlidjen. 3u ber .Slunft wirft bit •Darfteiluug bes fleiueu, befebränfteu SeDenö in ©enrebilbern, ^-amitten «Sceuen unb ^bbtten gemütbltd% t>k be» großen 2Beft= unb ^aturiebeny Ijittgegeti ergaben. SDa3 (£rb)abenc wirft alfo in ä)tbttu fdjer ©e^ieljuitg gerabe entgcgengcfejjt wie ba§ Oemütt)üd)e; benn jene» erbebt un§ über bvtü perfßnlidje, iubimbueüe 3ntefejfe, iubem eä ftd) »eruetnenb ta* gegen »erbätt; Dtefe* luitgegen füfyrt uns in baffelbe thi unb bejaht e§. ©ie Säuberung be$ geftirnteu Fimmels unb be» ÜReereS wirft ergaben, aber feines* weg« gemüt^lid) , bie beS SDörfcljen« im X§ale wirft gemüttyüd) , aber ntdjt erbaben. — 23ci %ean tyaui wedjfelt ba§ ©emütbtidje mit bem dr^a- beuen. 119 Unb fö wie inbiiübuetle (£[;arctftere auf btefe SBeife läd?er= lieb werben, fe aitd> gan^e Stäube baburd), t>a$ bie fte reprä= fenttrenben *ßerfoneu in tfyrer Oiealität $u bcm begriff be$ StanbeS ober bem £ttet, unter beu fte ftd> ftellen, einen uner= warteten ßontraft bilben, inbem binter ber aufgefteeften Staubet maSfe fiel) tbre inbioibuelle Natur oerrätb, bie auf gan$ gemeine ßweefe ausgebt, wdf)renb fte bie SBürbe be§ otanbee erbeud)elt (Smtfagung prebtgenbe ©eifttidK mit biefeu Säulen uub vooU luftigen dienen; 9^cd;t fpredjcnbe, aber alö beftcd)lid) ertappte Nidjter uub ber^tetd)en ^erfonen, finb, wenn ber Sßtberfprud) $wifeben begriff uub Realität, an bem fte tabortren, feine fd;äb= liefen gotgen t)at , alfo nid)t ben 2ötllen, fonbern nur beu iöerjiaub befebäfttgt, fcmifd)c Sbaraftere. %i\ü) ba§ $omif$e ber Situationen cnfprtngt ebenfalls barattS, baß burd) fte ber Söiberfprud) ^wifeben ber Realität uub ben ^Begriffen bei* «jpanbelnben plö^licb für ben SSerftanb an t)t\x Jag fommt. £er ©einige, ber feinen Sd;a£ gut oer^ graben $u baben meint, aber buref) Me 2trt, wie er benfeiben ängftlieb bcwad)t uub umgebt, gerabe ben Ort beffelbcn oerrätb uub beftobten wirb; ber leid)tglaubig ^ertrauenbe, ber gerabe oon beut (Sfjrenmann, mit bem er eS ju tl)un ju traben wäbnt, geprellt wirb; ber eiferfücfyttge (£t;emann, ben feine auf £ritt uub Stritt belaufd)tc grau bennod) coifftrt; ber ftd) febtau büufeube 3ntrtguant, beffen Nänfe auf tf)n felbft prücfpratten; ber Sd)meid)ler, beffen wafyre Meinung binter ber Xl)üx beborcfyt wirb; ber £iebbabcr, ber gerabe burety bie %xt, wie er feinen Nebenbuhler aus ber ©unft feiner ©eliebten $u oerbrättgen« fud)t, it)n in berfelben befeftigt; ber ftrenge sIkter, ber bureb rigoureufe (S^telmng au§ feinem Sobne ein Sftufter ber £ugenb gemacht $u baben glaubt, wäbrenb f erfelbe binter feinem Nüden bie lieberlid)fteu Stmebe oon ber 2Bett begebt; ber fteb$ leicht ntacbenbe bequeme, ber fi$$ bureb feine &rägbeü gerabe recfyt fdnoer mad;t; ber naeb Vergnügen Sageube, ber fid) bureb feine §aft uub Unüberl(S|tl)eit überall SJcißoergnügen bereitet, u. f. w, — alle biefe geraten tu bem üDtemcttt, wo ber SBiberfprud) §wifd)en ber Realität unb ibren bornirten Gegriffen, $wtfd;en bem, was fte erwarteten, unb bem, wa$ ifmen wirb, plö^ tid? an ben £ag lommt, in !omifd)e Situationen, 3e fixerer 120 fte auf it)re $orfel;rungcn, auf ibre ÜRittel jum 3w# rechneten, unb je unerwarteter unb entgegengefe^ter atöbanu ba$ ^Refuttat auffällt, je mel;r btc Realität i[>rc begriffe Sügett [traft, befto fomifd)er ift bie «Situation. 3war fann $>a$ $omtfd)e ber Situationen and) burd; bloge, nnoer[d)ulbete 3ufättc herbeigeführt werben. 21bcr lehrreicher wirb bie teomo'bic jcber^eit fein, wenn fie bte läd)erlid)en Situa- tionen, in benen fie un£ i(;re gelben ^etgt, ntd)t rein äugerlid), burd; Mögen 3ufctU herbeigeführt fein lägt, fonbern biefelbcn mit einer 2lrt oon 9£ot[;wcnbtgfeit anö beut 3unern, aus beut ßfyaraftcr ber Ijanbelnbeu ^ßerfouen tyerau§fpinnt. 5(ud) in ber teomöbie mug, wie in ber £ragöbie, eine %xt oon Sd;ulb ob= walten, nur bag e§ bort bie Sdjutb beö $crftanbe£ ift, bie tädjerlid) mad)t, wüfyrcnb es t;ier bie Sdmlb bes 2Bi (leite ift, bie fd;rccfüd? wirft. 2>aö $ufalitg &omifd)e t;at mef)r feinen Ort in ber $offc, beren %mä biege 33 e luftig ung ift, als in ber (£omöbie, bie belehren, ben 33erftanb unb t)a$ Urtivit bilben [oll. 2äd;ertid)e SÖ'Ugoerftänbniffe, 9[Jcig = griffe unb $erwcd)öluugcn (auf welchen le^tern St)afe= fpcare'ö ßontö'bie ber Srrungen beruht) füllten nie ba& §aupt= inotio einer ßomöbte bilben; wol)t aber ftnb fie al§ ein wirf= fameS SngrcbicnS $u benu^en. £)ie[er 31rt jinb hk burd; äkrfletbungen, burc^) in unrechte -^änbe geratene ^Briefe, burefy falfd; gebeutete Sßorte, burd? in 3erftreuung begangene gel)!- griffe u. f. xo, t;erbeigefül)rten fomifdjeu Situationen u\xt> 23er^ wirrungen.*) *) Voltaire fyat ^war 9ied)t, wenn er (in bei* 23orrebe ^umEnfant pro- digue fagt: J'ai cru remarquer, qu'il ne s'eleve presque jamais des eclats de rire universels qu'a l'occasion d'une mepvise. ■ — 11 y a bien d'antres genres de comique — mais je n'ai jamais vu ce qui s'apelle rire de toutsoncoeur que dans ces cas approchans de ceux, dont je viens de parier. 9lber au» ber 9tllgemetn^ctt unb üg> ergtid^f c it be£ £acf)enS bei üKtperftänbtffen unb SDtf-janffen , roetcf)es »on bem @r#en unb Unerwarteten beä ßontraftes fommt, ber in füllen gäflen snnfdjen Scgriff unb Realität \U\tU ftnbet, — folgt nid)t, bag tiefe 2trt bes 2äcr;eritcr,en junt £auptmotit> ber domöbic §u machen fei; tuelmef-r barf baffetOe in ber Boxern Gomöbie immer nur eine untergeorbnete Oiotle fpxeten unb barf nie gau^ aOgeriffeu, ohne allen ßufammen&ang mit bem ßf-arafter ber fyanbelnben ^3erfonen bafreBen, 121 2Ba§ bie gracje betrifft, ob man in ber Somöbie bic (£i)a^ raftere übertreiben bitrfe, fo ift btefelbe $mar fd)on im 2Befenttid)en oon ßeffütg richtig beantwortet/) & lägt ficb jebod) nod) gota,enbe§ ^inpfugen. (St)araftercißeufcf?aften , t>k an ftd) feine gefyter unb burd)au$ tücf)t IMertid), otclmebr fonbern mu$ immer in teuerem einen 2(nfnüpfungSpunft babcn, \vk 3. $. ba& (äcfyerticfye SDcifjoerftänbnif} in Poliere'S Avare (Qtct 5. ©c. 3.), wo ber ®cig* bals, ber an 9lid)tS anbereS $u benfen fct&ig ift, als an feine geflogene (Saffette, unb in Sebent ben «Dieb ftef)t, bte SBorte beS Valere, beS £tebt)aberS feiner Xodjter: Nous nous sommes promis ürie foi muüielle et avons fait ser- me'iit de ne nous point abandonner .... Nous nous sommes engages d'etre Tun ä l'auter ä jamais. Rien que la moii nous peut separer; — e'est d'une ardeur toule pure et respectueuse que j'ai brule pour eile u. f. w. auf feine geftofylene (s,a\\ttk bqkbt unb in biefem ©inne alle SBorte be§ Valere beutet, ber immer nur feine ©eiiebte im (Sinne fyat. £ier ift ba$ 9ftitf»erftänbni§ ein uotfywenbigcS, burd) ben Sljarafter beS -£arpagou mo= thurteS, ba ü)n fein bloS aufs ®elb gerichteter ©inn an nichts aubereS, als eben an biefeS benfen unb bafyer 9IlleS auf biefeS fcejtefyeu Iä§t. «Sein ßo& unb Äjutfdjer Jacques fpricfyt oon ©engen, «Sieben, Rängen; «tößalb bt%kfyt er eS. auf ben Qkb, wäbrenb 3ener fagt: Je parle d'un cochon de lau que votre intendant me vient d'envoyer, et je veux vous Taccommoder a ma faniasie. *) Seffing fagt: „teilt fontifdjer SDtdjter, welcher in einem (Sbarafter ein gewtffeS Safter rect)t r>erabfd;euungswürbig unb läd)ertid) abmalen will, ber wirb nimmermebr feinen 3^ecf glücfltcb. erreichen, wenn er niemals babei bk Natur ein wenig aus ben fingen verlieren will. Sßemt er nichts auf baS Xljeater bringt, als was er in ber einfachen Natur finbet, fo wirb er feinen ßufcfyauern nichts §u febeu unb gu boren geben, als was man alle £age fiebt unb fwrt. SBer befucfit aber beSwegen ben ©d)aupta£, -bannt er baS bafetbft antreffe, was er aujjer bemfetbcn mebr als ju bäufig finbet? (£r mu§ alfo ungewöhnliche ßüge in feine ßljaraftere einmifd)en, wenn er bk 9lufmerffamf eit ber 3ufdjauer auf jtd) gießen will. SßaS ift aber baS Ungewöhnliche auberee, als eine 9tbweicbung von bem Natürlichen? .... teilte (£omöbte, in weicher ©cfycrs unb jum S-adjen bewegenbe fatirifdje tetmrat'tere, Sieben unb £anb= (ungen fehlen, fann unmöglich, eine teomöbie Reifen, fo lange 9Irtftool)aneS, ^iautuS unb SSJcüliere gute SOhifter finb. Unb ba§ fte e8 finb/baö wagt bocb, wol)l nod) fein Äunjlrt^ter fo fd)led)t§in $u leugnen. T>a§ wefentlicfie ©c^öne aber in tiefer Ujren Suftfpieien finb bk überaus iäc^erlidjen 31bfc^ilberungen ber menfcfylidjen gebier. Unb mit wa§ für @runbe wollte man leugnen, bau tiefe geratet SSegeS gunt ^aupt^wec! beS fomifc^en X^eaterS führen, welcher ift, tie Safter burcb. ba§ 2lbgefd)macftc, welches fte an ftd) I)aben, bei ben üftenfdjen oerba^t ju machen?" (3n ben Beiträgen §ur $i}t, u. SUtfnafyme beo XljeaterS.) 122 lobenswerte £ugenben jtnb, wie Sparfamfett, gretmütfngfeir, Selbftgefül)!; ober 33efd)etbenl>ctt, (Smpfinbfamfeit, Scfyamt)aftig= feit it. f. w., werben im £eben oft baburcf) p gestern unb madmi ftcb läd;ertid) , baf* fie übertrieben unb etufeitig wirfen, inö (Sjtrem ausarten unb überall and) t>a fid) beroorbrängen unb geltcub machen, wo fie ntd;t am redeten Drte finb, wo otelmetjr gan§ anbere, ja eut^cgcn^efe^te (£igeufcbafren erforbert werben. So wirb aus Sparfamfeit ©ci^, au§ greimütbigfeü ©robfyeit, auä Selbftgefül)! £od)mutt), au$ 23efd)eibent)eit SelbfU erniebrigung, au§ Gmtpftnbfamfctt fentimentale SBinfetet, aus Sd)amf)aftigfctt ^rübcrie, — unb alsbalb ift mit ber lieber* treib ung and) bie £äd)ertid)feit va. £>enu folcfye über= triebene, in'S Sjtreme anSarteube ßfyaraftere *) fd)fagen 21Ue$ über einen Seiften, bcbaubeln alle, and) nod) fo f)eteroge= neu ga'lle auf biefelbe Söeifc, übertragen auf bie oerfd)teben= ften Dualitäten biefelben eütfeittgen unb bornirten begriffe. 3>er ©einige fniefert alfo and) oa noct), wo e3 gerabe gilt, fid) liberal p geigen, beim 33ewirtl)en oon ©äfieu; ber übertrieben greimütfyige fagt aueb ba feine Meinung gerabe l;erau§, wo e8 gilt, biefelbe p oerbergen ober bodj) wenigftenö p milbern; ber übertrieben 23efd)etbene ift auefy bann nod? befd)eiben, wo e$ gilt, Setbjtgefübl p geigen, wenn man ttm nämlid) befcfytmpft ; ber §odjmtütt)ige ift aud) ba nod) fyocfymütfng, wo er llrfacfye bat bemüttng p fein; bie dmpftnbfame ^erfd>mil§t oor 2Beb= mutl) beim £ob einer gltege unb bie <ßrübe erfebrieft über ba& unfdnilbigfte 2Bort wie über bie gröbfte %ote. £)ie (Sinfeittgfeit beS ßt)arafter$ i;at nämttd? 23ornirtt)ett be§ £erftanbe3 pr golge, unb überall, wo leidere xoaittt, ift, wie wir fcfyon gefef)en f)aben, reidjlicber Stoff pm Sachen. 3)ie ßomö'bte t)at alfo nid?t nötl)ig, fünftlicfy p übertreiben, fonbern fie braucht [fid) nur foldje (Efjaraftere aufpfudjen, bie an ftcf) fcfyon übertrieben ftnb unb braucht biefelben al$bann nur confequent au3pbitben unb in fold)e Situationen p oerfe^en, wo it;re gan^e 2äd)ertid)feit an ben £ag fommt. Sollte e$ aud) im geben fold^e confequent auSgebilbete Darren niebt geben, fo ^abtt ba§> 9ctd;t3. T^enn *) Dum vitant stulte vitia, in contraria currimt. Hör. Sat. I. 2. 24. 123 Me temnöbie t)at Vitd;t gerabe nur §u geigen, maS bie SJcenfdjen finb, fmtbeni »a8 aus ü)nen »erben fenut, wenn genrijfe ßigenfcfyafteii elitfeitrg nnrfen unb ftd) ntebt buxlh bie auberu, zugehörigen ergänzen. 2Rag ber 3ufd)auer beim Public! bes übertriebenen Somöbieiiljelben immerhin fagcu: SDa8 bin id) nicfyt! fo ^cigt ttjm bod) ber Dichter: SDa8 fannft £5ti werben, wenn SDu ÜDtd) nid)t »ot (Sinfeitigfeit in 5ldjt iiimtiift. Unb gerabe t)ierin beftebt ber 9cii£cu ber (£omöbie. Sie marnt ben Bufcfyauer burd) Ucbertreibung iuu* ber Uebertreibung; fie t>eilt burd; 9carrt)cit oon ber Dcarrfyeit- „Der roafyrc allgemeine sJhitjcn ber (hnnöbic, fagt ßefftng, liegt in bem ßadjen felbft, in ber Hebung unferer gäbigfeit bas £äd}erlid;e $u bemerfen; es anfier aßen Bemäntelungen ber £eibenfd)aft unb ber 27cobe, e3 in allen Ükrmifdmngeu, mit nod; fd)ltiniuern ober mit guten (£*igenfcf;afteii, fogar in ben Runzeln beo feierlichen (£rnfte§, leid)t unb gefdmnnb m bemer= fen. 3uöc^]e^eu/ Daß &er ®et§ige bes Poliere nie einen &cü ^igeu, ber Vieler be$ Otegnarb nie einen Spieler gebelfert t>abe; eingeräumt, bn§ ba§ Sadjen biefe £l)orcn gar niebt beffem tonne: befto fd;Ummer für fie, aber nid)t für bie £0= möbie. %i)x ift genug, wenn fie feine üerjroeifelte ^ranf Reiten feilen fann, bie ®efunben in il)ter ©efunbbeit p befeftigeu. 5fucb bem freigebigen ift ber ©einige lel)rreid); and) bem, ber gar nid;t fpielt, ift ber Spieler uiiterrtcfyteub ; bie 2t)orl)eitett, bie fie nid)t Ijabcn, fyaben anbere, mit melden jle leben muffen ; eö ift erfprieglid;, biejenigen $11 fennen, mit »el$en mau in teollifton fommen fann; crfpricfjlicb , fid) nüber alle ßinbrüde beö 33eifpiel§ m öerwa^ren. diu ^rdferöatiö ift and) eine faßbare 3lr§nei; unb bie SRoral fyat fein fräftigere*, mxh famereS, als üa$ 2äd)ertid)c." (Dramaturgie 29. Stücf.) Der 9cujjen ber ßomobie ift jnjar pnäc&ft nur ein tutel= lectueüer, tljeoretifcfyer; beuu fie rcecft unb fcfyärft unmittelbar nur Ut ltrtl)eilöfraft, inbem fie ün& galfd;e unb 23erfefyrte als falfcfy unb oerfefyrt erlernten labt unb baburd) bas Söabre unb Otidjtige jum 23en>ufjtfein bringt. Slber mittelbar wirft fie burd) biefe 23ilbuug be$ UrtbeüS au$ praftifd); beim bie geiftige (£rl;ebung über »erfefyrte Sitten unb ©ewo&nfyeüen ift bie erfte 23ebingung, fid? auef; leiblid) ober praftifd) 001t itmen 124 le^umad)en. 2Borü6cr mau fad)t, barübcr bat man ftd) geifttg fd)en erbeben, worüber man (iet aber geifiig fdwn erbeben, wag mau ftd) objeettö gemalt bat, bauen f>a£ man ftd) tnucrltd) fd)on befreit, bat e8 au« ftd) tyx aufgearbeitet, unb bic äufje** lidje Befreiung ift aisbann ntdu mebr fe fd)wcr. %\i erft (*twas in ber Meinung gefunfen, bann wirb es balb and) tu ber 2Birflid)feit faden. Zo manche Xberbett tft fd)en auf biefe Söeife au§ bem inbietbueltcu unb öffentlichen £ebcn gefdmnutben unb fe manche nürb ned) barauo fcfywtnben. ©ure, bie foerr- fdjenben 3citeerurtbeiie, Iborbciten unb 2krfebrtbeiten geiBelube (is'entebien ftub baber ein fcfjr wtd)ttge$ 23ilbungs - unb Qzx* ^tebungsmtttcl. Sie ftub bic Vorläufer einer, wenn and) ntd)t meralifd) befferu, bod? oerftänbigern unb eernünfttgeru &it. £>ie (Somöbie ift eeu allen Gattungen ber ^eeftc gerabc bie- jeütge, bie am meiften auf bie jedesmalige ^nt McfftdU ]\\ nebmen bat ^ornrtbcilc unb s#crfebrtt)ctten, bie bic 50£enfdv beit längft abgelegt bat, bürfen ntd)t mefyr auf bie 33üt)ne ge- bracht »erben. SDamit aber bie (Eemebtc tt;rc untätige üDtffjton für bie $tit erfüllen unb berfclben ben Spiegel eerbalteu tonne, leerin fte ihre gteefen unb ötun^efn, ifyren 3*>Pf unb t^re lange Sfcafe erblttfc, inufj ber <&pott eem Ztacitt frei gegeben fein, wie er es nod) jur $tit bes Slrtfiopfoane« rear. 2Be ber föomus angefeffelt ift, ba fann bie ßomöbic nicfyt gebeiben. T>a£j ibu aber Seber, fe gern er and) über Rubere lacfyt, an^ufeffelu fuebt, wenn er ftd? gegen tbn felbft wenben null, ift ntebt §u eerwunbern. 2>enn 9ftcbt$ fürchtet man mit dlt&t fe fet;r, afe lädjerlid) gemacht $u werben. SBem nur ba*> £Red)t ^ugefiel;enr fid) über uns $u mequiren, bem geftei)eu mit eben bantit bas 9fccbt $u, uns unfere 23ornirtfyeit, unfern Uneerftaub unb bagegen feine eigene geiftige Ucbertegenf)ctt fühlbar gu mad)en. ^ouffeau fdgt in feinen (Eeufefftenen: „Ce n'est pas ce qui est crimi- nel qui coüte le plus a clire, c'est qui est ridicule et hon- teux," b. 1). man geftebt lieber feine ©c^led)tigteit, als feine £äd)erlicbfeit ein. 2lber eben, weit biefe« fe ift, weil ber Spott \o eemid)tenb wirft, barum feilte man il)it aud) gegen alle* dasjenige frei laffcu, wa« an ftd) täcfycrltd) ift unb burd? Spott oemiebtet §« werben eerbtent. XII. Heber ßonfrajlc. $äme eö in ber Shtnft Mo8 barauf an, (gtnformtgfeü unb Monotonie ju oermetben, Sßecfyfel unb SO^anutgfalti^fcit unb baburd) Öcben in ba$ $unftwcrf ju bringen, fo würbe btefeS febon burd> bloße SSerfcfytebenfKtt ber bdrgefiellten ©eftalten, (JS^äraftere, Stimmungen nnb «£aublungcn erreicht werben, olme baß e$ ba$ü eineö ©egenfafceS bebürfte* 2Rit ber bloßen s£erfd)icbenl)cit begnügen wir un£ aber nid)t, wir wollen , wo mögltd), and) ©egenfa£e, nnb fjaben an einen etnjigett ge= fd;tcft angebrachten, natürlich fiel) ergebeuben* ©egenfajj eine tiefere nnb innigere greube, als an allem nod; fo reiben nnb nnb mannigfaltigen 2öed)fet bfo§ o er f Rieben er ©eftalten. 3m 3)on Cmi^ete ift ftcr)erltcr) eine große OKanmgfaltigfeü oon abenteuern, nnb bod; erregen biefe alle $ufammeu genommen ntd;t $>a$ Sntereffe, wie ber einzige bnrd^greifenbe ©egenfag $wifd)en bem 3beali8mu§ SDon Duir.ote'ö nnb bem 9teali$mu$ eun 9lid)t% laßt uns einen fo tiefen 231tcf in $>a§> innere SSefen eines 3)inge$ tl;nn, al$ bie Beleuchtung bnrd) fein ©egentfyetl 9?id)t unter Söerf$te= benen, fonbern unter (Sntgegengefejjten wirb (StwaS erft al$ ba§ erfaunt, wa$ eö ift; (Sine (Sid)e $. 33., unter noefy fo vielen unb oerfd)iebenen (Sieben gefetjen, bringt uns bie wefentlid;en, d)araf= terifttfd;en (£igenfd)aften ber (Sicfye iuct)t fo pm 23ewußtfetn, wie gegenüber bem fd)wanlenben SRofyr. £)af)er bie grenbe, bte 126 uns bte 23euuj3ung biefes (lonrrafteS in Lafontaine'! fefyr* reifer gabcl: Le Chene et le Roseau, mad)t, in ber Me (Hebe bas $obr beflagt: Vous avez bien sujet d'accuser la Nature Un Roitelet pour vous est un pesant fardeau. Le moindre vent qui d'aventure Fait rider la face de l'eau Vous oblig-e a baisser la tete : Cependant que mon front, au Caucase pareil, Non content d'arreter les rayons du soleil, Brave l'effort de la tempete. Tont vous est aquilon, tont me semble zepbir, etc. hierauf ba$ 9M;r: Votre compassion , lui repondit l'arbuste, Part d'un bon naturel; mais quiltez ce souci : Les vents mc sont moins qu'ä vous redoutables. Je plie et ne romps pas. Vous avez jusqu'ici Contre leurs coups epouvantables Resiste saus courber le dos : Mais atlendons la fin. Corame il disoit ces mots, Du bout de l'horizon accourt avec furie Les plus terrible des enfans Que le nord eüt porte jusque-lä dans ses flancs. L'Arbre tient bon; le Roseau plie: Le Vent redouble ses efforts, Et fait si bien qu'il deracine Celui de qui la tete au ciel etoit voisine, Et dont les pieds toucboient ä l'empire des morls 2Bie fner, in ber (£ntgegenfej$ung ber &iü)t gegen ba$ 9?ot;r, bte (S;igenfd)aften be§ geften nnb 6d)toanfenben , beS Starren nnb 2Megfamen, einanber gegenfeitig beleuchten; fo lernen nur überhaupt oonSebem, wo^u es ein (£ntgegengefe^teö gibt, feinen loefentlicfyen eigentümlichen ßfyarafter erft bnref) ben oergletcfyenben 23licf auf fein ©egentfyetl rec^t fennen. Opposita juxta se posita magis eluceseunt. (Hn SO^ann, unter nod) fo oerfcfyiebenen Männern erbltcft, ein $inb uuter nod) fo oer= fd)iebeuen ^inbern, eine 6d)öne nuter no$ fo oerfd)iebenen ®d)önen, ein ©efuuber unter nod) fo oerfd)iebenen ©efunben, ein £eibenfd)aftltd)er unter nod) fo oerfd)iebenen 2etbeufd)aft= liefen, ein kluger unter nod) fo oerfdneben klugen, ein ©nter unter nod? fo oerfdnebenen (Buten — genmfyrt hk ^rfeuntuig ntdjr, 127 unb mad)t bcn tiefen (Sinbrucf ntd)t, nue ber 2Jcann neben bem 2Beibe gefefyeu, ba§ $tub neben bem ©reife, bie 6d)önc neben ber §äßltd)cu, ber ©efintbe neben bem Traufen, ber ßeibenfdjaft= liebe neben bem 2Ipatf)ifd;cu, ber $Iuge neben bem Gummen, ber @ntc neben bem 23ofen u. f. \\\ SDicfeS füi)(enb, l)abcn bafyer and) uon jetjer bie ©enie$ aller Nationen, wo eö anging, ßontrafic in ifyren Sßerfen angebracht, um bnref) fie ihren ©egenftanb in baö fyclffie 2ici;t §u feijeu, bie Sßafjrfyeit, bie |xe le&ren wollten, reeftt anfd)uultd? ober i>a% ©efüljl, va& fie emeefen wollten, red)t ciubriuglicf; \\i machen. 2Bte bie Statur baburd), ba$ fie uns leiben8fä|ig gemacht unb weif ad) ©elegenfyett jn Seiben bereitet f)at, ba8 ©efübl ber fiebenofreuben crfytffyt; fo erböfyt and) bie ßnnfi beu ©efd)macf beffen, \va% fie nn$ bietet, baburd), bafj fie il;m bn$ 6at$ beä ßontraftes beimtfd)t *), £reffttu)e, b. fc, roafjre, nngejnmngene, ungefunfMte , au$ *) 9iur frf)(ed)te Jlörfie fallen ju »tel. ©o aud) btc fcfoledjten 5ftad?aBmer ber ©enieö (imitatorum servum pecus), bie eö ftcf> ct&gemerft haben, welche vortreffliche Sötrfuug btefe bureb (Eontrafte tjeröorbrtngen unb nun eine 3<*gb auf (Sontraftc machen, bie uns allen ©enuJ3 verleiben mufj, i>a jie bas Mittel Sunt ßroed, ba§ Saf$ $ut £auprfpetfe macht. Montesquieu Bat bafyer in feinem ,, Essai sur le goüt dans les choses de la natnre et de l'art", in bem Sapttel „des conirastes", febr richtig bemerft, i>a§ ber j\ünft(er bureb baä beftänbige £afdjen nacb. (unttraften gerabe in dinfßrmigfett »erfaßt, jtatt tbr gU entheben: „Couime nous avons dit que la variete que l'on a cherche a mettre -'ans le gothique lui a donne de Fimiformite, il est souvent arrive qiu. la variete que l'on a cherche a mettre par le moyen des con- trastes est devenue une Symmetrie et une vicieuse imiformite. Ceci ne se sent pas senlement dans de certains ouvrages de sculpture et de pein- ture, mais aussi dans le style de quelques ecrivains, qui , dans chaque phrase, mettent toujours le commencement en contraste avec la fin par des antitheses continuelles, tels que saint Augustin et autres auteurs de la basse latinite, et quelques uns de nos modernes, comme Saint-Evremont. Le tour de phrase toujours le meme et toujours uniforme deplait extre- mement; ce contraste perpetuel devient Symmetrie, et cette Opposition toujours recherchee devient imiformite . . . Bien des peintres sont tombes dans le defaut de mettre des contrastes par-tout et sans menagement; de sorte que, lorsqu'ou voit une Agare, on devine d'abord la disposition de celles da cöte: cette continuelle diversite devient quelque chose de semblable. D'ailleurs la nature, qui jette les choses dans le desordre, ne montre pas Taffectation d'un contraste continuel," 128 ber Dcatur ber Sad;c ftd> crgebenbe (£ontraftc ftubct mau bot bcu grogcn £>id)teru aüer Nationen, bei §omer, <5opt)oflcS, £oraj, ßet»anie#, <£t;afefpcare, Ü3ötf>c unb 8d;iller. 3>icfc nutg man ftcf) a(fo jum dufter nehmen. 2Bk tritt boef) j. 23. bei «ferner bic geiftige ©cwanbtl;cit bee DbtyffeuS in btö (kUjic Siebt gegenüber ber foloffalen, aber erklimmen Sxörpcrjiärfe be8 (£i)f(open ifd;cn 2ift unb Straft, geiftißer nnb materieller ©tärfe, ift fel;r lebrreid) unb er$o£li$. 2(nbrer= feite tritt wiebcu and) bic ungcbrodKuc ^örperftärfe be§ Dbuffeuä in ein bellet %id)t gegenüber bcr ftraftlofigfeit ber ocrweid)lid)ten greier, beim Sogenfpannen (im 21. ®efang). SDcr greicr mibe 2(usgelaffenbeit nnb SSerblenbung bilbet einen tragifd)cn teontraft $u ibrem uaben, oom Scber Jbcoflmucnoä im ©eftebte gemein (Tagten dmbe: 9ld) tottä trifft eud) für ^ett> , Itngtücftidje? £unfel in $U$t ja Sinb eud) £aupt unb 3lntti£ gefüllt, unb unten bk ©lieber! 2Be§ffag' §at fid) empört, nafj jtnb tum ber If)iäne bie SBangen! 95tut aud) [preiste Ht Sßänb', unb j e ^ U cf> e fc^one Vertiefung! 93 eil ift fdjivebenber ©Ratten bie ftlur, unb »cfl audj ber SSorbcf, 2>ie sunt Sre&oS eilen in ^inftermfj! 2t(jcu bic Sonn' ift 3lu$aetöfdjt am £>imme(, unb ring* foerrfdjt gräpdje* 2>unfet. (Cb. 20, 351—357.) 23ei <2opl)ofle3 wirb ber (£t)arafter ber Antigene burc|) ben ber 3j£meue, ber «jpetbemnutl) jener burd; bie 33er^agtf)ett biefer geloben. %m ^(nloflet bcffelben bilbet bie offene, ber Sijt wiber= ftrebenbc ©erabfyeit bes Jungen 9?eoptolemos einen frönen ßontraft §u bem in allerlei ßift l;eimifd)en , oor feinem £rug Vtrüdfcbrecfenben Sinn be$ JDbt)jfeu$. (Sine oolljtänbige nnb georbnete 23etfpielfammfung oon poetifcfyeu ßoutraften, wie fie bei ben großen £>i$tern aller Nationen öorfommen, wäre genug fein uuoerbienftltd)e3 Sßerf. 3d) fitere f)ier nnr noefy einige an, wie fie mir gerabe em= fallen. 3n ©fyafefpeare'8 „Snliuö feäfar" bilbet ber ßtjarafter be3 33rutu8 $u ^em ^ &ftffte$ einen lehrreichen ßontraft. iöeibe ^war jtnb barin einig, 1>ü$ fie als 2krfcbworne bem (£äfar entgegen treten; aber unter biefer äugern @letcr;t)eit waltet, wie bics l)äufig cirtcr) im geben ber ftail ift, ein tiefer innerer ©egenfa£. £)e3 33rutu$ ebter, offener, nur t>tn :pa= 129 triotifd)en 3wecf ta ^u9e labender £l)arafter $ifyt fcfyarf ab gegen t>ie neibifcfye, etferfüd)tige , migaüuftige ©eftnnung, be$ (£afjtu8. 6old;e ©ontrajie unter ben beut 9lnf$eute nad? ©leiten fiub le^rreic^ uub überrafctyenb , eben weil fte beu ©egenfafc be§ tnnern 2Befen§ unter ber ©IetcM;eit ber äußern (£rfd;einung aufbeefen. Unter beu lv>rtfd>cn £>td)teru iji befcnberS #ora$ retd) an ßontraften. ©leid) in ber erften Dbe beS erften 23ucb$, an SftäcenaS, finben mx auf ber einen @eite bie uacb beut Dil; m- pifcfyen 6iege, nad? l;oben (£l)renfte[{en, naef; Üfteidptfyum, uaef; beut 23eftj$ »on Werfern, naef) fröt>lic^eti ©elagen, nad) $rieg uub %a$> £rad)teuben, uub auf ber anbern 6eite ben £)icr;rer: Me doetarum ederae praemia frontium Dis miscent superis : me gelidum nemus Nympharumque leves cum Satyris chori Secernunt populo etc. (©djefler: Wty ergebet t>a$ £aufc, toelcfyeö bie ©idjter franst, 3u ben ©öttern empor, fonbert ber fitste <£am 5tb r>om 33olf unb ber leidjtfdjwebenbe sJtymp$entan$ 2Jttt ben ©atljrn.) $)ie 28. Dbe be§ 1. 23u$8 fangt mit beut rüfyrenben ©egenfajj an: Te maris et terrae numeroque carentis arenae Mensorem cohibent, Archyta, Piüveris exigui prope litus parva Matinum Munera: nee quidquam tibi prodest Aerias tentasse domos, animoque rotundum Percurrisse polum, morituro. (£)en, ber früher bk Otäume beö £immetö burcfymeffen , engt jeijt eine £anb üoü 6taubeS ein.) 3n ber 10. Dbe be$ 2. 33ud)3 fiub, wie öfter bd $ora$, t>k Streute einanber entgegengefe^t, um bie richtige 5Qcitte ptfdjen beiben $u geigen. Rectius vives , Licini , neque altum Semper urgendo , neque, dum procellas Cautus horrescis , nimium premendo Litus iniquum. Auream quisquis medioeritatem Diligit , tutus caret obsoleti Sordibus tecti, caret invidenda Sobrius aula. 130 (Keffer tfyut, wer roeber ftetö $ur 5Reereöf)öt)e fyinanfteuert, nod? fcljcu üor «Stürmen ftc£> anö Ufer drängt, fottbern bie golbeneTOtelftrafte Hebt; beim ber iji frei »om@d)mu£ ber morfcfyen Rüttelt, tr-ie »on bem beneibeten ©(an^ ber ©cpffer.) 3d) macfyc nod) auf bie 18. £)$>t beö 2. 23ud;cö aufmerf- fam, wo ber ©lau§ ^eg 9fcid)eu einen fdmctbcnbcn (Soutraft bükt ju bem barauS entfpringenbeu @lenb feinet Klienten: Tu secanda marmora Locas sub ipsura funus etc. Quid? quod usque proximos Revellis agri terminos , et ultra Limites clientium Salis avarus ; pellitur pateruos Jn sinn ferens Deos Et uxor, et vir, sordidosque natos. 9la$ @$eller'$ Ueberfefcung: 2)u läfj'jt Marmor brechen r)art 91m ©rabesraube, unb erbauft ^a(äfte ©eines Xobö uneiugebenf; ■Des Speeres lüften, gegen 23ajä raufdienb, ©trebft bu ju üerbrängen, ntcfjt ©enug bereichert mit bem fefteit Sanbc. 3a nod) mefyr — o bu »errütfft £)ie Stacfybargren^en beiner Slcferfelber, ©pringft »ofl £abfud)t über ber Klienten ©djroeflen: 2Beib unb ©cttte werben, 3t)re naeften Ätnber unb £)er SSäter ©öfter an ber SSruft — vertrieben! — Unter ben neuern h)rifd)en £)t$tern tft @ d)tiler retet) an (Eontraften. 2Bel$e ®egenfä£e fnüpft er an bie ©locfe^an! 3n ber „SSürbe ber grauen" lägt er auf jebe ©top (je, in ber er bie roetbltcfyen (Stgenfdjaften greift, eine mit bem ©egenbtlbe ber männlichen folgen. 3n ben „Sbealen" [teilt er t)k raufje 2Bir!lid)leit ben träumen entgegen, bie ein[t ba$ trunlue §er$ gefd)rr>eUt: SBie wenig, afyl t)at jtdj entfaltet; £)teS 2Bentge, wie ftein unb farg! 3m (Spaziergang wirb -ber ©egenfa£ $roifc&en D^atur unb Kultur, in ber Rettung ber drbe ber ©egenfa£ ^rtufeben bem [Realismus ber 2Beltmenf$en unb bem 3beali§mu3 ber ^oeten, in ben 131 ©öttcrn ©rted)en(anb§ bei* @fegenfa| $wifd)en ber antuen pfyan= tafteoollen unb ber mobernen vfyautaftetofen (oergötternben nnb entgotternben) 2Bettanfid)t in fdjarfcn 2Intl;itcfen jur 2tnfd>auuug gebraut. 9lud? in 6d)illcr'3 bramatifd)en SBerfen fefyft e3 nicfyt an lehrreichen nnb ergretfenben (Sontraften. 3m Drama ftnb, je nadjbem e§ (£omobie ober £ragö'bte tft, bic Gontraftc entweber fomtfd;e ober tragtfd;c. SSorin t>a§ Sßefen ber fomtfctyen teontraftc beftetjt, ift in bem Kapitel über ba$ 3\omifd)e gezeigt, wo and) 23ctfütc(c oon fomifd)en &ontraften gegeben ftnb. Die tragifcfyen ßontrafte jtnb befonberS bann tcfyrretd), wenn gleichberechtigte $tgcnfd;afteu nnb Snterefen, bie (1$ einanber ju ergänzen bcjtunmt wären, in eigenftnniger bartnaefiger (Sinfeitigfeit fid; feinblid; entgegentreten nnb bann burefy ba% $crberbttd?c tfyrer ßiufetttgfeit bic Sßafyrfycit jum 33e= wugtfein bringen, $>a$ cinfeitige £ugcnben gcfytcr ftnb, etnfeütgeS iftecfyt §um Unrecht wirb. Denn e£ gibt gewiffe (£igcnfd;aften, bte nur in il;rer (£rgänpng burd; bie entgegengefe^ten l;cttfam, in 23efämpfnng berfelben hingegen oerberblid; wirfen , mt $. 23. «Strenge nnb üUftlbe, 23egctfterung nnb 23efonncnf)ett, gefttgfeü unb gügfamfcit u. f. w. 60 wie ©ött;c un$ im £affo gezeigt, baj$ bie in §wei ©efpaltenen (£affo unb üDtontecattno) nur barum geinbe ftnb, ,,weit t>k ^atur nid;t bitten SO^ann aus iJjnen Reiben formte/' — in biefem 6inne, meine ify, füllten un$ bie ^ragöbien = Did)ter öfter $>a% 33erbcrblid;e ber (Sinfetttg= feit burd) tragifd;e ßontrafte aufcfyaultd) jum 33ewugtfeiu bringen. 3m 3t>i>tl bürfen entgegengefe^te (Mgeufdjaften unb 3nter= effen nur oorübergcfyenb, jur 2öür$e be§ ©anjen, in föonftict geraden, wie $. 23. in ©otfye'8 ^errmann unb Dorothea, wo 33ater unb SDtutter, 33ater unb ®ofm ftreiten. £>ter ift e§ angemeffen, ba$ eine über ben fernblieben Parteien fteljenbe, mit $luto; rttät begabte unb Vertrauen gentefjenbe $erfon, wie ber $far= rer, bie Otolte be$ Vermittlern übernehme, bie (£$treme auf it)r richtige« SJcaß $urü(ffüt)re unb fo au$ bem Unfrieben ben grieben wteber tjerftelle. 2öä'i)renb in ber £ragöbie bte ßontrafte abfcfyrecfenb wirfen, inbem bie feinbfelig £ontrafttrenben ftd) gegenfeitig aufreiben, füllen fie im Sbtitl ein an$tel)enbe$ 33ilb f)armonifd)er (5rgän$ung 132 gewußten. ÜKcmtt unb ÜBeib, Altern unb ^inber, £err unb Steuer u. f. to. füllen uns l)ter in fd)önem, frieblicfyen, ein= trächtigen 3ufammen^e^en un& SufMtmemrirfen entgegentreten. [Reibungen unb ßonfücte bürfen bafjer nur oorüberget)enb üor= fommen; and) bürfen eö nid)t feigere, n>id)tige Snterejfen fein, t}k $u einander in ©egenfajj treten. 2öa§ bie gorm ber ©egenfatje betrifft, fc ftnb biefetben enhöeber räumliche ober ^eitlicfye, neben ober nacb einanber auftretenbe. 3m ©raraa fommen bcitit gönnen oor. £er £>elb beö 6tüefe3 wirb uns neben feinem ©egner in einem gleich? zeitigen Gontraft gezeigt, ba% (Snbc feiner ßaufbatm hingegen bfclbet ju bem Anfang bcrfelben einen nac^folgenbcn Gontraft. 3)ie bilbenben fünfte in tbrem räumlichen Material fönnen n>ol)l gleichzeitige, neben einanber beftet)enbc ßontrafte geben, aber nid)t nact; einanber fotgenbe, roie bie Cßoefie unb ÜRuftf, bie ftd) ytitlify confecutioer &arftcllungämittel bebienen. £er Umfefylag be§ ©lücfö unb ber greube in Ungute! unb Trauer, wie um un8 $oefte unb 2Jcuftf in einem Stücfe jur 3lnf$auung bringen , ftfnnte in ber bilbenben ßunfl nur burd) pei oerf$ie= bene, neben einanber gefreute 8tücfe roiebergegebeu roerben, roooon ba% eine $>a% Moment ber greube, t>a% anbere ba$ ber Trauer barftcllte; btn ba^ifeben liegenben Verlauf fyatte ftcf; bann t)k $pf)antajte ju ergänzen, fo §♦ 33. irenn ber Soutraft ^nnfcfyen ben jecf>enben, jubeInben unb ben oon ben Pfeilen be£ Cboffeue ^ingeftreeften greiern ber 53enelope, ober ber (Eou= traji jtmfdjen bem luftigen unb bem oon fteinernen ®aft befuet>= ten £)on Suan, ber ßontraft $nnfd)en bem leibenfd-aftlid) tieben= ben unb bem töbtlid) Ijaffenben Dtbetlo ober ber ^tinfetjen bem nnfc^ulbigen unb bem fdmlbigen ©retten $ur 2lnfd)auung ge- braut werben füllte. £>er ^oefte gewähren tljre ^eitüd) confecutioen £arfteltung^ mittel noct; ben 23ortt)etl, ba% jte bä 6cf/iiberung eines ©egen^ toärtigen, burd) 23ergletcr;ung mit bem bagegen contraftirenben Vergangenen einen lebhaftem unb tiefern (Hnbruef rjeroorbringen fann, al£ bie bilbenben fünfte, benen fotd)e parallele in tt)rem räumlich ftrirenben Material oerfagt ift. (So fann ber £>icr;ter $. 23. bie ^ctnlberung be§ eifernen 3eitalter§ burd) Vergteictmng mit bem bat)ingefd)»unbenen golbenen, bie bes griebenS burd) 133 $ergletd)ung mit bem vorhergegangenen $rieg§$uftanb , ok beg grüfylingS burd) $crgfcid)ung mit bem »ergangenen SSinter beben. Der Später fann aber immer nur ba% eine üon beiben Entgegengefc^ten anf einem 23übe geben. ßinüRaler $. 23., ber eine grüfylingSlanbfcfyaft malt, fann eben auf bem Q3übc nur ben grüfylmg geben; rbm Sßtnter barf nichts mefyr auf bemfelbeu öütfümmen. hingegen fann ber Dieter bie ^cbüberung be§ grüljtütgS baburd; beben , oa$ er an ben üerfebirunbenen Söintcr erinnert unb ba§> ftüfjtg geworbene, neu erwarte 2cben »er= gleist mit bem ftarren, eiftgen im Sßinter, wie §ora$ in ber 4. Obe beS 1. 23ud;e3 tt;ut: Solvitur acris hiems grata vice veris et Favoni, Trahuntque siccas machinae carinas. Ac neque jam stabulis gaudet pecus, aut arator igni: Nee prata canis albicant pruinis. Jam Cytherea choros ducit Venus etc. (Scfyeflev: Sanfterem 8en$jjaudi> weidjt unfreunMidjer SBinter unb bem 2öefte; £>inafr in» 5DRcer fenft man bie troefnen Scfyiffe; 9?id}t mefjr feitet bie Stftttung bat 93ter>, unb ben £eerb nicfyt mefcr ber Sanbmann; SDte 3tu erklängt nid)t mef>r »mt weitem Oleife ©eben führt SSenuä (ii)tt)ere ben Oveigen im 9Jtonbengtan$ u. f. ro.) ©ben fo fann un8 ber SWaler, wenn er einen von ber §öf)e feines ©IM8 in tiefes Unglücf gefiür^ten gelben malt, auf bem 23itbc eben nur ca$ gegenwärtige Unglücf, bk Seiben, ba$ Etenb, bie @$nta$, in ber jxd) ber ©ejiür$te be= finbet, jur ^nfcbauuug bringen; ber Dichter aber fann altes btefeS fjeben burd) bie Erinnerung an baS frübere ©lücf, ben frübern Otufmt, bie frühere ©röge beS Reiben. Er fann alfo ba Eontrafte anbringen, xoo in ber räumlichen Darfteltung ber bitbenben fünfte nur eines ber beiben contrafttrenben Momente im 2tnf$auung fommen fann. s XIII. 3toei Äennjeic&cn beS ächten ÄunjtoeifS. 3m ächten ßunfiroerf ift jeber %\) eil unb feine Stellung $u ben übrigen Reiten (o notfyroenbtg burd? ben $lan beö ©anjen benimmt, mc im lebenbigeu CrganiSmuä; fo bag in jenem fo wenig, wie in biefem, fid) ein 2$eü oerrücfen, frerfejjen, oer= änbern ober fyerausreigen liege, ot;ne bag baburd) baö ©an$e entfteüt ober ^erftö'rt mürbe. £)eun baS ©anje ift t)ier niebt btntertjer aU§ ben oorfyer für jtd) beftefjenben Steilen &ufanu mengcfcfjt, foubern enttincf ett unb gttebert ftd) oon 3nnen IjerauS ju einer sDcannigfaltigfett, bie e$ fcfyon oorfyer in feinem Meinte, trenn aud? nod) unentroitf ett, enthielt. Selber aber gibt e§ eine Sorte oon MnjUern, ober nötiger gabrif an teit, bei beuen bie Söerfe nid)t organtfer;, burd) Önttricflung au$ einem Meinte oon 3nuen t)erau§, foubern me^anifd), bureb $flfammenfe£img oon Singen, §u Staube fommen. Die £t)eüe t;abcn fie früher, al§ ba3 @an$e, in ber £>anb, unb £)interf)er erft fud)en unb ftitbiren fte, trie fid; trot)l ein ©au$e3 baraus machen liege. So tragt mancher 2)ramatifer einzelne (Eliaraftere , §anblungeu unb Situationen mit ftcf; im klopfe t)erum, bie er gern, treu fie it)iu tljeatraüfd), effectooll fcfyeinen, auf bte 23üf)uc bringen tnödjtc unb für bte er batyer eine SSerbütbung erbid)tct, bie alles 3ufammenl)auge6, aller SBaI;r- fdjeiniicfyfeit unb Innern 9lotl;trenbigfeit entbehrt. 21 u folgern SDcact;n)erf arbeiten maudjmal, trie befonberS in granfretd) oor= fommt, ÜMjrere, fo trie an einer tt^r ober fonftigen SDcafdüue. 3)at>er man aud? folgern Stücf, ba3 felbft aus lauter Stücfen 135 beftebt, anmerft, $>a$ e§ gan$ anberS fein, bag biefer ober jener £t)eil gan^ festen Bunte, ja bü$ ba% ©an$e nid)t ju fein brauste; wäljrenb man bei bem äcbten $unftwerf füf)lt, bag c3 burd) nnb burd) notfnoe nbig ifi, bag e£ Tttct)t ntd?t nnb ntd)t an ber 8 fein fann, »eil ein innerer Zxkb e$ inS" 2 eben gerufen, 3n ber Xfjat gibt e$ fein beffereS Unterfd)eibung§mittel be§ äd;tcu »Dm fd;Ied)ten ^unftwerf, als bie Prüfung nad) ftotfjroenbtgfett nnb 3ufälligfett, Alle fd)led)ten 9Jcad?= werfe tragen ba$ ©eoräge ber ßufälügfeit an ftd); benn abgefefjen baoon, bafj au 6 er c 3^°^ Wfe ®e^ ^r ®l)re, e$ finb, bie $u ifyrer Sd)ö:pfung begetfiern, fo fret)eit aud) ii;re Steile an fid) in feiner innern uotljwenbigeu 23e$tct)ung px einauber, benu fte werben ängerltcl) $ufammengebrad?t; $>a$> äct)te 3\uuftwcrf f>in= gegen trägt beu $wd, ber cö inö 2cben gerufen, in fid) feibft, nnb au$ biefem innerltd) fdjaffeubeu ^ßrtnet^c, btefer inwofjnen; beu «Seele bc$ ©an$en, gcfyt sugtetd) bie ©lieberung ber $l;eüe mit ftrenger 9?ot()wenbtgfeit fyeroor, fo ba§ fid? and? nid)t ba$ fleinfte ©lieb oerrücfcn ober l;erausnef)men liege, obne $>a$ $>a$ ©an^e baburd) oerjtümmelt würbe. 3u biefer objeetioen (£infyeit fommt, aU ^weites $ri= terium, bie fubjeetioe, in ^k e$ beu 23efd)auer oerfetjt, in= bem e$ nid)t cinfeitig nur bie Sinne, ober beu $erftanb, ober bie $f)antafie, ober ba§ ©emütf) befd)äftigt, fonbern bie oer- fc^iebenen Seeleufräfte tjarmontfd? anregt, burd) $>a% 2tnfd)au= lid)e (Std;t; ober hörbare) ju benfen nnb burd) t>a$ ©ebad)te ju füllen gibt, £>al;er ber mad;tige (Einbrucf, beu gefyalt= oolle ^unftwerfe oor allen aubern, nur eine $raft oor$ug£= weife anregenben ©eifte&probucten , oor rein ftnnüd)en ober rein begrifflichen Sßerfen, machen. $>a£ ooltenbetjie Sinnen= ober 2krftanbe§=, ober ©emütl)^, ober $t)antafteprobuct gewäbrt bod) nid)t bie oolle 23efriebtgung , roie ein 5hmftwerf, $>a% alle bie oerfd)tebenen Saiten ber Seele tjarmonifd) anklagt. Dteiue Sinnen - ober ^pi)antafieprcbitcte laffen, bei alt bem ©lan$ it;rer Silber nnb bem 9tod)tfmm ifyrer bunten ©eftalten bod) falt nnb oerpuffen roie ein brillantes geuerwerf, obne eine tiefere SBirtung ju Inutertaffen, 9cod) froftiger roirfen reine ©ebanfen= »robuete, $, 23, Allegorien, worüber man fyöd)ft lel;rretd)e 136 23emerftmgen bd fen machen. (Dafyer aud) in alle bibaftifd)eu ^ßoeften erft t>k (Spifoben, in beuen man an^uf^auen, $u ünaginiren unb %\i füllen befommt, poettfcf)e§ £eben hineinbringen.) Dagegen bie äd)tcn, clafftfcfyen, mujier= gültigen SBcrfe bei* großen DJcetfter aller Gattungen geben in Einern au^nfd)auen, ju benfen, ju imaginiren unb $u füllen. 3n ifmen wirft, wie ®otf)c fagt, bie gefunbc 9?atur be$ 9ften; fd)en als ein ©an$e$ unb bringt ein fyarmontfdjeS 33ef)agen fjeroer. Da ift weber gcbanfenlcfer 33tlberreid;tf)um, ncd) bilb- lofer ©ebanfengcfyalt; weber wirb t>it ^antajte auf Soften be3 ^erfianbeö, nod? biefer auf Soften jener befriebigt; be ®emeinf)eit. XIV, 3ur SStrgleid&ung bei fünfte. $)ie öffentlichen Gattungen be3 äftl)ctifd; ©efallenben: $)a$> 6d)öne unb £t)arafteriftifd)e; i>a$ (Shrfyabene unb $lnmutfytge; l>a$ £ragtf$e unb $omtfd)e, ober wie immer man biefe Gattun- gen be$eid)nen möge; — alle biefe finb feiner einzigen $unft au3f$lie§U$ eigen, fonbem gehören alten &u* £)enn e8 gibt ©eba'ube im erhabenen nnb anmutigen €>ttyl, wie e$ erhabene unb anmutl;ige Stiftungen unb SDhtjtfen gibt; ba§ £ragtfd)c unb ^omiffie lägt ftcfy eben fo tu SBerfen ber ©cütptut, Malerei unb Wtuft, n>ie in benen ber ^oejte auSbrütfen. 2llfo bem eigentlichen 2öa§ ber SDarjlellung nad) finb bie fünfte niä)t »erfetyieben, 2lber anber§ »erhalt e$ ftd) mit bem 2öie ber $>ar= jiellung* £>ier gibt e$ ltnterfd>iebe , welche bie fünfte oon ein= anber fonbern, unb ben einen möglich machen, toa$ ben anbern unmöglich i% £)tefe ltnterfd)iebe berufen auf ber 23erfd;ieben= tyeit be$ Materials, beffen jte jtcfy %n ü;ren £)arftellungeu bebteneu, unb biefe ftnb baljer t;ier näfyer $u unterfudjen. SebeS ^nnfhrer! tft jtoar roefentücty eine (Sinfyeit, ein ©an$e$ oon fyarmontfcfy geglieberteu Reiten; aber ba e3 $toei grunbr>erfd)iebene 2lrten oon (£tnf)eiten gibt, nämlid) räumliche, beren £fyei(e neben einanber liegen, unb $eitli$e, bereu Xfyetle nad) einanber folgen, ober coejtflirenbe unb fuccefftoe Gftnfyeiten; fo ifi flar, ba$ bk fünfte, bie ftd) be$ räumlichen Materials bebteneu, unmittelbar and? nur ein räumlich 138 cocrifttrenbeS, biejenigen hingegen, btc ftd> be$ jeitltcbett SD^aterialö bebtenen, unmittelbar nur ein jeitttd) cottfecuttöeS ©anjeS ge= ben fönnen. 3d) fage auebrücfüd) : unmittelbar, bamit man nict)t meine, ben bübenben fünften, bie ftcfy beö räumlichen £0?aterialö bebienen, fei e§ überbaupt unmöglid), ein ^eülicfy confe* cuttoe§ ©an$e8, unb ber ^oefte unb SJtuftf, bie ftd) be§ $eü= Xicf>cn Materials bebienen, unmöglid), ein räumlich coertftirenbeS ©an^cS $u oeranfd)aultd)en- greilieb, trenn mau eine &unft Mos auf £a§ befd)rcin!en sollte, tra3 fte in ibrem Material unmittelbar geben fanu, bann müßte man bie £}arjieltnng oon (Smpftnbungen , 2Btllen§= icgungen unb £anbtungeu, bie eine }eitttd)e golge l;abeu, oon ben in räumlid)e3 Material jbitbenben fünften, unb bie 2kr= an(cf)aulicintng eineö raumlid)en ©an^en, beffen Steile fimuttau v^e^eben ftnb, ömt ben ^eitlid) confecutioer Mittel ftd? bebienen= ben fünften, ber ÜKujtf unb ^ßoefte, gäu^lid; ausfliegen. 5lber in ber &unft tyat man W unmittelbare 2Birfung t>ou ber mittelbaren fel;r tri? 1)1 ^u uuterfd)eiben. 2Ba3 eine .ftunft niebt unmittelbar geben fanu, bas oermag jie bod? mittelbar $u erreichen. sDtan barf alfo bie ©reuten ber fünfte feinestregs Mos naefy 3)em beftimuten, trag eine jebe in ifyrem Material unmittelbar leijien fanu; benn fonji trürben fte riet §u eng ausfallen. Vielmebr muß man ins 2luge faffen, ma% einer ^unji überhaupt erreichbar ift, unb innerhalb btefes Umfattges mug man alsbaun bas nur mittelbar d:rreid;bare üon bem unmittelbar (£rreid)bareu unterfd?eiben. Gs l)ei§t überbaupt bas SBefen ber ^unft oerfennen, trenn mau ibr ^umutbet, fte fülle 2ltles unmittelbar geben unb bem Sßerftanb unb ber ^Pbantafie bes §örers ober 23efdj)auers ntebts p tfjun übrig faffen. SBäre biefes t^re Aufgabe, fo bürfte bit Malerei auf ibren garbenftäc^en nicf)t fcrperlicbe (h-böbttugen unb Vertiefungen geigen trollen, treil fte Äörper-- licfyes nid)t unmittelbar geben fanu, trie bie Scutptur. Seibe, t}k Malerei unb ^culptur, bürften nicM 33etregungen unb «£>anbtuugen ber oon ibnen bargeftetltett Körper unb giguren geigen trollen, treil fte es ntcfyt unmittelbar lönnen, trie bie 139 Wlimit unb £an$funft> 2llle fünfte überhaupt, bie ein äug erlief ©tcbtbareS barftetten, bürften feine tu item, un fielet baren Vorgänge, (Smpftnbungen nnb ©emütfjebeweguttgen , oer= anfcbaultdjeit »ollen, weil fie e§ tttd;t unmittelbar Sonnen, wie Sßujtf unb ^oefte. $ur$, bie $unjt müßte gan$ fctaotfd; $>a% S^atürlidEjc unb 2ötrftid;e nad;af)men. SDie (Stallten müßten alfo bemalt werben, unb ben Pantomimen wäre e§ uuerläßttcf) $u fpred)en. 5lber e$ fann bie Aufgabe ber $uuft nid)t fein, bte@acr)e fetbft p geben, wie fte in ber 9?atur leibt unb lebt, unb in biefem 6inue bie 2Birflid)feit unb iftatürltdtfett itad^itafymetL $ietmel)r l;at fie ba% 3^tige getfyau, wenn fie bie 3magü nation fo an^cre^t unb ine» @ptel oerfc^t \)at, $>a# tr)r bie ib eale gorm bie @acbe beutlid) unb lebhaft oorfcfjwebt, ©in groger 21)etl be£ Vergnügens an 3vuuftbarfte[lungen beruht cbeubarauf, ba$ fie täufdjen, b. % i>ti% fte Sßafyrfyett otme 2Btrflid)feit geben; unb je met;r eine &unft bieö oer= ftebjt, je mel)r fte, troj3 t|rer (Entfernung oou ber materiellen 2Birfiid)feü, bettnod) ibeale 2Bal;rt)eit gibt, befto größer tft t>tö Vergnügen an it)ren SBerfen; benn befto ntet)r gibt fte ber (Ein- bilbung be$ 23cfd;auers $u ttnnu SMc plumpe materielle SBirfH^feit fann ben 3uf$auer nid)t in biejemge 3Iujton oerfe^en, bie bie ©runbbebütgung be$ äftljetifcf/en Vergnügens if±* (So al;me §. 33. ein ©cfyau= füteter einen Otafenben nacr;, fo wollen wir $war wafyr unb getreu ben Otafenben oor wt8 fel;ett, wollen aber bod) t>abd i>a$ Vewußtfein Ijabeu, üa$ ber 9D?enf$ nid;t wirflid) rafenb ift. 3u beut Slugenblide, wo ber @d;aufpiefer auf utt§ ben (Sütbrud madjte, nU fptete er nid)t Mos ben Otafenben, fonbern fei felbft rafenb geworben, (wie Sucian „über ben mimtfcfyen £an$" 83. fid; erinnert, etnjt einen Jänner gefehlt $u fyaben, ber bie Ofolte beS 2ljar, ju fpielen tmtte, wie er, fogteid) nacfybem er in bem ©treite um bie SSaffen be$ 2tcr;ttte3 ben ^ürjern gebogen, in 9taferei gerät!), ber babei aber ftd; fo geberbete, H$ er utd)t einen Otafenben barpfielten , fonbern felbft rafenb gewor- ben §u fein f$ten) , in bemfetben 3lugenblicf ginge alle Süujtou verloren. 140 2Bafyrt)ett nnb £äufdmng bilben atfo in ber ßunfi feinen SBtberfprud), fonbern bie £äuf$ung entfpringt eben aus ber formellen Sßa&rfyett bei materieller Unwirfltcfyfeit. „Jtlufion ift ba§jcnige 23Ienbwerf, weld)cö bleibt, oh man gleid) weiß, t>a% ber oerntetntc ©egenftanb ntebt wirfltd? ift." ($ant in ber 3e meljr ftofflicfye SBirfltdjfcit bafjer eine &unft in ifyrem Material gibt, befto geringer ifl bie £äufdjung nnb befto gerin= ger bat)er ba% Vergnügen an il;ren Söcrfen. 3>emgemä§ ftnbet eine Stufenfolge in ben ' fünften fiatt, oon ber materiell fren, ftofflid)jien an, bie, weil jte t>k Sacfyc felbjl gibt, t>m 23ef$auer am Sßenigftcn *ür 6elb(ltl;ätigfeit veranlagt, HS ju ber geifiig= fienf ibealjkn, bie un§ t>k reine gorm ber Sa$e bietet. £>ie 33aufunfi gibt un$ bie Sad;e fetbfi. Unter ben bilbenben fünften ift bie Sculptur nod) jiofflidjcr, ber materiellen ÜEBtrk lid)feit nod) näljer fteljenb, als bie Malerei, erreicht bat)er in 'if)ren SBcrfen nod) feinen fo tjoljen ©rab oon £äuf$ung, at3 biefe, nnb bie Malerei wieber nod) ftoffltdjer, at§ bie $oejte, welche teuere in itjrem geiftigen Material ft$ am meijien an bie Smagination wenbet. „üDte jum ©enufj eines $unftwerf§ oerlangte TOtwirfung be£ 23efd;auer§ beruht §um £l;eil baranf, bag jebeS ^uuftwerf nur bnrd) baö SO^ebium ber *ß(jantafte wirfen fann, bafjer e$ biefe anregen mitf* nnb fie nie au$ bem Spiel gelaffen werben nnb untätig bleiben barf. £)te£ ifl eine 23ebingung ber äftl)e= tifd)cn 2Birfnng nnb batjer ein ©ruubgcfe^ aller frönen fünfte. 9luö bemfelben aber folgt, ba$ bnrd) üa$ ^unftwerf nid)t 2llle$ gerabep ben Sinnen gegeben werben barf, oielmeljr nur fo oiel, al§ erforbert ift, hk ^l;antafte auf ben red)ten 2öeg §u leiten: it;r mu§ immer ttxoaS $u tljun nnb $war $>a$ ße^te $u ttmn übrig bleiben. $ht§ boefy fogar ber Sd)riftjMer ftetS bem ßefer nod) ttwaü $u benfen übrig taffen; t>a Voltaire fel;r rtdjttg gefagt tyat : le secret d'etre ennuyeux, c'est de tout dire. %n ber föutfi aber tft überbieg btö 5lllerbefte ju geifiig, um gerabe^u btn Sinnen gegeben $u werben: e£ mu§ in ber ^antafte be$ 23ef$auer3 geboren, wiewofji bnrd) $>a$ $unft= werf erzeugt werben 2Iu§ bem in üfebe (ie^enben äftt)ettf$en ©runbgefe^ wirb ferner au$ erftärlid) , warum 141 2Bad)8fta,ureit, obgleich gerate tu ilmen bie ^cacfjaljmung ber Dtatur t>m böd;ftcn ©rab erretten fann, nie eine äftl)erifd)e Sßirtung fyeroorbringen nnb batyer nid)t eigentliche Söerfe ber fd)önen Shtnji finb. SDenn fie [äffen ber 2ßf)antafte nid)t$ ju tl;nn übrig, £>ie 6culptur nämltd) gibt bie bloge gorm, ofyne bte garbe; bte Malerei gibt bte garbe, aber ben biegen ®$ein ber gorm: 23etbe atfo wenben fid) an bie ^fyantafie be$ 33e= ftöauerS. 3Me 2öa<$3ftpr hingegen gibt OTe£, gönn nnb garbe $ugteid) ; woraus ber ©$em ber SSirllt^Mt entfielt nnb bie $t)antafie au$ beut «Spiele bleibt. — dagegen wenbet t)it $oefie ftd) fogar allein an bie it 3\unft eine unoer= änberlid;e datier, fo mug er nid)tö auöbrücfen, roaö fid) ntc^t anberä als tranfttorifd) beulen lägt. sMc (Srfdjeinungen , ju bereu SBefen wir e$ nad; unfern Gegriffen red;nen, bag fie plö^ltd? ausbrechen nnb plojjltd? pcrfdmüuben, bag fie ba£, wa§ fte finb, nur einen 2lugenbltcf fein fönnen; alle fo!d)e (£rfd)et= nungen, fie mögen angenehm ober fd)recfltd) fein, erhalten bur$ t>k Verlängerung ber $unft ein fo wibematürlicfyeS 2(nfet)en, bag mit jeber wtebertwlten (Srblicfung ber ßtnbrucf f$wäd)er wirb, nnb uns enbticjj vor bem ganzen ©egenfianbe efelt ober graut/' (Saoloon m.) (£tne ät)nltd)e 2leugerung ftnbet fiel) aud) in £>einfe'S 5lrbtn= gljello. $)ort fagt (Siner ber über Me $unft fid) llnterreben= ben: „5llle bloS bilbenbe totft mad)t and) ben ftärfften £teb= fyaber nnt) 23efi£er über fur$ ober lang $um £antatuS. $)aS fcfyönfte 33tlb, fei'S aud; eine VenuS oom *ßrarüeleS , wirb enbltd? ein Statten otme <5aft nnb $raft, eS regt nnb bewegt 142 \iä) nid)t, unb texwmMt ftd) mfy uub nad) wieber in ben tobten Stein, ober Del nnb garfve, mctöuS c8, gemacht war; nnb für ben lebeubtgften 9Wcnfd?en am gefd;minbeften. 3d) glaube, bag, wenn bie golbeueu Otiten ber ®ried)en länger ge= banert luitten, fic enblid) alle Statuen würben ins 5Wecr ge^ werfen fyaben, mit bc$ unerträgltd) lobten, Unbewegltd;cn eiu= mal lebtg $n werben." 911$ oh ber tobte, unbewegliche Stoff ber Statuen nnb ©emälbe ben 23ef$auer Innberte, feinen 23lttf auf bie biefem Stoff eingeprägte lebeubtge nnb bewegte gorm ju rieten, nnb alö oh niebt gerabe burd; ein rcd)t pd)tige$, tranfito- rifd;eö Moment gener nnb £eben in ben falten, tobkn Stoff gebrad;t würbe! £>ie (Srfabrung lel;rt, bag ttdflig tranfitorifdx 3uftänbe nnb Bewegungen, feien e$ förderliche, wie Saufen, Jansen, fingen, gliegen, ober oorübergefyenbe ©emütt)3be= wegnngen, wie 9lngft;, Sd)recf, 3orn/ Sd)am, Oteue, Staunen, in Stein uub garbeu auf fo täufd)enbe 2Beife $ur 2lnfd)auung gebrad;t werben fönnen, bag bae örtltd) geftljaftenbe beö DJcaterialS über ben lebeubigen, bewegten 2lu3brud ber bem= felben eingeprägten gorm gan$ fcergeffen wirb. SSas fanu wol;l tranfitorifd)er fein, al$ ber $iä%aä be£ 23lt£e$; nnb bod? wirb 9ctemanb auf einem 23ilbe ben gemalten 23li£ barum für einen unbeweglid;) feftftel;euben galten, weil oa% ©emälbe unbeweglid) fefiftel;t. 3)er ftdj) bewegeube ©egenftanb im 23tlb= werf ober ©emälbe fann ja baburd), bag ber Stoff ein ftabiler iji, nid)t§ an feiner bewegten gorm oerlieren; benn worauf ber 23ef$auer fein 9tugenmerf rid;tet, ift ja ntd)t ber Stoff, fonbern bie gorm. deiner wirb bai;er, weil ba3 23 üb be£ fliegenben 23ogel$ auf ber £einwanb fefiljaftet, aud) ben abgebilbeten 23ogel felbft für einen rufjenbeu, \tatt für einen fliegenben Imlten. SDie erfte gorberung, bte man überhaupt an ein ^unftwerf p rieten fyar, tji bte, bag e§ in bem 9lnf$auen^ ben wirflid) bte 3bee erwede, ok e§ erweden foll nnb will, bag alfo, wenn $♦ 23. bie 3^ee etneS im aufgeregten Speere tum ben bellen gepeitfd)ten Sd;iffe$ pr 2lnf$auung gebraut werben foll, eben biefe 3bee aud) wirftid? $ur 9lnfd)auung fomme, uub wenn umgefefyrt bie 3bee ber 2Jceere§fiüle , ebenfalls wiebernm biefe in bem 23efd)auer erweeft werbe. 3n welkem Material 143 btcö gef$$e, ob in einem örtlid) fcftjtetjeubeu , ober in einem ^eitlid) coufecutioen, einem rufyenben ober beweglichen, bicS fanu pnüd)ft gan§ gleichgültig fein, wenn nnr ber l&md erreicht wirb» m wäre leerlief, gu behaupten, ba$ aufgeregte 9Reer bürfe, weil e§ fein ftUlftel)cnbc§ ift, mdjt in einem ©emälbc, beffeu garbeu feftl)aften, nub umgelegt bie 2Rcere8jttlle titelt in bewegten Jonen nub Sßorten bargeftettt werben- a% aufgeregte 2Jkcr eben fo täufd)cub in fcftgebannteu färben, wie umgefefyrt btc 2Recre8ftüle in confecutio beweglichen 2B orten unb £önen, tu ber ^oefie, §ur 5lufd)auuug $u bringen vermöge. 2Ber wirb $. 23. behaupten, *><[$ ©ötl;c'3 Speere 3= ftille: liefe ©ttfle fjerrfcfyt im SBaffer Ol)ite ötegung rubt ba3 SSfteer, Unb befümmert jtefyt ber edjiffer ©iatte ^täcfye rtngö unifyer. .fteine Suft »on feiner @eite! XobeSftifle fürcijteriici) ! 3n ber ungeheuren SBcite Sieget feine 2Betle jtdj. weil in beut 33erömafj eine jeitlic^e golge oon Hebungen unb 6cn!ungcn, alfo feineSwegS „glatte gladje unb ^egungälojigfett" ftattfmbet, nid;t ben (Sinbrutf be$ füllen, fouberu beö bewegten 9D?eere3 mad;e? ßeffing füfyrt, um ba$ Unpaffenbe ber $)arjMung eines rranfitorifd;en 3uffaiI0e§ ^ rtiumlid; feftftet;enbem Material p beweifeu, foigenbe 33etfptele an: „2a ÜRettrte, ber fid) als einen ^weiten SDemofrit malen nub fted;en laffen, lacf)t nur t>k erften Tlalt, bie mau ü;n ftet)t. 33etrad)tet il;n öfter unb er wirb aus einem ^l;tlofopt)en ein ©ed, au$ feinem ßad;eu wirb dn ©rinfen. ©o and) mit bem ©d;reien. £)er heftige €>$mer$, welcher ba$ ©freien auspreßt, lägt entweber balb nad), ober jerjiört $>a% leibenbe ©ubjeet. SSenn alfo aud? ber gebulbigfte, ftanbfyaftejte -äftann fcfyreit, fo fdjreit er boefy nietyt unabtäßltd?. Unb nur biefeS fd)einbare unabläßlid)e in ber 9c\rd)af)mung ber Stunft ift es, xoa$ fein ©freien ju weibifdjem Unvermögen, $u 144 finbifd)er Uttleü>lt$fett mad;en würbe, 2)iefe8 wentgftenS mußte ber Äünjtlcr be§ ßciofoonS oermeiben, l;dtte fd;on ba$ Sekreten ber Sd)önl)eit utd)t gefdmbet, wäre e$ aud) feiner $unft fd;on erlaubt gewefm, Reiben ofync Sd)öu()eit auöpbrücfen." 2lber wer wirb benn, wenn er einen £ad;euben ober einen (Schreien* ben im 23ilbe ober einer Statue fietjt, glauben, ba% jener un= auffyörlid) lad)t uub biefer unaufhörlich fcfyreit? llnb, wenn wirftid; ber ßaeftenbe bei täugerm 5(ufef;en fid; unö in einen ©rinfeuben uub ber Sdneteube ftcf> in einen &inbtfd)en ober 2Beibtfd)en ocrwanbelr, wer fyeigt uns benn, jic fo lange anjufefyen, bi$ biefe 23erwaub(ung in uns oorgeljt? 9lnjlatt §u folgern, ba$ £ranfttorif$e$ aud; nur traufttortfd) augefeljen werben barf, fyat geffing fälfcfylid) gefolgert, b<\$ e3 tu einem tranfito = rtfcfyen Material bargcftetlt werben muffe, a($ ob 2ad)en uub Sdjretcn baburd), $>a$ fie im 23ilbc ober in ber Statue ftjirt finb, m$ traufttorifcfycn |U bauerubeu 3ufMnben würben. <£ätte Seffing biefeS bet)aci;tf bajj bie £)auer be$ Materials nod) nidj)t. ba$ in itmt bargejtelirc 2ranfitorifd)e $u einem bauerubeu madjt, $>&$ alfo bie pdj>tigfie Bewegung, ob aud) im 33itbe ober in ber Statue feftgetjalten, ber gorm naefy, bod) Bewegung ijt unb bleibt, fo t;ätte er ftd) nad; aubern ©rünben umgefefjeu, warum Öaofoon in ber Statue nid)t fd)reien barf. $>cn wahren ©runb fyiefür fyat Sdjopenfyauer („bie Söelt als Sollte unb ^orftethntg" 33b. I. §. 46.) augegeben, tiefer fagt, nadjbem er bie oerfd)iebenen 5lnfid)ten oon Sßtncfelmann, Sefftng, ©ötfye, §trt unb gernow angeführt: ,ßox aller pft)d)ologtf$en unb pf)i)fio{ogifd)en ttnterfucfyung, ob £aofoon in feiner 'Sage fd)reien wirb ober ni$t, welches icfy übrigens gan§ unb gar bejahen würbe, ift in £tnfid?t auf bie ©ruppe ^u entfd;eiben, t>a% $>a% Schreien in if>r nid)t bargefteltt werben burfte , weit bie £)arfteliung beffetben gän^lid? auger bem ($tbktt ber Sculp^ tut liegt, üftan fonnte rtic^t au$ Marmor einen f^reienben £aofoon fyeroorbringen , foubern nur einen ben SÖ^unb auf= reigenben uub §u fcfyreien jtd) fruchtlos bemüfyenben , einen Saofoon, bem bie Stimme im &alfe fteclen geblieben, vox faueibus haesit, $)a$ 2Befen unb folglich. aud? bie SSirtung bes Schreiens auf ben 3uf$auer, liegt gan$ allein im Saut, triebt im 9Runbauffperren. SDiefeö ledere, ba% Schreien nottjwenbtg 145 begteitenbe Monomen mug er(l burd) ben baburd) l)eroorge= brauten ßaut motioirt unb gerechtfertigt werben: bann ift e$, als für bie &aubf ung c^araftcrtfttfc^, plafftg, ja notfjroenbtg, trenn c$ gtctcfy ber <5d)önl)ett 9tbtai$ tt;ut." 5(ucl) für ba% £ob, baS £effing unter beu alten Katern bem £imontad)u$ , beffen rafenber 5tjar, unb ^tnbcSmörberin Sftebca berühmte ©entälbe waren, bafnr §oEt, bag er bte -üRcbea nid)t in ifyrcr f)öd)ftcn Otaferei, in ber fie t>k $inber ermorbet, no$ and; ben 2ljar, in bem 3lugenbltcf, reo er unter ben beerben n>üti;ct unb Ütinber unb 93öcfe für 9Jc\mfd)cn morbet, barge= ftellt fyabc, fonberu jene einige ?lugeubltcfc oor ber graufamen Xtyat, ha bic mütterliche Siebe in it;r nod) mit ber (Sifcrfucfyt Idmpfte, unb biefen n a d) ber n>al;mr>i£eit £anbtung , t>a er er= mattet bafag m\t> t)tn 3lnf$iag faßte, fid; feibft umzubringen, — and) für btefcS 2ob gibt cö wahrere ©runbe, als bie £cffiug'fd)en finb. -ßefjlncj nämlid) lobt, feiner $t)corte infolge, ben £imo= mad;nS beSfyaib, irctt er cS oermieben, was ein anberer nuoer= ftänbiger Dealer gctl;an, „bem flüd)tig übcrl)ingci;enben ©rabe ber äugerften Opferet eine Dauer $u geben, bie alle Statur empört", unb nennt beS(;alb and) beu Zat>d bcS alten Dtd;terS fefyr fiunreid), ber baS 23üb jeneö anbern unoerftänbigeu SKalerS mit ben Sßorten angerebet: „Durftcft Du benn beftänbig nadj bem 331ute Deiner 3vinber? 3ft benn immer ein neuer 3afon, immer eine neue ßreufa t>a, bie 5Dtcr) unauf(;örlid; erbittern? — 3nm genfer mit Dir and; im ©emätbe!" (ßaofoon III.) 5lber ber roatjre ©runb, warum £tmomad)uS ju loben, bag er ben 91}ar, unb bie Wlcbca nid)t in ifyrer l)öd)ften $aferet ge= malt, fanu nid;! biefer fein, bag ein fo tranfüorifcfyer 3ufianb im 23itbe p einem bauemben werbe unb 5fjar, atsbann nid)t aufhöre, unter t>m Oüuberu unb 23ö(fen, SO^ebea nid)t, gegen ifjre Äinber p wütfyeu; benn Seber, ber überhaupt bte 33e= beutung eines fnftortfd)en 33tlbe§ oerftefyt unb weig, bag es ein oorübergefyenbeS Moment aus bem ©an^en einer £anblung barftellt, wctg aud), bag, rote in ber 2Birf tid? fett, fo im 23ilbe jenes Moment eben nur ein oorübergetjenbeS ift (£s ift bafyer nietet ftnureicfy, fonberu finbifd;, beim Public! beS 23itbeS ber finbermorbenben Sftebea auszurufen: „Durftejt Du benn be= ftänbig naefy bem 23tute Deiner $inber?" 10 146 £)er mafyre ©runb , warum ber ÜMer bie CDlebcct ntd)t tu beut Shtgcnblicf, mo jte bie ßtnber morbet, unb ben 2ljar, nicfyt in bem Slugcnbltcf, wo er gegen, baß S3tefy roüt^ct, malen barf, iji berfetbe, anö welchem fofd^c §anb(ungeu and; auf ber ©üfync nic^t ben.23ücfen ber ßuf^auet gezeigt »erben büvfcn. §ora§ .bat il;n bereite (ep. ad Pison. 180. ff.) treffenb angegeben: Segnius irritant aniraos demissa per aurem, Quam quae sunt ocults subjeeta fidelibus, et quae Ipse f ibi tradit speetator. ! (Sdjroadjer ergreifet £>aö £>er5, roa§ blos burd) bie Cfyren bjneinfommt, 2lts rcaS öor ben gerreuftdjen 9tugen bes Sdjaueu&en baltegt, Unb er ftdj fel&er er$äMt. 2lllc3 §u ©ntfejjltdje, ©räjjttdje, 2Btber(id;e; ober Kmtebrtgenbe unb £)crabwiirbigcnbc, bejfcu 21nblicf in ber nad)at;menbeu £>ar= ftellnng auf ben 23cfd)auer fo jiarf mtrfen mürbe, ba% es äfynltdj, wie bie <5ad)e in ber 2Birfttd)fett, bit heftigen Effecte be$ 2lbfd)eue§ nnb ber (Empörung, ober ber Scf)am unb Demütig gnng in ihm erregte unb tym fo bie reine, ruhige, affectlofe Kontemplation raubte, ift ans ber ^unft $u oerbannen; benn biefe foli utdjt, mie bau rotrfücfye geben, ben Sßtllen afficiren, fonbern in ben ^nfianb ber witlenlofen Kontemplation oerfe^en, in welcher bie ewigen Sbeen bes 2Btrfftcr)en $ur %\\- fcfyauung totnmen. ©eint Public! eines ShmjhoerfS f ollen mir uns erfennenb, nietet mollenb (bcgeljrcnb ober oerabfd)cuenb) oerljatten. Da nun aber bennoefy bte ^unft ni^t umlu'n fann, auef) bie fcfyrecflicr^e <5äU bee Sehens $ur 2lnfch;auung $u brim gen, weil es ja eben tljre Aufgabe ift, uns ba% Söefen be8 Sehens oon allen Seiten ju geigen, fo mug fte wentgftens in ber 31 rt ber Darjiellung ein mtlbernbes~ ©erfahren beobachten, inbem jte uns bas ©räglid)e, mie bm föinbermorb ber %Rtbtaf ober btö Kmtebrigenbe nnb ^erabmürbigenbe, mie bie O^aferei bes Sljaj, nid}t ]iö)tbax oorfufyrt, als welches p grell mirfen unb bie reine Kontemplation aufgeben mürbe, (onbern nur fyorbar, in ber Kr§äl)tung baoon, $ur föunbe bringt. 2>a$ ift ber mal)re ©runb ber 2effing'fd;en gorberung bes Wl a g - tjaltens im ©übe. 2lelmlicb, mie es bem DbtyffeuS im 2ljar bes @opt)ofles ergebt, ba% er, als if)m ^allaS 2ttl)ene ben ifyn töbtltd) l;affenben SQcann in feiner Krmebrtguug geigen will, es 147 mit ber Semerfung ablehnt, oor bem gelben in vernünftigem 3uftanbe mxbt er nid)t prücfweid)cn, bod? ben unvernünftig Ö?afcnbeu wüufd;c er nidpt §u fefen: äf>ulic^ mügte eS and) bem 3nfd;auer beim Public! beS gegen baS. Siel) wütfycubcn 2ljar, ergeben, bvtg er, fid; fdniutenb, bie klugen wegwenbetc. 2öaS alfo im 23tlt>c almlid) wie im Sebcu wirft, worum ber Slicf ftd), entweber weit eS $u granfam, ober weit eS $u erniebrigenb ift, unwillig wegwenbet, baS feit and) ber^itnjiler nid)t bem 331t efe geigen, fonbern bemfetben fo viel wie mögiid; verbergen nnb eS nur bnrd) bie Dt; reu beibringen, weil 2Bortc als abftracte begriffe weit fd;wäd)er wtrfen, als ftd;tbavc Silber* 2tuS biefem ©rnnbe t)ült and; Scffiug bem 3Md)tcr baS ^äfjlicbe nnb QthU tjafte, wie jenes 5; S, am SberfttcS beS ferner, bicfeS am P;üoftct beS SopljofleS oorfommt, $u fdulbern geftattet, bem QKaler hingegen möchte er bie Slbbübung beffelben uid;t ratfyen. (Saofoon XXV.) 9^f<^>t alfo bte unbewegliche 2) au er, bie baS bargeftettte £ranjttortf$e im Silbe ober Silbwcrf bnrd; baS örttid) feft= ftefyenbe Material erhält, ift ber ©runb, warum gewiffe 6cenen auS ber Sculotur nnb Malerei auszufließen jtub; fonbern t>k att^ugrette SBtrfung beS ftd;tbareu SübeS, W ben Sefd)auer leicht aus ber affeettofen Kontemplation fycrauSreißt; wäbrenb ber Dieter im hörbaren , minber lebhaft nnb anfdjaulicfy wirfenben 2Bort ein Mittel f>at, bie anzugreifen Effecte ju milbern. Hub fo, wie t>k bilbeuben fünfte nid;t burd) baS «Stabile ü;reS Materials gebinbert werben, ^eittid) tranfttorifcfye 2Jco* mente in bemfetben pxx 5tnfd)auung p bringen; fo wirb um= gelehrt bie <ßoefie burd) baS £ranfitorifcf;e ifyreS Materials nicfyt geljiubert, räumtid; Stabiles $u oeranfcl)autid;eit S)enn, wie oben fcfyou gefagt worben, bie $unft ift nicfyt ba^u ta, bem Sefcr/auer altes förpevltct) nnb fyanbgretfltd) §u geben, fonbern überall wirb auf bie SRttwtrfuug beffelben gerechnet, uub bem^ gemäß wirb oorauSgefe^t, baß wie baS im Silbe ober in ber Statut räumlich geft geworbene vermöge beS £ranfüortfcf;en feiner gorm bennoeb ber *pf)antafie als ein zeitttd? £ranfitorif$eS vorfcfyweben, eben fo umgefetjrt baS in SBorten naefy unb naeö ©efc&ilberte, wenn es ein räumlid; KoerijtirenbeS bezeichnet, 10* 148 aud) »on bem «görer als ein räumliches ©an^eS pfammengefagt werben wirb; benn t)k fucceflltoeti SBorte machen ja nod) nictjt bie in itmen gefdjilberte räumliche 6a$e, fonbem nur bte (Scfyilberung berfelben $u einer fnccefftü ^eülicfyen, unb ber §örer weig fefyr wot)l, bag er burd) 3ufauimenfaffung aller einzelnen, nad) unb nad? rwrgerragenen 3U9^ fi$ ba$ 2W& beS ©anjen als ein räumüd) teoeriftirenbeS oorpftellen fyabe. SBenn wir j. 33. bei £ora$ lefeu (Od. I. 9.): Vides, ut alta stet nive candidum Soracte , nee jam sustineant onus Silvae laborantes, geluque Flumina constiterint acute-. roer fietjt ba uid)t hk gan$e 2Bmterlanbfd)aft mit einem 23licfe oer fiel), baS fttccefjtö (begebene als ein ftmultaneS ©an^eS auffaffenb? 3a, foldje :poettfd;e SanbfdjaftSbilber r)aben fogar rwr t>tn gemalten ben $or$ug, bag man fid) aller einzelnen barin enthaltenen 3\\§t redjt bewugt wirb, was bei bem ©e= fammteinbruc! beS fief/tbaren 33ilbeS, wenn man itjn fxdg> nid)t $ergliebert, nid)t ber galt ift. Sßollte man ft$ an ber 23efd)affentjeit beS Materials flogen, fo bürfte fein Später eine «gmnblung ober Gegebenheit, in ber mebrerc Momente in bem 3uf^tnmenl)anc3e rwn ttrfacfye unb 2öirfuncj als nad) ei na über folgenb auf^ufaffen finb, ah= bilben, weil ja baS 33ilb als ein räumliches ©an^eS alle Steile ftmultan, alfo nebeneinanber gibt. (SS bürfte alfo §. 33. fein 6dnprud; gemalt werben, in welchem ber Sturm als bie Urfad)e ber 3^trümmerung beS Sd)iffeS unb biefe als ^k Xlx^ fad)e beS 6d)wimmenS unb (SrtrinfenS ber 9ttannf$aft aufp= faffen ift, ^a ja baS 23üb biefe fuccefftoen Momente nur pgleid; geben fann. Dber eS fei auf einem 33ilbe ein burd) bie ©egen> rebe eine£ 51nbern fyefttg ©ereilter abgebilbet, vok er eben im begriff ift, gegen jenen baS Sd)wert $u ^tet)en, aber ein greunb tfjtn in ben 2(rm fällt unb ifyn baran oertnnbert. £>a ift bie ©egenrebe bie Urfacfye beS 3ürne3, bk\tx bi& Scfrw erriet; enS unb biefeS ber $ert)inberung ; unb bod? fann baS 33ilb nid;t biefe urfäd)li$e $erfnü»fung geben, fonbern nur baS Nebeneinanber ber urfäcfyltd) oerfnüpften Momente. 2Bie nun, fott barum bie Malerei ftd; ber £)arftellung feiger Sceuen 149 enthalten, treu fie ben (£aufa($ufammcnf)ang nicf>t unmittelbar geben fann, fcmberu e$ beut Serftanbe be§ Sefd)auer3 überlaffen mug, baS nebenetnanber 9tbgcbilbete als einen jeit liefen Verlauf aufraffen? Ober folt fie, trenn and) ntd)t Segeben= Reiten unb §anblungen »ou fo geringem Umfang, bie fidjj in einem O^atjmen geben laffen, bod; größere, wie t>it ber Sliabe nnb Dbtyffee, bie eines ganzen &t)ctu$ von Silbern bebürfen, bar^uftelten ftd; enthalten, weil fie e8 bem Sefd;auer überlaffen mug, bie £ücfen $mf$en ben einzelnen Silbern §u ergänzen? — £)te eigentliche ©renje ^trifd;cn ben bilbenben fünften etnerfeits nnb ber $oefte anbererfeit£ wirb nifyt burd) ben ©cgenfa£ be$ Simultanen nnb Succeffiren beftimmt; — benu, wie gezeigt worben, lägt fid? Simultanes and) in ber $oefie, nnb SuccefftreS and; in ben bilbenben fünften $uv 2tnfd;auung bringen; — fonbern bnrd; ben ©egeufajj be$ 6id;tbaren nnb ltnfid)tbaren ober be$ Beugern nnb 3nnem. 2We3 nämttd), was in ber 9t\ttur nnb 2ötrHi$feit ein änßerlid; <5id;tbare3 tft, (ei c3 nun ein (£0 erjftir enbeS, <&U multaneS, trie rutjenbe 2aubfd;aften, ober an $etttt$ £ran8- itortfd)e$, SucceffircS , irie lörperlid;e Setregungen unb £anblungen, fann aud) in ber $unft am (Smtfprecfyenbften nur in räumlich ftcfytbarem Material $ur 2(nfd)auung gebracht werben. sMe$ hingegen, tra§ ein 3wt^e3, Unficfytbares ift, trie ©c= banlen, (Smpftnbuugen unb 2Billen§regungen, fann and) in ber tunji am (Sntfyrecfyenbften nur in bemjentgen Material, beffen |t$ bie 9tatur (elbft ba§u bebient, in SBorten unb Sötten, au3= gebrückt werben, £)enn ein beffereS Material, als t>k 9tatur, fann auefy bie $unft ntdjt erftnben. £)ag förperlid;e ©egenftäube, bie in ©emälben unb Silb^ werfen, wo fie jtd) bem Slicf be$ SefcfyauerS auf einmal ytv gen, eine fefyr lebhafte Sßirfnng ttntn, in ber fuccefftren wort^ liefen Säuberung ber ^oefie fet)r froftig träfen, bwen ift ber wat)re ©ruub titelt ber, ben £efftng angibt, „ba§ bei fol= fytn wörttidjen Sdülberungen t)tö teoeriftirenbe be£ Körpers mit bem (Eonfecutiren ber $ebe in ßottifion fommt, unb inbem jenes in biefeS aufgelöft wirb, uns bie ß^ieberung be$ ©an^en in feine ST^eite ^war erleichtert, aber bie enbticfye 150 Sßteber^ufammenfe^ung bicfcr Steile in bau ©anjc ungemein ferner, unb nityt feiten unmögtid) roirb." (Saofoon XVII.) 6onbem ber roafyre ©runb bavon ift biefer, bag Sßorte, als abftracte 23egripatlgemeint)eitcn, oiet $u unbefttmmt finb, um ein aufd)aultd)e$ 33itb eines gomcrö , ba$ (Eoerjftirenbe förderlicher ©egenftänbe burd? tfft nid)t otet; beim ber 2öagen ift einmal ein fid;t barer ©e= genftanb , unb fid;tbare ©egeuftänbc »ollen gefet)eu fein, roenn man eine genau befummle $orfiellung oon ifynen er= 1) alten folt. iuge am (£ntf:pred;enb= fien nur in fid)tbarem Material $ur 5Infdjauung gebrad;t werben fönnen, hu ba§ 2Bort fie auö 5tnfd)auungen in ©ebanfen oer= roanbelt, alfo ftatt be$ bnrd) unb burd) beftimmten Originals nur eine matte, unbeftimmte (£opie gibt: eben fo fönnen cm bererfeitS unftd)tbare, :pfi)d)ifd)e Vorgänge, ©ebanfen unb ©e- fül)le, am (£ntfpred)enbften nur in betn tfynen eigentümlichen Material, in SBorten unb £önen, il>ren 2lu3brucf finbeiu Otein innere Vorgänge, pfr)$ifd)e ßuftdnbe unb ar oon ftnnltd)en, ft$t> baren fingen bie O^ebe: £0$ auf bem aften Xfwrme freljt ©e3 gelben ebter ©eift, ©er, wie fraS ©djiff r>orüb*rgef)t, d$ ioor;f ju fahren fyeiflt. 5lber, roeun nun ein SWaler meinte, burd? 2lbbttbung be$ alten £l)urme§ mit ber anf tf;m ftetjenben © elfter geftatt unb be§ unten i^rüber^ief;enben Sdn'ffeS, uns ©ötfye'S ©eifteSgrug gemalt ju fyaben, fo roürbe er fetjr irren, $)enn £>ter ift nicfyt ber £fyurm unb ba$ 6d;iff bie bar^uftellenbe ^adje, fonbern bie innere, unfid)tbarc ©emütt)3beroegung be§ £>tct)ter3, W fid) feiner auf einer 2öafferfal)rt beim ?Jnbltc¥ einer alten #hrine bemäd)tigte, — biefe tft e£, bie er un$ in jenem 33tlbe oeranfdjautidjen trollte. £>af)er finb bie 2Borte, bie ber $)tcfyter bem ebetn ©elfte bes gelben in ben üIRunb legt, bie «£>auptfacbe : ,,6ier), biefe ie$ £er$ fo feft unb roifb, „25ie $nocf)en ooll oon SRtttcrmarf, „2)er 23ecl)er angefüllt; „9Kein fialbeS Seoen ftitrmt' idj fort, „Skrbcfmt' bie £ätff in Oiuf;, ■ „Unb bu, bu SD^cnfcf>en=omer bloßlegt. 2lber, ba c$, wie fd;on mehrere SO^ale gefagt, in ber ßuufl uidjt barauf ankommt, 2((IeS unmittel? bar ju geben unb ber Smaamatfoit beö 23efd;auei3 9ct$t3 $u überlaffen, fo ftub and; fold)e mittelbare itarfiellunaeu iu= nerer Vorgänge unb Gemütsbewegungen, wie fie bie bilbenbe ßunfi in ifyrem räumltd)en ÜDcatcrtal nur geben fann, tticfyt $u oeracfytett. 2>ie bilbenbe ßunft fann freilid) nur bie 2lugen = feite bcS Sintern geben, aber ba% (entere wirb bod) baburd) für bie $l)autafie bcö 23efd;aucr3 f)inlänglid? angebeutet, unb fo i(i nur bie 51 rt ber £>arftcuung innerer 3«ftäube in ber bilbenbeu $unfr eine attbere, als in ber ^oefte unb üJcufif; aber ber Gegen ftanb ber £>arjiclluug , bie Effecte unb Seiben- fdjaften, fann bofy in beiben gau§ berfetbe fein. Unb äfmlid), mc W bilbenbe $unji, wenn aud) nic^t un- mittelbar, bod) mittelbar, 3nnere$, tlnfid)tbare£ oeranfd)au= liefen fann; eben fo fönnen and) umgefefyrt bie *ßoefie unb ülftufif, bie unmittelbar SnnereS auöbrücfen, mittelbar baburefy auefy bie $orjietlung bes bemfetben entfpredjenben 5t engeren, <§xd)t= baren erweefetn £>ettu t>a überhaupt jebes Snuerc äugerlid; ficfytbar $ur ($;rfd)einung fommt, fo leitet t>it %$>tc eineö be^ ftimmten Satteren bie $l)antafte oon felbft auf t>it Söorfteüung be3 bemfelben entfpred;enben 9leugeren. £)en £>eftor uub bie 2tnbromad)e fielten wir un8, bei ber £>omertfd)en @.$ilberung itjreö (El)araftcr§ unb ttjrer inneren Gemütsbewegungen, un- willfürlid) and? in i^rer äugeren Geftalt, «jpalhntg unb $l)t^ fiognomie oor, unb fo mad)en wir un$ überhaupt oon jeber ißerfon, bie un$ ber £)id)ter ifyrem innern SBefen nad) fd)ilbert, eine leibtid;e Sorfteluntg, and) wenn uns ber £)id?ter feine fol$e gibt. $ättz £omer nur ben (Etjarafter be§ Xfya\itc§> gefd)ilbert, ot>ne feine förperlidje £>äglid)feit nt befd)reiben, er l;ärte bennod) burd) bie 3>arjieüung feiner innern §äglid)feit and) ein 2Mlb oon feiner äugern in uu$ erweeft. ßef fing l)at fcfyon angemerft, 153 roie ber SDidjtet and) eine finnltcfye 33orfte(lung von förperltd)er ©d)önf)ett eraetfen fann, intern er, wie £omer (31 3, 154—58,) bei «Säuberung ber ©cfyönfyeit ber Helena, bie Sßirfung berfelben betreibt. „2Ba$ fann eine lebhaftere 3bee oon Sd)önl)eit ge= roäbren, at8 ba§ falte 5llter fie be£ Krieges m§i mxtfy er= fennen taffen, ber fo ml SSlut unb fo otel £franen fojiet?" (£aofoon XXI) 2iud) bie 5Jhtftf fann mittelbar bie Sorftellung äußerer, fid)tbarer ©egenftänbe w>ecfcu. £ören nur ein Sßiegenlteb, ober ©onbellieb, ober 2>agblieb, ober 23eetf)ooen$ ierau$ ergibt jtefy, bag ber ©egenfajj ber beö räumlichen unb be§ jeitli^en Materials jtcfy bebienenben fünfte nicfyt barin befiel)!, bag jene nur Sft&umttdjeg, biefe nur Seitliches, fon= bern barin, bag bie erftern 3äÜiä)t% nur mittelbar, 0Mum= licfyeS hingegen unmittelbar, Ut le^tern Ofauinlic&eS nur mittelbar, 3^tli$eö hingegen unmittelbar §ur 5lnfd)auuug %\i bringen vermögen. XV. lieber ba8 BufammeniDirfeit ber Äünfte. £)ae SBebürfntjj nad? gegenfeittger (Srgän^ung ber fünfte mad)t ftd? befonbers t>a geltenb, »0 bic eine &unft für fief) allein noä) nifyt ba$ oolte Ißerftcmbmfj ber (sacfye ober nid)t beu ganzen 9lu8brucf berfelben ^u geben oermag. 80 ent^ ftebt j, 35, ba£ 23ebürfni§, ber SDcuftf einen poetifcfyen £e$t unter julegert, um ber unbefiimmteu, gegenfianblofen, öiet beutigen Spraye bes ®efüfyl$ eine beftimmte ^Deutung, eine gegenftäublicbe S3ejie(;uug $u geben, fo t>a% man nun nid)t mefyr bloä füljlt, fonbern aud) weig, worauf jtd) ba8 ©efüfyl be^iet^t, inbem man beu ©egenftanb fennt, burd) beu ba§ 2Bofyl ober 2öer)ef welkes bie 9Ruftf auSbrücft, veranlagt ift 2lnbererfett8 forbert aber auefy bie 2Bo(;i ober 2Bel)e auäbrücfenbe $oefte eine dfrgän* §ung burd) t>k SDcuftf, t>a fte in tfyrem Material e8 nict)t fo unmittelbar unb entfprecbenb au^ubrüd'en vermag, wie biefe. £)er £ei;t eines Siebet mag noeb fo poetifcb fein, fo ift boeb ber föinbrucf beffelben matt, verglichen mit bem ßtnbrucf, beu cö im ©efang hervorbringt, wovon uns jebe 5(rie einer Dper überzeugen fann. (Srji burd? bie Wlufit wirb un§ ba$ Snnere, bie 8eele be3 Söorts aufgefd)toffen. 3d) erinnere mieb nod) bes öinbrnefs, beu e§ auf mtd) mad)te, als tcb in gibelio t>u 2Borte ber berausgefübrten ©efangenen: D welche Suft in freier Suft £eu 9ltfyem (etc^t §u beben, 9tur fyier, nur ift ein 2e6en — ©er Werfer eine ©ruft pm erften 90ca(e fingen t)örte. 155 $)a ferner bte ^Joefie 2lnf$auungen in itjrem Material, bem abftract begrifflichen 2Bort, nid)t fo genau unb inbünbuelf beftimmt $u geben oermag, nüe t>k $ei$nenben fünfte, fo ent= ftcljt für fotdjc 3}arftellungen ber*ßoefie, bie äugerltd) ftd)tbare, forderliche ©egeuftänbe nnb Bewegungen fdjüberu , ba% 33ebürf- nig nad) ^rganpng burd; 3ttuj!ratiwten; fo wie anbrerfeits wieber für 3*icfyttnngcn unb ©emälbe, t)k innere a$ jene nur mittelbar, in feiner 2leugcrung, in feinem ftftperlid; ftd;tbaren 9lu$brucf pr 3ln(d)auung bringen« 28ic fid> alfp 5leugereS unb 3nnereö ergänzen unb gegenfeitig erläutern, fo fiub ooruelnnltd) t)k ben äugern, ftdjtbaren 2(u3brucf gebenben fünfte mit ben baz Sunere, Unfid)tbare entt)üllenben p oerbinben» ©ollen jebod; mehrere fünfte p einem ©anjen jtfffmimeu* wirfen, fo fauu bic£ nur gefd)el)en, wenn eine berfelben pt l/errfd)enben gemacht unb bieferbie anbern untergeorbnet werben. SDa nämlid; jcbe $unft il;re befonbere Aufgabe fjat, fo mug, wie 2ftofe§ 9Jccnbel§folni (in ber 2lbl)anblung über bie «§auptgrunb= feige ber fd;önen fünfte unb 2Biffenfd)aften) richtig fagt, ber ßünjilcr, ber bie fünfte oerbiuben will, ftd) ben (Sttb^wecf einer einzigen Stunft pr £>auptabftcfyt wäf)ten, unb bie übrigen fünfte berfelben bergeftalt unterorbnen, bag fte afö bittet p bem £aupt$n>carafter ber £auptfunft wiber= ftreitet @& fei j. 23M \vk in ber Dper, 2Rufif bie £aupt= fünft, fo barf bie it)r beigegebene ^oefie, ber untergelegte 2ert, bem SBcfen ber $cufif, welches in bem 2uisbrucf ber (Smpfut* bungen befielet, ntd)t wiberfprccfyen. $3 bürfeu alfo nid)t falte, abftracte Reflexionen , nüchterne Uebcrleguugen, 3wetfel \u bgL, Ti\\$ nur <5a$e ber Vernunft ift, in SQcufif gefegt werben, 156 ba 6old)e$ gegen bie Statur bc3 mufifatifd)en 2lusbrud3 ift. eacbeu, bei beneu, wie @u(jct (in bem 2lrtifel: Oper, in ber allgemeinen £t)eoric ber fd;önen fünfte) fagt, „feinem 5Dlen= fd)en, weber wad;enb nod) träumenb, nur bie Vorftellung oom ©inaen einfallen fann, froftiexe ober bcbad)tüd;e 3lnmerfungen uub allgemeine Harunen/' bürfen nid)t gefunden werben, Ueber- baupt nuig ba$ ber Cper $u ©runbe liegenbe £>rama lortfcfyer $atur fein, b. f). ötet Jöeranlaffuna, $um muftfaltfdjen 2(usbrutf ber Effecte, ber fubjeerioen ©emütbsfttmnuutgcn unb Regungen geben. &er £üd)ter mug bem ßompontjteu einen £ert liefern, beffen 3nl>rlt unb ©ang bem (Smpfinbungöoollen beg h)rifd)en £oneö gemäß i% „£a$u ift in 2öat)rl)ett jeber tragifdpe 6toff fdndlid?, trenn nur btefcs einzige babei ftatt fyabcn fann, ba% bie £anblung einen nid)t eilfertigen ©aug uub feine fcfyweren 93cr»i(flungen fjabe. Gtlferttg fann ber ®ang ntd)t fein, weil btefes ber üftatur bes ®efange§ pwtber ift, ber ein Verweilen auf ben (Smpfiubungcn, aus beuen bie fingeube Saune entfielet, oorausfe^t. Stirere äkrwidlungen verträgt er nod) weniger, weil babei met)r ber Verffanb, als bie (Smpfinbung befd;äfttgt wirb. 2Bo man Qlnfcfyläge ntad)t, $lane oerabrebet, ftd) berate fcf)lagt, t>a ift man von bem Singen am weiteften entfernt/' (6ul$er a. a. D.) (B liege fid) nod? t)in$ufügen, va$, va in ber Dper niebt ber SBerftaub, fonbern ok ßmpfinbung an^ geregt werben foll, eben barum ber $erftanb aud? ntcfyt burd? einen uuoerftäubigen, aller ^ögttcbfett unb 2Baf)rf$einltd;feit £otm fpredjenben, abfurben £eri beleibigt werben barf, weil er burd? biefe negatioe (Erregung bie (£mpfinbung frören würbe, wäbrenb er bod) $um ^cbweigen gebracht werben folt, um ber (hnpftnbung Otaunt §u (äffen, 3)ie £anblung ber Dper barf atfo weber burd) fd)wierige oerwicfelte Dftottoation, nad) 5(rt eines Sntriguenfiücf e£ , ben Verftanb pofitio in £fyätigfeit fejjen, uoeb il)n bureb 5Ibfurbitäten in if)rer Verfettung negatio auf; reiben; fonbern eine einfad)e, bem natürlichen ßaufaf$ufammen= bang oöllig gemäße (Sntwidlung ber £>anblung muß 9?aum geben $ur ungeftörten Eingabe an oit (Smpftubungen , t>it burd) bie Wlu[xl au^gebrücft werben. $>as (£iumifd)en von übernatür= liefen (Srfd; einung eu, wunberbaren 2Birfungen, ©eiftern, 2)ä= monen, geen u. f. w. in du £anblung, ift nur bann $uläffig, 157 wenn ber ©toff auSbrüdttd) nnb etngeftanbener 50Zagen ein mott)ologifd?er, alfo aus einer SBelt, in ber baS Uebernatürlidjc jiim 9catürltd)en wirb, geköpft iji. 3)enn aisbann richtet fiel) ber SBcrftanb beS 3uf$auerS fd)on im 23orauS baranf ein nnb vjibt feine 2lnfprüd;e auf natürlichen Saufalpfammettjattg für bie Malier ber £anbtung auf, SHe Wl\\[\f beaunfttgt aisbann nod) ifyrerfeitS biefeS. aufgeben beS ^erftanbcS; benn, wie £ted (in ber SIbfyanblung über©t)afefpeare1S 23el;anbluug beS 2Buuberbaren, im „©turnt") rid;ttg bewerft: „SDtc ßrfatmtug wirb 3eb ermann überzeugt Ijaben, wie fct;r ©cfang nnb QRuftf abenteucrltdje Sbeen nnb Vorfälle vorbereiten nnb gewiffermagcu wal)rfd;einlid> machen, SDie ^antajte wirb burd) Zone febon im Voraus be= ftod;en unb ber ftreugerc $erftanb cingefdpfert; auS eben biefer ltrfacx)e erfd;einen uns manche 3ttuter* unb geenmä(;rd)cn als Operetten nod? jiemlid) erträglid), bie als ©djaufpiete ben f)öd;= freu ©rab unferS SSiberwttlenS erregen würben/' 3m ©türm gewinnt eben ©tjafefpeare unfern ©tauben für feine ßaubereien baburd), ba$ er im aan§6n ©tücf bie SDhtjtf nid;t oerftummen lägt» lieber unb ©efänge finb burd? ben ganzen ©türm jerftreut. ger* binanb tritt auf, inbem 91riel ein fcttfameS %kt> fptelt, baS oötltg bem Kolorit ber geenwelt entfprid;t; 2lriel fcfyläfcrt burd? Wlu\if 2Üonfo unb feine ^Begleiter ein unb erwedt fie wieber burd) ÜJhtftf, ©tept)ano tritt mit einem Zitit auf, Taliban fliegt ben ^weiten 2luf$ug mit einem ©efange, 2trtel fpiett im britten 5lct, inbem £rinfnlo unb ©teptjano fingen; unter einer feier- lid)eu ÜXRujtf tragen ©elfter bem 2Uonfo unb feinen ©efät)rten eine £afcl auf, uad? Briefs 23erf(|wtttben folgt eine fanfte DJtufif, eine folct)c lünbigt bie SftaSfe an, bie $roSpero oon ©eiftem aufführen lägt, unter einem feierlichen ©efange treten bie gremben in ^roSperoS ftanhtTtfxtd, unb 2triel fingt balb nad?t)er ein fröf)tid)eS Sieb. (2krgL Xizä a. a* D.) Tlan ftet)t t;ierauS, ba$, wenn ein SDid;ter burd? wunber^ bare, mät)rd;enf)afte, bte natürliche SBelt ocrlaffenbe ©toffe be^ fonberS unfere *ßt)antafte in 5lufprud) nehmen will, er nichts ©tffereä tfyun fann, als bie Wlufit §ur £ülfsfunfi pt wählen. 3)enn 9llleS, was uns oon ber äußern natürlichen SBelt ber 9lnfd?auung abfdmeibet unb in unfer inneres oerfenft, begütu fttgt bie jfyatigfett ber ^antajte, weStwlb im Traume bie 158 ^bantafie am wuuberiid)fteu bicbret $>a§ %tbtn unb Soeben im 9^eid;e ber £öne gleist aber fd)on einem roa<$cn Sraume. üpbautaftereidje Stoffe bebürfen affo eben fo ber Wl\\\\t p it>rer |>ülfe, wie tf>rcrfettö bic 2Qcufif, wenn fie bie ^auptfunft ift, $u il)rcr £ülfe etueö empfiubungsoollcn SerteS bebarf, ber ibrer allgemeinen nub nn bestimmten 8prad)e eine beftimmte 33e= ^iefmng gibt. ©oll üDMmif bie £auptt'unft fein, wie in ben pautomüni= fdjen BattetS, fo muß, ba $)tö fhimme 6piel lebhafte £>anblung, ftarfc Effecte unb 2eibenfd)aftcn forbert, um oerftanben $u werben, ba% ju ©runbe gefegte SDtama ftd) nacb eben biefer gorberung rid)tcn, b. i). e$ muß im t;öd)ften ©rabe brama- tifd) fein, babei aber bod), wie ber $ejt einer Oper, etufad), b. 1). frei oon fdj)wicrigcu SBernütftungeu unb oerfteeften üDcotioen, weil bie fhunmen Bewegungen, um üctjianben ju werben, fogfeid; beim erfteu Public! bie Wlotm, auf bk fie erfolgen, bem Befdjaucr bloßlegen muffen. 2Bie tu ber SDper ber %u& bruef oon (*mpfinbungen, fo ift I)ier ber 2üi$brucf oon SBttfcnöreguugcu bic <£>auptfad)e , benn bau i;cfttge Sßollen tft c$, $>a§ am unmittelbarften in t>k £eibesactton übergebt, ©ebanfen unb Ghnpftnbuugeu jtnb weit fdjwerer burd) fiumme förperlidK Bewegungen unb ©eberben ju erfennen $u geben, alö SBillenSregungeu. tiefem (£l;arafter muß ftcf; bal)cr and; bie SDhtjtf hier anfdjließen, fotgttd) eine lebhafte, (eibenfd)aft= lidje fein. 2Birb t>k aufgeftellte 9tegel, ba$ beim Bufammeutmrfen mehrerer fünfte eine bie ^auptfunft fein muß, nad; beren £f)arafter ftd) t>k anbern at§ §ülf3fünfte richten, oernacfyläffigt, will oielmefyr jebe ber jufammenwirfenben fünfte ungebunben nati) il;rer SSeife fyerrfefren, fo fommt bü biefer, wie bei jeber $iell)errfd>aft , ntd)t§ ©ute3 $u ©tanbe. 5Dte mobente große Cper ift oft wegen biefer Btelfyerrfcfyaft, unb §war mit Ofocfyt, getabelt worben. ©ie wirft ^erftreuenb, anftatt, wie jebe© äd;te $unftwerf tfntt, gu fammeln. £)a will ba§ 3)rama, bie SD^ufif, bie Pallete, t>k 2)ecorationen unb bie teoftüme — alle© auf gleite Sßeife bie 5(ufmerffamfeit auf ft$ $ief)en. ©d)open= fjauer fyat bafyer fo Unre^t ntd)t, wenn er fagt: „S)ie große 159 Dper tft etgentltd) fein (Srjcuptg be£ reinen $nnftftnne&, mefmefyr bcS ctroctö barbartfcfyen 23egrtff8 üon (Srptyuncj be$ äftt?ettfd;en ®ennffe3 mtttelft Slnfyaufuug ber Mittel, ©leid)- $etttaMt gang üerfdjtebenatttget (Sütbrütfe nnb 93erjlärfung ber SBtrfung bnr$ üBermefyruna, ber nrirfeuben Waffen nnb Gräfte" \u f. n>. (^3arerga nnb ^arattpomcna II. §. 220.) XVI. 3nriefad)c8 3ntercf[e an Äunftoetfcn. 3)a§ bk SBirfung eines ßunjiroerfs nid;t bloS burd) Me eigene objecttoe S3cfd>affcn^ctt bcffclbcn bebingt ift, fonbern eben fo fefyr, ja oft uod) mefyr von ber 23efd)affenf;eit be$ auffaffen- ben ©ubject« abbängt, tft eine golge bes allgemeinen ©efejjeS, bafs überhaupt fein Dbject burd; ftcb allein wirft, fonbern bte Söirfung eine« jebeu $robuct potkx gactoren ift, beö auffaffen= ben SubjcctS nnb ber 23efcfyaffenfyeit be$ anf baffelbc wirfenben Objecto. ©in rein paffioeS 23erf;alten bes ©ubjects, worin baffelbe bei Sluffajfung ber Objecto gar ntd)t felbfttbättg wäre, gibt e§ nid)t. golg(td) muffen ftd) and? bte $unftwcrfe btefem 8d)tcffal unterwerfen. (Sin burcb $>a% 23er$altcn bcö auffaffeuben SubjectS be= bingter <£auptunterfd)ieb nun in ber SBirfnng ber ^unjtwerfc bcrubt barin, l>a§ btefelben auf bte ©inen nur burd; ben ©toff, auf bie 2lnbcrn burd? bie gorm wirfen, b. 1). $>a$ »emunftlofe X^iere burd; bie ßunji getankt werben, ba nur felbft einen ÜKenfdjjen burd) bie ßineciutente eiltet ftummen ©teiltet p fd)änbtid)er 23egierbe gereift febeu?" %v% biefem 23eifpic(e lägt fiel; pr (Genüge erfennen, worin ba$ ft o f f H d> c Sntereffe an Slunftwerfeu ftd) von bent 2Sol)l= gefallen an ber gorm unterfcfjeibek Seiten ijl nur auf bie bargeftellte 6ad;e gerietet unb »erhält ftd; p berfelben niebt erfenueub, fonbern wotleub, bcgetjrenb ober oerabfdmtenb; biefcS hingegen ift auf bie gorm ber <5ad)c gerietet, nnb oer= fyätt fid) p berfelben nid)t woltenb, fonbern erfenueub, ibre 2lngemejTent)eit ober Uuangemeffenljett pr 3^ ber <5a$e in- tuitiv auffaffeub. Spiere finb bes reinen 2Bot)lgefatlen3 an ber gönn niebt fäf)ig, fonbern nur be£ ftofftid;cn 3ntereffe$ , unb barunt l;aben fte feineu aftt)ettfd)en ©tun, 3(ber and) unter QKcnfdjcn ift bat reine 2Bot)fgefallen an ber gönn l;öd;ft feiten; benn bei ben Reiften ntifdjt fid), meil 2Btllen3reguugen, Effecte nnb 23egierben bei i(;neu oort;errfd;enb finb, gletd; üa% ftofflid)e Snterefie in \)ü ^Beurteilung ber ßunjxwerfe ein, unb fo fommt es bei t£)nen p feiner reinen 5luffaffung ber gönn, unabhängig oon ber 23c$iel;ung ber bargefteilteu (Badjt p ifyreu eigenen fubjeettoen 3u= ober Abneigungen. 2>e fdnoäcber unb ungeübter überhaupt bie $raft ber reinen, loÜIenlofeu (frfenutmjj ift, nüe bei rotjen, nncultioirten 3)knfd)en, bei ßinbern unb bei Söeibern, befto weniger fommt e§ pr reinen Siuffaffung ber gönn eines $unft= »erf«, 6o nüe fold;e ©ubjeete fein um feiner gönn allein nullen gefatlenbe$ SBcrf p probueiren oermögen, fo auü) vermögen fte an feinem um feiner gönn allein nullen Vergnügen p ftnben. SDie fd;led;teften 6tüde, wenn fie nur ifyren Neigungen fd>met$eln, gefallen tfmen mel;r, als bie befien, t>k auger bem ^öereic^e ttjrer fubjeetioen 3n^ereffen liegen. £>af)er fönnen ftd; 23olfötf>cater mcfot galten, wenn fte nid?t 33olf8jtüa$ ba§ SSolf gern ftefü, wa$ feinen religiöfen, politifd;eu, gefellfd)aftltd;en unbgamilien=3ntereffen, 5(nftd;ten unb ll 162 Neigungen fd)meid)ett. 9atn wiß aber baS 23olf aud) immer burd; fettes aufgeregt fein. 3)aS fcfyled)tefte 9?eue mad)t bafyer meljr ©lud, als baS tiefte 2lltc. 6ogar baS befte, tu feiner gorm oollcnbetfte 9?eue gefällt folgen beuten, bei beitcu baS ftofflidje Sntereffe überwiegt, uicfyt fowofyl weil cS fd)ö n, for= mell oolienbet, fonbern weil eS neu tft, »eil eS üb errafft unb fpannt. Ein artiges 23eifpiel fyiefür tl)ettt Suctan mit. tiefer txfityt in feinem „BeujiS unb 5(nttod;uS" (23ergl. Öuctan'S 2öerfe, überfe^t oon ?tuguft $auh)): 3eW$> ^cr erf*c Dealer feiner £unft, pflegte jtcfy mit ben alltägltdien @egenftän= ben ber 2Merei, alö \)a finb ©ötter, gelben, ©d;lad)ten uub bergl, gar nid;t ober nur feiten p bcfd)äftigeu unb roar fietS bemüht, neue gönnen 511 feinen £>arfielluugen ^u wählen. Unb roenn er bann einen auffallenben ©egenftaub cx^adjt fyatte, ber nod? »Ott feinem Slubcrn bearbeitet worben war, fo oerwanbte er anf feine 2tuSfül)rung ben l;öd)ften gleig nnb alle ^unft, bie tlmt $u ©ebote ftanb. Unter auberu 2Bagejtücfen biefet 2lrt unternahm er aud) bie SDarftelhtng einer Eentaurtn, wie fie eben ein $aar nod) gan^ Heiner ^NÜltncjSs Eenraurdjen fängt. 2iuf einem reiben grünen Sftafen liegt bie Eentaurtn mit bem ganzen Cßferbeletbe auf t>it Erbe gelagert, bie £>tnterfüge rücf= wärtS auSgeftrecft; ber obere weibliche Zfyül hingegen ift fanft gehoben unb jtü^t jt$ anf ben einen Ellenbogen. 5Dte $orber^ füge ftnb nic^t, roie bei einem auf ber 6eite liegenben $ferbe= förper, geftreeft, fonbern ber eine ift in ntteenber Stellung mit einwärts gebogenem «£>ufe ; ber anbere ift auf t>k Erbe geftemmt, gerabe wie bei einem ^ßferbe, baS int begriffe ift, 00m 33oben aufspringen. $on ben beiben Jungen l)ätt fie baS Eine in ben Ernten empor unb reicht üjm bie menfd)lid)e 23ruft: baS anbere liegt unter i^r unb fangt wie ein güllett. Ueber il)r fte!)t auf einer Slntjölje ein Eentaur, wie eS fc^etnt, ber ©atte biefer fäugenben Butter, uub fcfyaut Iad)eub auf fie fyerab. Er ift übrigens ntcfyt gan§, fonbern bloS bis in bie Wlittt beS ^ferbeleibeS ficfytbar. TOt einem jungen Soweit, ben er mit bem redeten 3lrm emporfyält, fdjetttt er feine kleinen pm Sd)er$e erfcfyrecfeu ju wollen. 3)iefeS 23tlb nun, beffen formelle ^ollenbung im Einzelnen Suctan nod) weiter auSfüfyrlid; fdntbert, ftellte 3euJ^ öffentlich auf 163 unb oerfprad) ftd) oon ber hniftoolten 2(u$füt)rung beffelben eine große Sßirfung auf bie 23efd)auer. 2tud) erf;cb fid) wirftid) (fobatb eS enthüllt war) ein allgemeines 23eifattgefd)rei, tr>ie baS bei beut elften 3lnbticf eines fo tofttid)en 2öerfeS nicfyt anberS fein lonnte. allein was bie Seute alle am meiften bewunberten, war baS üftene beS ©ebanfcnS, unb ber (Einfall, einen ©egen= ftanb $u bearbeiten, an welchen $uoor SJciemanb ßebac^t hatte. 2Bie alfo 3euJt$ faf>r ca§ biefe Dteubeit bie 3nfd)auer fo gan$ bcfcfyäftigte , baß fie für bie ftuuft unb außerörbeuttid)e 60113= falt in ber 9tuSfül)rung alter £(;eile gar fein 3luge Ratten, fo rief er einem feiner 8d)ülcr §u: „£>ütie baS ©emälbe nur trie= ber ein, Ttittion, unb tag es nad) £aufe tragen« SDtefe 3Qcen= fcfyen toben fid) nur ben rotjeu Stoff \ baS ©emetnfie au unferer toift: au baS aber, was fie bewunbern müßten, trenn fie ^unftfiun bätten, fefjreit fie fid) ntd)t lücL £>ie übeirafd)enbe 9ceut)eit beS Einfalls gilt Urnen weit ntebr, als alter ^uujtwertt) ber Arbeit." 2luS biefem 93ctfpiel erl)eltt, wie oerle^eub cS für t>t\x großen Muffe ift, wenn baS ^ublifum ein Mos ftofftid)eS Sntereffe an feinen SBcrfen nimmt. 5tbcr nid)t immer t;at baS ftofflid)e Sntereffe nur biefe uufetnilbige SBirfung, l>a$ eS ben $ünftter oerte^t; 0 nein, cS finb weit eruftere unb fcblimmere gotgen *u berid)teu. 3n einer materielt gefilmten 3eit nämltd), wo bie 5vuuft nad; 23rob get)t, wirb eS gewiß nur wenige ^ünftter geben, bie fo ftol$ fiub, it)re Silber lieber $u oertml- len, als fie ben profanen 331id'en beS $ublitumS preiszugeben; bie Wlä)Xfc\i){ berfetbcu, unb namentliet) bie 5D i cf; t e r , werben fid; ben £ieblingSgefd)mad beS ^ubliftnuS balb abgemerft tjaben unb werben nun nicfyt fowol)t auf formell oollcubete 2Be,rfe be= bad)t fein, als oieImet)r barauf, burd) ftofflid) interefftrenbe, rei^enbe unb rütjrenbe, ober iiberrafd)eube unb fpannenbe fe finbungen, burd) fogenannte $nalteffectftücfe, fid) ben 33eifalt beS ^ublifumS m gewinnen. Unb nacfybem fo ber oerborbene ©efdmiacf ober oielmefyr bie ©efdmiacftofigfeit beS ^ubtifumS ben Verfall ber 5\unft herbeigeführt t)at, wirb biefer wieberum auf ben ©efd)tnad beS *publtfumS mrüdwirfen unb benfelben nod) meijr oerberben. $011 biefem ®efid)tspunft aus wirb man SWanefyeS, was Sftouffeau in bem Briefe an £)'2ltembert gegen 11* 164 bctS Zljtattx vorbringt, gar nicfyt fo unrichtig fhtben. 5tud) er f)at babei ba$ 33crfiU;rertfd)c bc3 3ctt= itnb 9?ationalgefd;matf3 für bte SDid>ter int 2tuge, ütbem er $eigt, roie btefclbeu, um Beifall ^u finbcn, gentftln'gt finb, ben l;crrfd;cuben 5Xnftd)fenf Neigungen unb 2etbcnfd)aficn $u fdnnetd)cln. „A Londres, faßt er öom Staubpunft jener 3eit au8, un Drame interesse en faisant haiir les Fran^ois; a Tunis, la belle passion seroit la piraterie; ä Messine, une vengeance bien savoureuse; ä Groa, l'honneur de bruler des Juifs. Qu'un anteur choque ces maximes, il pourra faire une fort belle Piece oü Ton n'ira point ; et c'est alors qu'il faudra taxer cet Auteur d'ignorance, pour avoir manque ä la premiere loi de son art, ä celle qui sert de base ä toutes les autres, qui est de reussir. Ainsi le Theätre purge les passions qu'on n'a pas, et fomente Celles qu'on a. Ne voilä-t-il pas un remede bien adniinistre?" Wutf) $lato bat mit feiner Verbannung, ber SDic^ter au$ bem Staate, etgentttd) nur bie beut ftofflid)en ©efcfymacf be8 *Publintm$ fjulbigenben , ben Effecten unb Scibenfcbaften be$ VolfS fdnnetcfyclnben 5Dic^)ter im 2(uge, roie ftd) au§ bem oon ü)tn (im 10. Vud) ber $ep.) angeführten Vetfpiel ergibt. „3Me Vernunft, Ijeigt e$ bort, forbert e§ ja roof)t uad) einem Unglücf^ fall al§ ba§ Vefte, ntd)t 3\inbern gleicb, bie fid) geflogen r)aben, ben oerle^ten Zfytil fyaltenb bte 3ett mit <8d)reien Einzubringen, fonbern immer bie <5eele $u geroötmcn , fobalb rote möglich an ba§ «geilen unb 2Bieberaufrt$ten be3 gefallenen unb Vefd)äbtg= teu %a gelten, unb burcfy Teilung t)it 2Sef)ftage oerfhtmmen $u ma^en. — SßeuigftenS roäre ba§ bte rtd)tigfte 2(rt, fprad) er, jtdj bei ben 3ufätfen $u benehmen. — £)a§ Vejte nun, fagen roir roorjl, tft geneigt, biefem Vernünftigen $u folgen. — Verfielt fid). — 2Ba§ aber pr Erinnerung an t>a§> Reiben unb jum Sammern treibt unb unerfättlid) barin ift, roerben roir $>a$ nifyt uuoernünftig unb trage unb ber geigljeit befreunbet nennen? — gvexltcl) roerben nnr ba3. — SDtefeö nun, roa$ $um ©rame l)in= neigt, l)at oielen unb mannigfaltigen 6toff für bie 9?a$a^mung; bie oerftänbige unb ruhige ©emüt^art aber, bie immer fid) felber gletd) bkibt, ift roeber Ietd>t nad^uaf)men, nod? ber fte 9tad)almtenbe ofme &$ Vernünftige erftidt, wie wenn im <&U\ate einer bie Sd>tccr)ten mächtig mad)t unb tlmen ben Staat übergibt unb bie Veffern tobtet." (9?acb Scr)uctber'3 Ueberfe^ung.) 2Ba§ t;ättc $(aton erft gefagt, wenn er bie mobernen O^omanbidjter gelaunt fyätte, er, ber fd)on gegen §omer unb t>k £ragö'btenbid)tcr ptämiftii, weil jtc ifjre gelben in ©ram unb Trauer geigen, wie fie lange ^tagereben Ratten', ober wie fingen unb an tbre 23ruft fd)lagen. §abcn bod) felbft Romane, bie, xok bie ©öttje'fdjen, ale ootlenbete totftwerfe ju betraf teu ftnb, Unheil geftiftet, weil fie ntct)t objeetto, mit bem &opfe, fonbern fubjeetio, mit bem ftoffltd;en 3ntereffe be$ |>er§en§ aufgefaßt worben ftnb. 3Me fd;äblid)c Söirfuug ber Romane, fetbft ber füuftlerifcb ootlenbetjien, berutjt lebiglid) barauf, $>a$ fie bei ber SRel)r$at)l ber 2efer, ftatt ber reinen äjtbetifc^en Kontemplation, ein (ioff= liebes Stttereffe erregen, b. t). ftatt auf ben ^opf, bie (£r= fenntnig, aufbaö £er$, bie Effecte unb 2etbenfd)aften , Wirten. 3unge, leibenfd)afttid)e ©emittier unb weiche, gefüt)loolle Seelen ftnb ja ntcfyt geeignet, fid) ein £)ict;terwerf al$ ©an^eö objeetio p machen, unb e§ nacr; feinem reinen $unftwertt), al§ 9üt$brutf einer ju ©runbe liegenben 3bee, $u beurteilen; fie vermögen ftcb nicr/t über ba$ (Einzelne, baä fie rei$t ober rüt)rt, $u ergeben, fon= bern bleiben im Stofflid;en fteefen, ergreifen Partei für unb wiber, ft)mpatl)ifiren mit biefer ober jener gefdnlberten ^ßerfon, lieben ober Raffen, trauern ober jubeln, begehren ober oerabfcfyeuen mit bem gelben ber 3Mcr;tung. Neffen 3erfaXIenl;eit mit ftd) unb ber 2ßelr, fein bumpfeS tt)atenlofe§ «£>inbrüten, ober feine rafenbe Verliebtheit, 166 fein pl)antafiifd)es abenteuerltdjes SBefen, feine Unflätigfeit nnb gfattert)aftigfeit , fein 2eid)tjtnn nnb feine göttliche ^aulf?eit — alles derartige finbetm ben gleicbgefttmmten (Seelen leicht Entlang nnb 9cad)atmtuug; fic übertragen ok eingebübete SBeft ber 2>icr;= tung in tk wirflidje , als ob ber Sudler fie ifmcn birect als StRufter ber 9cachatmiung aufgehellt hätte; nnb bann ift bas Unheil va, ber (Sine jagt ftd) mit SBertljer eine $ugel burd) ben 5\r>pf, ein Ruberer »erjutft mit Hamlet in ein bumpfcs, tl)atenlofes 23rüten über ben SBeltlauf, ein dritter tmngt mit gaufi ben ^rimsframs ber 2Btffcnfd)aft an ben 9caget nnb jiürjt fid) in ben Strubel bes Sinnen lebens. gretlid) ift ber £)id)ter nic^t Sd)ulb an folgen SBirfungen; beim was fauu er bafür, ba§ bic 9&enge feines auberu, als jtoffltcfyen Sutercffeö an feinem 2Bcr!e fätytg ift nnb, am (Stilreinen tjaftenb, nicfyt ben Sinn bes fangen $u faffen vermag? SBemt © ö t £> e uns in feinem SBertfycr $eigt, welche (Mtnbc einen ebcln, jungen SJcann, ber jebod) ein moralifcf)cr Sd)wäd)ling ift, $um Selbftmorb be= ftimmeu fönnen; wie unbefriedigte £eibeiifd;aftcn , ÜHangel au Anregung oon fingen §u bebeutenbeu £>anbtuugcn, bie einzige &v&$$t, in einem fcfyfeppeuben , gctftlofeu , bürgcrlidjen £eben ftd; hinhalten yi mftffen, bei übertriebenen gorberungen an ftc£> felbft unb bem brütfeuben ©efüfyl ber eigenen immer wieber= feljrenben geiler unb Schwächen, il)m einen £a§ gegen ok SBelt unb bas Sehen einflögen muffen, (oergl. ©ötljc's „$>id)tung unb 2Babrl)ett" 23ud) 13) — was fann ber $>id)ter bafür, ba$ btefes S5etfpiel eines Sd)wäd)liugs, ber aus Mangel an moralifeber $raft feiner £etbcnfd)aft cnblid) unterliegt, ©leiebgeartete, anstatt abjufchrccfcit , anftedt? 5lber, eben weil es ber Stenge fo fd;wer wirb, ben eigentlichen unb wahren Sinn eines poetifd)en ©anjen §u erfaffen, fo würben bie dichter, um ftch felbft oon aller 2krautworrltd)feit für etwaige üble gotgen itjrer Sßerfe ju befreien, vielleicht nicht übel ttyuu, wenn fie für bie Schwachen in einem ^rolog ober (Spilog bie 3bee angäben, bie bas ©anje oeran(d}aulid)t, unb ßeffiug l)at baher, was ben 2Bertt)er betrifft, nid;t Unred)t, wenn er in einem Briefe an (Sfdjenburg (öom 26. Dctober 1774) äußert, oa$ ein fo warmes ^rebner, wenn es nid)t mehr Unheil als ©utes ftiften feil, eine falte Schlußrebe haben müßte, „ein 167 *ßaar Sßtnfc fyinterfyer, wie SBertljet gtt einem fo- abenteuerlichen £(?arafrer glommen; n>te ein aubercr 3üngting, beut bte 9ktur eine ätjulicbe Anlage gegeben, fxd) bafür §u bmafywn. f)abe. Denn ein folget bürfte bie poettfdje <5d)önt)eit Ietd>t für bie moratif$e nehmen, nnb glauben, bag ber gut gewefen fein muffe, ber unfere £beilnebmuug fo ftarf befdmftt'get.'' Da$ ftofflid)e 3n*^ffe ^er SCRetfteit an Sßerfen ber Cßoefie gibt ftd? befonbers aueb barin fuub, b<\% fte hä grö§ern Dtct> tungen, bei Romanen, (Spopöen nnb Dramen beu ©ang ber Gegebenheit niebt pm $orau§ wiffen wollen, um bie ©paiu- nung nid)t p verlieren. $errätb man einem folgen jiofflicb ©efinntcu ben 9(uögang ber «gianbtung oorfyer, fo ift er böfe unb ba% Stücf t)at leinen 9tet$ mcf)r für ibn; benn gefpannt, gefpannt will er biö $u $ube fein. 3c mef;r ü)n ber Dtd;ter ju fpaunen oerfiefyt, befto oollfommuer ift ibm fein Sßerf. 5lnber3 ber waljrbaft äftbettfrt ©ebttbetc! Dicfcn ftört eine oor= (jerige llebcrfid)t über beu ©ang unb bie (Sntwidelung bes ©an$en bnrcfyauö nid)t, fonbem ift ifnn oielmefyr willkommen, weil fte ü)u in beu ©taub fejjt, bie s}tu3füi)rung ibrem formel= len SBertfye nad; ju beurteilen unb jtd) an ber ©d)önbett ber= felben $u erfreuen. 2)cit Otecbt nennt 2efftng (Dramaturgie 48. €>tM) t>a% Vergnügen ber itebcrrafdntng ein „armfeliges", unb lobt ben (hmpibeS, $>&$ er faft immer ben 3ufct)auern ba§ 3iel oorau§ geigte, ju weldjent er fte fübren wollte. ©egen bie, treibe biefeö bem (guriptbcö als einen geiler anredmen, weil e3 ber Ungewi§l)eit unb Erwartung, bie uad) ibrer 5(nftd>t beftänbig auf ben £l)eater berrfdjen follen, gän^id) juunber fei unb alle 51nnei;mlid)leiten be$ ©tücfeS oernict)te, bie faft einzig unb allein auf ber 9?eul)eit ber iteberrafdmng berufen, ruft £efftng au§: „D^ein: ber tragifd;efte oon allen Dicbtern badete fo geringfd)ä^ig oon feiner ^unft ni$t; er wufjte, bau fte einer weit l)öl)eru 23ollfommenl)cit fätng wäre, unb l>a$ bie (Srgöjjung einer finbifd;eu 9?eugierbe ba§ geringfte fei, worauf fte 2lnfprud^ mad)e. (£r lieg feine 3uf)ö'rer alfo ofyne 23ebenfen oon ber beoorftebenben ^anblung eben fo oiel wiffen, at3 nur immer ein ©ott baoon wiffen lonnte, unb oerfprad) ftc^> t)k SRüfyrung, bie er beroorbringen wollte, ni$t fowol)l oon bem, was ge= fd>et;en fotlte, alö oon ber 21rt, wie e§ gefd?et)en foltte." 168 £)a§ bct§ §afd)en bes ^ublifumö rtad; 9ceufyeit unb lleber= rafcfymtg, mittel ji be$ Stofflichen, corrumpirenb auf bie ^ßoejie gurMnrirfe, tnbem e3 MeSM^ter oerleitet, nad) l)öd)ft oerroicfel- tett, feltfamen, frappirenben, oon ungewöhnlichen QLtywaU tcren unb Situationen überlabenen Stoffen ju fud)en, bie, be-= fonberS in Romanen, ben £efer burd) neun biö $ef)n 33änbe binburd) jagen, fo $>n$ er oor lauter Spannung faft ben 51t{;em oerliert, — baS brandet rooljt nicf)t erft gefagt §u »erben; benn bie Literatur ber ©egemoart gibt traurige Belege bafür. lieber biefem §afd;en nad; effectreicfyen Stoffen gef)t t>k $otlenbung ber gorm gan$ verloren. (Es entfielen ^Jconjiregcburten , bie gegen bie erjte O^egel aller ächten fömji, (£tnfad)l)eit unb Ueber= fid;tlid)leit , verflogen» TOt biefer (Erflärung gegen bie Sud)t nad; (Erregung bes ftofftidmt Sntercffcs »iE iä) jebod; feütesroegS gefagt f)aben, t>a% t>k £unjt nid)t aud; burd; ben Stoff, ben fie jum ©egen= ftanbe ber £)arfUIlung roä(;tt, nürfen folle, $>a$ fie ntd)t bebeu= tenbe, int)a[tfd;tt)erc, ergreifenbc, iutereffirenbc unb fpannenbe Stoffe wählen folle. $iclmel)r fd;Ucße td; mid; gan§ bem an, roas Snl^er in einer befonbern 2(bt;aublung „oon ber $raft ((Energie) in ben Söcrfen ber fd;öncn fünfte" (in ben 3at>r= büd;ern ber 2lfabemie ber 2Btjfenfd;aften $u Berlin, abgebrueft in t>m ocrmtfd;tcn pf;t(ofopl;ifd)en Sdmften) unb in bem 2lrtifel „$raft" (in ber allgemeinen £tyeorte ber fd;onen fünfte) oon ber 9cotl)roenbtgfeit, burd; ben Stoff ju intcreffireu, gefagt §at £)enn bie $unfi folt me(;r fein, als ein leeret, gelmltlofes Spiel ber (Einbübungslraft, eine bloge Xänbelei mit frönen gormen. 9cur gegen baS Unnatürliche, (Erfünjtelte, 2lffectirte, ^conftröfe, auf ^ualleffect 23credmete bes Stoffes, .rill ify mici) l)ier erflärt l)aben. 3)te beibeu entgegengefe^teu gorberungen, ba$ bas taiftroerf ben 23efd)auer intereffire unb bod) aud; objeetto macfye, b, 1;. tfm in ben ßuftab ber reinen, toillenlofen (Eoiu templation oerfe^e, freien, roobloerjtauben , in feinem SBxber* fprud; $u einanber. £)enn bas äfytt ^unfhoerf erregt nid)t Mos Effecte unb Mbenfd;aften, fonberu reinigt biefelbeu aud;. (£ergl. S. 98.) XVII. lieber Xenbenjpoefte* £)em achten 2)td)ter ijt ba§ ^teinfte, tote ba$ ©roßte gleich lieb= unb wertvoll, er betrachtet nnb bemäntelt ba$ 9ttebrtgfte wie ba$ #öd)fie mit gleicher 3unetgung unb Sorgfalt; benn im (Sin^el= neu fiet)t er nid;t ba% (5trt§etne, 23ergänglid)e, fonbern bte ewige 3bee, t>a% bleibende eigentümliche SBefen beffelben, unb 3ebe3 ift xfym ein uottjwenbigeS ©lieb in ber $ette be§ ©an$en. „Uufere beutfd)en 2(eftt)etifer reben $war rnel »on poettfd)en unb unpcetifd;en ©cgenjiänben, unb fie mögen aud) in gewiffer pttftc^t nid;t gan$ Unrecht l)aben; allein im ©runbe bleibt fein realer ©egenftanb unpoetifd), fobalb ber £)td)ter tfjn get)orig $u gebrauchen wi$." (®M)e bei (Mermann I.) „9Kan fage \xiä)t, $>a$ e$ ber 2Birflid)fcit an pcettfcfyem Sutereffe fefyle; benn eben barin bemät)rt fid) ja ber S)id)ter, bag er geiftreid) genug fei, einem gewöhnlichen ©egenjianb eine interef= fante 6eite abzugewinnen/' (£)afelbft) 9ftufter in btefer Unitierfalttät ift ber alte §omero3, 31)m ift 2tlie§ gleich wert!), wie ber Butter 9?atur, Söagen unb $ferbe fd)tlbert er mit gleicher %kbe unb Sorgfalt, vok ben SBagenleufer nnb gelben* £)er Sauiürt ift it)m eben fo gött= 1x6), wie ber $önig, ®et)r wat;r fagt in biefer «£rinftd)t ©e^ pert (über ben Urfprung ber <£>omerifci)en ©efänge I. 452): „Söenn fid) bei ferner bie 3)inge auf bie SBeife begeben, als ob fie fid) r>on felbft mad)ten, wenn ba& gan^e itnioerfum fid} in it)m abriegelt unb e$ nid;t »on größerer 33ebeutung erfd)eint, 170 bag *patrofto§ erfd)lagen wirb, wie ber Umftanb, bag bie Sonne auf- unb untergeht, benn fein§ wirb über bae anbere öetgeffen, weber bie SRaturerngniffe über bie Sd)tcffale ber 9D^ctifd)cn, nod) biefe über jene, fo ift bieg für mid) fein 33ewei3 bafür, bag bamalg bie Dcatnr bem ungetrübten 95ücfe ber 3Ken- f$en näher ftanb unb [\fy mit it;rer fteten SBieberfebr in if)ren ©cfängen abfpiegeltc, fonbern bag ber 3)td)ter, ber fo §u bid)ten oermod)tc, bie (Saht ber Dbjectiottät in einer SBeife befag, wie jte fpäter feinem Breiten $u STt>etl geworben tjt 3>ag Dbjec= tioität überhaupt ntebt etwa ber auSfcMieglicbe ßliarafter trgenb einer (Spod)e ift, fefycn wir an ©tftfye unb SBalter Scott, bie man in biefer Q3e$ielnmg wofyt mit §omer oergleicfyen fann." Dbjectioität ift bie ©runbbebingung ber Untoerfa = lität. 2öäf)renb ber fubjeetioe £)tcf;ter burefy Vorliebe für biefen ober jenen ©egenftaub eingenommen ift unb ntcfyt ba$ felbfteigene 2Bcfen be$ ®egenftanbe§ auf fid;, fonbern ftd> auö bem Ökgenftanb reben lägt, ben ©egen ftanb alfo in fid) oerwanbett, ftatt ftd? in tl)n, fo ift umgefetjrt bem objeetioen £icfyter 2Me§, worin ft$ eine ewige 3bee offenbart, gletcl) lieb, unb wie burd) Metern pft)d)ofe oerwanbelt er fid) in ben ©egenfUnb unb lägt beffen cigeneö Söefen reben, fo bag wir fügten, wenn bie SMnge unö ü)r Sunercs enttntllen uub au^ fprecfyen fönuteu, bag fie c3 md)t anberS tfyun würben, alö beim objeetioen £>id)tei\ „So tauge ber Dichter bloS feine wenigen fubjeetioen dmpftnbungen au$fprid)t, ift er nod; feiner p nennen; aber fobalb er bie 2Bctt fid) angetanen unb au$^ $ufpred)en weig, ift er ein $oet Unb bann ift er unerfd) ö'pflid) unb faun immer neu fein, wogegen aber eine fubjeetioe 9?atur iljr bissen 3nnere§ balb auSgefprocfyen t)at unb $ute£t in Lanier $u ®runbe get)t" (®ött)e bei (5 cf ermann I.) $>er fubjeetioe 5Dict;ter fommt niebt oou fid), oou feiner Snbioibualität lo3, fo bag man au$ feinen £)i$tungen nid)t fowobt bte £>inge, als otelmefyr ilm fetbft f ernten lernt. £>ie ©runbbebinguug ber objeetioen, unioerfellen 2(nfd)auung ift aber gerabe ba$ £o$fommen unb greiwerben oou fid), t>k fe- Weiterung feiner fetbft pm allgemeinen SBefen, ba$ in 5111em lebt unb wtbt, im ©rogen wie im kleinen; im Starten, xvk im Softwaren; im 23öfen, wk im ©uten; im 9^ul)igen, wie im 171 aufgeregten ; ftt% bte gdliigfeit, ßufl unb Selb, 2Bof)( unb 2öet)e ber ganzen Söelt auf ftd) $u Raufen, £>arum ift aber aud) ber äd)te £)id)ter ein pantf)etfxifd)e3 Sßefen. @r lebt, f ü ü> 1 1 unb benft geroiffermagen tu allein. (£r freut ftd) mit beut gröt)lid)en unb trauert mit beut £rauernben. (£r §ürnt mit bem ßtaenben, fx^fet unb liebt mit beut «paffenben unb ßtebenben, tft tom Dceib ober 0kd)e entbrannt mit bem 9ceibtfd)en ober 9tad) [übrigen, $ttr& ba gibt e§ feinen Effect unb feine Seiben* fcbaft, feine ßlitcf ltd)e ober unglücfttcbe Situation, feinen guten ober böfcu &lmrafter, in bie er ftd? nid)t $u oerfe^eu unb &u oerfeufen rottete; unb bod) roteber fdnr>ebt er frei über beut Tillen, beim er ift biefeS sMc£ uid)t, fonbern burdjfdmut eö nur, er tritt roobl für eine Söctle auö ftd) I;erau8 unb oerfcnft jtd> aanj in ben ©egenjianb, ben er und eben fcfytlbert, aber er bleibt nid)t brin jiecfeu, fonbern jiebt ftd) iricber beraub unb febrt mit gleicher Stift unb Siebe in aubere ©ejratten ein; beim in ber untoerfelleu 2(nfd.)auuug ifi er ja nid)t (Filter, mie er in ber Oiealttat nur biefc befummle, einzelne $erfon \% fonbern er tft Sllleö, £erDtealttät nad) (Einer feieub, tft er tu ber objec= tiocit unioerfelleu Intuition altuntfaffenbe 8 SBcfen. 3>ie3 tft ber toafjre @inu-be§ SßortS, l>a$ ber Siebter ein „S efy er* 3)iefetbe pbjeetittität unb llnioerfalität aber, baffelbe grei= locrbcu 001t ber eigenen SwbMbualitdt, $)<\8 in bem SDicfyter pm actioeu Schaffen äd;ter poettfd^er SBcrfc erforberlid), tft aud; bie>35ebingnng be£ ©eniegenS unb JöerftefjenS berfel- ben beim ^ublifum. 9Renf$en baf)er, bie 001t ftd), 001t tfjrent (Ego niebt fosfommen tonnen, bte fortroäbrenb nur mit ben perfonticfyen Sntcreficn unb 2lugelegent;eiteit ifjreö 2öitten$ be= fd)äfttgt unb erfüllt finb, beftnben ftd) nid)t in ber 3)t3pofttion, bie Söerfc ber grogen Siebter verfielen unb geniegen ju tonnen. Sie tjabett fyöcbftenS Sinn für folebe $robucte, bie unten ibr eigenem Xtntit unb treiben nüberfptegetn, für 9tlltag$= ftüd'e, bie ba£ gemeine Seben in platter DMürfid^eit nad)= ai)inen. (Entfernt ftd) aber ber Stoff bebeutenb oon bem Greife iOreö eigenen 3)id;teus unb %xatytm%, oerfolgt ber §elb be§ Stücfeö ß^eefe, bit ben irrigen fremb finb, \}t er oon Effecten unb Seibeufcbaften ergriffen, bereu jte fetbft ntebt fäfyig finb, treffen ifnt greuben unb Seiben, bie außerhalb ü)te$ 172 23eretd)e§ liegen, bann fönnen fte betn $)argejtellten feinen ©e= fd)macf mehr abgewinnen; beim fie oerftefyen e8 ni$t, e$ fef>It itmen bie %$>tt, in beten Sichte e3 angebaut fein will, 9tur ©leicfyeg überhaupt wirb oon ©leidem erlannt nnb oerftanben. $ann man ftd) nid)t in bie fremben &l)araftere nnb 2kr(;ält= ntffe fyineinoerfe^en, ntd)t bie gleiten ©cjtnnnngen nnb 23eftre= bnngen, bie gleiten ©ebanfen nnb ©efüfyle Unterlid) bnrcfyleben, fo muß Einern ba% 9(lle$ frembartig oorfommen, wie bte @h> fcfyeinnngen einer anbern 2öeft, für bie man feinen <5d)lüffct fwt 3)af)er and) fommt c$, baß ba§ $nbfifnm jeber 3eü am beften biejenigen Stücfe verfielt nnb gontirt, hk bem 3e^gcf^>ma(fe entfpredjen nnb bie Socalfärbung an ftd? tragen, woran$ roie= bernm bie £enben$poefte entfpringt, bie, ba fie nnr barauf an3get;t, bem tocafen nnb temporeiten ®efd)macf be$ *Pnbtifnm£ pi fntlbtgen, ber £ob aller ächten ^oefie ift. 3ebe Seit oer= ftet;t bem^nfolge nnr bie 2Berfe, bie i\\ if)r felbft, if)ren £en= beiden gemäß, probucirt werben, für bie ber vergangenen f)at fie fcfyon feinen Sinn mefyr, fo wie bie pfünfttge für t>k ihrigen feinen Sinn meljr fyaben wirb. Statt \)a$ aber folcfyer 28eife bau $nbtifunt ben £)id;ter pi ftd) l)erab$iet)t nnb ifm pm get)orfamen Wiener feinet bnrftigen 3e^Öef$mac^eö erniebrigt, ilm §n ephemeren sßrobnctionen oerteüenb, feilten »ielmefyr um= gefebrt t>k 3Md)ter ba£ ^nblifnm ju ftd) I;eraitf§iet)en nnb e$ $nr 5lnfd)annng ber ewigen, nnoergängftd)en 3^n ba £)inge, bnrd) über ben 3e^3eW)maef erhabene SSerfe, ergeben. £)em wal;rl)aft ©ebtlbeten finb bie SBerfe ber alten großen 3)id)ter, §. 33. eines <£>omer nnb Sopf;offe3, obgleich bie gelben berfelben ftd) in einer oon ber nnfrigen an Sitten, £enben$en nnb 3rce(fen oöiitg oerfd)iebenen 3^it bewegen, ben= nod) wegen be£ (Ewigen nnb OTgemeinmenfd)lid)en, ba$ in ü)nen ftd) abfpiegelt, immer nod) genießbarer, als bie fd)lecf)ten bem 3eÜ9ef$wacf Imlbigenben SO^adjwerfe ber gegenwärtigen £)id)tertinge. £)er ^ö'bel aber §tef>t ftd) bie le^tern oor, nnb fo wirb e§ bann freiließ fommen, baß nnfere $ät ^er 9hd;welt wenig banernbe SBerfe $n überliefern l)aben wirb, weil ber Mangel an Dbjectioüät nnb Unioerfalität beim ^nbtifnm leiber anf bie £)td)ter ^nrücfwirft. 5Dte reine Dbjectioität in SSerfen ber $nnft läßt ben ,173 großen Raufen fair, tote eine grtecfytfcbe 90carmorftatuc. 6ollen tfm bie ßunftwerfe iuterefftren, fo mug itmen ber 9^e i§ ber £enben$ beigemtfdjt fein, b. (;. fie muffen fid; nid;t an bte reine Kontemplation toenben, fonbern bem SBillen fd)metd)eliu S)at)er tjaben ju jeber j&tii t>k £enben§ = 2)id)tcr roett mefyr ©lücf beim ^uHifum gemalt, als bte objectioeu, ja fetbft <&§ih ler ift barnm beim $olfe beliebter unb o olf 3 t 1) um lieber getoorben, at$ ©ötfye, 60 feljr tritt überall bau fnbjectioe ßeittnterreffe ber $cenf$cn erregt fein nnb fo roenig finb fte im allgemeinen ba$u gemad)t, an rein objeettoer, nntntereffirter, toülenlofer Kontemplation Vergnügen $u finben. " 2)te polttifdje £euben$poefte l;at fcfyon ©ötfye fefyr gnt ab= gefertigt, inbem er fagt: „60 roie ein £)id;ter politifd; trirfen null, mng er jtd) einer Partei Eingeben; nnb fo roie er biefeä ttjitt, ift er al$ <ßoet oerloren; er mu§ feinem freien ©elfte, feinem unbefangenen tteberblicf £ebetool;l fagen nnb bagegen bte $appe ber 23omirtl;eit nnb be$ blinben §affe3 über bte Dtjren §te^en* „Der Dieter roirb at$ ^enfd) nnb Bürger fein Sßaterlanb lieben, aber $>a$ $atcrlanb feiner poetifcfyen Gräfte unb fei- ne$ poetifd;cn SSirfenö ift $>tä ©ute, Kble unb 6d)öne, ba$ an feine befonbere ^3rooin^ unb an fein befonbereö £anb ge^ bunben ift, unb $>a$> er greift unb bilbet, tr>o er e§ ftnbet. Kr ift barin bem 2lbler ajeid), ber mit freiem 23licf über Sänbern fd;roebt unb bem e$ gleid)oiel ift, ob ber §afe, auf ben er l)inabfd)tegt, in ^reußen ober in 8ad)fen läuft" (Kcf ermann ©efprä^e II.) XVIII. fPocfte unb ©efd)td)te. (Sa tft ein djarafteriftifcfyer Unterfcbieb ber ©efcbicfyte unb *J3oe[te, bag es bei jener barauf anfommt, bag $)a$ tt>itf (tc^ gefd)et)en fei, rcaö uns als gefdjefjen berietet rr>trb; benn in ber ©efcbicfyte trollen nur uns utcbt mit gabeln nnb gictioneu abfpetfeu taffen, fonbern mir oerlangen Realität, nnb baljer bas müfyfame 8ud;eu ber biftorifcfyen 5fritif, aus bem überliefere ten 6toff bas nnrfttd) ®efcf;et)ene, ans ber biegen 6age nnb bem ©erücfyt bas gactifd;e $u fonbern. 8d)ou bas beutfd)e SSort ©efd;td;tc beutet an, bag es ftd; babei um ©ef$efye = nes fyanbett, fo roie bas grted^tfebe 2Bort § ift orte (oon imoQsa, erforfd)en, erfragen) bie (£rforfd;ung , (Srfragung bes ©efcbefyenen bebeutet. 3u ber^oefie hingegen fyanbelt es fid) nicfyt um äugertid) © efcfyefyeues, fonbern um bie innere erotge SBa^rl; eit bes ©efcbefyenen, nietet um Realität, fon= beru um 3bealität, nict/t um bas £)ag, fonbern um bas 2Sas, bas innere, eigerttf)ümtid)e Söefen ber 23egebeut)eüen. £er ©efcfytcbtfdjreiber unb ber SDtc^ter uuterfebeiben fid? bafyer, roie fct;on 2lrtftotetes ($oetif (£a:p. 9) fagt, barin, bag jener er$ät)lt, roas gefcfyetjen, biefer aber ^eigt, oon roetdjer roefentttcr)en 23efd;affenfyeit bas ©efcfyefyene ift, unb bes= wegen, fefci 3(rtftoteIes t)in$u, ift bie xbv iikv xa yevoyLBVtt kzysiv, xbv de ola av ykvoixo' dib Kai (pdoöocpmsQov Kai 6%ov8aioxsQov itolrjöis löxoglag löxlv.) 175 „3>un bie ^oefte ftcllt mefyr ba§ allgemeine, bie ©efd;td)te bct£ §m$elne bar. 2>a§ allgemeine ift $)a$, baß einem ÜJtone von bent nnb bem tefyarafter nad; ber 2Bal;rf$cinltd;feit ober ^ott)mcnbtgrat ettoa fold;c Oveben ober £)anbtungen gebüt)- rem (Stulln aber ift $. ^- maS SüftMabcS gettjan nnb ge= litten |ai^ $)er Unterfcbieb lagt ftcfy and; fo be^etdmen: Object ber ^oefie ift $>tö ctoige SBefen be§ ©efd;cl)enen , Dbject ber ©e= fd;id;te bie räitmlid) = ^eitlid)e (Srfdjetnung. 2Baf;renb Severe berid)tct, toa$ biefer ober jener §elb, biefer ober jener $onig, gelbljerr, Staatsmann, ^vünftler, SRelicjioitöftiftcr ober *pi)ilofopb, unter biefem ober jenem $olf, ju biefer ober jener $ät, an biefem ober jenem Drt, getrau nnb gelitten; roa§ biefe ober jene 23egebcul)eit für itrfad;en unb SBirfungen gehabt, nnb tote allmältg ber je^ige 3uffano oer Sßeft llU0 &c$ SebenS ftd? au$ ber Vergangenheit l;erau3gebtlbet: fo fyat e£ bie ^oefte gar md;t mit folgen ^eitlic^en, in biefem ober jenem faettfeben £aufal$nfammenf)ang fteljeuben fingen $u tl;un, bie einmal getoefen finb nnb bann nt$t toieber, fonbem mit ben nie altern^ ben, immer nnb überall, $u ben oerfdnebenften ,3e^en, an ben oerfdnebenften Orten nnb unter ben oerfdnebenften Umftänben, ftcfy roefentlid) auf biefelbe 2(rt offenbarenben 3been ober allgemeinen &l)araftcren ber inbioibuellen (&rfd)einungen. §omer jetgt uu3 in feinem 9lcfyilte§ unb Dbt)ffeu3, 6opt)ofle0 in feinem 2ljaj;, $i)üottet, DebipuS u. f. n\, 6fyafefpeare in feinem a$ allgemeine Scfyicffal be£ $£enfcfycn fennen. „©efcfyidjte oerfyätt fid) jur ^oefie eigeutlid; toie $or= 176 ti\utmaleretpr#ifiorienmateret: jene gibt uu8 ba% ütf föinjefaen, t)iefc ba£ im ^([gemeinen SBatyre: jene f;at bie Söa^rfeett ber (S.rfcfyetnung, nnb fann fte au8 berfelben beutfunben: biefe t?at bic 2öal;rbett ber 3>bee, bic in feiner einzelnen (Srfdjeinung $u ftnbcn, bennod; aus atten fprid)t. Der SDtcbter jiellt mit 2öal;( nnb 5Cbftcf>t bebentcnbc fefjaraftere in bebentenben Situationen bar: bcr £nftorifcr nimmt bcibe wie fte fommeu. 3a ; er fyat bic 23egebcnbetteu nnb bie Sßerfoucn \üd)t nad; ü;rer innern, äd;tcn, t>ic Jbec ausbrüdenbcu Gebeutfamfett an$ufej)en nnb anzuwählen ; fonbent nad; ber äugern, fd;einbaren, relativen, in Ge^iefmug auf bie 33erftiu>fuug, , auf bie golgen, widrigen Gcbcutfamf'eit. (5;r barf ntd;ts an nnb für ftd), (einem wefent= üd;cn £(;araftcr nnb Shtöbrucfe nad;, foubern muß alles nad) ber ^Relation, in ber SSerfettung, im (Hnftuß auf ba«> gofgenbc, ja befonbers auf fein eigenes 3eüa(ter betrad;tcn. Darum wirb er eine wenig bebeutenbe, ja an fid; gemeine ^anblung eines Könige ntd;t übergeben: beim fte f;at golgen unb (Stnflug. hingegen ftnb an fid; l;öct)ft bebeutungsootle £anblungen ber (Stnjelnen, fel;r ausge^etetmete Jubiotbuen, wenn fte feine golgen, feinen @influ§ baben, oon itym nifyt $u erwähnen." (3d)openf)auer „bic SBelt als 2Bilie nnb Gorftcüung" 33b. I. §. 51.*) Dag nun aber, trotj biefes ©egeufa^es, bem^ufotge bie ett gerietet ift, bennod; t)k $oefte r)iftortfcl)e Stoffe, tvnrflic^e ßfyaraftere nnb Gegebenheiten, ben rein erbicfyteten oorp^ieben nnb uns lieber jene in poetifcfyem Sichte $u geigen, *) Sacc ». SBerulam \a$t, intern er bie er^Ieitbe $oefie mit ber ©efcf)td)te üerg(eid)t: „Cum historia vera successus rerum , minime pro meritis Virtutum et Scelerum, narret; corrigit eam Poesis, et exitus et fortunas , seeundum merita et ex lege Nemeseos , exhibet. Cum historia vera, obvia rerum satietate et similitudine, animae humanae fastidio sit; reficit eam Poesis, inexpeetata et varia et vieissitudinum plena canens : Adeo ut Poesis ista, non solum ad delectationem, sed etiam ad animi magnitudinem et ad mores eonferat. " (De augm. scient. Lib. II. Cap. 13.), 177 als üott Sbeen au$$ug,e()en unb crfl: I;tnter^er bte irrten ent= fprecfyeuben ©ftaraftere unb ©djtcffalc $u erbieten tyat, — tiefe« SBebütfntg nad; OieciUtät and) in bei* $oeftc fommt batyer, bag e§ ja eben bic 3been bcö SBtrf liefen, bic Sßefenfyeiten ber realen SSBett ftnb, bte nur in ber aucu unb fennen lernen sollen. 8d)on von biefem ®e(id)r£punfte bafter tjt bte an$ ber nürf(id)en SBelt i()ie Stoffe nel)menbc Sßoejte ber mät)rd)cubaft roinantifdjcu, btc in einer eirtgebitbeten, bt)perpfn>ftfci>cn SBunberwclt »erfirt, (>ei SBettem ttorjujicftcn. 12 XIX. 3$oejie unb pilofop&ie. £>te Sßceftc bat (£troa§, looburd; fic mit ber ©efct)id)te oerroanbtcr ift, als mit bor fßfyilofopfyie, unb nüeberum @toa& woburd) ftc mit ber ^t)ilofopt)ic ocnoanbter ift, aU mit ber ©eföt^te. fXX^tt ber ©efd;id;te nämlid) Ijat bie ^oefic btefeä gemein, baß tl)r Stoff einzelne, jeitltc^ unb ränmlid) umgrenzte fc Meinungen unb ^Begebenheiten finb, mit ber *ßt)ilofopl)ic hingegen btefeä, baß tlvc ©el;alt ein ewiger unb vi [Ige in ein er ifi, m& balb fic 9Jriftotcte8 p (; i t o f c p (; t f d> e r nennt, alö bie ®efdn'd)te. ©efd)icben oon ber ©efd)id)tc ift bie *ßoefte babujcb, baß ftc unS bie einzelnen ©cfialten unb Gegebenheiten, bie fic nnö oorfül;rt, nid;t fowol;! it;rer Saufalbe^te^ung, als melmefyr bem in biefer $ut ©rfdjeümng fommenben eroigen unb allgemeinen SBefen nad? jeigt, $on ber *pt)ilofopbte hingegen ift ftc loteberum bviburd) gefdneben, t>a§ ftc une> ba$ ewige unb allgemeine SBefeu nid)t in abstracto, in am ben einzelnen Snbmbuen abge^oge= neu unb itjren wcfcntUdjen SKerfmaten nadj ^ergtieberten ®at= tungSbegriffeu , fonberu in concreto, in anfd)auU$en S3cifptelen fennen leljrt. £reffenb fagt Schopenhauer: „3ur $l)ilofo:pf)ie oert)ält jtdj bie $oefie, wie bie (Srfafyrung ficr; pr empirifd;en SBiffenfdpaft oertjält. £ie (Srfaljrung ncimlid) mad)t un§ mit ber (Srfd)etnung im (£in$eluen unb beifptelsroetfe befannt: £ie SBtffenfcfyaft umfaßt ba$ ©anje bevfetbeu mittelft allgemeiner Segriffe. 60 roül bie ^oefte un£ mit ben ($latonifd}en) 3been ber SBefen mittelft be£ 179 (Einzelnen unb betfpietsweife bcfannt machen: bie a$ bann fid; au3fpred)crbe innere SSefen ber SDingc im ©anjen unb allgemeinen erfenuen lehren.'' (£)tc SBelt als SBitte unb Vorfteuuug IL 427.) SDafycr fommt c8, bajj roäfjrenb ber *pt)ilofopl) $. 23. in ber Anthropologie ba§ Söefen ber oerfd;icbeuen SebcnSalter unb ©ef$lcd)tcr, ber Temperamente, ber Effecte unb 2eibcnfd;aftcu, ober in ber SJcoral t>a$ Sßefcn ber ©ütc unb 93o8l;ctt, abftract begrifflich beftnirt, alfo nur bic ^räbteate aU fold)c, abgefoubert oon ben inbioibuellen (Srfdjcinungcn, woran fte twften, barficllt, ber SDicbtcr uns im©cgcntl;eil btefelben anfd;anlid) im Subioibuum $etgt, alfo an einem beftimmteu üftann unb einem beftimnueu SBcibe $>a% Sßefen bc3 ÜJcanneS unb bc3 SBctbeö, an einem beftimmteu Sühgling unb ©reis l>a% SBcfcn ber Sugcub unb be$ Altera, au einem beftimmteu SanauüücuS unb 9Jcclan$o= licuS i>a$ SBefen be$ ßcic^tfinnö unb ber 6$wcrmutl;, an einem beftimmteu 3ornt.den' Verliebten, 9Mbif$en, §crrfd)füd;ttgcn $><[% 2Befcn be$ 3orn3, ber Siebe, bc$ Leibes, ber £crrfd)fud;t, an einem beftimmteu 23öfcnnd?t unb £ugcnbl)cJben bau SBefen ber 53oöt)ett unb ber ©ittc pr 2lnfd)auung bringt. £)cr $t;i= tofopt) ^ergliebcrt ben Snljatt ber begriffe; ber £)td)ter t}id?ter unb ber er Hnterfc^ieb ift 12* 180 berfelbc, wie ber $tmfd)en bcm 9kturforf$cr unb bem fiaubfc^aft^ maier. Seiler ^erlegt bie 9fatur in tfjrc Elemente unb ©attun- gen, betreibt baö allgemeine Sßcfcn unb bie im a bau berufen ©efejje bcr uns in ber Sßtrfticbfctt barbietet. Gnblid) &ertegt ber *pbilofopt) bie SSelt in it)rc testen Ür< elemente, fei es nun, ba$ er fie, wie bie Sitten, in Materie unb gorm, Materie unb ©eift, ober, wie bie Dienern, in $)(ng au ftd) unb CnTdjetnung ^erlege. 3)er 2t)ätigfeit be$ $>i$terö hingegen ifi md)t$ fo fef)r junuber, als baS brennen unb 3^*= legen; beim fo »te t>a$> polte, »arme ßeben bie anatomifcfye 3ei> gtteberung niebt »ertragt, fo aud) bie concrete bid)terifd)e 21u= fdjauuug nt<$t bie frittf&e B^rlegung in Urbejtanbtljeile. £ie= felbeu Elemente, t>k ber ^f)itofopb fonbert, gibt ber £>td)ter gerabe in ibrer SBcrbinbung unb £urd)bringuug. 3u biefen form eilen Untergeben gefeilt ftd) nod? ein materieller, ben S^alt betreffenber. SBäfyrenb nämltd; ber ^bilofopt) flc^> jireng an bie factifcf) empirifebe, nürfiid) gegebene SBelt galten, ftd; aifo alle gictionen oerfagen muß, ba feine begriffe unb Urteile feine objeetioe ©ültigfeit tjaben, wenn fie nie^t au$ bcr äußern unb innern ßrfal;rung abftrafnrt finb; fo ftet)t es bem Siebter bagegen frei, in feiner *ßbanta|te eine fingirtc QBelt oon lauter eingebilbeten Sßefen unb $erl)ättntffen p fd) äffen, wenn er nur barauS ein fct)one$, übereinftimmenbeS ©an$eS ju biibcn oermag. £>en 2>t$ter tümmert es ni$t, ob roirfttd) t>k 5Kenf$eu urfprünglid) in einem golbenen 3^talter gelebt t;aben, wo Ver erat aeternum, placidique tepentibus auris Mulcebant Zephyri natos sine semine flores. Mox etiam frnges tellus inarata ferebat: Nee renovatus ager gravidis canebat arislis. Flumina jam lactis, jam flumina ueetaris ibant, Flavaque de vtridi süllabant ilice mella. 181 ©einig, biefe 23orfteIluiu^ gefällt feiner ^antajtc, unb für üjn alö Siebter t>at fie 2öon ber ©otrfyett unb Unfterbltd;fett plaffen barf, für bie e$ uid;t gegrünbete $8 c weife gibt, ber X>i$ter bagegen, ber i>a$ bogmatifdje 33erfvil;ren liebt, in Junten unb 2efyr= gcbid;ten, fo wie in eftifdjen unb bramattfdjeu £)icf)tungen, feine ber ^i;antafie gefälligen $orftelhtngen xunt ber olttmpifd)eu ©ötterwett unb beut 6$attenrctd) ber Unterwelt, ober nad) d)ri(tlid)er 5)h)ti;ologie oon ^intntcl, «jpölle unb gegefeucr au$= malt, ofyne ftd; int ©eriugften barutn $u flimmern, ob fie fac= tifetye 2Bal)rbcit fyabcn, ja of)ne felbft au bereu factifdje 2Bal;r= t)eit §u glauben. £>er £)id)ter fagt: Sel;t fyer! fo fteile id) mir in ber *ßl;autafie bie <&ad)t r>or unb eine folebe s^orftelIuug gefällt mir, mag fie wabr fein ober niä)t £>er ^l;tlofopl) f)in= gegen fagt: oefyt l;er! fo, wie id) fie bewiefeu t;abe, ift bie Sad)e, mag fie eud) gefallen ober itidjt*)* Snbeffeu, obgleid; folcfyerwcife ^}oefie unb $l)ilofopt)ie oft au3etnanber gel)cu, weil, wtö jene febön finbet, von biefer nid;t immer alö wal;r befunben werben lann, weit, \v>a§ ber *pt)aittafie gefällt, niebt immer ben $erftattb unb bie 23 er- n unft befriebigt; fo muß bod) bie ^oefie bei 3)arftetlungeit au£ ber »tritt tye.it SBelt ii;rent ©ehalte nad; mit ber *ßt)t(o= fopl;ie übcretnfttmmeu. 3u allen gälten, wo bie ^3oefie nid)t in einer rein fiugirteit, ^antafttfdjeu 2Belt üerfirt, fouberu ü)re Stoffe au$ bem realen 9fatur= unb TOenfc^enteben nimmt, muß *) ©Öttye k^eicfyuet barum in bem Siebe: „SQWue ©öttin", bie Cß&autafie cd* bk etvig hivegtict>e, immer neue, fettfarac Siocfyter %ovi$, fein ©djooyfinb, bie Xfyvxin, ber er alle Saunen, bie er fünft nur allein fiel) DorbeMft, ju- (jeftanbeu, feine getr-anbtefte, verzärtelte Xocfyrer, Unt> fca& bie alte @cl)»iecsermuttev SBeiöimt üDaS javte ©eetd)en 3a md)t t>elett>'ge! 182 fie un$ t>a$ innere ewige SBefeu, bk Urformen nnb Urtppen beffetben $ur 5tnfd;auung bringen, alfo in poetifd>er gorm y>\)i= (ofopt)tfd)en ©etjalt bieten. SDafyer enthalten aud) bie SSerfe ber objectio clafftfdjen, b. 1). ber il;re Stoffe aus ber wirfttdjen SBelt enttetmenbeu ^poefie, — im ©egenfajj jur fubjectto roman- ttfdpcn / bie ftd> in gicttouen einer übcrfdjwengltdjen rl)eit. §omcr, Sopf)ofle§, Sfyafe= fpeare, ©ö'tfye fmb, troj3 be$ Bieten (Srbtdjteten, ba$ in ü;ren SBerfen oorfommt, t>od) pt)i(ofopfyifd)e £>tcfyter; beim menfcf)* tiefte ßtjaraftcre nnb Sd;icffalc, meufd;li$e Effecte unb 2eiben= fd;aften, finb ba§ «^auptmotio tfyrer £>arjtetlungen nnb au§ itmen lernen wir btö SSefen be$ 9ftcnfd)en in concreto fennen, toie auö pf)üofopt)tfd)en $)arfleltungen in abstracto. So wie aber jebc äcfyte <]3oefte, bie, mefyr als ein tarnten* fyafteS Spiet ber ^fyantafte, baö tiefere getftige 23cbürfnt§ burcfy 23eranfc^anlid)nng ewiger 2ßat)rt)eiteu befriebigt, pfnlofopt)ifd) ift; fo ift and) anbrerfeitö jebe äcfyte $tn(ofopf)ie, bie, met)r als t;ot)lcr fd)otaftifd;er 2Bort= nnb gormelfram, au$ tiefer 2ln= fcfyauung be$ ütnem 2Befen3 ber Söelt entfpruugen ift, poetifd). *Poettfct) ftnb bat)cr btc *P()ilofopf)ten eines rf>ett feinen Eintrag, benn fte finb nnr bamm fo poetifd) , weil it)r ©runbgebanfe fo wafyr ift. 3ebe tfyrem $ente nad) unpoettfcfye *pt)üofopl)te ift ftcfyer and) unwahr. So ift $. 33, ber atomtflifcfye ÜKaterialiSmuS , ber alle (Bebitbe ber Sßelr, ftatt au$ Innern ewigen Urformen, — au$ ber me$anif$en, äußern 3ufammeufej3ung ber 3Itome erflärt, r)od;ft unpoetifcf), aber au$ unwahr, unb M$ ^3oetifd)e im 2ucre$ befielt bafyer in etwas gan$ Ruberem , als in ber 3)arfteliung ber (£picurifd)en Atomen* lefjre. dagegen ift jebe btynamifd)e, bie SS'ett aus innern (ebenbigen Gräften, aus immanenten trieben nnb ßweefen er= flärenbe $t)ilofopt)ie poetifd), aber aud) wat)r. 3)eS (EmpebofleS 2öcltetflärung aus ber %itbt unb bem §aß {cptlia unb vsLxog) ift poetifd), aber aud) wa l)r. £)ie *ptatonifd)e 3been= I e t> r c ift poetifd, aber aud) wal;r. £>ie eine in Klient ftd) offenbaren be Subftan^ beS Spino$tftifd)en Me a,ef$abet fyar, ©ötfje'n aber ntcfyt, fo fommt bieö ntc^t bafyer, bag überhaupt $t)ilo^ fopfyte bem 5Dic^>ter fd)äbtid) wäre, fonbern bafjev, bafL genüffe $PfyiIöfo:p(;ten anf bie :poetifd)e ^ßrobnction ungünftia, würfen. 6d)i(ler'u i)at ncimlid) (oera,L ßonrab ©dnr>end1§ (Srflärung ber 6ct)i(ier'fd)en SBerfe in ber (Sinlettuna,) t>k ßant'fdje *ßf)ilofo:pfyte gefcfyabet, ©ötfye'u beigeben I;at bie 6ptno$ifttfd)e ^fyilofoipfne genügt (Sine burd) nnb burd) frttifcfyc ^p£>tlofopI>te , wie bie £anffcbe, muß jebem SDxd)tcr, wenn er jtd) ba£ frittfd)e, reflec= tirenbe Serfafyren berfelben aneignet, fd;äblt$ fein; benn ber *) 3» betreff ber 4}Matöuifdjett 3*>ee ijat ©cfyopeufHiuer im 3. Sud)e ber 2Beft als Söille unb 33orftefluug gezeigt, wie biefelbe ba§ eigentliche Dbject ber jtunft ift. %m Setreff bes dmpebofleS fagt berfelbe, woraus äugleid) bae ^oetifcfye feiner *nbi(ofopt)ie berr-orgel)t, fetjr fd)ön : „dmpefeofteö ift ein ganzer SRantt, unb feinem (ptkfa y.ai velxog liegt ein tiefet appercu jum ©runbe. ©cf)on in ber uuorganifcfyen Duitur fet)en wir bie ©toffe, nad) ben ©efetjen ber 2Bal)h>er- waubtfcfyaft, einanber fucfyeu ober fliegen, ftd> oerbinben ober trennen. Unb waö ift benn überhaupt ber in ber ganzen 9catur unter Un »erfcfyiebenften formen burcb* gängig auftretenbe polare ©egeufalj Rubere», aU eine ftetS erneuerte (Int* jweiung, auf welche bk iubrüuftig begehrte äSerftffmung folgt? ©o ift benn wirfiid) (fiXCa xal vtlxog überall porfyanben unb nur nacf) 2)ca§gabe ber Um* ftänbe wirb jebeSmal b<\o Sine ober ba$9tnbere hervortreten. SDemgemä'j* fön* neu aucfy wir fetbft mit jebem SUlenfdjen, ber uns nafye fommt, augenblicfttd) befreunbet ober befeinbet fein : bie Stutage ju Seiben ift ba unb wartet auf tk Umftänbe. StoS bie jliugfyeit bti$t un3, auf bem ^nbifferenjpunft ber ©leid)* gültigfeit »erharren; ttuewobt er juglcid) ber ©efrierpunft ift. ßben fo tftaudj ber frembe «§>unb, wenn wir un§ nähern, augenblidiid) bereit, bau freunbticfye ober ba8 feinblicfye öiegifter su gießen unb fpringt feicBt oom Seilen unb knur- ren jum SSebeln über; t^k aucl) umgefebrt. 2öa^ biefem burcl;gängigen ^ßt)ä= uomene beö (pilia xal vnxog jum ©runbe liegt, ift allerbtng§ <$utet$t ber gro§e Urgegenfa^ jwif^en ber dinfyeit aller Söefeu, nac^ tfjrem ©ein an ftd), unb iljrer gänjlidjen S3erfc^iebeul)eit in ber (£rfd)einuug, alö welche t>a§ prin- cipium individuationis jur ^ornt f>at." Oßarerga unb ^3aralipomeua I. 34 f.) SDie ßinf)eit aller 2öefen nad) ibrem ©ein an jtd) ift bie 2öat;rr)eit be» tya\u tftei^muö, unb barin beftefyt ^ugleid) ba* ^oetifcfye beffelben. 184 ^tcte [oll enteret aufbauen, mcf)t abftract refleetiren unb $er= fiebern. 2(ud? ijt bev &aut'fd)c fatea,orifd)e Jsttipevati^ mit feinem aller SKeiguntj entgegentvetenben ftrengen Sollen, wie Stiller fetbfi gezeigt, t;öd?jt nnpoetifd); beim ber £t$tcr l;at niefrt ßraftiföe 3beale $u tternnrflidjen , fmtbern bau 2Birf(id>e im Sichte ber eroiant 3been $u geigen. dagegen fann eine aus übjeetirer 3ntuttton cntfprnngenc, bic SMnge in befd?aultd)er SRxifyi ireber beladjenbc nod) bcireinenbe, fenbent in itjrer ewigen unabdnberlicben Dc'ctfnr'cnbtgfett begreifenbc $l;ilofopl;ie, wie bic Spütojifttfdje, (üerftefyt ftd), iijxcx objeettoen 3^tuition, nid?t iljrer matfyematifd)en gorm nnb ÜRct^obe nad)) nnr künftig auf t>m £>t$ter mirfen; benn and) ber Dieter l)at ftd) contemplatiü, mit berfelben objeetioen ©eiftec>rni)e, wie Spinoza, bem ewigen ehernen Sdüdfal ber £inge gegenüber ju oerljalten. £)af)cr benn ber wof;ltl)ätige (5tnfln§ be§ Spinojiemnö auf ©t>tf)e. (s£ergl. 2Sal;r^eit nnb £id)tung im 4. Steile*). *) „2Öie icf) mid) ,$ur ^bilofopbie »erhalte, febreibt ©ötfye an 3>acobi, fannft 2>u leicht teufen. Senn fte ftcf> por^üglicr? aufs brennen legt, fo fann ich ni$t mit ibr gureAt tarnen, nnb ic^ fann woM fagen, ba§ fte mir mit* unter gefebabet bat, intern fte midj in meinem natürlichen @ange ftörte; wenn fie aber Pereint, ober pietmebrwenn fte unfere urfprüngtidje (smpfinbung, als feien wir eins mit ber Statur erhöbt, fiebert, unb in tiefet, ruhiges Qtnfdjauen perwanbelt, in beffen immerwväfyrenber avyxQustg unb draxQMig wir ein göttliche* Seben füMen, wenn un£ ein fofdjeS aud) ntdjt ju führen erlaubt, bann ift fte mir willkommen, unb ©u fannft banad) meinen 9Intbeit an ©einen arbeiten berechnen." (108. SSrtcf.) 33e$etdjnenb für ©ötfje unb ber obigen 33el)auptung entfpredjenb, bafy ber SDi^ter ntdjt ba$ fritifcfye, fonbern bcgmatifdje Verfahren liebt, ift nod? felgenbe 2teu§erung beffelben: „Seffing bält ftd), feiner polemifdjen Statut nad), am fiebften in ber Legion ber Sßiberfprüdje unb ßweifel auf; t>a» Uuterfcf/eiben ift feine Sadje, unb bafcei tarn ibm fein gro§er SSerftanb auf ba$ £erriid)fte 5« Btatttn. Wfy wirb man bagegen gan$ anber* ftnben ; id) habt mieb nie auf SSiberfprücbe eingefaffen, tießweifet habt icb in meinem Innern ausgleichen gefuebt unb nur bie gefunbenen Olefultate fyabt ich, au?* gefprocfjen." (@cf ermann l.) So wie nicht jebe ^bifofopbje, fo ift auch, ntdjt jebe öieltgion ber $oefie günftig. ©er abftract geiftige, au§erwelt(id)e ©Ott be* jübifeben Ibeismue, pon bem man ftd) fein 23ilb nod) ©ieicr;ni§ machen barf, ift §ttdjft uupoetifd), 185 SPbilofoipfyifdjer Dieter nnb p o e 1 1 f d) e r ^tjücfopf) ftnb alfo an fid) feine Sßtberfprücfye , fonberu werben erft bann ba$u, wenn ber 3)id)ter, ftatt §n bieten, pbitcfepbirt nnb bev Pjtiofopi) , ftaü in pfyüoföpln'ren , btd)tet. f)enn beim Siebter barf nur ber ©efyalt ipf)tlofopl)t(d) fein, wie g. 33. in ®tftbe'3 gauft, nid)t aber bie gorm; nnb beim SpijüofopOen barf eben fo nur ber ©efyalt poettfd) fein, wie g. 33. bei (SmpebofleS, gegenfeitig, wie <©$im= beit nnb 2Baf)rljeit. 8d)öu brüdt biefeS 3d;iller in bem ©e- bid;te „bie Mnfiter" auö, wo er unter anbernt fagt: •Die von bem Xfyon, bem Stein befcfycibeu aufgelegen, £>ie fd)öpferifd)e ilunft umfcfytiejH mit ftiflen Siegen ■3)e8 ©eifte» unermeffneS 3ieicr). 2Ba3 in beS SBiffenS ßanb (gntbeefer nur erftegen, (yntbeefen ftc, erftegen jte für eud> : ©er Sduijje, bie ber Genfer aufgetjäufet, SBirb er in euren 5trmen erft ftcf> freu'h, SBenn feine SBijfenfdjaft , ber ©djßnljett $ugereifet, 3um jHunjhuerf wirb geabett fein. benn tk ^oefte bebarf ber Söerleiblidjung, ber Sncarnatton. £>te polutfieiftt* (d)en Otetigionen (auefy ber fleifcfcgeworbene ®ott beS G&riftentöuinS) ftnb barum tveit poetifdjer, unb in biefem Sinne burfte Stifter tu ben „©öttern ©riedjen* lanbS" flagen, t>a$ (Einen ju & ereifern unter allen ättnijte fctefe ©üttevweü »ergebvt. ©er jübifdje 3$ef3mud tft aud) fdjon barum bücfyft unpoetifcb, wtii er tk 9htur uiebt, wie bk pant^eiftifd)en Dleiigimten unb ^büofopbien, aU bk (ix- fdjetnung beö ewigen UrwefenS, fonberu a(3 ba$ Söerf eines äußern 2ftad)er3 betrautet, ber 5tfleö aBftdjtlidj unb junt SRu&en ber 50lenfd)en fo gefdjaffen. ©a§ unb warum eine fofcije 2Beftauffafjung pcbft unäftrjetifcr) unb unpoetifefy fei, f)aOe td) fcfyou üben gefagt, in bem ßapitet, in wetd)em id) gezeigt, ba|l afle$ Schöne, in 9catur* wie in jftinjiwerfen, ein dwigeo, ItrfprünglicbeS, au§ innerrt antrieben unb Gräften 53eftel)enbey unb 3Bir- fenbe^ tft, wesbalb bie ä'jt&etifdje unb üoetifcfye SBeltauffaffung mit ber pt)tlo* fopifetjen barin übereinftimtut, ba$ fte bie SBett all ewige?, unerfcfyaffeneS, nur fid) fetbft auSfprecfyenbeS unb bebeutenbeS SBefen betrachtet. 186 ©rege unb »tätige praftifct)c SHenjfc faun bie $oefte be= fonber* in einer 3e^ teiften, roo bie naefte 2Babrf>eit ber *ßfyi(ofopi)te gesagt unb »erfolgt roirb. 33on ibrer 3C'* »erfto^en pd)te £>ie ernfte SBabrbeit $um ©ebicfyte, Unb ftube €:d)u£ tu ber Gamöneu ßbor; 3n ifyres ©Iaitjc§ fünfter %iüU, furchtbarer tu bcS Steiget -£ütle, Grftebe fte in bent ©cfange Unb räcfye ftd) mit Sieijeefiange %\\ be» SßerfotgerS feigem Obr! (3cf)ider.) XX. ^oefie fceä Aberglaubens*). können SSafyrfyett unb 2öaf)n nid)t jufammen -befielen, unb mufj jebe adjte SDt^tung SBa^r^eit enthalten, fc fctyctnt 9?id)t£ etnanber fo entgegeugefe^t $u fein, atö $ocfte unb Aber* glauben. Unb boä) fyat man mel von ber ^oefte be$ Aber= glaubend, t>on bem poetifd?en SRet$ be£ Aberglauben^ gefpredjen, unb SRaturforfctyer, wie Derftcb, fyaben fid) genötigt gefeiten, bte 9?atunr>iffenfd)aft gegen ben Vorwurf, üa$ jte mit bem Aberglauben aud) alle Cßoeftc ^elftere, in tdj>ter, wie 6d)iller (tu ben ©öttern ©ricdjeitlanbä) über ben Untergang ber fd;öuen gabelroelt beö «jpeibentljumS gefragt: 2tuSa,eftorben trauert baS ©efilbe; teilte ©ottfyett getgt fict> meinem Sttcf: 5ld) »on jenem tebenSroarmeu Silbe Stiel) ber «Schatten nur §urüd! (Einen gu bereichern unter Sitten 50Ru9te biefe ®öttem>ett »ergebt! pfjttoS felbft für i&reS ilünftterS ßljre, ©leid) bem tobten Schlag ber r, Dient fte fnecfytifcfy bem ©efefc ber (Schwere Die entgötterte ftatur! 3u ber $f)at ift e§ poetif^er bie 6onne, anftatt als einen feelenlofen geuerball, — als ben §eüo$, ber feinen golbenen Söagen in ftiller 9Rajeftät lenft, fid) ^ot^uftedeu ; e£ ift poettfcfyer, *) hierüber fjabe id) bereits in ben blättern für titerar. Unterhalt. (1851 $lx. 22.) einen 5trtifet gefcfyrieben , ben icfy §ier tfyeitroetfe benu&t Ijabt. 188 bte §>öl)en mit Dreaben anzufüllen, in jebeu 23aum eine SDrtyaS ju verfemen, unb au$ ben Urnen liebltdjcr 9?ajabcn bev Ströme Silberfd;aum ^eröorfpringen §u fetjen, al$ oon Sergen, ®e? rodffern nnb Säumen nur eine gcologifcfyc nnb ^t)l>ftotogifd)c 2lnjxd)t p fyaben; e£ ijl poctifd>er, im Lorbeer bte ftd) etnft um §ülfe winbenbe £)apfyne §u erblicfen unb au8 bem Scfyilfe ber Styrinr $fage, au§ bem $aiue eutgemäg baben c8 fid> and) bte anfgeftdrtejien 5£)ici)ter bis tu bte neuefte %ät herein nid)t neunten laffen, bte etngebitbeten SBefen ber l)cibntfd)en unb d)rtftltd)en 5)h)tl)ologie, ©ötter unb ©ötttnnen ber Dbcr= nnb Unterwelt, Halbgötter, ($ngel unb Teufel u. bgl. in ifyre £>ic$tungcn einzuführen, unb Sfyafefpeare unb ©ötlje, tr>ai;rltct; feine Cbfcuranten, Ijaben in ijjren gröfc ten Sprüngen ©eifter, «&ejen unb Teufel auftreten laffen, otme im ©ertngften banad? ju fragen, ob biefen SBefen (Realität beizulegen fei ober nicf)t. Somit fdjetnt bie $oeftc ben abergläubifcfyen (£inbtlbungen oerwanbter, als ber 2Bal)rbcit, unb 9te$a'S finbltcfyer ©laube, t>a$ ©ott einem (Sngel gewinft, ba§ er ftd)tbar auf feinem wei* gen gitticfye fic burd) baS geuer trüge, roäre alfo poetifeber, al§ üftattyan'S OtationattSmuS , ber von ben Engeln ntdjtS wiffen null unb in bem weißen gürtd? weiter 9?id;tS ftetyt, als ben weigen oorgefyre^ten Hantel beS Tempelherrn. 3>aS Heber* natürliche wäre poetifäjer, als baS Sßatürlidje. ÜDennod) ift bem nicfyt fo. $>er SMcfyter nimmt $war bie abergläubifcfyen SotfSoorftellungeu auf, jebod? nict)t in bem Sinne, wie ber 5lbergläubifd;e. SDem 2tbergläubifcben nämlid) babcu feine eingebilbeten Söefen Realität, fte ftnb tf)tn wirf lieb eriftirenbe Söefen, bie auf übernatürliche; wunberbare Sßeife in ben 2auf unb bk Drbnung ber natürlichen 2öelt ftcfy einmtfdjen, unb bie er ba()er fürchtet ober anbetet. 3>er 2)tdjter l)tngegeu braud)t biefe SBefcn entweber nur $ur Serföriperung unb $er- fonifteirung getoiffer Sbcen , ober jur $eranfd)aulid;ung innerer 3uftänbe unb Stimmungen. Sie l;abeu tt)nt alfo feine reale, fonbern nur eine ibeale ©attnng. „(£S tjt, wie Derfteb fagt, 189 ntcfyt ber ©teube an ba$ 3)afein ber übernariulidjen SBefen tri ber 2ötrfltd)feü be$ 2Ultag§lebeu§, welcher fie poetifd) macfyt, fonbern, fo weit fie e3 fiub, fyaben fie if)ren btd)tertf$en Sßertf; unb iljre Sebeutung baburd), bag eine »ort ber Vernunft burcfybrungene $tnbtlbuug§fraft fie gebraud)t $at, fd)öne SBiXber be§ fixeren £)afeinö oor unfere innere 2(nfd)auung $u gellen. (So ift bem Dichter genug, bag biefc SBefen 2Birflid)feit für unfere (£inbit= bung fyaben, roät)renb wir fein 2Berf auffaffeu ober in unferm 3nueru toieberljofen. Die gorberung einer anbern Sßirfüctyfeit ift täcfyerlicV SBcnn Sijafefpeare %. 33. »er ber (taorbuug Safari 3öunbeqcid)en fefyen lägt: @g warf auf offner ©äffe eine Sönnn, Unb ©ruft' erlöften gäfmenb tf>re £obten. SBübglnrynbe Krieger fochten auf ben Sßolfen 3>n Oiei&'n, ©efdjrcabern unb naefy .firieg^gebrauefy, 2ßot)ün e§ 581ut gefpriifet auf's SapitcL Ö (Säfar, unerhört ftnb biefe 2)tna,e, Kometen ftefyt mau nicfyt wann SScttlcr freruen: 2)er £tmmet felfrji flammt ft-ürftentob berab. fo füt)lt Seber, rote poetifefy bteS ift; aber 9cHemaub t)ätt e£ bartmt für poetifd?, roeü er annimmt, bag jene SBunb erleid; en roirflid; gcfd)cben finb» s2llfo ließt $>a% $oettfd;e t)ier nid)t in ber factifd)en 2öal;xrt)eit, fonbern, rote and) bei ber oorenoäfynten 2leugerung 3ffed)a*$ nur in ber Slngemeffenljeit be$ ©efagten $u bem ©tauben unb ber Stimmung Neffen, bem e6 ber SDicDter in ben 2Jhmb legt. £)a nämlid; in aufgeregten $dten unb Stimmungen bie 9#enf$en mit tfyrer ertöten *ßt)antafie leicht in Willem reunberbare $orbebcutungen erbtiefen, Me 9£atur= erfefeinüngen unb Gegebenheiten mit ben moratifd)en be§ SD^ert^ fcfyentebenö in 3ufamment)ang bringen unb fotglid) Söunber fei)en in bem, roaö fid) bem unbefangenen 23Iicf natürlich erftärt, fo ift e$ r>oettfd), roeit c^aratteriftifd), roenn ber $)id;ter ben 3Ken= fd;en einer folgen ftdt unb Stimmung abergläubifdje 2lnfid)ten in ben Wlmb legt. Wn fid) aber ift hu ber 2öat)rt)ett ge= magere Sluffaffung ber ^atur, ber j.u gotge biefelbe btinb unb .gefühllos bleibt bei allen ^Bewegungen unb (Srfdjütterungen ber moralifd;en SSelt, nur ifjren eigenen inrootmenben ©efefcen folgenb unb bte Sonne leuchten laffenb über 25öfe roie über 190 ©utc, iud)t minber poetifd?, als bte eutgegengefe j3te , unb bie Rettung föecfya'S burd; ben Tempelherrn, natürltd) aufgefaßt, ift nid)t unpoetifcfyer, als bte übernatürlidje Deutung biefer frönen menfdjlicfyen ^anblung. ?Ibcrgläubifd)e $orfiel(ungen fömtert atfo nid)t an fid), foubern nur in ber %xt, mie fte ber £>id)ter gebraust, poetifd) unrfen. 8ie bürfcu im ®tbi$t nid)t 5Infprud; auf facttfd)e 2Bal)rl;cit machen , fonbem nur $ur $eranfd;aulid?ung einer 3bee, etncö ßbarafterS ober einer Stimmung bieneu *). *) Xiecf l>at in feiner 21bl;anblung über ©liafefpeare'6 S3el)anblung be§ SButtberbareu gegeigt, wie metfterf;aft es biefer £>id)ter oerftanbeu , baö2Bunber* bare unb bte ©eifterweft in feinen oerfcfyiebenen ©tücfen gu o erweubeu. „3eber Sefer wirb beim erften 9lubiicf auf bie 33einerfung geführt fein, batf baö SBuitberbave int Sfftacbetb unb £am(et, beut 2Bunberbaren im «Sturm unb ©om* mcrnadjtstraum burcfyaus unäbnlicr; fei." „£er ©türm unb ©ontmernacrits* träum laffen fid) oietleid)t mit Reitern bräunten vergleichen: in bem (entern ©tücf bat ©fyafefpcare ftfgai ben 3wecf, feine ßufdjauer in bte (impftubung etnes iräumenben cinguwicgeu; unb icf) fenne fein anberes" ©tücf, bas\ feiner gangen Einlage nad), biefem (fubgwecf fo fefyr cntfprcid)e 2Bir jinb nun in einer bezauberten SBeJt fcftgefyaften : n?or)tit wir uns wenben, tritt uns ein SBunber entölen; alle«, iraö wir anrühren, ift oou einer fremdartigen Statur ; jeber £on, ber uns antwortet, erfdjaflt au« einem übernatürlichen 2öefen. 2Bir verlieren in einer unaufhörlichen SSerwirruug benSD^a^ftab, nad) bem roir \cn)t tk 2öabrbeit gu meffen pflegen; eben, weil nickte Söirfticfyes unfere9lufs merffamfeit auf ftdj beftet, verlieren roir in ber ununterbrochenen 23efd)äftigung unferer *ß$antafte tk Erinnerung an bieSBirflicbfeit; ber^aben ift hinter uns abgriffen, ber uns burd) bas rätt)felr)afte Sabnrintlj leitete; unb wir geben uns am (S'nbe völlig bem Unbegreiflichen SpröS. £as Sßunberbare wirb uns je£t gewöfmtid? unb natürtid): weil wir oon ber wirfliefyeu 2öe(t gänglicf; ab* gefebnitten ftnb, fo vertiert fid) unfer Sföitftraueit gegen tk frembartigen SBefen, unb nur erft beim Erwachen werben wir überzeugt, baJ3 fte £aufd)ung waren. ♦ ... Stiles biefes\ was tk ^bantafte im Xraume btohafyht, fyat ©bafefpeare im Sturm burdjgefüfyrt. £>ie vorgüglid)fte £äufd?ung entftebit baburd), ta$ wir uns" burd) bas gange ©tücf nicfyt wieber aus ber wunbervollen SBeit ver= iieren, in welche wir einmal ^ineingefübrt ftnb, ta$ fein Umftanb ben 53e= btngungen wiberfprid)t, unter welchen wir uns einmal ber 3Mon überlaffeu rjaben." %r\ ber £ragöbte bagegen r)anbett ©bafefpeare, )x>k Zkd geigt, gang umgefebrt.,, 2Me ©eifterwelt ift t>ter ber wirflicfjen gang untergeorbnet, ber £)id)ter lä§t fte ntdjt als £auptgwecf bervortreten; fte wabrfdieintid) gu machen, ftnb ibr nicfjt tk übrigen Xbeile bes ©tücfe§ untergeorbnet, — fonbern Seibenfcfyaf* ten unb Gegebenheiten unferer SBelt gießen bte 2tufmerffamfeit beg ßufdjauers auf ftd?;— tk wunberbare btent t^m nur bagu, bas ^urc^tbare gu oerftärfen, 191 Oft gebraust ber £)id)ter 97fr)tt)en nnr $nr (Stnfletbnng oer 2öal)rl)ctt, bie er un8 mitteilen tritt; benn bie $oefie barf bie 2öat;rf>cit ntdjt, roie bie 2Btffenfd;aft, natft, in auftretet be= griffli$er gorm aufteilen, fonbern miv§ i^r einen concreten, tnbioibnellen, anfd;anltd)en £eib geben, fie bebient fid) batjer and) ber abcrglänbifd)en $orjtellnngen, trenn i\)x btefelben jnr $erförpernng, pr *perfonificatton ifyrer 3becn geeignet fdjeinen* <5ie bringt bie immanenten 9ftäd)te ber 9?atnr nnb (55cfd;td>te at§ tranSccnbente ^erfdnlid)c SBefcn $ur 2lnfd)annng,, nnb anftatt $, 33* roie bie äftoralftyfteme, eom bö'fen, r>crncinenbcn <ßrtnctp im $cen= fd;en jn reben, (teilt fie un8 ben £enfel, roie ©ott)c im gauft, leibhaftig »er fingen, „ben ®efetlen, ber ret^t nnb wirft nnb muß als Teufel Raffen/' SDte abftracte 2Baf;rfycit, ba& im üUcenfdjen entgegengefe^te Sprincipien mit cinanber Mmpfen, oerfinnltdjt bie ^3ee(te alö ben ^ampf guter nnb befer SDamonen nm ben 3Kcnf$eu. 5lber in allen . folgen gäilen oerroenbet bo$ ber und noef) tiefer §u erfcfyüttern." „£)ie ©elfter ber Xragöbic treten nur auf, um bte tragifcfyc Sßirfung auf ba§ £öd)fte $u bringen .... 310er aucl) in ber Xragöbie wenbet Sfyafefpeare faft immer einige itunft an, um feine über- natürlichen 2öefeu vorzubereiten, ©er bramatifefce ©icfyter muJ3 lief} überhaupt hüten , bay Scfyrecfticfye nicljt ofyue afle Vorbereitung eintreten ju faffen, unb eö überhaupt nicfyt §u feltfam, ju rätfyfetfyaft ^u machen, fo ba$ es $u fefyr allen unfern Gegriffen wiberfpricbt; benn fünft fällt cd leicht in® Abgefchmacfte unb ilinbifd)c." Sbafefpeare lä'fjt, wie Xiecf jeigt, für bciv Sßunbeibare faft immer eine natürliche (Srftärung übrig. SDic ©eiftererfcfyeinung im Hamlet pa§t vortrefflich 51t beffeu ßbarafter unb aufgeregter Stimmung. ,,9tod) fein RxU tifer fyat im @&arafrer beö Hamlet ben fo bervorftecfyeuben ßug ber Frömmelei bemerft, womit fein £ang jum ©rübetu unb feine beftäubige ßweifetfucfyt genau jufammenbäugen. £)ic Einleitung be£ StiideS fonute ba(;er nicfyt fcfyicfficfyer unb gUijtetcij graueubafter, bem Stücf unb vor$üg(icf) bem (St)arafter ^amlet'd angemeffener, gewählt werben. (£'in 3üngting, ber uuaufbörlicfy in bunfeln, trüben (impftubungeu lebt, ber an allen ©egenftänben nur tk traurige (Seite auffucfyt, um fief) felbft bamit ju quälen, biefer wirb buret) eine ®eiftererfct)ei= nung auö feiner metancfyofifc^eu Xrägbeit geriffen unb ^um £anbe(n aufgefordert; feine gtüfyenbe Cßt)antafie unb fein £ang ^um Aberglauben fommcit ber dr* febeinung gleicfyfam entgegen; einem 33rutu§ ober ßäfar gegenüber gefteflt, ver* liert bie (frfcfyeinung faft Altes5 von ibrer Scfyö'nfjeit. 2)ie £er,cn, ibre^ropbe* jungen unb ibreArt 5U wirfen, paffen chtn fo gut in baö Kolorit SCRacbett)^. VJlan fann ^ier feine SSeränberung ber ^erfonen oomebmeu unb 5. 23. einen Dtbeflo mit ben £eren äufaminenfteflen, o^ne tun ©ic^ter fefyr oiet oon feinen Schönheiten $u rauben." 192 SHdjtet baS SBunberbarc, baS bem Aberglauben ein SBirfUc^e« tfi, nur als Mittel jur ßtnfleibung ber 2Bal)rl)eit SDtc &m bübungen beS Aberglaubens fyaben tl;m alfo feine reale (Mtung. SBeuit bei #omer bie Ulienarnuge -jpere bem jüruenben Achilles, beffen £er§ Unter ber ^otti^en 23ru(t ratljfcfylacjete , tvaitfenben ©tnnee, Ob er, baS fcfyneibenbe ©djroert aföbalb »011 ber $öfte ftd> rei§enb, brennen (ie foflt' auSetuanber unb uieberfyau'n beu ^treiben; Ober ftiflen ben ftoxn unb bie mutige «Seele bet)errfcljen, — beS 3eu§ blauäugige Xotytcx Athene r>om £immet fytnab fenbet, um feinen ^om gu befänfttgen (31. I. 188 f.), fo flingt baS allerbiugS ipoettfäer, als trenn ber 3>id)ter bloS troefen gefagt bätre : AdnllcS befann ftd) unb fteefte baS 6d)rrcrt trieber in t>it 6d)eibe. Aber anbrerfeits fanu man bed) nid;t leugnen, ba§ bie £>f>merifd)c ßtnmtfdntug ber ©örrer in bie eigenen freien (£nt= fd)lüffc ber 2Jcenfd)eu, für uns, bie roir nid;t baran glauben, nur nod) als ^erfinuüdntng ber innern Vorgänge unb kämpfe poettfebeu $ei§ |at, als trirflid) angenommen aber fjöcbft ab= gefd;macft erfd)eint. 3)ie 8tael «golfiein t;at bal)er rom äftf)eri= fcfyen 6tanbpunft aus nicht ilnred;t, wenn fie in ifyrem Essai sur les Fictions fagt: ,,Cette alliance des heros et des dieux, des passions des hommes et des decrets du destin, nuit meme ä l'impression des poemes de Yirgile et d'Homere. Lorsque Didon aime Enee parce qu'elle a serre dans ses bras FAmour que Venus avoit cache sous les traits d'Ascagne, on regrette le talent qui auroit explique la naissance de cette passion par la seule peinture des mouvemens du coeur. Quand les dieux commandent et la colere et la douleur et les victoires d' Achille , Fadmiration ne sarrete ni sur Jupiter, ni sur les heros; Fun est un etre abstrait, Fautre un homme asservi par le destin ; la toute puissance du caractere echappe ä travers le merveilleux qui Fenvironne. II y aussi dans ce merveilleux , tour ä tour, quelque chose de certain et quelque chose d'inattendu, qui öte tous les plaisirs attache a craindre ou a prevoir d' apres ses propres sentimens. Lorsque Priam va demander ä Achille le corps d'Hector, je voudrois redouter les dangers que son amour paternel lui fait braver ; trembler en le voyant entrer dans la tente du terrible Achille, rester ainsi 193 suspendue ä toutes les paroles de ce pere infortune, et recevoir ä la fois par son eloquence et l'impression des sentimens qu'elle exprime, et le presage des evenemens qu'elle va decider; mais je sais que Mercure eondmt Priam ä travers le camp des Grecs; que Thetis, par l'ordre de Jupiter, a commande ä son fils de rendre le corps d'Hector; je n'ai plus de doute sur l'issue de la demarche de, Priam; mon ame n'est plus attentive, et sans le nom du divin Homere, je ne lirois pas im discours qui succede ä la Situation, au lieu de l'amener. J'ai dit qu'il y avait aussi quelque chose d'inattendu dans le merveilleux, qui, par im effet absolument contraire ä celui de la trop grande certitude de l'avenir, otoit de merae le plaisir de prevoir; c'est lorsque les dieux dejouent les mesures les mieux combinees, pr&tent a leurs proteges im irresistible appui contre les forces les plus puis- santes, et ne permettent point que les evenemens soient en rapport avec ce qu'on doit attendre des hommes." <5ä)o\\ 21 rt flötete 3 forberte, obgletd) er nod; bie mi)ti)i= fcfyen «Stoffe $u(ieß, bod) eine innere (Sntiiudlung ber (£f)araf= tere nnb Gegebenheiten, inbem er ( t>a$ eine beftimmte *ßerfon entioeber notl)toenbiger= ober roafyrfd;einlidjertoetfe anf eine beftimmte Sßeife fprid)t ober fyanbett, nnb eine Gegebenheit anf bie anbere mit 9?ott)menbtgfett ober ^Bafyrfcfyeinltcfyfeit folgt (£3 ift nun offenbar, baß and; bie £öfung ber 9Dfr)tfyen au$ bem Wl\)tl)u% felbji ftd) ergeben mug, nnb nid)t, tote in ber SWebea, bnrd) bie $cafd)ütc, nnb tote in ber %{Ux$ &w 2lbfafjrt" (£)ie Wltbw be$ (SuriptbcS toirb befanntlid) anlegt bnrd) einen 6dj>lan~- geittoageu entrücft SDte ?lbfal)rt in ber 31ia3 be^iefyt 2Bal§ anf 3L 2, 155 ff,, wo Agamemnon, um bie ©efinnung beS #eere3 $u erforfetyen, ben Gorfd)(ag jur SRMM)x maebt, tt>elc^er mit allgemeiner Söärme aufgenommen wirb. 9htf ber 3uno ©efycig erfcfyetnt nun 3Kinerr>a beut Dbtyffeu§ unb befiehlt ü)m, bie bef^loffene Slbfafyrt rückgängig $u machen; wäfyrenb bod; Dbi;ffeu§ unb bie übrigen güfjrer biefe§ and) ob/ne göttüd;e§ ©efyetg aus eigenem antrieb fyätten tljun fönnen.) 13 194 3n $>a& (£po$ unb 3)rama bürfen jroar verüb ergefjenb über= natürliche (Srfckinungen mit t)eretnfptelen, aber in ber <£>auptfad)e mug bod) 91 (feg natürltd) pgefycu, 3We3 oon Suiten fyerauS jtcfj entnncfcln; beim nur btö 9catürltd)c wirft fd;ön unb poetifd). Sägt ber 2)ic^ter ba(;er übernatürliche (Srfcfycimutgcn in ben Sauf ber 23egebenl;etteu mit cünoirfen, fo muffen fid; boeb bicfelbeu gan$ natnr(id) aus bem ©tauben unb ber aufgeregten 6tim= mung ber fjaubclnben ^erfouen, auf bk jte ciimnrfen, erflct reu laffeu, nne bei Sfyafcfpcare. £ie *ßoejte fiebt überhaupt ju bem religiöfcu (glauben, fei berfelbe nun roafiret ©laubc ober Aberglaube, nur in bem= felben objeetioen Söcrbaltnig, nne ju ben anbern ßebenögcMe* teiu — So wie fte bag inbiotbuelle unb gamilieulebcn, bie focialeu unb polittfdjen 23erf)ältriiffe unb (Sonflicte il;rer 3b ee, b. I). tt)rent eigentümlichen d; ar a f tertftif d; cn SBefen nad) abfpicgclt, fo barf fte aud; ben (glauben mit feinem 3Baf;n unb feinen Serirrungen $ur 9(nfd)auung bringen; aber ber $>id)ter barf uid;t felbft in btefem 2Ba(;ne befangen fein, fo roenig aU feine £>td)tung, wenn fte un§ einen Üöerrücfs ten ober Dtafeubcu fd)ilbert, felbft oerrücft fein ober rafen barf, SDer Stoff ober $>a% Dbject be§ ©ebtcbtS ift ja gan$ etroaö 3(nberc§, als bie Seele unb ber ©etft beffelben. 2W8 Stoff ftel)t bem £td?ter 2HIe8 $u ©ebote, aber t>k £e= tyanbtung be§ Stoffes barf immer nur eine, b. b- fte nutg ben äftl)ettf$cn ©efe^en ber ßunfi gemäß fein. $cag bafyer ber SDtctyter immerhin politifcbe, moraltfd;e unb rettgiöfe Stoffe ^um ©egenflaub feiner poctifcfyen 3lnf$auung unb SDarflelfung »äljfcn, nur fyüte er ftdj) oor ber poltttftreuben, moraltfirenben ober frömmelnben ^oefie. SDenn e§ gibt feine anbere wafjre ^oefie, als bie poetifdje, £>er Siebter, fd)retbt Sdjttler an Körner (23rieft»ed)fel I. 396 f.) fann fid; roeber gegen bie ÜTcoral, noeb gegen bie Religion vergeben, fonbent nur gegen bie äftr;etifd)e 9(norbnung ober gegen ben @cfd;macf. „2Benn \6) au$ ben ®ebred)en ber [Religion ober ber Wloxal ein fer- nes übereinftimmenbeä ©att^e pfammenftelle, fo iji mein $unft= »er! gut; unb e£ ift and) ni$t unmoralifd) ober gottlos, eben »eil td) beibe ©egeuftättbe nid)t naf)m, roie fte ft nb, fonbern erft roie fie nad? einer geroaltfamen Operation, b» 1;. nad) 195 Abfoubeiung unb neuer ßufammenfüauug würben $ur$, id) bin überzeugt, ba% JebeS ^uuftwerf nur fiel; fetbjt, b. b. feiner eignen Sd)öul)ett§rcget 0^ed;cnfd>aft geBen b'arf unb feiner anbern gorberung unterworfen ift." Unb übercinfiünmcnb t)ier= mit fagt ® ö 1 1; e : ,,£>ie Religion flebt in bemfelben SerplMfj jwr $unft wie }ebe§ aubere t)öf>cre ßcbcnötntcrcffc. Sie ift nur al£ Stoff p betrauten, ber mit allen übrigen £cbenöftoffen gleite IHccI>te i;at Aucfy jtnb ©taube unb Unglaube burdmuS nid;t biejenigeu Organe, mit welchen ein ^uuftwerf aufpfaffen ift, metmefyr gehören ba.yt aanj aubere menfcblidjc Gräfte unb gafngfetten. SDie $unft aber fofl für btejenigen Organe bilben, mit benen wir fie auffaffen; t(;ut ftc baz uidjt, fo werfet) it fie ibren ftxotd unb gebt ofme t>k cigeut(id)e 2Btrfung an uns oorüber. (£tn rettgiöfer Stoff fann ütbeß gteid)fa(l3 ein guter ©egenftaub für bic £unfr fein, jebod) nur in bem gälte, $>a% er allgemein menfd)Iid) ift*" ((Hermann, ©efpi\ I.) iöon biefem ©efid)töpunft auö wirb mau einfetjen, ba§ ber ^oefie .abergläubtfebe (M;araftere unb ^anbtungen p>ar als Stoff, fo gut wie {eben anberen Stoff, aufzunehmen geftattet ift, aber bag bie ^3oefie fetbft nid)t abergtäubifd? fein barf, ba bie ©emüt()§ftimmuug be§ Abergläubifcben keineswegs poetifd) ift Sener finnlofe, baS £eben oerftörenbe Söafyngtaube, ber bie 2ftenfd)en in bumpfer ©ebanfeulofigfeit p uuuatürltcben unb unmcnfcfyiicfyen, oon tt)örid)tcr gurd)t unb Hoffnung eingegebenen ^anbhtugen, p blutigen Opfern, $e^;enoerbrennungen, nun ©ebrau$ oon 3auberfalben unb Traufen, SMtquienbienft u. f, w. antreibt, alles btefeS mag p>ar als Stoff, wo eS gilt, btc 2Jcenfd)en unb bk Situationen biefer 2trt p d)arafterifiren, in £)td;tungen oorlommen, aber W ©emüttjSfiimmung beS £>td)terS, welcher bergtetd)en Stoffe bearbeitet, muß felbft eine ^>on ber Angft unb bem 2öai;n, oon ber tt)örtd)ten gurd;t unb ben finbifd;eu Hoffnungen beS Aberglaubens freie contemptatioe fein, bie weit entfernt, jenen Aberglauben p tl)eilen, tüetmetjr nur t>tn tragifd)en (ober, nad) Umftänben, fomifd)en) (Erfolg beS= felbeu $eigt £>er Aberglaube unterwirft bie 9D?eiifd;eu bm unfiuuigen Sa^ungen unb unntenfd)tidjen ©ebrdud)en einer fatfd^en ®otteS= oeretwung. SDa werben benn alle gorberungen ber Vernunft 13* 196 unb bc$ ©ewijfenS mit güßett getreten, barbartfd;c Opfer werben gebraut, t>k blüfjenbe SP^tgcnia wirb, fratt jutn erwarteten Trau- altar, pm DpferaÜar geführt it. f. w. Sßenn nun ber Siebter einen fo(d)cu Stoff wafjlt, fo tfi flar, baß er und ben 2Baf)n= glauben nid)t atö (cbön unb (öblid) barftelten barf; mehuefjr mug er uns baS £ragifd)e batton geigen unb baburd) jum 33c= wufjtfein bringen, wie uufyeüood blinbe Unterwerfung ber Vernunft unb 9c\itur unter bie pojitiüen Dogmen unb Satzungen bes Söatynglaubcnö wirft. dlad) allem biefem ift e*, benfe idj, jur (genüge bewtefeu, $>i\$ ber Aberglaube nityt an f t d> poetifefy ift, fonberu nur bic bid)tertfd;e sBcrwcnbung beffclben, fei cö %m allegortfcben SPerfoniftcationen ber SÖafyrbcit, ober jur (Ebarafteriftrung ber irinern 3uft^ubc unb Stimmungen aufgeregter ^erfoneu einer abergläubtfd)cn 3cit, ober jnr SBeranfc&aultdjung bes (StnfhtffcS, ben abergfäubifdje 2Ba()noorfteüungcu auf ba& ßeben baben, poetifd; wirft. 3>id)tuug unb 2B a i; r b e 1 1 fönnen alfo burd) W bid)terifd;e 23erweubung bes Aberglaubens nid)t in (£onflict fommen. XXI. lieber ba§ ©eine. 3)a§ §rotf$en bem Seben nnb ben Sßerfen beö ©euieö oft ein gvcltcr (Eontraft einhaltet, inbeut in feinen SBcrfcn fid) SMaajj nnb *ßlan, ®efe£ unD Harmonie offenbart, roäfyrenb e$ im Seben ercenttifd?, nnorbenttid; nnb tiebet(id) ift, bnmme ©treicfyc mad)t, ans einem (Sattem üi$ anbete fällt, — wie ift biefe$ in erklären? — @ut 5lnbete3 ift im ©enie ber objeetio an= fdjanenbe, bic £)inge im ßic^tc ber 3been erfennenbe unb bat* ftellenbe ©etft, nnb triebet etroa§ 2lnbete3 ber iubtrubuellc SBUle, btä gletfd). 2)a§ ©enie ift gewohnt, fid) an feine äußere $egel nnb ÜRidjtfcfyuur $u binbeit , fonbern Iebigü$ feinem* innern ©eniuö, feinem angebomen SDrang nnb £rieb $n folgen, Stber gerabe biefe$ «^anbellt au§ ^nfpiration, wobnrd) ba§ ©enie ju großen geiftigen SBetfcn befähigt roitb, bie bann voteber §ur Siegel nnb 9ttd)tfd)nnt für Rubere werben, fnfjrt im praftifdmt, inbioibnellen Seben leidet §ut 3uc*)t = nnb «Sittenlofigfeit. 2Ba3 bort nnijt, fd;abct In'er. £>enn bet objeerioe, fd)öpferifd)e ©eift be§ ®enie§ barf wotjl, ofync ©djabert, feinen (Singebnugen folgen, nid)t aber fo ber fnbjcctbe, fleifd)lid)e SBille. SDemt jener trägt bie red)te 9tonn in fid; fetbft; biefer hingegen bebarf moraüfcfyer nnb oernünftiger ©runbfäfce, bieten pgeln. 2öa8 bei ber objecto i>en geiftigen ^ßrobnetion ba$ ©enie in feinem freien 3(uffd)tt>iuig l;emmen, e$ bebenflid? nnb ängftlid) machen nürbc, bie Otncffid?t 198 auf äugerc Gefleht unb 23orfdjrtften, bieS x\t gerabe bcn fubjectben 2Btücn§{jelüftcn gegenüber notfjroenbig unb erftmegftdj*). 2>od; ftnb cö meift xt>ol)i nur bie berrfdjenben Cüntten Honetten, oft fefyr unvernünftigen unb unnatürlichen, Sitten nnb ©ebräudje, gegen bie ba$ ©entc »erjtogt. £ie äd>t ftttlidjen ^riueipien t'anu t§ in feiner ©e(tiutuiig nid)t verneinen. ©8 brauet m0t)l öör, ba§ jtcl) baö ©enie eine Sßetfe, tote Sauft, bem Senfe! überlägt, aber nur, »eil e8 fduMt $utn Lorano bie tiefe @elbjrgenuf$eii in ftd) tragt, ^^ i% ihm nid)t gang §ur Seute »erben fanu, ba§ berfelbe nur über feine 2tußenfette Wlatyt bat, nid)t aber über fein 3nnere§, bie ©ejtnmmg. SDarum fagt es getroji, wie gaujt, ju QKcplnftoyljeles: *) ©runbfä j$e ftnb überhaupt in alle» foldjen fallen itotl)n>eitbig unb ihre 2uirocnbung unerläßlich , roo nietet fcfycu unfere angefrorne iRatur unb 9let^un^ uns $u bem antreibt, mag ^u thun unb oon bem abhält, loa» gü unterlaffeu ift. Skr fetum ihmi Statut arbeitfam, mäni^ , treu, gcredjt u. f. n>. wäre, ber brauchte freilief) biefes SltteS nicht aus @rttnbfa$ $u fein; fo wenig, a(» bie Senne aus1 ®ruitbfaj3 ju leuchten, ba* #euer au? ©ruiibfafi ju wärmen, bae" ©rae" aus" ©runbfajj ^u warfen braucht. Sloer, ba l eiber bie nteifteu 9J(cu- fchen nidjt ba$u angetban iino, bie lugenbeu oon 9?atur ju üben, melmehr weit geneigter finb, ben ihnen wibevftrebenbeu Zutrieben 51t gehorchen; fo i)t, im ^raf'tifchen, wieberl^olre Stnwenbung ftrenger moralifd)er ©rnnbfafje erfor* berlich, um tk böfen Neigungen auszutreiben unb, fo oft fie wieoerfeljren wellen, ihnen unerbittlich tit £l)üre ju \vti)n\. £aben bann erft bie ©runbfäije iljr äöäcfyteraiut eine $tii lang geilof, fo machen fte fi d> von felbft überflüffrg unb rönnen ftd) jjurSftuije feljeu; benu b*§ ihnen gemä'jje &anbeln ift bann jur ©emobnbeit, ober, lote man i^t, jur 5 weif eit Statur geworben, fo bau *$ fa gut ift, als" ob es 0011 Statur gc* fdiehe. Oitcht alfo blo§ ber, ct}]cn natfirlidje Neigungen »on ber rechten 35e* fd)affeuheit ftnb, Dcoarf feiner ©runbfäfje, feinet fategorifdjeu 3'uperatitcld)er man ftd) felbjl überlegen ift, in ber 3bee über ber eigenen Realität ftel)t, über Deren 6$u>&$en nnb ©ebreebeu erbaben ift, fie bal)cr wie etwas grembeS oon ftd) abfonbert nnb mit Sßeracfo* tnng anf fie t)tnabftct)t. 2)icfe ibeeile ©rüge beft^t baS ©enie. Scbcr gro&c geniale SWann ift in ber [Realität oft Hein, bat mancherlei Sd)wäd)eu nnb ©ebredjen, i(i mannen uiebrigen Regungen unterworfen. 3ft w aber nnr in ber ©efinnnng uid)t fletn, fo wirb er feinen eigenen gemeinen SBiften eben fo »erachten, wie ben ber Stnbern, nnb er wirb, obwohl außerlid) ncd) maudjmal oon U)tn gefeffelt, bod) innerlich fid; oon ibnt frei füllen; nnb barnm werben Um and) feine Sd)Wäct)eu nnb ©ebrcd)eu ntd)t tunertid) beunruhigen. 9htr wer feine eigenen Sd)wäd)eu nnb ©ebred;en nid;t als fold)e anerfennt, fonbern fie ju redjtfertigen fnd)t ober fie wobt gar für £ugenben ausgibt, ber ift wtrflicb niebrig nnb gemein. (Sr ift, wie ein SBüdiiger, ber uns t>c\\ 33ü&$ geniale Scanner in ihren Selbstbiographien mit ber größten Unbefangenheit oon ibren eigenen Sd)wäd)en nnb geifern fpredjen, als wären c8 frembe. fingen fie wirflid) noo) mittlrer ©eftnnuug an benfelben, wäre ü;r SnnerfteS baoon ergriffen, fo wäre bteS gan$ unmöglid;. 216er ba fie fid) Unterlid) frei baoon wiffen, fo fetten fie fie wie ein Naturereignis an, ba% an il;ueu oorgel)t, aber uid)t in ifyuen. Ob Otouffeau'S Selbftbefeuutniffe in biefem «Sinne aufpfaffen feien, laffe ict> babingeftellt. -äftaucbmal wollte eS mir fdjeinen, als feien t>k? felbeu mel)r oon einer gewiffen (Streif eit, bie felbft mit ben glecfen nnb geifern nod) coqnettirr, eingegeben, als oon jener inneru (Srl)abeul)eit über fid) felbft, oon ber id) t)ier gefprocfyen. 5lber, üa% bie oft fo feltfame 2Mifd;nng oon ©röfce nnb 200 $letnl)ett, (Srijabenljcit unb Dclebrtgfeir, bei genialen Männern nur auf bie angegebene SBetfe $u crflären fei, wirb ÜKtemanb leugnen» £)en, ber biefen Unterfc^ieb jwifcben ibeeller unb reeller ©röge, jwifdjen ber ©röge ber ©efxnnung unb ber ber äugern (Srfcfyeinung uid;t beamtet, ber alfo im verlumpten ©ewanbc ntdjt ben ge= bornen $öuig lieber $u crfenncn vermag, ben muffen freilid) oft bie ärgerlichen fcanbalöfen ©cfd)id)ten, bie er aus bem Sebcn ber ©enieS erfährt, im ©enuffe üjrer 2Bcrfe ftören. 3ean ^aul l)at biefen ©egenftanb in einem 2luffa£ „über fd)rift= ftellerifd)c unb über priefterlidje ©ittltd>fett im £eben — unb über bie ärgerlid;eu tebronifenfd^rciber berühmter ÜKenfd)en" (aus bem 2Korgenblatt 1812. 5lug. abgebrucft in feineu fämmtl. Söcrfen 23b. 32, 6. 52 ff.) &ur 6pracbe gebracht, „©ewiffe Säfterreben, fagt er, werfen, wie «Sparten, nocr) in fpäteu ßeiten ibren Unrat!) auf ben ©öttertifd), an welchem ber SDid^tcv feine ©rö'ge burd) l;öl)ere ©otterfoft ju etwas £>öl;erem näbreu will. 51m giftigften werben 3üngünge unb £efcrtnuen im tnuu fenen anbeten beS ©utcn unb Schönen oom ärgerlichen (£l)ro= lüfer getroffen unb befubelt, $umal ba fie ben einen Srrtlnuu, bag, wer eine 9Kefftabe finge, ein üftefftaS fei, fo pto^lid; gegen ben entgegcngefe£ten Eingeben muffen, bag er ein 3ubaS fei, anstatt allenfalls ein ^ctruS. 3)cr $crfaffer bieg erinnert fict? nod; feiner SimgüngS - @djmer$en — folgen äfmlicb, mt bie eines ^ofyneS fein muffen, bem fein $ater ober ßefjrer gefct;lof= fen am oranger fortteln*eub baftänbe — als er $wifd)en feinem $rglül;en bur$ bie geiftigen ©efdjöpfe unb ^wifc^en bem (Sin= frieren burd) bereu 6d;öpfer peütticb wecfyfeln mugte. ülftau erinnere fid) an bie Trauer über ben fein 33eftcS oerrattyenben 6elb(l=3ubaS, 3- 3- 9? ou ff e au, wetd)eu man oon allen 6ün* \)t\\ lieber abfohüren wollte, als oon feiner 23eid)te berfelben (confessions) , $umal t>a biefe pwcilen faft beren 9?ad)mtnter unb SBiberfprud) ift. Dem Jüngling gefyt in biefem giftljau- d)enben 3^^efPa^ $wtfd)en treiben unb £eben entweber ber 2ßerttj beS Tutors, ober bie ^raft beS 2BerfS, ober gar (£r fid) felber oerloren, inbem burci; eine 2luSgleid)ung ^wifcfyen f)or)em ©efd^ö'pf unb niebrigem Sdwpfer fid) eine 3RifcblingS=@ittlic^leit $ufammengäf)rt, welche ftatt ber Halbgötter, £albteufel loSfprtcbt. ©leid)wot;l paefen t)k 51nefbotenhämer (aber nid)t als 9lblag= 201 fröntet) in ifyreu 9£eifebü$em unbeftunenb 2lileä aus, wa§« jte 33ofe$ über berühmte SORcnfcben unterwegs öon fliüen Scbletcl)- bänbleru ber &ti\W ciugefyanbelt" u. f. w, 3'ean $aul gibt aber beu ,,I)ünfeI Siebtem unb geiftigen ^ßortraitntatcrn iutb Ineffigie- «Rangern böl)erer ^Ocenfcbeu'' fol= genbcS ju bebenfen: „©egen ben i;öl)ern $cenfcbeu muffen c-nng bte Sturmleitern ber böfen 9cad;rebe $u furj ausfallen, ireldpe fogar an niebem gelungen nid;t auflangen, (h-ratl; bod; §11= wetten bte böljere Statur faum bte Innern ©rubenwetter ber tiefem: wie will triefe, ber an jener nid)t einmal bic [jeden ©onnenfaefetn erfreuten, üoUenbg bie fernen Sonnenfledien er= Miefen? (Sin ^oberer 9)cenfd) bat gan^ anbere gebier, alö ber fleine begmft ttnb errät!;. — gerner: Seber wetd;er, e§ fei fdjreibcnb ober lebcnb, beriefen, üa$ er im 9üferf;eiltgficn Ijötjere ©ottt)ctteu gefeben, als im ^eiligen unb im £eibenoort)of an= gebetet ober abgebübet werben, wirb in biefem nid)t anbere ©ötter etntaufdjen unb abtrünnig werben; er fann fallen, aber bann wirb er fnicen unb anferftetjen. 3 m 33 er tränen auf t>it fclbftgcwiffc innerltd)e Anbetung beS 33eften fe^t $uwetlcn ber begeifterte SOlenfd) mutljooll unb forg- lo3 feineu äußern ®d)ein aufö 8ptel unb glaubt, bewaffnet oont iuncrn©ott, fid) gegen äußere ©otter unb Teufel gebedt unb oerbedt." ©o oiel $um 93'erfiänbntß ber oft oerfcfyrteeuen ßieberltcfyfeit mit) Unftttlicfyrat ber ©enieS. 6d)on #ef»e-ttu8 t;at auf bte s#ernad)täffigung be§ äußern ■SdjcineS als auf einen wefentticfyeu (£i)arafter$ug beS ©cuieS anfmerffam gemacht, ÜDenn in feinem Sßcrfe De FEsprit (discours IV. Chap. I. du Genie) fagt er: „Tout homme absorbe dans des meditations profondes, oecupe d'idees grandes et generales, vit, et dans l'oubli de ees attentions, et dans l'ignorance de ces usages qui fönt la science des gens du monde : aussi leur paroit - il pres- que toujours ridicitle. Peu d'entre les gens du monde sentent que la connaissance des petites clioses suppose presque toujours l'ignorance des grandes; que tout homme qui mene ä peu pres la vie de tout le monde, n'a que les idees de tout le monde; qu'un pareil homme ne s'eleve point au dessus de la mediocriteV4 202 » Den eigentlichen ©rnnb aber, warum ba$> ©enic ftd; fo auffaflenb tton ben gemeinen Sßeltleutcn ober, rr>ie man fte au$ bezeichnen föunte, öon ben $ fünftem unterfcBeibet, nnb warum e§ (entern oft lüd)cr(id) nnb öerrütft erfd)ctut, £>at erjt Schopenhauer aufgebest, inbem er gezeigt, me bau ©entc in einer gan§ anberarttgen (Menutniß lebt, als bie $f)iltfter, bei wclcbcn lejptcrn 1)tä Gh'fcuucn ftets ttn Dienfi ibres per* fönltcbcn SöttlcnS bleibt nnb jte baljer $roar fäbtg madjt, bie Delationen ber Dinge $u ifyrcm 2Bi(Ien, gemäß bem (Eaufalttats= gefe|, $u »erliefen, aber unfähig, tu Dinge nad) i^rcr objeettven 33 cf Waffen beit ins 5lugc ju faffen, mäljrenb tmtgefefyrt ba§ ©eine, in feiner objeetiven ©etfte3rid)tung, bte fubjeetiven 23e$tefyungen ber Dinge ju feinem pcrjonlid)en Snrereffe überfiel;*? root;er bie Unflugfyett nnb Unvernünftig feit ber ©enfe§: „Da fd)arfe SluffajTuug ber 23e$iel)ungen gemäß bem ©efe^e ber ßaufalttät nnb Motivation eigentlid) bie tlngbeit au3mad)t, bie geniale (Srfenntntfj aber md)t auf bie Delationen gerietet ift; fo wirb ein kluger, foferu nnb roöl)rcnb er e§ ift, ntcr)t genial, nnb ein ©eniater, fofern nnb lväbrcub er e§ ift, nid;t flug fein. — (fnblid) ftebt überhaupt bie anfcbaultcfte (Erfenntniß, in beren ©einet bie 3bec bur&aus liegt, ber vernünftigen ober abfiracten, roeldje ber ®a£ vom ©runbe bes (Menncns leitet, gcrabe ent= gegen. 2lu$ fiubet man befanutlid) feiten große ©euiaiität mit vorbcrrfdKubcr 33crnünfrtgfett gepaart, vielmehr finb um= gefefjrt geniale Snbivibuen oft heftigen Effecten nnb nnver^ uünftigen £eibenfd)aften unterworfen. Der ©runb tnervon ift bennoefy nid)t 8cfytväd;e ber Vernunft, fonbern tt;eil§ unge* ttöfmltdje Energie ber ganzen 2Bilten§erfd)einung , bie ha$ ge= utale 3ttbtoibuum ift, nnb welche fld; burefy ^eftigteit aller äötllenöacte äußert, tfycils ltebergeroicfyt ber anfdjauenben (£r= fenutniß burd) 'Sinne nnb üBerftanb über hu abftracte, bafyer entfd)iebeue $id)tuug auf ba$> 5lnfd)autid)e, beffen hti iljnen l)öd)ft energifd)er (Sinbrud hit farblofeu Segriffe fo fel)r über= ftraljlt, b<\$ nid;t meijr biefe, fonbern jener ba$ «gxmbeln leitet, iveld)es eben baburd) unvernünftig tvirb : bemnad) ift ber (Sinbrnd ber ©egenmart auf fte fel)r mächtig, reißt fte l;in §um Unüber^ legten, $um Effect, $ur ßeibenfdjaft." (Die SBelt als SBitte nnb ^orjMung, 33b. L §. 36. unb 93b» H Sap. 31.) 203 UebrigenS, fo fcljr bie §eftto,feit unb 2etbenfd)aftlid)feit bem ©cuie für fein perfönlidpeS Sßofyl nacfytfyeütg wirb, fo notf)tr>em btge Sebincjung iji fte bod) für feine objccttüeu Stiftungen. Dtjne Setbenfcfyaft lein («knie. 2Ber ftd> batton überzeugen »in, ber lefe befonbcrS nod) in Helvetius de TEsprit, dis- cours III. chap. 7. „de la superiorite d'esprit des gens pas- sionnessur les gens senses," uub chap. 8.: „On devient stupide des qu'on cesse d'etre passionne." SDiefe betben Kapitel leitet #eh>cttu8 in bem rcrfyera,et)enbcu Kapitel „de la puissance des passions," mit folgenben SBorten ein : „ C'est en tout genre que les passions doivent etre regardees comme le germe produetif de l'esprit : ce sont elles qui, entretenant une perpetuelle fermentation dans nos idees, fecondent en nous ces memes idees, qui, steriles dans des ames froides, seroient semblables a la semenee jettee sur la pierre. „Ce sont les passions qui, fixant fortement notre atten- tions sur l'objet de nos desirs, nous le fönt considerer sous des aspects inconnus aux autres hommes; et qui fönt, en consequence, concevoir et executer aux heros ces entreprises hardies, qui, jusqu'ä ce que la reussite en ait prouve la sagesse, paroissent folles et doivent reellement paroitre telles ä la multitude. „Voilä pourquoi, dit le cardinal de Richelieu, Tarne foible trouve de Timpossibilite dans le projet le plus simple, lorsque le plus grand paroit facile ä Tarne forte; devant celles-ci les montagnes sabaissent, lorsqu'aux yeux de celle-lä les buttes se metamorphosent en montagnes. „Ce sont en effet les fortes passions, qui, plus eclairees que le bon sens, peuvent seules nous apprendre ä distinguer Textraordinaire de Timpossible que les gens senses confondent presque toujours ensemble; parce que n'etant point animes de passions fortes, ces gens sensees ne sont jamais que des hommes medioeres: proposition que je vais prouver, pour faire sentir toute la superiorite de Thomme passionne sur les autres hommes et montrer qu'il n'y a reellement que les grandes passions qui puissent enf anter les grands hommes." 3»ar fprtcfyt «gefoetiuS ijier nur üon ben praftifc&en ©e= nie§; aber aud) »on ^m tl;eoretif$en, triff en f et) aftlicfyeu unb 204 fünfHerifdjen ©entcö gilt im 2Bcfentltd)en baffelbc, tüte üon jenen, bafj miniltd) ii)x ©cift ber £etbenfd)aft als etne$ §ebet§ bebarf, ber ihn in Bewegung fc&t. Dfjne 23egetfterung (ev&ovöuxöiiog) für feinen föegenftanb wirb ein tf)eorctifd)e3 ©enie eben fo wenig ein gro&cö SSerf ber tnnft ober 2ötffenfd)aft, alö ein praftifcfyer #eib eine große £fyat, vollbringen. Unb wie feilte namentüd) ba$ äftfjetifcfye ©euic im Stanbe fein, uu$ in ^unjrwcrfcn bte Effecte nnb £eibenf$aften treu ju fcfyübern, alfo Siebe, §aß, 3üm, föadje, iun}weiftuug in Statuen, ©emälbeu, £>id)tungen ober £onwerfcn roafyr au^ubri'ufeu, wenn e3 nid;t felbft tnnerlid) für bergtcid)en Effecte unb Sctbeufcfyafreu cmpfänglid) wäre. (Glaubt man, \>a$ ®tftbe feinen 2Bcrt(;cr ober gauft gebid;tet t)ätfe, wenn er nid;t iunerlid) oon benfclbeu Dualen , benfelben ©cmütf)S= bewegungeu unb $rfd)ütteruugen wäre beimgefud)t worben, als feine gelben? — §eloetiu6 fagt in biefer «g>infid;t (de l'Esprit, discours IV. chap. 2. de Pimagmation et du sentiment) fefjr wa(;r: „Le sentiment est l'äme de la poesie, et surtout de la poesie dramatique. Avant d'indiquer les signes auxquels on re- connoit, en ce genre, les grands peintres et les hommes ä sentiments, il est bon d'observer qu'on ne peint Jamals bien les passions et les sentiments, si l'on n'en est soi-meme sus- ceptible. Place-t-on im heros dans nne Situation propre ä developper en lui toute l'activite des passions; pour faire un tableau vrai, il laut etre affecte des meines sentiments dont on decrit en lui les effets, et trouver en soi son modele. Si l'on n'est passionne, on ne saisit jamais ce point precis que le senti- ment atteint, et qu'il ne franchit jamais: on est toujours en decä ou au delä d'une nature forte. u „D'ailleurs, pour reussir en ce genre, il ne suffit pas d'etre en general susceptible de passions, il faut, de plus, etre anime de celle dont on fait le tableau. Une espece de sentiment ne nous en fait pas deviner une autre. On rend toujours mal ce que l'on sent foiblement. Corneille, dont l'äme etoit plus elevee que tendre, peint mieux les grands politiques et les heros qu'il ne peint les amants." ^ertciiftgutigetu Seite 30 fyik 10 *on unten lieg gewiffe ftatt grojje. beruhe ftatt berufen. 58 , , 13 , , unten 66 , , 13 , , eben 91 , , 4 , , unten 165 , , 18 , , oben 188 ; 1 , , unten a u § g c v r ä g t c r f dj eint ftatt a u s g e; prägter fcjjetnt, »eil ftatt weit. tote fie fingen ftatt wie fingen. (Geltung ftatt Gattung. Ttafag oan (ßtbxnin Jtal} in Deflau. 3tt bwtfen 5urc§ alle Sttdjfjan&futtgett. $eutfdjlanb8 Senfer feit Äant £>te Sextett nnb ©eiifcstyaten ber bcbcutenbjten bentfd)cn Genfer in neuerer 3ett. 3n gemetnfajjltdjer SDarjrelluncj für Selber, ßernenbc unb ge= bilbete ßcfcr überhaupt, gr. 8. brod). $rei$ 2 2f)[r. „(vs ift ein an$ ber fteber eines facfyfunbigen unb gewaubten SRanne* ^offenes Sud), £cr Serfaffet fejjt aflerbings ein fdjon äiemttdj gereiftes teufen »orauö; er giebt ueb inbe§ burdjroeg gro§e Mbe, fo flar ju fein, bafl aueb ber 2aie unter feiner grügrung in ben Stoff einzubringen befähigt wirb, ftür alle bie, wetebe an ben teajnifdjeif Stuöbrüden ber Sttfteme $u ftranbeu fürebten, bat er jum ©djfufi ein obilofopl)ifd)es #rcmbmörterbucb beigegeben, um auch reu biefer Seite für tk allgemeinere Brauchbarkeit feines 33uche« in äwccfmäfuger SQBcife §u fergen. 2öäbrenb tk 2iuffaffung neb ber mögliebften Cbjectiiutät befleifngt, bewegt fiel) bie X)arftc[luug tu einer ftorm, wetebe Sjjfajjttdjfeit, ©efefymacf unb eine gewtffe ÜBärnte im ©au= jeu sieinUd; glücfticb rerbinbet." (SflattonaljeitUtig.) poebne\ner1 Dr. /raty, Kameralc|emte für 2anb= unb gorftnrirtfye , ^ec^nifer, ©anträte, (Eameral = nnb 3uftt$= beamte. 3k brei Slbtfyeilunaien bearbeitet. Tlit §af)lreict>en #oläf$mttcn. gr. 8. 98 feogen. brod;. $ret« 5% £&lr. -Der 3^ctf' welker ben Berfaffer bei ber Bearbeitung biefee SBerfeS oor$ug*weife leitete, war: ben Sanb- unb ^otftttrittlj nid^t allein mit ben gur rationellen Bearbeitung ber gelber unb ?yorften notfywenbigen cfcemifdjen Se§rfa£en unb (srfabrungen befattttt ju macben, fonbentibm and) bie bittet gu jeigen, wie bie ^robufte ber l'anb- unb ^-orftnürtbfcbaft oerwenbet wer* ben; — ben Scdjttifet mit ben Bcrwenbnngen ber oerfebiebenen 9?aturför= oer unb mit ben SDcctbebeu befannt $u madien, wie biefeiben bearbeitet unb bie ^robnftc an] ibre ©üte unb Oieinbeit geprüft »erben; — beut @ant- tdfBbeamten Betebrung über bie ©egenjraube ju geben, meiere auf bie (skfunbbeit ber 9Jcenfd)cn unb Ibicre naebtbeitig wirfen, unb tbm ba$ Ber= fahren ju geigen, wie biefeiben erfannt werben, bamit er, auf beftimmte (£rfd)einungen geftüjjt, ibre Befeitigung ober Bernicbtung oeranlaffen tarnt; — enblid^aber aud) bett löeamtett, meteben bie SSab'ruug gewiffer ®e* werbsintereffen ober V\t Ermittelung unb Bcftrafung oon Vergiftungen obliegt,- mit benjenigeu ebemifeben (srfcfjeinungen unb (frfafyrungcn befannt p machen, welche fieb auf ber artige /fülle belieben unb gewöhnlich oon 3acbrerftänbtgen ermittelt werben,' aber baburd) and) von ibnen ermittelt werben tonnen. £)a§ Sßerf umfaft alfo bte ^Tgtifultut -- uttb ^otfl-- (^etnte, bie tec^nifc^e, bie polijeilicbe unb gettc^tne^e Hernie. Sie (Eroberung SMaitbS unter |$eter bem ©roftn. ^ifiorif^er Otomaiu dlaä) bem Shifftföcn. 4 23be. brod). fßrciS 3 tylx. 3u biefem SSerle, au§ ber ^eb.er cincv ber bebeutenbften rufftfe^en Üiomaubiduer, entrollt neb oor unö ein tebeubigeö ßeitgemalbe roll ber in= tereffanteften biftorifeben Begebungen unb Ibatfacben roll foannenber &anb= lung. ©eftaiten wie ^etcr ber (suojjc, Äatbarina, ber unglürf = lidje ipatful nnb oiele Rubere ron bober gefcbici)tlicber Bebcutung, tre* ten f)ier in ben Borbergrunb, unb bie treffenbe (ibarafterifttf be^ -Dieters wirb oon einer ebien gebanfenooilen Soracbe gehoben. — ^ontant i ®1)M SSon ber fcpnen Stofamunbe, ©cbi*t. TOmatnranSgabe. 2, Auflage. ©leg, geb. *prei$ 20 9Zav, Sie Hoffnung, mit ber tt)ir baS drfcfyenten biefeS ©ebidjteg antun* btgten, ba$ *>k poetifc^e glitte unb fünftterifebe ©ebiegenbeit beffetben alle für t>tö buref) bte fo halt) nött)ic5 geworbene freite Stuflage bewährt, dliäjt nur, baj} biefe ■^nnigfeit unb 3arttyeü ßer dmpfinbung, biefe Äraft unb biefer materifc^e 9tei$ unb SBobtlaut be§ 9tusbrutf8 in weiten Greifen ber Sefewett eine nn* gewöhnliche Söirf'ung geübt, aud) bie $ritif Bat mit unetngefc|ränftem Q3ei= falle biefe feelenoolle £>icl)tung begrübt, auf bie ftrifebe, Unmittelbar fett unb ben achten 9lomanjenton berfetben Ijingewtefen, unb ein berübmter beutfcljer 25tcl)ter l)at ifyr in ber SlugSburger Sttfgem. Bettung ten tyxä§ oor ben meiften neueren Gsrfcfjeinungen suerfannt. f)röl)h>, IJeinnd), SSaftbroffel. ®ln 8etat*Mtb. 19 % eleg. brod), $rei$ l1/» £&lr. SBä^rcnb ber erfte £t)eif biefeg 9iomanS uns mit bem geben unb trei- ben ber beutfcfyen ©tubenten auf ben flehten Uuioerfitäten befannt mad-t, giebt ber Zweite ein gebrungeneS SSilb beS bäuerlichen unb SDorflebenS unb ber ©djiufü fdjttbert un§ bie liebliche SBalbbroffel, hie Jungfrau im ^orjt* fyaufe. £)ie 18 Scbcußbttber, welche uns ber SSerfaffer oorfübrt, beginnen um bat Saljr 1840 unb greifen nocl) hinein in i>tö 3al)i" 1848, fo betf? fte hm ^orjug beö griffen, ©elbfteriebten baben; oteten berfetben ftcf>t man an, ba§ fie rein nacl) ber Statur copirt finb. ©er SDomljerr, todjufye 23cb= benfmefer finb Figuren, bie mof-l am 9corbabl)ange beS £ar$e§ noeb r)eute gefunben werben. (SSofjiföc 3tg.) $)ru^ »., Sie ©C^lDägertn, Lovelle, 23 Sg,e[efl.6r* lKtyl* 3u potlenbetem fünfttcrifctjeit 9ial)inen, auf bem £iutergrunbe nufercr mob erneu pötitifcfyen unb focialen 3 uftä übe, liefert ber SSerfaffer f)ier ein ©eetengemälbe ooil lebenbigfter 2Bat) rt> eit unb oon fpan* uenbftem 3ttte reffe. £)affelbe empfiehlt fiel), fowobl feines ©egenftanbeS halber, als and) namentttei) wegen ber ©emutljS tiefe unb ber t)ol)en f ttt lict> e ti Dceinbeit, mit ber eS ausgeführt ift, gau^ befonberS pr Seetüre gebilbetcr grauen. Mjmü^ Dr. gaxl, Wpro^ologiWe Briefe. £>ie 2öif fenfebaft »om üftenfdjen in feinem %ebtn nnb in feinen Saaten. Tillen ©ebilbeten, »orpglic^ allen £el;rern unb (£r$iefycrn gembmet. Wlit 55 litj^arapfyirten 2tbbübungen. gr, 8. 36ya SB'ofr brod;. $rci3 3 2$lt. 3>ic fyofye Stnfc^auung , hu bei* SSerfaffer oon feiner 2Biffenfct;aft in fiel) trägt, giebt feinem SSerfe eine grofe 2Bärme unb Snnertic^feit, ^Da§ ^öcbfte unb (£belfte ift if)in ber Teufel), alfo ift i^m aud) bie Seljre Pom 9Jcenfet)en bicböcl^fte unb ebelftc, bie SSafiö aller anberen SBtffeufdjaften, ber ficl)erfte ©runb ber ütbit, ^olitif, ^vituft, Religion unb ^ßäbagogif, mit* j)in aud) bie nü|lid)fte, bie praftifcl)fte 2ßiffenfd)aft dr betrachtet bau fogs mif d)e 2 eben unb 9DRcufcl)cntbum, b. 1). ba§ äkrl)ältnif* beö 9Jcenfc^eu gu bie* fer 2Bctt; bie ©attungCveigenfc^aften, ba§ SBefen beö 9Kenfd)en, b. f). feinen Organismus ; bie ©pegteg ber 99ccnfd)l)cit, b. 1). $>a§ Sein unb Sßerben beS 3Dcenfd)cn, unb eublid) baö ^abioibuum, ba§ Dtefultat pou ©attung unb ©pejieS; 5)en ©c^lu§ bilbet -eine ©efd)icl)te ber 5lntbropologie na<$ ' t>m (?rgebniffen ber ©egenwart unb 23ergangenl)eit. SDiefcr ^ingergeig auf ba§ bebeutenbe 53ud) möge oor ber £>anb genügen. ((Suro^a.) Wiaavi, «£, Sefjtkdj ber Äebejeic&enfuiifi (Stenografie.) 9iad? ©abelsbergerfdjem ßefyrgcbäubc aU Seüfaben für Sebrcr, roie jfcm ^albftinttciticl)t. 9tebft SUilettung für Grricfytung unb ®efd)äft8bcl)anblung fienograpf)ifd)cr ßeljr* auftauen unb &an$tetcn. 8. 41 23og. bro$.'3ßret« 3V3 £&lr. ©djori bie erften ßicfctungcu biefeg ausgestatteten, baS gan$e ©e= Inet ber ftenograobifcbien Äunft, fo roie Dtebaction , 3)tutf uitb Verausgabe oon Sattbtag&oetljanMuttgett MnfajTen&en SBetfeS fyaoen bic befonbere 23eacfy= tuttg aller Kennet anf fidj gebogen, unb ttrorben nicljt allein in ben Ueno- gtaoljifcljert SBtattetn beS ©tenogta»ljetts(£ettttaiöeteitt3 ju SD^ünd>eu wegen ber gefaßigen 3 eicfynung bet ftenograpbifcben rift unb ber 2Rctf>obe, bie Seifoiele tu ben üDrucr f)ineinp|e£en, (onbetn auef) ton ber SlugSOutget 9ülgem. 3c^un9 Deg fyörfyjt gebiegenen unb grüublidjen SttfjalteS wegen ganj befonbetS emofobfen. (v* ift ein Setf, bas allen Shtfotberungen unb 23e= bürfniffen fcwoM eiltet Seljtetg ber Stenoatapfyie , als and) eines ©djülerl unb eineS Geübteren ooflftanbig jn entfptedjen weif; eS ift ein Sebtbudi} unb jugleid) ein ^lacbfcbtagebncb, unb Snfyatt wie Stotbnung unb 2htsftattung machen eS 511 bem ootgügliclften unb oottjtanMgften Söette, bav bieder über bie Stenographie erfebienen ift. Wolffattn, Dr. Wil^im, gelungen auB Staflaiib. 2 23bc. ^reiS 2 £$tr. 15 9igr. Tic ootliegenben (yr^äbtuu^cn zeichnen ftcf> buret) ooetifche 9tnffaffung, burefy feine SSeobadjtung unb treffliche ©djitbetung beS tufjifcfyen Gebens aus. ©et 9came beS £>etanSgeoetS , ber in ber literarifcbeu 2Mt bereit* rübmlicb befannt ift, bürgt bafür, bajj bier fowebt bem 3>nfyafte wie ber $'orm nacb fünftlertfcbe Seijtnngett geboten werben. — JfteueS SatenbreDier. stus beutfdjen £td?tem ber üBcrgcmgenbeit unb ©egenroart. STUuiaturausgabe. (Sieg, broct;. $ret$ 1 £$ir. (Steg, mit ©olbfömtt geb. $rei« 1V2 £$fc. ,,©cit labten" fagt einer nnferer anerfannteften Äritifer, „ift itnö feine fo »ollftänbigc unb gemütberbebenbe ®ebicbtfamntluug §u ©eftdjt ge* fontmen, \vk biefe. — -.©et Herausgeber, mit bem gefammten Oleicbtfyum beutfeber ^oefie innig vertraut, bat bier bie fdjönft'en in JBetfen auSg> fvroebenen Sebenswabrbciten, 00m neunten 3aj&tbunbett an bi* auf unfere £age, ^ufammengeftellt, — unb ha» @anje trägt baS ©eptage ebenfo bar- moitifeber als fittlicf) reiner SBcftanfcfyauung. Sir empfehlen bafyer biefes sBucb, baß jtdj fcfyon \o wk #reunbe erworben, allen, bie mit einer wabr* Ijaft' fdjonen unb reichen ^-eftgabe fieb unb Rubere erfreuen wollen." -*H^m^-^^^'^^— r y^rwi Deacidified using the Bookkeeper process. Neutralizing agent: Magnesium Oxide Treatment Date: Dec. 2004 PreservationTechnologies A WORLD LEADER IN PAPER PRESERVATION 111 Thomson Park Drive Cranberry Township, PA 16066 (724)779-2111 lifet w * ftT'^r ivU%§L? T?% sJv^Z.-^^j oU^-'-^JkJ % 0 ;, * r^r-ot